Kloster Konstamonitou: 1000 Jahre Athos-Schlusslicht
Das Kloster Konstamonitou ist baulich und spirituell eher unscheinbar und daher Schlusslicht in der Athos-Hackordnung.
Lageplan Kloster Konstamonitou auf Athos
Die recht kleinen Ländereien des Klosters Konstamonitou liegen im sanften Hügelland des Mittleren Westens der Halbinsel Athos. Während sich das Kloster selbst vom Meer aus unsichtbar in den Hügeln versteckt, ist der schlichte Hafen (Arsanas) Konstamonitou von der Fähre zwischen Ouranoupoli und Dafni gut zu sehen.
Pilgerweg von Zografou zum Kloster Konstamonitou
Prinzipiell kann man natürlich am Hafen des Klosters Konstamonitou anlanden und auf einer breiten Piste die paar Kilometer hoch zum Kloster wandern oder sich abholen lassen. Ich beginne die Wanderung aber am Kloster Zografou. Hier geht’s also zum Kloster Konstamonitou.
Der alte Pilgerweg ist nur am Anstieg nach dem Kloster Zografou in Stein gesetzt. Und auch da hat schon lange niemand mehr die Stützmauern erneuert.
Dennoch ist der Weg nach Konstamonitou schön und abwechslungsreich.
Dazu geht es im Hügelland des mittleren Westens von Athos ganz schön auf und ab.
Obwohl die Wege schmal und unscheinbar sind, kann man sich trotzdem kaum verlaufen, denn die alten Pilgerwege laufen immer direkt zum nächsten Kloster und zweigen quasi nie ab.
Merke bei einer Pause, dass ausnahmsweise mal sechs Pilger hinter mir her sind. Muss mich also ein bisschen sputen, damit mich die jungen Männer nicht noch überholen und dann ständig in meinen Fotos herumlaufen.
Mann, ist das ein Stress hier. Kann mir gar nicht alles in Ruhe anschauen.
Alleine die Wegweiser sind doch schon ein Kapitel für sich.
So richtig gut lesbar sind nur die roten Schilder der FoMA, also des englischen Vereins Friends of Mount Athos.
Dabei sind die alten Schilder zwar da, aber oft recht unscheinbar und schwer zu lesen. Die Mönche selbst haben jedenfalls schon lange nicht mehr nach ihren Wegweisern zum Kloster Konstamonitou geschaut.
Und auch dieses Kellion im Wald bräuchte mal etwas Zuwendung.
Aber gerade die Natürlichkeit, Ursprünglichkeit und Ruhe des Hügellandes rund um Konstamonitou macht die Wanderung zum Kloster einzigartig.
Wenn da nur nicht die schnelle Pilgergruppe wäre, die mich vor sich herhetzt.
Dabei habe ich den Auftrag, nach irgendeinem Fünffingermonument zu suchen. Ist das vielleicht dieser Baum hier?
Oder versteckt sich da ein besonderer Felsen irgendwo im Gebüsch?
Mann, bei so einem Stress kann ich mich gar nicht richtig auf den Weg konzentrieren.
Zum Glück muss ich nicht auch noch am Handy rumfummeln, weil die Schilderdichte doch recht hoch ist.
Gefährlich wird es nur, wenn eine neue Piste die alten Wege zerschneidet und man ein Stück auf der „Straße“ laufen muss. Dann schreitet man so schön aus und verpasst schnell den meist schmalen, meist völlig unscheinbaren Abzweig des eigentlichen Pilgerwegs in den Wald hinein.
Noch bevor ich Konstamonitou sehe, höre ich es am Baulärm. Die Bauaktivitäten der Mönche scheinen sich aber auf das unmittelbare Klosterumfeld zu beschränken. Die alten Wege und Mauern im Wald gehören da nicht dazu.
Gärten des Kloster Konstamonitou
Da ist doch schon das Kloster Konstamonitou. Allerdings liegt da noch ein ziemlich tiefes Tal dazwischen. Und schon wieder ist das fröhliche Schnattern der griechischen Pilger hinter mir.
Verpeile dann den richtigen Abzweig. Klar, die Piste ist breit, die Beine sind frisch, da denkt man nicht nach, sondern lässt es laufen. Muss jedenfalls wieder durch die Gemüsegärten klettern. Aber natürlich kommt man von jeder Richtung irgendwie an das Kloster Konstamonitou heran.
Gehört ja mittlerweile sowieso zu meinen Ritualen, ein Kloster nach Möglichkeit vollständig zu umrunden und dann erst reinzugehen. Denn da finde ich immer noch dies und das. Hier zum Beispiel rollenweise NATO-Draht, mit dem die Gärten von Konstamonitou gesichert sind.
Wahrscheinlich haben die Mönche Angst, dass ihnen die Wildschweine sonst einen Besuch in den Folienzelten abstatten und plötzlich die Teller leer bleiben.
Aber da sind die Mauern an den Hängen sicherlich bessere Schutzwälle.
Ganz oben vor dem Kloster haben sich die Mönche von Konstamonitou einen richtig romantischen Gartenpavillon eingerichtet.
Das versteckte Kloster Konstamonitou
Und da ist es doch schon, das Kloster Konstamonitou. Scheint sich allerdings für seinen letzten Platz in der Rangfolge von Athos zu schämen und versteckt sich ein wenig hinter dem raumgreifenden Großgrün.
Versuche daher im oberen Olivenhain eine halbwegs brauchbare Ansicht vom Kloster Konstamonitou zu finden. Denn das Ziel dieser Reise auf Athos ist ja, von jedem Kloster ein Foto zu machen, damit ich meine Übersichtskarte der Klöster von Athos endlich mal vervollständigen kann.
Aber es ist alles unnütz. Ständig stehen Bäume im Weg.
Naja, egal. Muss halt ein Weitwinkelfoto mit dem Handy herhalten.
Bauhof und Müllkippe von Kloster Konstamonitou
Aber mein schnelles und unauffälliges Handy hat als zentraler Fotoapparat auch Vorteile. Denn wer mag es schon, dass da einer Fotos von der Müllkippe hinter dem Kloster macht? Mit dem Handy geht sowas gerade noch so.
Dabei gibt es hier auf Athos sogar eine richtige Müllabfuhr mit Iveco Eurocargo 4×4. Aber am Ende bringen die auch nur den Müll irgendwohin und kippen ihn dort ab. Übrigens genauso, wie es mit dem größten Teil unseres Mülls aus der gelben Tonne gemacht wird, der einfach nur als Recycling im Ausland deklariert und dann dort verklappt wird. Alles nur schöner Schein.
Kloster Konstamonitou von innen
Lasse nach der inspektionsrunde meinen Rucksack wie gehabt draußen liegen und betrete das Kloster Konstamonitou wie ein ganz gewöhnlicher Pilger.
Sowieso ist ja jeder Fremde, der hier (ohne Gepäck) herumläuft, bereits angemeldeter Gast. Damit hat alles seine Ordnung und man wird weder gefragt noch sonst irgendwie behelligt, sondern kann eigentlich machen und besichtigen, was man will.
Dennoch muss mich schon im Innenhof von Kloster Konstamonitou ein Mönch eine ganze Weile beobachtet haben. Er spricht mich dann misstrauisch an und fragt, ob ich Fotograf wäre. Fotograf? Wieso? Nein, natürlich nicht. Ich mache die Fotos nur für meine Erinnerung. Und außerdem fotografiere ich ja nur mit dem Handy. Das beruhigt ihn, denn professionelle, auf dem Athos sehr unbeliebte Fotografen haben immer große Apparillos. Die Handyknipserei der Pilger hingegen wird überall geduldet.
Und sowieso, was ist schon ein Fotograf? Einer, der fotografiert? Oder einer, der Fotos verkauft? Jedenfalls kann ich mit meinem schnell gezückten Handy auf keinen Fall ein richtiger Fotograf sein. Und auch die Schilder in manchen Klöstern zeigen immer nur durchgestrichene Fotoapparate. Da habe ich keinen bzw. lasse die kleine Reisekamera meist stecken.
Katholikon vom Kloster Konstamonitou
Halte mich dennoch mit den Kirchen und inneren Räumen immer etwas zurück. Zumindest, solange ich nicht gerade hineingeschoben werde oder wirklich niemand in der Nähe ist. Am Kloster Konstamonitou steht die Kirche offen und ich kann ungestört reingehen. Bin erst vorsichtig, denn meistens hockt ein Mönch in seiner schwarzen Kutte in einer Ecke. Aber hier ist wirklich niemand.
Kann mir also alles in Ruhe anschauen.
Aber nicht zu lange, denn wer weiß, wer mich hier wieder beobachtet.
Am liebsten würde ich ja mal durch die ganzen Kemenaten der Mönche schleichen. Aber das ist mir dann doch zu intim. Ohne Besuch der Zimmer, Kapellen und Räume des Klosters Konstamonitou habe ich nach einer Stunde dann aber auch alles gesehen und kann wieder raus ins Licht treten.
Mittag am Kloster Konstamonitou
Mag es aber auch, mich unscheinbar an einer Stelle zu postieren und das Treiben im Kloster einfach nur zu beobachten. Bleibe diesmal aus Gründen direkt unter einem Kakibaum sitzen. Und wie ich so dasitze, kommt doch tatsächlich ein Mönch und nimmt sich einfach eine der schon ziemlich reifen Früchte. Na, wenn das so ist, kann ich da sicher auch mal zugreifen. Hab nur ohne Messer Probleme beim Schälen der pelzigen Dinger. Das ist echt kein Genuss.
Muss sowieso mal schauen, was meine Lebensmittelvorräte noch so hergeben. Diesmal sind es die Hunde, die mich ganz verlangend anschauen.
Hab wirklich nicht mehr viel, aber es reicht. Dazu muss man nur mal die Augen offen halten, weil es auf Athos manchmal durchaus was zu essen gibt. Nur leider sind Äpfel, Birnen, Wein oder Walnüsse als Bereicherung meines Speiseplans ziemlich selten. Im Sinne des Ultraleicht-Trekkings wäre es am besten, sich wie eine Katze aus dem Land ernähren zu können. Naja, zum Glück gibt es überall frisches Wasser. Das erleichtert einiges.
Durch die Olivenhaine von Konstamonitou
Der größte Vorteil auf dem Athos ist wirklich die gesicherte Wasserversorgung in jedem Kloster. Das reduziert das Rucksackgewicht drastisch. Wenn ich jetzt noch rohe Oliven essen könnte, bräuchte ich nur noch ein bisschen Brot für die Wanderung über den Athos und wäre fast vollkommen autark. Aber auch so hab ich genug Lebensmittel mit, um nicht auf die Klöster angewiesen zu sein. Bin daher unabhängig und kann mir Zeit lassen. Lungere also noch ein Weilchen am Kloster Konstamonitou herum, bevor ich mich langsam auf den Weg mache.
Die anderen Klöster am Meer „kenne“ ich schon vom Schiff aus. Auch mein Wanderplan ist schon fast abgearbeitet. Theoretisch könnte ich von hier an einem Tag zurücklaufen. Aber das macht ja nun auch wieder keinen Sinn, wenn ich zu zeitig mit meiner Runde über den Athos fertig bin und dann die ganze Zeit nur im Kloster Simonos Petras herumhänge. Na, mal sehen, wo es mich heute noch hin verschlägt.
Erstmal spaziere ich die breite Piste vom Kloster Konstamonitou runter zum Meer, über die die Pilger mit Pick-ups zum Hafen (Arsanas) Konstamonitou gebracht werden.
Stehe schon bald über der Westküste von Athos. Hier ist alles voll von Olivenbäumen, die uralt sind und Früchte fast so groß wie kleine Pflaumen tragen. Die sehen so lecker aus, dass ich es nicht lassen kann und wieder mal rohe Oliven versuche. Aber frische Oliven sind so bitter, dass man die bei allem Verlangen echt nicht essen kann. Wahrscheinlich muss man die Oliven erst wochenlang in Wasser und Salz einlegen.
Arsanas Konstamonitou
Der Weg zum Arsanas Konstamonitou ist ausgeschildert, aber auch so kaum zu verfehlen.
Unten gurkt gerade die Athosfähre Panagia Eggintria von Steg zu Steg. Erstaunt mich immer wieder, dass die beiden Anleger vom Kloster Konstamonitou und Zografou nur 500 m auseinanderliegen, durch eine gute Piste verbunden sind und trotzdem separat mit der Fähre bedient werden. Aber jedes Kloster ist halt eigenständig und jedem Kloster steht ein eigener Hafen zu. Wirtschaftlichkeitsüberlegungen spielen da keine Rolle. Und wahrscheinlich können sich die Bulgaren vom Kloster Zografou und die Griechen im Kloster Konstamonitou nicht leiden und beharren auf ihren Privilegien.
Das, was da unten jedenfalls wie eine Festung aussieht, ist nur der Hafen vom Kloster Zografou.
Der Arsanas (Hafen) vom Kloster Konstamonitou ist da schon wesentlich bescheidener.
Aber das ist auch kein Wunder, denn nach meiner Karte liegt das Hafengebäude schon auf dem Land des Klosters Dochiariou. Und genau dieses Kloster Dochiariou ist mein nächstes Wanderziel.
Infos zum 20. Kloster Konstamonitou
- Offizieller Name: Heiliges Kloster Konstamonitou / Ιερά Μονή Κασταμονίτου
- Klosterhierarchie von Athos: Rang 20 (Schlusslicht)
- Gründung: 11. Jahrhundert
- Zerstörungen: 1420, 16. Jh., 1717
- Anzahl der Mönche: 30
- Besonderheit:
- Reliquien im Kloster:
- Ikone des Heiligen Stephanus aus dem 8. Jahrhundert,
- Ikone Unserer Lieben Frau Hodeghetria
- Ikone Unserer Lieben Frau Antiphonetria
- Ein Stück des wirklich wahren Kreuzes
- LKW-Sichtungen: Steyr 680, Unimog U1250
- Zufahrt: Piste von Karyes und dem Hafen Konstamonitou
- Kurze Infos zum Kloster Konstamonitou: Wiki
- Alte Infoseite zum Kloster Konstamonitou (Webarchiv 2016): Klick
- Hier gibt es eine Karte mit der Übersicht und Beschreibung aller Klöster auf Athos.
- Wanderstrecke: Zografou – Kloster Konstamonitou | 3,9 km lt. Karte (4,9 km mit Umwegen) | 1,00 h netto | 311 m Aufstieg | 257 m Abstieg | 568 m gesamt (roter GPS-Track in der Karte von Athos)