Typische Roststellen am Mercedes T2N finden und ausbessern
Mängel beim Korrosionsschutz von Mercedes führen zu typischen Roststellen am T2N, die sich aber gut und gründlich ausbessern lassen.
Serienmäßiger Korrosionsschutz beim Mercedes T2N
Konstruktiver Korrosionsschutz beim T2N
Der schlechte Ruf von Mercedes im Korrosionsschutz kommt nicht von ungefähr. Sowohl bei meinen Düdos (MB 406 / 407 / 508) als auch beim Mercedes Vito (MB 112) war der Rost das Hauptproblem. Vielleicht liegt das Problem von Mercedes aber auch daran, dass die Technik einfach länger hält als das Blech.
Allerdings hat sich Mercedes beim Korrosionsschutz des T2N schon Mühe gegeben und in der Einführungsschrift für den Kundendienst extra auf die besonderen Rostschutzmaßnahmen des T2N im Vergleich zum Düdo hingewiesen (S. 145). So wurde durch größere Pressteile die Anzahl von Schweißverbindungen und rostgefährdeten Zwischenräumen reduziert. Dazu hat Mercedes bandbeschichtete Stahlbleche (Coil Coatings) an Vorbauinnenecken und Radläufen verwendet.
Dazu hat der T2N deutlich mehr Kunststoffteile und damit weniger Roststellen. Durch die schwarzen Stoßfänger, Kotflügelblenden und Kühlergitter aus Kunststoff geht zwar ein bisschen der metallische Charme des Düdo verloren. Aber was kein Stahl ist, rostet eben auch nicht. Wobei mein ’86er Mercedes 508 D auch schon diese empfindliche Plastikfront hatte. Da gefällt mir der ’93er MB 711 D wesentlich besser. Bin ganz stolz auf die Fotomontage mit meinen beiden Bussen.
Rostschutz von Schweißnähten ab Werk
Typische Roststellen am Mercedes T2N sind Schweißnähte. Punktschweißnähte behandelt Mercedes mit schweißfähigem Abdichtband oder Zinkstaubfarbe. Überlappungs- und Stoßnähte wurden mit dauerelastischem Material oder Metallverbundkleber abgedichtet.
Die beste Schweißnaht ist aber die, die nicht vorhanden ist. Und so ist Kleben für den Rostschutz wesentlich besser als Schweißen. Beim T2N hat Mercedes daher die Türinnen- und Türaußenschalen in der Falznaht mit Abdichtkleber zusammengefügt und nur mit wenigen Schweißpunkten verbunden. Dazu sind bei Kastenwagen die lackierten Seitenwände vorwiegend geklebt.
Originale Lackierung
Auch der Originallack am Mercedes T2N ist ein hochwertiger Rostschutz. Klar ist das bundespolizeiliche Schwarzgrün nicht jedermanns Sache. Aber einen besseren Lack kriegt man auch heute nicht hin. Ich hab das selber noch nicht erforscht, aber gemäß der Einführungsschrift (S. 145) ist der Originallack bis zu vierschichtig und besteht aus:
- Zink-Phosphatierung,
- Kathodische Elektrotauchgrundierung,
- Steinschlagzwischengrund am Vorbau und seitlich zwischen den Radläufen,
- Eingebrannte Decklackierung, bei Kastenwagen auch im Laderaum.
Auch Rahmen und alle Fahrgestellteile des T2N wurden von Mercedes vor dem Lackieren entfettet, phosphatiert und dann mit bis zu drei Schichten lackiert. Dementsprechend ist der Rostschutz bei Mercedes T2N wesentlich besser als beim Düdo.
Auch der Unterbodenschutz wurde verbessert. Hatte hier bei der Überarbeitung des Unterbodenschutzes vor 4 Jahren kaum Roststellen an Haupt- und Hilfsrahmen.
Hohlraumkonservierung beim T2N
Die verschiedenen Hohlräume des Mercedes T2N sind eigentlich schon ab Werk gut geschützt und konserviert. Original hat Mercedes die folgenden Bauteile von innen mit besonders kriechfähigem Wachs konserviert:
- Türen,
- Radläufe,
- Aufbau mit Karrosserieschürzen,
- Dachrandträger und
- Scharnierschächte an den Türholmen.
Innen- und Unterbodenschutz
Das Fahrerhaus und die Radkästen sind von außen ab Werk mit PVC-Unterbodenschutz behandelt und teilweise lackiert.
Die Innenseite des Fahrerhausbodens ist mit einem Innenbodenschutz ausgespritzt, lackiert und durch die großen Gummifussmatten geschützt.
Typische Roststellen am Mercedes T2N
Trotz der Korrosionsschutzmaßnahmen ab Werk hat der Mercedes T2N immer noch typische Roststellen, die man im Blick behalten sollte. Stelle nachfolgend mal zusammen, wo ich schon überall Roststellen gefunden und behandelt habe.
Innerer Dachholm
Der innere Dachholm ist vor allem aufgrund von schlechter bzw. gar keiner Dämmung im Dach gefährdet. Kondenswasser fördert Roststellen im innen umlaufenden Dachprofil.
Dazu sind alle Stellen rund um Bohrungen in der Dachhaut gefährdet. Solche Roststellen gab es bei mir auf Höhe der Umrissleuchten, weil dort durch den verhärteten Gummi Wasser eindrang und zu Rost geführt hat.
Hab die Roststellen mit Owatrol behandelt und die Umrissleuchten mit Sikaflex abgedichtet. Dazu das ganze Dach massiv gedämmt. Dort sollte Ruhe sein.
Rost am Scheibenrahmen
Unter den Scheibengummis an der Frontscheibe sowie an den Scheiben der Seitentüren sitzt gern Rost. Problem sind auch hier ausgehärtete Gummis, die das Wasser zwar rein-, aber nicht mehr rauslassen.
Das Problem mit Roststellen an den Scheibenrahmen kann man eigentlich nur durch Ausbau der Scheiben und neue Dichtgummis lösen. Theoretisch könnte man auch Owatrol hinter die Gummis spritzen. Aber der greift den Gummi an und macht die Sache möglicherweise noch schlimmer.
Rost am Vorbau
Besonders gefährdet für Rost ist der Steinschlagbereich am Vorbau einschließlich der Motorhaube. Da lohnt es sich, mal den Kühlergrill abzubauen. Das bisschen Flugrost ist kein Problem für Owatrol. Kann es aber langfristig werden.
An den Doppeldüsen rostet die Motorhaube bei mir ganz besonders.
Was von außen nur wie ein paar Rostbläschen aussieht, entpuppte sich innen unter der Schallschutzdämmung der Motorhaube als veritabler Blätterteig. Habe hier den losen Rost abgekratzt, die Öffnungen mit dem Sandblechhalter auf der Motorhaube verschlossen, alles mit Owatrol behandelt und überlackiert. Das hält seitdem.
Innere Wasserführung im Motorraum
Wenn es regnet, läuft das Wasser von der Frontscheibe rechts und links hinter dem Kotflügel entlang und etwa auf Höhe der Scheinwerfer hinter der Stoßstange nach unten. Bei einem schlecht gewarteten und gepflegten Mercedes T2N sammeln sich vor allem in den Ecken Blätter und Dreck, die Humus bilden. Dort kann sich schön der Rost entwickeln.
Das Foto zeigt bei mir aber keine Roststellen am inneren Vorbau auf Höhe der Motorhaubenscharniere. Da ist auch original alles dick mit Rostschutz eingestrichen.
Fahrerhausboden
Der Mercedes T2N Fensterbus hat links für die Starterbatterien immer und meist auch rechts für die Versorgerbatterien Sitzkästen verbaut. Wenn da mal die Säure überläuft oder sich Kondenswasser sammelt, bildet sich Rost unter den Sitzkästen. Das kriegt man nur mit, wenn man die Batterien und den Batteriekasten ausbaut. Oder dadurch, dass es irgendwann durch die Löcher und Fahrerhausboden zieht.
Die vorderen Einstiege sind zwar mit Kunststoffeinsätzen verkleidet, darunter kann es aber auch schön rosten. Ursachen für Roststellen sind meist Kondenswasser in Verbindung mit Lackschäden.
Radläufe
Auch die Radläufe am Mercedes T2N sind mit Kunststoffblenden verkleidet und typische Rostfallen. Der Rost kommt hier aber von innen. Denn die Ursache für verrostete Radläufe ist ein ungedämmter Innenraum, in dem Kondenswasser an den Seitenwänden nach unten abläuft und sich zwischen den doppelten Blechen der Radläufe sammelt. Wenn da der Korrosionsschutz fehlt, gibt es Rost von innen nach außen.
Der Rost an den Radläufen wurde bei meinem T2N durch eine „professionelle“ Reparatur noch beschleunigt. Da hat man einfach neue Bleche eingeschweißt, außen großzügig verspachtelt und innen unbehandelt gelassen.
Seitenschürzen
Auch die Seitenschürzen rosten von innen nach außen. Zumal diese Hohlräume nur durch kleine Revisionsöffnungen zugänglich sind. Der Mittelbereich ist bei mir in Ordnung. Aber hinten am Heck gibt es ohne Hohlraumkonservierung eine schöne Roststelle.
Rost am doppelten Heckabschlussblech
Eine böse Roststelle ist auch das Heckabschlussblech zwischen den Rückleuchten. Hier liegt das Blech doppelt und wurde offenbar original nicht hohlraumversiegelt. Das ist ein echter Schwachpunkt am Mercedes T2N.
Rost in den Türen
In den Türen kann und darf sich Wasser sammeln. Einerseits Kondenswasser bei ungedämmten Türen. Andererseits Regenwasser bei ausgehärteten Fensterdichtungen. Für sowas haben die Türen am Mercedes T2N Ablauflöcher. Wenn die allerdings verstopft sind, bildet sich Rost. Die Falze sind sowieso immer gefährdet. Owatrol hilft auch hier, kriecht in die letzte Ecke und schließt den Rost ein.
Unterboden
Der Rahmen ist eigentlich zu massiv und original zu gut vorbehandelt, als dass er verrosten könnte. Aber die Profile des Hilfsrahmens sind gefährdet. Vor allem an den Kreuzungspunkten im Bereich der Hinterachse und des Hecküberhangs.
Für den Unterboden spielt es vor allem eine Rolle, ob der Mercedes Kastenwagen im Salz gelaufen ist. Ansonsten helfen große Schmutzlappen, den Unterboden trocken und möglichst rostfrei zu halten.
Roststellen ausbessern
Rostschutz am Unterboden verstärken
Den Korrosionsschutz an meinem Unterboden habe ich ja vor 4 Jahren nachgearbeitet. Ich bin mit den Empfehlungen des Korrosionsschutzdepots echt zufrieden. Bis auf ein paar Experimente ist der Unterbodenschutz an meinem Wohnmobil mit Owatrol, Brantho nitrofest als Trennschicht und dann Brantho Korrux 3in1 als Deck- und Schutzlack aufgebaut.
Überarbeitung der Hohlraumkonservierung
Die Hohlraumkonservierung ist bei mir im Prinzip noch wie neu. Da habe ich noch nichts gemacht. Muss aber im Bereich des Hecküberhangs langsam mal rangehen. Für die Hohlraumkonservierung empfiehlt das Korrosionsschutzdepot den Einsatz von Kaltfett. Da fehlt mir aber noch die Erfahrung.
Rostschutz nach Schweißarbeiten
Rostschutz an nachträglichen Schweißstellen ist ein Thema für sich. Wenn man auf Stoß schweißt und von hinten und vorne rankommt, erfolgt der Lackaufbau ganz normal.
Problematisch sind aber die für tragende Teile vorgeschriebenen Überlappungsnähte im Lochpunktschweißverfahren. Am besten ist auch hier Owatrol, weil Owatrol durch die hervorragenden Kriecheigenschaften zwischen die Bleche läuft, die Schweißpunkte sicher umhüllt und vor Rost schützt. Der Einsatz von Owatrol setzt aber voraus, dass man auch rankommt.
Bei verdeckten Überlappungsnähten ist Zinklamellenspray am besten. Das ist mit normalem Zinkspray nicht zu vergleichen und wird vor dem Schweißen auf die Bleche aufgetragen. Theoretisch kann man das Lamellenzinkspray auch durchschweißen. Praktisch aber klappt das Schweißen mit Zinklamellenspray besser, wenn man an die Schweißlöcher markiert und dort das Zinklamellenspray mit der Bandfeile wieder runterschleift.
Allerdings darf man Zinklamellenspray niemals auf Rost oder Flugrost verwenden, weil sich dann die kathodische Schutzwirkung von Zink nicht entfalten kann und der Rost unter der Zinkschicht munter weiterarbeitet. Zinklamellenspray also immer nur für blankes Blech benutzen.
Infos zum Roststellen ausbessern am Mercedes T2N
Literatur und weitere Infos zum Korrosionsschutz
- Daimler-Benz AG: Neue Transporter 507 D – 811 D (T2), Einführungsschrift für den Kundendienst, Stuttgart 1986, Seite 145
- Abfrage des besten Unterbodenschutzes des Korrossionsschutz-Depots zum Durchklicken: Klick
- Der beste Weg zum Entfernen von Roststellen an der Karosserie: Klick
Material für das Ausbessern von Roststellen
- Owatrol ist mein bewährtes Mittel für alle Roststellen. Aber Achtung: Owatrol nie auf Gummidichtungen und Wellendichtringe spritzen.
- Owatrol (Korrosionsschutz-Depot.de): Klick
- Brantho Korrux nitrofest als Trennschicht: Klick
- Brantho Korrux 3in1: Klick
Korrosionsschutz von überlappenden Schweißverbindungen
- Am besten ist, Owatrol zwischen die Schweißverbindungen laufen zu lassen: Klick
- Zinklamellenspray für Schweißverbindungen funktioniert nur bei rostfreiem Untergrund: Klick
- Abdichtung der Schweißnähte mit Korroflex: Klick
Hohlraumkonservierung
- Das Thema Hohlraumkonservierung gehe ich nach den Schweißarbeiten an. Muss erst noch weiter MIG-Schweißen üben.
Ich kann die von Dir genannten Roststellen aus eigener Erfahrung fast durchgängig bestätigen und auch das Korrosionsschutzdepot als echte Instanz in Sachen Rostschutz empfehlen.
Genial finde ich deren Unterbodenschutz „UBS klar“ auf Acrylbasis. Einfach zu verarbeiten und vollständig durchsichtig sorgt der UBS für guten Schutz und macht neu auftauchende Roststellen im Wortsinne transparent. Im Link ein Bild des aufgetragenen UBS. Die weißliche Stelle ist entstanden, weil dort zu viel Material auf einmal appliziert wurde.
https://photos.app.goo.gl/g4u4oDiaSxayAFNV7
Der farblose Unterbodenschutz gegen Roststellen ist ein guter Tipp. Das könnte ich mal am Jeep probieren.
Hallo Tom, wieder ein klasse Beitrag zum Dauerthema. Das hilft auch mir, den Vario mal wieder systematisch nach Roststellen abzusuchen. Kleine Ergänzung zum Rost an Frontscheiben. Nicht immer kann/mag man gleich die ganze Scheibe ausbauen um einen Rostansatz zu beseitigen, und wie Du schon angemerkt hast: Owatrol geht hier nicht, weil sonst die Dichtgummis aufquellen und damit ganz zerstört werden. Ich hab in solchen Fällen schon ganz erfolgreich zur Überbrückung bis zur Generalsanierung „Mike Sanders“ Fett mit Kanüle injiziert. Das ist rel. verträglich mit Gummi und kriecht zumindest im Sommer ganz gut in den Rost rein und verhindert Schlimmeres. Das Fett/die Injektionsspritze muss man allerdings gut anwärmen, weil das sonst zu zähflüssig ist.
Besten Gruß
Haubidü
Die Behandlung der Roststellen am Fensterrahmen mit Fett ist auch ein guter Tipp. Entscheidend ist halt, dass man die Roststellen angeht, solange noch was zum rosten da ist.
Fett auftragen machen auch die Profis. Ich brauchte letztes Jahr eine neue Frontscheibe. Die Firma kam zu mir ins Haus. Auf meine Frage, was sie machen, falls Rost im Scheibenrahmen wäre, antworteten sie: Dann behandeln sie direkt vor Ort mit Fett, das gehört zum Service. Zum Glück sah aber alles noch gut aus.
Wahrscheinlich wäre für Roststellen am Scheibenrahmen dann Kaltfett aus dem Hohlraumschutz gut geeignet. Aber da fehlen mir die Erfahrungen.
Mein Cousin interessiert sich sehr für Kunststofftechnik und den Autobau. Er sagte mir auch, dass es manchmal sinnvoller ist, einen leichten und stabilen Kunststoff für einige Bauteile zu verwenden, anstatt der schwereren Metallalternativen. Gut zu wissen, dass es auch einen weiteren Vorteil hat, und natürlich keinen Rost ansetzt, was man im Vergleich der beiden Fahrzeuge deutlich sehen kann. Danke für den tollen Vergleich!
Also meinetwegen könnte zur Vermeidung von Roststellen die ganze Karosserie des Vario aus Kunststoff bestehen.