Kloster Zografou: Bulgarisch-orthodoxer Stammsitz am Athos

Das im Norden des Athos versteckte Kloster Zografou bewahrt argwöhnisch die Schriften und Traditionen der bulgarisch-orthodoxen Kirche.

Bulgarisch-orthodoxes Kloster Zografou auf Athos

Bulgarisch-orthodoxes Kloster Zografou auf Athos

Bulgarisches Kloster Zografou: Lageplan auf Athos

Wenn man von Ouranoupoli mit dem Schiff den westlichen Athos entlang fährt, folgen auf das unwirtlich scheinende Land des Klosters Hilandar die Ländereien des bulgarisch-orthodoxen Klosters Zografou mit den ersten Olivenhainen. Das Kloster selbst liegt weit weg vom Meer an einem steilen Hang inmitten der Halbinsel Athos.

Lageplan Bulgarisches Kloster Zografou Athos

Lageplan Bulgarisches Kloster Zografou Athos

Doch schon der Hafen (Arsanas) des Klosters Zografou ist ziemlich klostermäßig. Hab bei meiner ersten Anreise mit der Fähre nach Dafni den Hafen auch schon für ein Kloster gehalten. Und wirklich ist der Arsanas Zografou ganz hübsch, aber eben noch lange nicht das Kloster. Hier legt nur die Fähre an, und von hier kann man auf einer breiten Piste bequem nach Zografou laufen (oder fahren).

Hafen (Arsanas) des Klosters Zografou am nordwestlichen Athos

Hafen (Arsanas) des Klosters Zografou am nordwestlichen Athos

Wanderung von Hilandar nach Zografou

Meine Wanderung über die 20 Klöster des Athos beginnt aber in Dafni und läuft dann gegen den Uhrzeigersinn um die Halbinsel. Start der heutigen Etappe also nicht am Arsanas Zografou, sondern am Kloster Hilandar. Von hier sind es bis nach Zografou nur 7 km. Jetzt ist es 15:45 Uhr. Den Pilgerweg zum bulgarischen Kloster sollte ich bis zum Sonnenuntergang locker schaffen, auch wenn das 700 Höhenmeter über die Berge sind.

Der Pilgerweg nach Zografou wird so gut wie nie begangen und ist entsprechend verwildert.

Die Mönche und auch die Pilger fahren meist auf der anderen Talseite über eine relativ neu gebaute Piste zwischen den Klöstern Hilandar und Zografou hin und her.

Obwohl der Pilgerweg nach Zografou schon ziemlich zugewachsen ist, finde ich mich gut zurecht.

Das ist aber auch keine große Kunst, denn es gibt hier nur diesen einen Pfad.

Da muss man nicht mal viel aufs Handy gucken, es ist klar, wo der Hase hinläuft.

Dazu gibt es selbst auf dieser abgelegenen Strecke immer mal wieder die roten Wegweiser der FoMA (Friends of Mount Athos).

Verlaufen auf dem Wanderweg zum Kloster Zografou

Problematisch ist nur, wenn der Pilgerweg von einer Piste geschnitten wird. Rauf auf die Piste geht es ja.

Nur die Stellen, an denen der Pilgerweg die Piste wieder verlässt, sind leicht zu übersehen. Werde dann auch noch von einem Renault M210 abgelenkt. Das müsste die Feuerwehr vom Kloster Karakalou sein.

Laufe also an einem Wegweiser vorbei. Genau an der Feuerwehr hätte ich nämlich links ins Gebüsch abbiegen müssen. Halte aber eine auch links abzweigende Piste für den Pilgerweg und laufe einen steilen Berg hoch. Ist ja auch viel einfacher, auf einer Piste Strecke zu machen als auf einem holprigen Waldpfad.

Der Weg führt zu einem Aussichtsturm, von dem man fast den ganzen Athos überblicken kann. Daher kam also der M210. Das war die Brandwache, die es sich hier oben schön eingerichtet hat.

Dann lenkt mich noch der schöne Rundblick ab, auch wenn der Turm leider abgesperrt ist.

Erstmal die bequemen Feuerwehrsessel ausprobieren und die Beine ausstrecken. So läuft also eine Feuerwache auf dem Athos ab.

Aber es ist jetzt 17:15 Uhr. In spätestens einer Stunde muss ich am Kloster Zografou sein, sonst ist es da dunkel.

Also alles wieder runter.

Ah, hier ist ja der Wegweiser zum bulgarischen Kloster Zografou. Hab eine halbe Stunde verloren und eine schöne Aussicht gewonnen.

Wegweiser zum bulgarischen Kloster Zografou

Wegweiser zum bulgarischen Kloster Zografou

Wettlauf gegen den Sonnenuntergang

Aber jetzt muss ich flitzen, denn sonst komme ich erst wieder im Dunkeln am Kloster Zografou an.

Renne also im abendlichen Wettlauf gegen den Sonnenuntergang schon wieder fast. Zum Glück ist dieser Teil des Wanderwegs zum einzigen bulgarischen Kloster auf Athos gut ausgebaut.

Mache mir aber trotzdem nicht viel Hoffnung und suche schon nach einem Schlafplatz in Klosternähe. Wasser gäbe es hier schon mal.

Aber der Weg zum Kloster Zografou ist nicht mehr weit.

Hier wäre es auch gemütlich. Aber es ist ja noch nicht mal richtig dunkel. Was soll ich da nur die ganze Zeit auf dieser Bank machen?

Nee, auch wenn die Sonne schon langsam verschwindet, ich laufe weiter bis zum Kloster Zografou.

An der letzten Wegkreuzung muss ich dann doch mal aufs Handy gucken, denn ich will nicht nach Sofia oder Varna, sondern zum Kloster Zografou.

Die steilen Gärten vom Kloster Zografou

Als ich das Kloster Zografou sehe, bin ich erstens falsch und zweitens ist die Sonne gerade weg.

Der richtige Zugang muss auf der anderen Talseite sein. Aber naja, irgendwie werde ich über die Gartenmauern schon zum Kloster Zografou kommen. Und nebenbei kann ich schon mal ausspionieren, wo ich hier im Kloster Zografou als gewohnheitsmäßiger Freischläfer am besten übernachte.

Um die hohen Mauern mache ich mir dabei die wenigsten Sorgen. Denn die Mönche haben einen Sinn fürs Praktische. Und so verfügen die meisten Terrassenmauern über eingelassene Trittstufen.

Allerdings sind die Mauern recht hoch und die schmalen Tritte mit Rucksack dumm zu steigen. Zum Glück hab ich dank meiner schönen Wanderhose das Handy gleich griffbereit und kann trotzdem mal ein Foto machen. Jetzt bloß Nix fallen lassen.

Ab dem kleinen Gartenhaus wird der Zugang zum Kloster Zografou dann aber wieder besser.

Na, da ist doch wieder ein ordentlicher Weg, auf dem ich ganz legal zum Kloster Zografou schreiten kann.

Wenn man direkt davor steht, hat das Kloster Zografou schon eine beachtliche Größe. Gerade durch die Schießscharten wirkt das Kloster von der Gartenseite ziemlich festungsmäßig.

In den Fängen der Mönche von Zografou

Doch kaum trete ich oben durchs Tor des bulgarischen Klosters Zografou, werde ich schon angesprochen und zum Essen geleitet. Mist, jetzt ist der Zug mit frei draußen übernachten abgefahren und ich bin den Fängen der Mönche.

Werde wie immer gleich gefragt, wo ich herkomme. Man vermutet zu Recht, dass ich nicht orthodox, sondern katholisch oder (Schreck lass nach) protestantisch bin. Was anderes ist nicht vorstellbar. Ich sage da nichts dazu und überlasse den Willkommensmönch seinen eigenen Schreckgespinsten. Jedenfalls muss er erstmal Rücksprache halten, was er mit mir anstellen soll.

Nach der entsprechenden Rückversicherung bittet mich der Mönch freundlich um Entschuldigung, setzt mich aber wegen meiner unorthodoxen Art lieber an einen eigenen Tisch ganz in der Ecke, möglichst weit weg von allen anderen. Denn schließlich können Ostkirche und Westkirche auch nach 2000 Jahren noch nicht zusammen an einem Tisch sitzen. Wobei ich ja noch nicht einmal zur Westkirche gehöre. Doch vielleicht sind Ungläubige sogar besser? Aber auf diese Diskussion will ich es nicht ankommen lassen. Dann lieber der Katzentisch.

Dennoch sind die Mönche sehr nett und ich kriege auch was Schönes zu essen. So eine Art Eierpamps mit Tomaten und dazu einen Salat mit Brot. Werde auch nach Wein gefragt. Also nicht nach ob überhaupt, sondern nach welcher Sorte. Aber Wein nehme ich lieber nicht, sonst falle ich gleich hier in meiner Ecke tot um.

Die Pilger und Mönche haben schon Vorsprung beim Essen. Schlinge also in Kenntnis der hiesigen Tischsitten das Abendmahl möglichst schnell rein. Und tatsächlich läutet schon bald ein Glöckchen und alle springen auf. Ich mal lieber auch. Aber ein Mönch kommt extra zu mir und erklärt, dass dieses Ritual für mich sowieso nicht gilt und ich ruhig weiter essen kann. Und morgen früh um 4:00 Uhr muss ich auch nicht zum Gebet aufstehen. Es hat also nur Vorteile, unorthodox zu sein.

Allerdings ist es auch verständlich, dass die bulgarisch-orthodoxen Mönche vom Kloster Zografou misstrauisch sind. Schließlich hat die bulgarische Stasi die Mönche in den achtziger Jahren eingelullt und denen unter wissenschaftlichen Vorwänden die wertvollsten Bücher geklaut.

Und die Abneigung gegen die Westkirchler ist auch verständlich, schließlich wird auf dem Gemälde im Eingang gezeigt, wie der Papst die Mönche verbrennen lässt.

Nur was habe ich mit alldem zu tun?

Übernachtung im Kloster Zografou

Sehe mir nach dem Abendbrot den Innenhof vom Kloster Zografou an. Im Gegensatz zum Kloster Hilandar ist hier tatsächlich alles ziemlich antik und hat insgesamt einen gewissen Charme.

Auch mit den Blumen geben sich die bulgarischen Mönche richtig Mühe.

Wahrscheinlich ist es aber das viele Gras auf dem Pflaster, das den Innenhof des bulgarisch-orthodoxen Klosters Zografou weniger streng als sonst wirken lässt.

Dann schickt mich ein Mönch zur „Rezeption“ am Eingang zum Kloster Zografou (ich kann mir immer den griechischen Namen nicht merken). Dort gibt es eine Menge ganz kleiner, ganz zutraulicher Katzen,

Aber die sind auch ganz schön frech. Mach bloß keine Löcher in meine wasserdichte Hose!

Dann kommt der Gästemönch und sperrt mich sicherheitshalber in die letzte Ecke vom Gästehaus. Natürlich alleine in ein Zimmer mit 6 Betten. Auch gut. Ansonsten frage ich, was Zimmer und Essen kosten und wie ich das bezahlen kann. Aber das ist alles frei. Die Mönche wollen nichts und auch keine Spende. Wenn ich unbedingt etwas geben will, soll ich in den Ikonenshop gehen und dort was kaufen.

Aber als ich erzähle, dass ich im Kloster Simonos Petras den Feuerwehr-Unimog quasi als Spende repariert habe, ist der Mönch ganz begeistert und freut sich. Persönliches Engagement scheint offenbar höher angesehen zu sein als rein pekuniäre Anerkennung.

Es ist jetzt schon dunkel, aber auf der anderen Talseite steht ein IFA W50 als Autodrehkran. Dazwischen ein recht tiefes Tal. Egal, da muss ich hin. Tja, hier hätte ich bei Sonnenuntergang stehen sollen. Aber so ist das eben, wenn man recht planlos von Kloster zu Kloster läuft. Wobei ich ja im Gegensatz zu unserer Sommerkreuzfahrt mit dem Bus über Athos diesmal einen wirklichen Plan habe, wo auf dem Athos alle Klöster sind und in welcher Reihenfolge ich die ablaufe. Aber der Rest ist halt unklar, und ich mache mir auch keinen Kopf darum, wo ich am Abend sein werde.

Jetzt noch Wäsche waschen, Duschen, Chronik diktieren und dann ab ins viel zu weiche Bett. Bin mitten in der Nacht schon drauf und dran, doch noch die Isomatte aufzupumpen und auf dem Boden zu schlafen. Aber sowas muss man schon mal aushalten. Da stört mich schon eher, dass die Wäsche auf dem Balkon vom Kloster Zografou nicht trocken wird.

Frühstück mit den Mönchen von Zografou oder den Katzen?

In Bezug auf das Frühstück bin ich mit den Klöstern irgendwie nicht kompatibel. Weiß immer noch nicht, wann die Mönche frühstücken. Normalerweise nach der Morgenmesse. Aber ist das nun früh um 5:00 Uhr? Oder um 8:00 Uhr? Das hat mir noch niemand so genau gesagt. „Nach der Messe“ reicht halt als Zeitangabe.

Naja, egal. Setze mich 9:00 Uhr für mein Privatfrühstück neben den Eingang zum Kloster Zografou. Heute gibt es Wasser aus dem Klosterbrunnen sowie Krümel der leckeren rumänischen Salzkekse aus Prodromou.

Bin gleich wieder umringt von Katzen und gebe denen meine Würstchen, auf die ich mittlerweile keinen Bock mehr habe. Meine auch, dass der Hund vom Kloster Vatopedi hier rumläuft. Sind ja nur 8 km auf der direkten Strecke nach Zografou.

Loslaufen kann ich nach dem Frühstück noch nicht, denn die Morgensonne lässt noch auf sich warten und ich habe ja noch kein richtiges Foto von Zografou. Aber die Sonne kommt und kommt einfach nicht über die Berge. Naja, kann ja wenigstens schon mal Wasser auffüllen.

Wenn ich rüber zu dem W50 laufe, sehe ich zwar die Sonne, aber das Kloster wäre im Gegenlicht. Das schafft mein Handy nicht.

Maria vom Kloster Zografou

Muss also noch ein bisschen die Zeit vertrödeln und schaue mir das Gemälde mit Maria und allen Klöstern und Skiten am Berg Athos im Eingang vom Kloster Zografou an. Das müsste ich mal mit den echten Fotos der 20 Klöster von Athos machen. Die hübsche Maria steht umringt von alten Männern auf einer Wolke. Allerdings auf dem Berg Antiathonas und nicht auf dem Gipfel des Athos. Sonst hätte sie nicht mehr aufs Bild gepasst.

Laufe dann noch ein bisschen im Innenhof herum. Aber den habe ich gestern schon gesehen.

Kirche im Innenhof des bulgarischen Klosters Zografou

Kirche im Innenhof des bulgarischen Klosters Zografou

Warten auf den Sonnenaufgang am Kloster Zografou

9:15 Uhr werden die Hügel rings um das Kloster Zografou erleuchtet. Da kann ich mich ja schon mal auf die Ostseite des Klosters begeben und die dortige Baustelle inspizieren. Aber da stehen nur Baumaterialien und Baugeräte. Bauarbeiter sind heute am Montag keine zu sehen.

Die Sonne kommt immer noch nicht über den Berg. Versuche also, diesen kleinen Text zu entziffern, scheitere aber erbärmlich.

Und immer noch erhellt die Sonne erst eine einzige der vielen Turmspitzen vom Kloster Zografou.

Muss also weiter warten. Beschäftige mich damit, ein Spannband so an den Halteschlaufen meines Handgepäck-Rucksacks zu befestigen, dass ich die ganze Wäsche aufhängen und unterwegs trocknen kann. Hab ja für die Athoswanderung extra alle Sachen in schwarz zusammengestellt. Gerade beim Handtuch war das gar nicht einfach.

Und bei meiner Regenhose hab ich lieber nicht die alte schwarze (und leider mittlerweile undichte) Gore-Tex-Wanderhose mitgenommen, sondern die neue und noch wasserdichte Vaude Monviso. Die ist allerdings blau. Das stört die Mönche aber nicht, solange ich nicht die seitlichen Reißverschlüsse aufzippe. Über den schockgelben Rucksack müssen wir jetzt nicht reden.

Wobei die Wäsche weder sauberer noch trockener wird, wenn ich den Ortlieb-Rucksack mit den Sachen hintendran wie gehabt als Sitzbank benutze. Egal, hier gibt es sowieso nur Männer.

Als dann die Sonne zumindest die Hälfte vom Kloster Zografou erhellt, verliere ich doch noch die Lust, mache um 09:49 Uhr nur ein einziges, liebloses Foto vom bulgarischen Kloster auf Athos und verschwinde im Wald.

Ganz ehrlich, die halbe Stunde hätte ich auch noch warten können. Naja, egal. So eine gewisse Spontanität gehört zu meinem Spaß auf einer solchen Wanderung dazu. Auch wenn ich mich dann hinterher drüber ärgere. Aber Laufen ist nun mal schöner als nur rumzusitzen und zu warten. Also auf zum Kloster Konstamonitou.

Infos zum 9. Kloster Zografou

  • Offizieller Name: Heiliges Kloster Zografou / Ιερά Μονή Ζωγράφου / Зографски манастир
  • Klosterhierarchie von Athos: Rang 9
  • Gründung: Im 10. Jh. durch die Brüder Moses, Aaron und Ioannes aus Ohrid
  • Zerstörungen: Brandschatzung 1308, Feuer 1974,
  • Anzahl der Mönche 2022: 15
  • Besonderheit: Bulgarisch-orthodoxes Kloster seit dem 13. Jahrhundert
  • Reliquie im Kloster:
    • 2 wundersame Ikonen Unserer Lieben Frau
    • Ikone Unserer Lieben Frau vom Akathistos
    • Ikone Epakoousa
  • LKW-Sichtungen: IFA W50 ADK, Mercedes LK 814
  • Zufahrt: Piste von Karyes und Hafen
  • Mehr Infos zum Kloster: Wiki
  • Alte Seite von Mountathos.gr (Webarchiv 2016): Klick
  • Hier gibt es eine Karte mit der Übersicht und Beschreibung aller Klöster auf Athos.
  • Wanderstrecke: Hilandar – Kloster Zografou | 7,3 km lt. Karte (10,3 km mit Umwegen) | 2,00 h netto | 400 m Aufstieg | 305 m Abstieg | 705 m gesamt (roter GPS-Track in der Karte von Athos)

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert