Aufstelldach: Camper-Erfahrungen in 7 Jahren

Im 7. Jahr wird es Zeit für einige praktische Erfahrungen mit dem Aufstelldach auf dem Kastenwagen bei Hitze, Kälte, Regen und Schnee.

Erfahrungen mit dem Aufstelldach auf dem Camper

Erfahrungen mit dem Aufstelldach auf dem Camper

Selbstbau des Aufstelldachs auf dem Kastenwagen

Zum Selbstbau des Aufstelldachs auf unserem Mercedes 711 Wohnmobil gibt es ja eine eigene Kategorie Aufstelldach mit diversen Beiträgen. Da ist die ganze Bauphase beschrieben und sind alle Einzelteile aufgeführt. In diesem Beitrag will ich einen konstruktiven Überblick geben und vor allem von unseren Erfahrungen mit dem Aufstelldach im Camper-Alltag berichten.

Rahmen und Deckel des Aufstelldachs

Wenn ich sowas wie das Aufstelldach auf dem Kastenwagen konstruiere, muss ich ja immer daran denken, wie ich das als Straßenschrauber mit meinen bescheidenen Mitteln auch gebaut kriege. Dazu will ich keinen Stress mit dem TÜV.

Daher ist die Konstruktion des Aufstelldachs auf unserem Camper recht einfach. Am Kastenwagen selbst wird überhaupt nichts aufgeschnitten oder geändert. Ich habe lediglich einen gekanteten und vorn/hinten zusätzlich geschweißten Rahmen auf das Dach geklebt. In diesem Rahmen liegt die Matratze direkt auf dem originalen Dach.

Dachrahmen als Halterung für das Aufstelldach

Dachrahmen als Halterung für das Aufstelldach

Obendrüber kommt als Wetterschutz das eigentliche Aufstelldach. Das ist eine Aluwanne, die sich mit Gasdruckfedern aufstellen lässt und ansonsten vom Dachrahmen an Ort und Stelle gehalten wird. Das war’s schon.

Konstruktionszeichnung zum Aufstelldach auf dem Kastenwagen Mercedes T2N

Die Dachschale im Aufstelldach ist gedämmt und mit Kunstleder verkleidet. Eingefasst ist die Dämmung am Rand mit einer auf ein umlaufendes Aluvierkantrohr aufgenieteten Aluleiste, die auch das Mückennetz festklemmt. Dieses Vierkantrohr ist umlaufend auf die Dachwanne geklebt und dient nur der Befestigung des Mückennetzes. Die Nieten gehen also nicht durch die Dachschale.

Schnitt durch die Konstruktion des Aufstelldachs auf dem Camper

Leiter und Durchstieg

Für den Einstieg ins Aufstelldach nutzen wir die nur mit einem Alurahmen eingefasste Heckluke. Der Durchstieg ist 55 x 48 cm groß und wird über Tritte an der Hecktür, der Toilettenwand und an der Küche erreicht. Wenn’s mal bequem sein soll, nehmen wir die Teleskopleiter.

Teleskopleiter zur Dachluke im Aufstelldach

Teleskopleiter zur Dachluke im Aufstelldach

Im Sommer bleibt die Luke hoch ins Aufstelldach immer offen. Das gibt schöne Frischluftzufuhr auch unten im Bus. Aber für den Winter haben wir eine gedämmte Dachlukenabdeckung, da sonst die Kaltluft aus dem Aufstelldach runter in den Bus fällt.

Gedämmte Luke für den Durchstieg ins Aufstelldach

Gedämmte Luke für den Durchstieg ins Aufstelldach

Mückennetz und Zeltverdeck

Eines der wichtigsten Bauteile im Aufstelldach ist das Mückennetz. Da habe ich nichts im Internet bestellt, sondern bin bei extremtextil durchs Lager geschlichen und habe alle Mückennetze persönlich begutachtet. Das Mückennetz muss nämlich auch schottische und norwegische Plagegeister abhalten. Durch die Mückennetze vor den Seitzfenstern zum Beispiel fliegen echte Midgets glatt durch.

Allerdings darf das Mückennetz rund um das Aufstelldach auch nicht zu dicht sein, da es sonst im Sommer zu warm wird. In 7 Jahren ist bei uns jedenfalls noch keine Mücke reingekommen. Und auch bei Kontakt mit Ästen und Zweigen ist das Mückennetz erstaunlich robust. Dies ist umso erstaunlicher, als das Netz ja immer außen und immer der Witterung ausgesetzt ist.

Aufstelldach auf dem Camper mit umlaufenden Mückennetz und halbgeöffneten Zeltverdeck

Aufstelldach auf dem Camper mit umlaufenden Mückennetz und halbgeöffnetem Zeltverdeck

Das Mückennetz ist oben und unten mit Alu-Leisten festgeklemmt. Das Zeltverdeck aus Segelpersenning hängt innen im Aufstelldach und ist nur unten festgeklemmt. Oben wird der Zeltstoff von einem beweglichen Alurahmen gehalten. Anfangs habe ich den Alurahmen mit einem Spannband beliebig arretiert. Mittlerweile nutzen wir die Ösenschrauben rechts und links mit einem Karabiner in 3 festen Positionen. Also unten, mittig und oben.

Arretierung des Zeltstoffs im Aufstelldach mit einem Spannband

Arretierung des Zeltstoffs im Aufstelldach mit einem Spannband

Praktische Erfahrungen mit dem Aufstelldach

Offener Grundriss im Camper dank Aufstelldach

Egal wie groß ein Kastenwagen ist, innen im Wohnmobil ist ohne Aufstelldach immer zu wenig Platz. Dazu geht im Heck meist noch der Platz für das Festbett verloren. Im Vario kann man ja quer schlafen. Da fehlen 1,60 m. In kleineren Kastenwagen fehlen gleich 2 m nutzbare Innenlänge.

Ein Hubbett statt Aufstelldach entschärft zwar das Platzproblem, aber unter einem festen Hubbett im Heck kann man im normalen Kastenwagen auch nicht mehr aufrecht stehen. Wenn überhaupt, dann gehört das Hubbett ins Fahrerhaus.

Aber ein Aufstelldach schafft Platz im Kastenwagen. Mit Aufstelldach auf dem Camper steht plötzlich die gesamte Innenlänge für den Wohnmobilausbau zur Verfügung. Oder halt dafür, dass man innen auch mal ein paar Schritte laufen kann. Für eine große Küche. Für eine riesige Sitzgruppe mit 2 Doppelsitzbänken und Familientisch. Mit Aufstelldach ist ein richtig großzügiger Grundriss möglich.

Grundriss Wohnmobil Mercedes 711 mit Aufstelldach

Erfahrungen mit dem Aufstelldach im Sommer

Da oben auf der 160 x 200 cm großen Liegefläche im Aufstelldach ist es im Sommer immer frisch und kühl. Selbst an heißen Strandtagen weht im Aufstelldach immer eine frische Brise. Es gibt kaum einen besseren Platz zum Schlafen.

Allerdings hat das sommerliche Schlafen im Aufstelldach auch gravierende Nachteile. Denn oben auf dem Dach bekommt man erst einmal mit, wie zeitig die Sonne aufgeht. Und das heißt nicht, dass es irgendwie hell wird. Nein, im Sommer kachelt die Sonne meist direkt aufs Kopfkissen. So wie hier 6:44 Uhr beim Wildcamping am Schwarzen Meer.

Sonnenaufgang um 6:44 Uhr im Aufstelldach

Rumänischer Sonnenaufgang um 6:44 Uhr im Aufstelldach

Und laut ist es im Aufstelldach auf dem Kastenwagen. Zwar stehen wir selten in Stadt- oder Straßennähe. Aber es ist unglaublich, wie laut norwegische Wasserfälle sind. Oder wie früh die Vögel anfangen, Krawall zu machen. Gern auch mal die Frösche im Schilfgürtel hinter dem Bus.

Erfahrungen beim Schlafen im Aufstelldach zwischen Strand und Schilfgürtel

Erfahrungen beim Schlafen im Aufstelldach zwischen Strand und Schilfgürtel

In der Regel ist man im Aufstelldach spätestens mit Sonnenaufgang wach. Langschläfer werden also im Aufstelldach nicht froh. Trotzdem wollen im Sommer oder zumindest bei sommerlichen Verhältnissen alle im Aufstelldach schlafen. Und das, obwohl man unten im abgedunkelten und schallgedämmten Wohnmobil auch gut schläft.

Frischluft im Aufstelldach auf dem Camper

Frischluft im Aufstelldach auf dem Camper

Aber das Bett auf dem Dach ist einfach der schönste Platz im Bus. Hab sogar mal ernsthaft drüber nachgedacht, noch ein zweites Aufstelldach vorn auf dem Camper nachzurüsten. Eine zweite Dachluke und Platz wären ja da. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Wir brauchen eher einen Ergänzungs-Camper wie so einen kleinen VW T4 als ein zweites Aufstelldach vorn auf dem Bus.

Aufstelldach und Dachträger bei 3,70 m Radstand auf dem T2N

Aufstelldach und Dachträger bei 3,70 m Radstand auf dem T2N

Vor- und Nachteile des Aufstelldachs im Winter

Im Winter ist das Aufstelldach auf dem Camper im Winter sogar noch besser. Dann ist es nämlich lange still und dunkel. Allerdings muss ich vor dem Öffnen des Aufstelldachs Schnee schieben. Denn die Schneelast habe ich beim Berechnen der Gasdruckfedern ganz vergessen.

Erfahrungen mit dem Aufstelldach auf dem Kastenwagen im Winter

Erfahrungen mit dem Aufstelldach auf dem Kastenwagen im Winter

Aber Schlafen im Aufstelldach auf dem Wohnmobil im Winter heißt ja nicht nur Schnee. Der Februar ist auch in Frankreich unangenehm kalt. Das hochgezogene Zeltverdeck schützt zwar vor kaltem Wind, isoliert aber nicht. Da braucht man einen guten Daunenschlafsack. Gern auch noch eine Mütze dazu.

Erfahrungen mit dem Aufstelldach auf dem Camper im französischen Winter

Erfahrungen mit dem Aufstelldach auf dem Camper im französischen Winter

Trotzdem liebe ich gerade im Winter die traumhaften Nächte im Aufstelldach. Das abendliche Einschlafen mit Blick über die spärlich beleuchteten Berge und Täler. Den morgendlichen Sonnenaufgang. Einfach herrlich. Aber ohne Isolierung und Heizung eben auch ziemlich frisch.

Sonnenaufgang im Aufstelldach (7 Uhr, Februar, Pyrenäen)

Sonnenaufgang im Aufstelldach (7 Uhr, Februar, Pyrenäen)

Erfahrungen mit Regen im Aufstelldach

Außer bei Frost, Wind und Regen haben wir das Zeltverdeck eigentlich immer unten. Es gibt also quasi keinen Witterungsschutz im Aufstelldach, sondern nur den umlaufenden Mückenschutz. Je nach Gusto können wir das Zeltverdeck aber auch in halber Höhe positionieren.

Aufstelldach auf dem Kastenwagen mit halb geöffneten Zeltverdeck

Aufstelldach auf dem Kastenwagen mit halb geöffneten Zeltverdeck

Allerdings ist das Aufstelldach mit geöffnetem Zeltverdeck nie ganz regendicht. Natürlich schützt die Dachhaube aus Aluminium vor Regen von oben. Aber Regen heißt meistens auch Wind. Und so sprüht der Regen gern schräg ins Aufstelldach, sodass man das Aufstelldach bei ernsthaftem Regen eigentlich immer nur einen Spalt offen lassen kann.

Erfahrungen mit Regen im Aufstelldach

Erfahrungen mit Regen im Aufstelldach

Regen kriegt man aber recht schnell mit und kann das Zeltverdeck des Aufstelldachs im Luv ganz oben arretieren. Ansonsten sind wir nicht aus Zucker. Und ein bisschen Regen macht auch der Matratze im Aufstelldach nichts, denn die hat sowieso einen wasserdichten Inkontinenzbezug.

Da allerdings der ganz oder teilweise heruntergelassene Zeltstoff des Aufstelldachs im Schlagregenbereich Falten wirft und zur Wassersackbildung neigt, habe ich irgendwann mal Schlaufen aufgeklebt und straffe das Zeltverdeck im Aufstelldach mit Spanngummis. Dadurch läuft bei eingehängten Spanngummis das Regenwasser jetzt auch dann ab, wenn das Zeltverdeck unten ist. Der Baumwollstoff ist zwar wasserdicht, sollte aber beim Einklappen das Aufstelldachs trocken sein.

Spannung des Zeltverdecks im Aufstelldach

Spannung des Zeltverdecks im Aufstelldach

Ansonsten muss man auch daran denken, wo das vom Aufstelldach ablaufende Regenwasser hinfließt. Ohne Schutzmaßnahmen würde das nämlich genau in die vordere Dachluke laufen. Deswegen habe ich das Tropendach über die vordere Schwedenklappe gezogen und einen Aluwinkel auf das Dach geklebt. Von da läuft das Wasser über die Regenrinne über der Markise nach hinten ab.

Regenablauf am Aufstelldach auf dem Kastenwagen

Regenablauf am Aufstelldach auf dem Kastenwagen

Erfahrung mit Kondenswasser und Feuchtigkeit im Aufstelldach

Der Inkontinenzbezug hilft auch gegen Kondenswasser unter der Matratze im Aufstelldach. Hab dafür viel experimentiert. Aber ein wasserdichter Überzug der Matratze ist die einzige sichere Lösung, damit sich auf der Dachhaut des Kastenwagens unter der Matratze keine Pfützen bilden.

Was ich aber beim Bau des Aufstelldachs vollkommen unterschätzt habe, ist das Kondenswasser auf der Unterseite des Aufstelldachs. Prinzipiell ist mir das Problem schon klar und die Dachschale ist innen mit 10 mm Armaflex gedämmt sowie mit hübschem und außerordentlich robustem Kunstleder als Dampfsperre bezogen. Und auch Frischluft gibt es genügend.

Erfahrungen mit Aussteifung, Dämmung und Kunstlederverkleidung im Aufstelldach

Erfahrungen mit Aussteifung, Dämmung und Kunstlederverkleidung im Aufstelldach

Aber schon ab 10°C sind 10 mm Armaflex als Dämmung im Aufstelldach zu wenig. In der Mitte, wo ein Alu-Kastenprofil die Dachhaube aussteift und die Dämmung fehlt, kondensiert die Atemluft im Aufstelldach selbst bei voll geöffnetem Zeltverdeck und im Sommer.

Kondenswasser an der inneren Dachschale des Aufstelldachs

Kondenswasser an der inneren Dachschale des Aufstelldachs

Auch die Wassertropfen am Edelstahlrahmen rund um das Aufstelldach sind Kondenswasser von der Atemluft. Da muss ich nochmal Armaflex-Dämmung draufkleben.

Kondenswasser am Edelstahlrahmen um das Aufstelldach

Kondenswasser am Edelstahlrahmen um das Aufstelldach

Nachteil des Aufstelldachs für den Gepäcktransport

Ein weiterer Nachteil des Aufstelldachs auf dem Camper ist natürlich der Platzbedarf auf dem Dach. Zwar haben wir vorn einen recht großen, selbst gebauten Dachträger, der gleichzeitig Tropendach ist. Aber für lange, sperrige Gegenstände wie Festkanus oder Surfbretter reicht der Platz auf dem Dach nicht.

Mit Airlineschienen auf dem Aufstelldach könnte man zwar sperrige Gegenstände direkt auf der Dachschale befestigen. Damit sich das Dach aber dann noch öffnen lässt, müssten die Gasdruckfedern deutlich stärker oder noch besser einstellbar sein.

Und für lange Familien-Kanus wäre der Platz dennoch zu kurz. Hab extra mal einen Test mit Gepäckträgern über dem Aufstelldach unternommen. Aber dann kann man das Aufstelldach natürlich nicht mehr aufklappen. Das macht also nur für reine Transportaufgaben Sinn.

Nachteil des Aufstelldachs auf dem Wohnmobil

Nachteil des Aufstelldachs auf dem Wohnmobil

Fazit zum Aufstelldach

Wir hatten ja schon im Mercedes Vito ein Westfalia-Klappdach und waren bis auf die Windgeräusche beim Fahren allgemein begeistert von diesem serienmäßigen Aufstelldach. Auf so einem kleinen Camper ist das Aufstelldach aber zu schmal und zu kurz. Die Matratze zu dünn.

Das selbstgebaute Aufstelldach auf dem Mercedes T2N ist dagegen mit einer Liegefläche von 2 m x 1,60 m recht großzügig bemessen. Dazu gibt es eine gute Matratze. Und so überwiegen die Vorteile von Raumgewinn im Wohnmobil und Frischluftschlaf oben auf dem Dach deutlich.

Die Nachteile im Aufstelldach durch Lärm und frühen Sonnenaufgang sowie Regen, Schnee und Kälte kann man mit der Gewöhnung an zeitiges Aufstehen und einem dicken Schlafsack lösen. Nur bei Sturm und im Stealth-Modus ist es sinnvoll, auch unten schlafen zu können. Aber für sowas haben wir ja noch das Hubbett im Fahrerhaus und die zum Bett umbaubare Sitzgruppe.

Kosten des Aufstelldachs

Hier geht es ja um die Erfahrungen mit dem Aufstelldach. Ergänzend gibt es einen extra Beitrag mit den gesamten Teilen und Material sowie den Kosten für das selbst gebaute Aufstelldach.

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