Kloster Hilandar: Serbische Trutzburg am Athos
Wanderung zum serbisch-orthodoxen Kloster Hilandar im Norden von Athos und pilgermäßige Besichtigung der Klosteranlage.
Lageplan des serbischen Klosters Hilandar auf Athos
Das Heilige Kloster Hilandar steht manchmal auch als Chilandaríou (Ιερά Μονή Χιλανδαρίου bzw. serbisch Манастир Хиландариу) auf den Wegweisern. Die Mönche sprechen eher von Chilandariou mit einem Ch wie bei Achtung. In den Onlinekarten steht meist die englische Transkription Hilandar.
Der Karte nach ist das serbisch-orthodoxe Kloster Hilandar das flächenmäßig größte Kloster auf Athos. Die Serben von Hilandar sind damit auch auf dem Athos das landseitige Bollwerk gegen den Rest der Welt.
Die Klosterburg Hilandar selbst liegt inmitten auf Athos auf einem Felsen über dem Fluss.
Pilgerweg von Esfigmenou nach Hilandar
Nach der gescheiterten Innenbesichtigung des Klosters Esfigmenou starte ich trotzdem recht zufrieden auf die staubige Piste zum Kloster Hilandar.
Mit dabei ist die am Strand geerntete Melone. Da ich mich nur ungern auf die Essensversorgung der Klöster verlasse, ist etwas Frisches immer gern gesehen. Aber auf dem Athos gibt es außer den allgegenwärtigen Olivenbäumen kaum was Brauchbares. So ein Granatapfel sieht zwar lecker aus, aber da ist eigentlich nichts dazu.
Aber ich hab ja meine Melone. Vermisse allerdings mein schönes Fluggepäck-Messer, das auch nach mehrfacher, kompletter Revision des gesamten Rucksackinhalts nicht auftaucht. Als einziges Werkzeug bleibt nur der abgesägte Löffel.
Die Melone schmeckt, aber ich kann die beim besten Willen weder alleine essen noch mitschleppen. Auch ein Mönchspassant kann mir nicht helfen, sondern will schnell zur Messe laufen.
Platze bald. Schluss jetzt. Weiter zum nächsten Kloster Hilandar. Das liegt recht abgelegen im Nordwesten von Athos, ist von Esfigmenou aus aber gleich um die Ecke. Da steht schon der 800 Jahre alte Wachturm des Königs Milutin. Nicht weit dahinter liegt der Hafen (Arsanas) von Hilandar.
Aber ich habe mich jetzt echt überfressen und keinen Bock auf Umwege. Bin schon froh, dass ich nach Hilandar pilgern kann, ohne einen der jetzt wieder häufigeren Geländewagen anhalten zu müssen. Wobei häufiger in diesem Fall bedeutet, dass auf den 3 Kilometern ein Hilux, ein Defender und ein Discovery vorbeikommen. Aber für den nördlichen Athos ist das schon ganz schön viel Verkehr.
Hilandar: Kloster der Serben auf Athos
Jede größere orthodoxe Glaubensgemeinschaft hat ja ein Kloster auf Athos. Manchmal auch nur eine Skite wie die Rumänen mit der Skite Prodromou. Chilandaríou nun ist das serbische Kloster und die respektable Nummer 4 in der Hierarchie von Athos. Hier ist dann auch das Denkmal für den serbischen Zaren Stefan Uroš IV. Dušan, genannt „der Mächtige“.
Душан (Duschan) war sogar so mächtig, dass er seine Frau Helena, Prinzessin von Bulgarien, irgendwann im 14. Jahrhundert vor der Pest auf Athos in Sicherheit bringen konnte. Angeblich aber hat Helena nie den Fuß auf Athos gesetzt, sondern sich immer herumtragen lassen, sodass formal das Frauenbetretungsverbot eingehalten wurde. Die Frage ist nur, ob diese Auslegung des Avaton zumindest im Bereich des serbischen Klosters auch für Frauen auf dem Fahrrad gilt. Oder im Rollstuhl.
Naja, derzeit ist der Athos eben eine Männerwirtschaft und Maria schaut nicht so genau hin. Kurz vorm Kloster Hilandar ein Männerruheplatz. Man beachte die leere Dose Bier auf dem Stein.
Aber ich will nicht meckern. Das Kloster Hilandar ist wirklich sehr hübsch und gut gelegen inmitten der nordwestlichen Einöde von Athos. Und was die Mönche in ihrer Freizeit machen, geht mich nichts an.
Das Kloster Hilandar hat jedenfalls aufgrund der riesigen Ikonensammlung und der größten serbischen Bibliothek des Mittelalters einen herausragenden Ruf auf Athos und begeistert mit vielen liebevollen Details.
Auch der zypressengesäumte Weg zum Kloster ist eine Augenweide.
Im Bauhof vom Kloster Hilandar
Drehe vor dem Eintritt wie gehabt erstmal eine Runde ums Kloster.
Heute ist Sonntag und da wird auch in Hilandar nicht gearbeitet, sondern gebetet und gefaulenzt.
Da kann ich das Kloster in Ruhe erst einmal von außen anschauen und mich orientieren, andererseits aber mal den LKW-Bestand im Bauhof checken.
Tja, und die frisch sanierte Schokoladenseite des Klosters Hilandar zeigt sich sowieso vom Bauhof aus. Dieser Teil des Klosters war 2004 völlig ausgebrannt. Da, wo sich die Holzanbauten befinden, standen nur noch verkohlte Mauerzacken.
Eingang zum Kloster Hilandar
Was ich an den Klöstern von Athos neben den alten LKWs auch mag, sind die kleinen Wege in den Gärten.
Und in Hilandar steht auch wieder das Tor sperrangelweit offen wie in allen anderen Klöstern auf Athos. Mit Ausnahme des Rebellenklosters Esfigmenou natürlich.
Interessant sind nicht nur die mittelalterlichen Wandmalereien, sondern auch die neuzeitlichen Aushänge für den Pilgertransport in Serbisch, Griechisch, Russisch und Englisch.
Frage mich nur, warum die Mönche den Anschlag nicht mit Magneten auf den alten Eisentüren befestigt haben. Das wäre doch wesentlich stilvoller als mit dieser Folientasche.
Besichtigung des Innenhofs von Hilandar
Der Innenhof des Klosters Chilandaríou ist recht groß und grob gepflastert.
Man sieht schon, dass nach dem Brand des Klosters Hilandar 2004 vieles neu errichtet wurde. Gebrannt hat aber nur hier dieser obere Teil am Haupteingang. Ich bin nun nicht der Brandgutachter, aber nach Berichten vom Athos war der gemauerte Kamin des Holzofens in der Abtzelle undicht, sodass sich das umgebende Gebälk entzündet hat. Gibt halt weder eine Bauaufsicht, noch den TÜV und erst recht keine Schornsteinfeger auf Athos.
Der südliche Teil des Klosters mit der Bibliothek sowie die Kirche sind verschont geblieben. [Hier gibt es übrigens einen Extrabeitrag zur Brandkatastrophe von Hilandar 2004 mit Originalberichten und historischen Fotos.]
Und mit ihr viele der uralten Malereien im Katholikon.
Insgesamt ist das Kloster Hilandar schon nett, aber dann auch nicht so toll, wie es mir vorgeschwärmt wurde. Der eigentliche Wert und die Stellung des Klosters entsteht ja durch die riesige Ikonensammlung und die serbische Bibliothek. Aber beides ist für mich nur Theorie, denn davon kriegt der Durchschnittspilger nichts zu sehen.
Vieles im Kloster Hilandar sieht schon wieder so aus, als hätte es hier nie gebrannt.
Und manches Gerüst könnte auch schon vor dem Brand gestanden haben.
Diese ausgelatschten Stufen aber sind original.
Und die Malereien in der durch Gottes Wunder unbeschadeten Kirche sowieso. Wäre auch jammerschade gewesen.
Jedenfalls ist das Kloster Hilandar sehr gepflegt und liebevoll eingerichtet.
Es sind sowieso immer die Details, die mich begeistern. Alleine dieser treppenmäßige Aufwand für einen kleinen Durchschlupf. Ist das eine Fehlplanung oder hatte man einfach irgendwo Marmor übrig?
Manche Ausstellungsstücke dienen aber auch hier nur musealen Zwecken und werden nicht mehr benutzt.
Die Mönche lieben eben dann doch die Handreichungen der modernen Zeit, auch wenn die oft etwas unkonventionell umgesetzt sind. Typisch Männerhaushalt. Funktioniert doch.
Das hier soll wohl die Corona-Desinfektionsstation sein.
Allerdings ist das Quellwasser von Hilandar wesentlich besser als das brackige Zeug vom Kloster Esfigmenou, auch wenn die Mönche auch hier alle Abfälle einfach in den Fluss kippen.
Abmarsch vom Kloster Hilandar
Es ist jetzt 15:45 Uhr und die Melone ist verdaut. Kann jetzt nicht mehr so lange trödeln.
Schnell noch die Feuerwehrfahrzeuge vor dem Kloster checken. Oh, hat der U1850 die Ackerstolle überhaupt mit der richtigen Laufrichtung aufgezogen?
Und wo braucht der diese Matschreifen überhaupt?
Naja, das Flussbett und die Gegend rund um das Kloster Hilandar werden nicht immer so trocken sein.
Adieu, serbisches Kloster Hilandar. Für mich geht es über die Berge zum bulgarischen Kloster Zografou.
Infos zum serbischen Kloster Hilandar
- Offizieller Name: Heiliges Kloster Hilandar (auch Chilandaríou) / Ιερά Μονή Χιλανδαρίου / Манастир Хиландар
- Klosterhierarchie von Athos: Rang 4
- Gründung: Anfang 11. Jh, Kloster der Serben ab 1198
- Zerstörungen: 1639, 1722, 1776, 1891, 1950, 1981 und dem großen Feuer von 2004
- Anzahl der Mönche: 20-30
- Besonderheit: Größte historische serbische Bibliothek und Zentrum der serbisch-orthodoxen Kirche
- Reliquien im Kloster Hilandar:
- Größte mittelalterliche Ikonensammlung überhaupt
- Ikone Christus Pantokrator aus dem 13. Jh.
- Gottesmutter von den drei Händen
- Hirtenstab des Heiligen Sabas
- LKW-Sichtungen: Unimog U 416 und U 1850
- Zufahrt: Piste von Karyes
- Mehr Infos zum Kloster: Wiki
- Alte Seite von Mountathos.gr (Webarchiv 2016): Klick
- Hier gibt es eine Karte mit der Übersicht und Beschreibung aller Klöster auf Athos.
- Wanderstrecke: Esfigmenou – Kloster Hilandar | 2,7 km lt. Karte (3,7 km mit Umwegen) | 0,75 h netto | 69 m Aufstieg | 20 m Abstieg | 89 m gesamt (roter GPS-Track in der Karte von Athos)