Kühlerabdeckung Mercedes 711: Winterhaube fürs Auto

Eine Kühlerabdeckung am Mercedes 711 hat im Winter und bei Kurzstrecken Vorteile, aber auch einen gravierenden Nachteil.

Kühlerabdeckung am Wohnmobil T2N im Test

Kühlerabdeckung am Wohnmobil T2N im Test

Sinn von Kühlerabdeckungungen

Früher hatten LKWs eine Kühlerjalousie oder eine Kühlerabdeckung. Zumindest jene für den Einsatz in winterlichen Bedingungen. Kenne das zumindest vom IFA W50, dem ZIL-131 oder auch dem Robur LO/LD. Und hatte nicht auch mein Mercedes 407 so ein Rollo vor dem Kühler, das man hochziehen konnte? Bin mir da aber nicht sicher.

Mal abgesehen davon, dass es kaum noch richtige Winter gibt, haben hierzulande LKWs keine äußeren Kühlerabdeckungen. Auch der Mercedes 711 hat keine Kühlerjalousie. Das heißt allerdings nicht, dass der LKW im Winter keine Abdeckung vor dem Kühler braucht.

Dagegen sind bei modernen PKWs Kühlerjalousien schwer in Mode, weil man bei fehlendem Kühlbedarf mit geschlossener Kühlerabdeckung und einer dadurch aerodynamisch günstigeren Front angeblich ein paar Prozent Kraftstoff spart.

Diesel werde ich mit einer Kühlerabdeckung am Mercedes 711 wohl nicht sparen. Mir geht es um besseren Winterbetrieb. Zwar ist die Motorkühlung sowieso thermostatgesteuert. Aber das Thermostat öffnet den großen Kühlkreis zu früh und zudem ist bei mir noch ein verstärkter Kühler verbaut. Die Betriebstemperatur kriege ich nicht mal im Sommer auf über 85°C. Das ist im richtigen Winter zu wenig. Und ich rede hier nicht von ein bisschen Schnee, sondern von -20°C.

LKW-Plane für die Kühlerabdeckung Mercedes 711 zuschneiden

LKW-Plane für die Kühlerabdeckung Mercedes 711 zuschneiden

Winter-Kühlerblende selbst bauen

Naja, könnte jetzt theoretisch überlegen, was besser wäre. Kühlerschutz ja oder nein. Aber in Osteuropa fahren im Winter nicht umsonst viele Transporter mit einer Kühlerhaube herum. Und praktisch kann ich so eine Kühlerabdeckung leicht selber bauen und mal probieren, wie der Motor reagiert. Sehe ja, ob der zu heiß wird oder nicht.

Nur will ich halt mit einer Kühlerblende für den Fall arktischer Temperaturen auf unserer Winterreise vorbereitet sein. Und klar, man könnte jetzt auch einfach eine Pappe hinter den Kühlergrill stellen. Aber das wäre mir zu underengineered.

LKW-Plane hab ich vom Kielschutz für unser Paddelboot übrig. PVC-Kleber ist auch noch da. Wobei das ja kein Kleber ist, sondern Kaltschweißmittel. Da braucht man nichts verschrauben. Das hält. Schneide also ein Stück LKW-Plane für die Kühlerabdeckung zu und klebe 4 Streifen mit 4 D-Ringen auf.

LKW-Plane Kühlerabdeckung Mercedes 711 kleben

LKW-Plane Kühlerabdeckung Mercedes 711 kleben

Die obere Befestigung der Kühlerabdeckung übernehmen die beiden Airlineschienen auf der Motorhaube mit eingeclipsten Fittingen. Unten kommen zwei (weitere) Bügel auf die Stoßstange. Die sind auch sonst praktisch, wenn ich Wäscheleinen oder das Sonnensegel für die Windschutzscheibe spannen muss.

Obere und untere Befestigung der Kühlerabdeckung Mercedes 711

Befestigun Kühlerabdeckung Mercedes 711

Test der Kühlerabdeckung im Winter

Beim ersten Test der Kühlerabdeckung bei 3°C Außentemperatur auf der Autobahn kommt der Motor schneller auf Betriebstemperatur und bleibt auch stabil etwa 10° über den normalen 85°C. Der Lüfter zieht ja trotz Abdeckung noch eine Menge Luft durch den Kühler. Eine Viscokupplung hat mein Mercedes 711 nicht. Ist übrigens interessant, denn mit Viscolüfter gibt Mercedes für den OM 364 A gleich ein paar PS mehr an.

Kühlwassertemperatur Mercedes 711 ohne und mit Kühlerabdeckung

Kühlwassertemperatur Mercedes 711 ohne und mit Kühlerabdeckung

Theoretisch sollte der Mercedes 711 mit der windschnittigen Kühlerjalousie Diesel einsparen. Denn der Wind muss nicht mehr aufwendig durch den Motorraum, sondern kann außen um den Bus herum ausweichen. Praktisch aber merke ich weder von der Windschnittigkeit noch von der Dieseleinsparung was.

Das Flattern der Kühlerabdeckung aus LKW-Plane hält sich in Grenzen. Notfalls könnte ich da noch ein bisschen nacharbeiten und die Form durch eingeklebte Planenstücke windschnittiger machen. Der PVC-Kleber (Bindu AK5) ist für solche Arbeiten perfekt und hält die aufgeklebten D-Ringe sicher.

Obere Halterung der Kühlerabdeckung Mercedes 711

Obere Halterung der Kühlerabdeckung Mercedes 711

Allerdings hat die Kühlerabdeckung auch einen gravierenden Nachteil. Schließlich zieht der Motor jetzt keine kalte, sondern warme Luft aus dem Motorraum. Bei kaltem Motor, auf Kurzstrecken und bergab ist das gut.

Kühlerabdeckung am Mercedes 711 im Probebetrieb

Kühlerabdeckung am Mercedes 711 im Probebetrieb

Aber bei Leistungsbedarf und einem Motor auf Betriebstemperatur fehlt spürbar Leistung. Mache daher bei Langstrecke die Kühlerabdeckung ab. Am besten wäre, die Luftansaugung gleich ganz hoch aufs Dach zu legen. Aber das ist ein anderes Projekt.

Kühlerabdeckung am Wohnmobil Mercedes 711 im Test

Kühlerabdeckung am Wohnmobil Mercedes 711 im Test

Infos zum Bau der Kühlerabdeckung

  • Die LKW-Plane ist ein Restbestand (Heytex 1400 g/m²)
  • PVC-Kaltschweißkleber für LKW-Plane (Bindulin Bindu AK5): Klick
  • Halbrunde Airlineschienen für die Halter auf der Motorhaube: Klick
  • Flexible Fittinge für die Airlineschienen: Klick
  • D-Ringe 25 mm x 4 mm aus Edelstahl: Klick
  • Sorry, die eckigen unteren Gurtbandhalter auf der Stoßstange finde ich nur noch in meiner Teilekiste.

Wenn ich wüsste, wie diese kleinen Bügel an der unteren Befestigung der Kühlerabdeckung heißen, finde ich die bestimmt in meinen Rechnungen. Hat da jemand einen Tipp für mich?

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8 Antworten

  1. Markus sagt:

    Hallo Tom,
    die Dinger heißen Lakaikrampen.
    Wäre es nicht eine Lösung, den Motorraum nicht so hermetisch abzuschließen, sondern stattdessen in der Nähe der Luftansaugung ein Loch zu lassen?
    Schöne Grüße
    Markus

    • Tom sagt:

      Ein Loch in die Kühlerabdeckung zu schneiden, habe ich auch schon überlegt. Aber das Ansaugen warme Luft ist bei einem kalten Motor gar nicht zu verkehrt. Das ist ja das Prinzip der Flammstockanlage.

    • Tom sagt:

      P.S: Vielen Dank für den schönen Begriff der Lakaikrampen. Damit weiß ich zwar immer noch nicht, wie die in meine Teilekiste gekommen sind, aber ich kann zumindest welche nachkaufen.

  2. Tom sagt:

    Zu meiner Kühlerabdeckung gab es noch einen Hinweis der Busfreaks, dass der Lüfter ja durch den Fahrtwind angetrieben wird und mit abgedecktem Kühlergrill nun der Motor die Leistung für den Ventilator aufbringen muss. Das ist ein wichtiges Argument, das mich aber eher über einen Viscolüfter nachdenken lässt.

    • Andreas sagt:

      Ich denke nicht, dass der Fahrtwind relevant den Lüfter antreibt, da er ja über den Riemen mit dem Motor verbunden ist und der Kühler ja auch noch reichlich Energie rausnimmt. Zudem bin ich überzeugt, dass man zwei kW nicht im Fahrbetrieb bemerkt.
      Die Bügel gibt es im Bootszubehör als Riemenbügel oder Kopfbügel, das könnte vielleicht auch die Herkunft erklären, die kleine Werft hat die im Angebot (https://www.diekleinewerft.de/riemenbuegel-gurtbandbuegel-buegelkrampe-30mm-edelstahl-v4a). Viele Grüße Andreas

      • Michael sagt:

        Das mit dem Fahrtwind und dem Lüfter macht auch physikalisch keinen Sinn. Man kann ja nicht aus Fahrtwind mehr Wind machen ohne externe Energiequelle. Der Lüfter wird also entweder (wie auch bei mir) vom Motor angetrieben oder basiert auf einem Perpetuum Mobile 😉

        • Tom sagt:

          Mensch, nach der Diskussion um die Kühlerabdeckung wollte ich jetzt schon die Motorleistung mit dem Fön erhöhen, den ich immer dabei habe. Der Fön wiederum wird von der Lichtmaschine über Inverter angetrieben. Vorne in den Kühler reingepustet, treibt der dann den Motor an. Da brauche ich irgendwann überhaupt keinen Diesel mehr.

      • Tom sagt:

        Die Kühlerabdeckung ändert schon die Strömungsverhältnisse rund um den Ventilator. Aber ob der nun nicht angetrieben wird, oder die Plane ansaugt, kann ich nicht beurteilen. Die Leistungsminderung wird wohl wirklich aus der warmen Ansaugluft kommen.

        Und auch dir vielen Dank für den Hinweis auf die kleinen Bügel. Aber trotzdem frage ich mich, wo ich meine her habe.

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