Feuer im Kloster Hilandar 2004: Athos-Mönche im Brandeinsatz
Fotos und Berichte zum verheerenden Feuer sowie den Löscharbeiten und Zerstörungen im Athos-Kloster Hilandar 2004 auf Grundlage von Unterlagen des beteiligten Mönchs Theodosios von Athos, dem ich herzlich für die Überlassung danke.
Feuer in den Klöstern vom Athos und Hilandar
Hab auf meiner Wanderung zu allen Klöstern des Athos schon gesehen, dass nahezu sämtliche Klöster irgendwann ein Raub der Flammen wurden. Meistens sogar mehrfach. Klar, alle Brände in den Jahren 1307-1309 wurden natürlich von der katalanischen Kompanie gelegt, die plündernd und brandschatzend über den Athos gezogen ist. Auch Piraten und Osmanen haben die Mönche am Athos immer wieder überfallen, ausgeraubt und anschließend ihre Klöster angezündet.
Aber das ist nur die halbe Geschichte. Denn die meisten Feuer am Athos sind von den Mönchen selbst verursacht oder zumindest fahrlässig begünstigt worden. Schließlich gibt es auf der winterkalten Halbinsel generell einen recht unbekümmerten Umgang mit Feuer, Bauvorschriften und Wartungsarbeiten. Alleine die kreative Verlegung der Kamine aus den Zellen der Mönche ist immer wieder bemerkenswert.
Wahrscheinlich ist es nur der Umsicht einer gewissen Maria zu verdanken, dass es auf dem Athos nicht öfter brennt. Doch von ihrer Wolke aus kann sie auch nicht überall gleichzeitig aufpassen. Zumal sie sich für himmlische Löscharbeiten schon ein bisschen bitten lässt. Im August 2012 jedenfalls hat sie beim letzten großen Waldbrand rund um Hilandar erst nach einer aufwändigen Bittprozession der Mönche mit Priestern, Weihrauch, Gesang, Gottesdiensten und allem drum und dran ihre Schleusentore geöffnet und den hoffnungslosen Feuerwehrleuten mal gezeigt, wie man so ein Feuer richtig löscht [1].
Doch trotz des höheren Beistands war allein das Kloster Hilandar sieben Mal von schweren Feuern betroffen. Nach den Bränden von 1639, 1722, 1776, 1891, 1950 und 1981 war aber das Feuer von 2004 für das Kloster Hilandar am verheerendsten und vernichtete mehr als die Hälfte der Bausubstanz [2]. Verschont geblieben sind nur das Katholikon und die Gebäude im südlichen Hilandar mit wertvollen Wandmalereien und der wichtigsten serbischen Bibliothek des Mittelalters.
Das Feuer von Hilandar (Chilandaríou) am 04.03.2004
Das große Feuer von Hilandar vom 04.03.2004 wurde wohl durch bauliche Mängel, fehlende Überwachung und leichtsinnigen Umgang mit Feuer verursacht. Einige Quellen sprechen sogar von Brandstiftung [4], der Spiegel von einem defekten Heizlüfter als Ursache [3].
Augenzeugenberichte und eine Analyse der Universität Novy Sad aus 2014 kommen jedoch zum Schluss, dass das Feuer im Kloster Hilandar 2004 von einem undichten Schornstein im Nordwesten des Klosters Hilandar ausgegangen ist. Offenbar haben es die Mönche im kalten März 2004 mit dem Feuer im Kamin des Abtes zu gut gemeint [5]. Da aber der Schornstein im Dachbereich aufgrund einer Fundamentsetzung gerissen war, entzündete sich beim abendlichen Höllenfeuer des Abtes die umgebende Holzkonstruktion [2].
Nach dem Feuer von Hilandar in der Nacht vom 4. auf den 5. März 2004 sind vom Dachgeschoss im nördlichen Teil nur die Schornsteine stehen geblieben. Durch mangelhafte Statik, fehlende Bauaufsicht und unzureichende Wartung traten an diesen gemauerten Schornsteinen Risse, Undichtigkeiten und Beschädigungen auf, was im Kloster Hilandar 2004 in Verbindung mit Holzbauweise und fehlenden Brandmauern der Obergeschosse zur Feuerkatastrophe geführt hat.
Die damals 25 Mönche des Klosters Hilandar konnten das Feuer 2004 zwar anfänglich selbst löschen, verkannten jedoch den andauernden Schwelbrand, der durch den Wind auf der anderen Seite des Gebäudes aufflammte und sich schnell ausbreitete. So blieb den Mönchen aus dem Kloster Hilandar nur noch, sich und einige wenige Ikonen vor dem Feuer zu retten.
Innerhalb von einer Stunde erfasste das Feuer im Kloster Hilandar das gesamte Dach im nordwestlichen Klosterbereich. Als am Morgen des 05.03.2004 nach 3 Stunden die erste Feuerwehr über die Pisten des Athos im entlegenen Hilandar eintraf, stand aufgrund fehlender Brandmauern bereits die gesamte nördliche Hälfte des Klosters Hilandar in Flammen [5].
Neben der damals noch recht kleinen Berufsfeuerwehr aus Karyes haben die anderen Klöster des Athos Löschgruppen zusammengestellt und zum Feuer nach Hilandar geschickt. Besonders mühsam war die Heranführung von Löschwasser, da die Löschwasserleitungen von Hilandar offenbar nicht vollständig intakt waren. Im Foto ist zum Beispiel noch eine dampfende Steigleitung zu sehen.
So war es Aufgabe des Unimog aus Simonos Petras, jeweils 2500 Liter Meerwasser im Hafen Hilandar aufzunehmen und die 3 km bis zum brennenden Kloster Hilandar zu bringen. Die Schwierigkeit besteht dabei darin, dass das Löschwasser erst einmal mit der Handpumpe 2 m vom Meer hoch zur Mole gepumpt werden muss, bevor die Löschwasserpumpe am Unimog anzieht. Macht das mal. Allein. 20 Mal am Tag. Dazu sind auch die 120 km Fahrstrecke im Unimog U1300L eine Qual.
Aufgrund dieser schwierigen Bedingungen beim Löscheinsatz konnten sich die vereinigten Feuerwehren vom Athos 2004 nur darauf konzentrieren, ein Übergreifen des Feuers auf den Südteil des Klosters Hilandar zu verhindern. Eine Rettung des in Brand stehenden Klosterteils war aufgrund des fortgeschrittenen Feuerinfernos nicht mehr möglich. Daran konnten auch die zwischenzeitlich eingetroffenen Feuerwehren vom Festland aus Arnaia und Poligiros nichts mehr ändern [1].
Zerstörungen durch das Feuer in Hilandar 2004
Und so brannte der Nordteil des Klosters Hilandar 2004 bis auf die Grundmauern aus.
Die Zerstörungen durch das Feuer im Kloster Hilandar 2004 waren immens: Nicht nur waren mehr als die Hälfte der Bausubstanz zerstört, sondern mit ihr auch Wandmalereien aus dem 12. und 13. Jahrhundert, alte Bücher und Schätze der Mönche. Aus serbischer Sicht war das eine der größten Verwüstungen für nationale künstlerische und historische Schätze und eine Katastrophe für die serbisch-orthodoxe Kirche [2, 5].
Das nächste Foto zeigt wenige Tage nach dem Brand vom 04.03.2004 die nordwestliche Ansicht des Klosters mit den ausgebrannten Gebäuden.
Auch die Innenansicht des Haupteingangs ganz im Norden zeigt, dass nach dem Feuer im Kloster Hilandar 2004 nichts mehr von den alten Gästehäusern, dem Eingangsportal und dem Abthaus in diesem Bereich übrig war.
Dieser Teil des Klosters Hilandar wurde im Feuer von 2004 fast vollständig vernichtet.
Glück im Unglück war nur, dass die wertvollsten Teile des Klosters Hilandar beim Feuer 2004 offenbar aufgrund des vorherrschenden Südwinds verschont geblieben sind. Katholikon, Schatzkammer, Bibliothek und Krankenhaus wurden vom Feuer nicht erfasst. Ebenso wenig das Refektorium mit seinen Fresken aus dem 14. Jahrhundert, das dafür aber durch Löschwasser beschädigt wurde [5]. Allerdings schieben die Mönche das natürlich auf göttlichen Beistand und nicht auf die Windrichtung.
Noch 4 Tage nach dem Feuer von Hilandar 2004 rauchten die Trümmer und herrschten Schwelbrände, die von den Feuerwehren des Athos kontinuierlich bekämpft wurden. Abends gab es für die Feuerwehrleute im Refektorium von Hilandar dann schon wieder Essen bei Kerzenschein.
Wiederaufbau nach dem Hilandar-Feuer 2004
In Serbien löste das Feuer im Kloster Hilandar 2004 eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Bereits am Tag nach dem Feuer in Hilandar wurden erste Spendenkonten eröffnet [5]. Schließlich wollten die Serben nicht, dass ihre heilige Quelle diverser wundertätiger Klosterarzneien gegen Krebs, Kinderlosigkeit und Ziegenleid versiegt.
Die Kunstschätze, Ikonen und Gebäude im nördlichen Teil des Klosters Hilandar waren durch das Feuer 2004 jedoch unrettbar verloren. Und natürlich schreiben es die Mönche der göttlichen Fügung zu, dass keine Menschenleben verloren gingen. Gerade auch der Umstand, dass das Wandgemälde mit Maria und Jesus auf dem Arm über dem mit am stärksten vom Feuer 2004 betroffenen Eingangsportal nahezu unbeschädigt erhalten geblieben ist, dürfte den Mönchen Hoffnung gegeben und sie in ihrem Glauben an Gottes Wille bestärkt haben.
Und so begannen schon wenige Tage nach dem Feuer von Hilandar 2004 die Aufräumarbeiten und die Sicherungen der verschonten Kunstschätze.
Trotzdem werden die Spuren des Feuers in Hilandar 2004 noch lange sichtbar bleiben.
Bei meinem Besuch im Kloster Hilandar 2022 war der vom Feuer betroffene, nordwestliche Teil des Klosters bereits wieder aufgebaut. Ich hoffe nur, dass diesmal die Schornsteine ordentlich vermörtelt sind und regelmäßig überwacht werden.
Quellen zum Feuer in Hilandar 2004
- [1] Historische Fotos und Hintergrundinfos stammen von Mönch Theodosios von Athos. Vielen Dank dafür und für alles. Ich komme nach der abgeschlossenen Beschreibung aller 20 Klöster des Athos auch wieder mal den Unimog reparieren, wenn Not am Mann ist.
- [2] Nađa Kurtović-Folić: Consequences of a Wrong Decision, Case Study of Chilandar Monastery Fire. Structural Faults & Repair – 15th International Conference, Novy Sad, 2014: Klick
- [3] Spiegel vom 13.12.2004: Inferno am heiligen Berg: Klick
- [4] Wikipedia zum Brand von Hilandar im Jahr 2004: Klick
- [5] Tamara Skrozza, Požar stoleća (Das Feuer des Jahrhunderts), Vreme: Klick
- [6] Eigener Besuch im Kloster Hilandar 2022
Korrektur:
Der göttliche Beistand hatte den Wind passend gedreht
Maria, Windrichtung, Brandmauern – die Serben hatten beim Feuer in Hilandar einfach Glück im Unglück.