Zeltstoff für das Aufstelldach zuschneiden und montieren

Zuschnitt, Bearbeitung und Erfahrungen mit Zeltstoff und Mückennetz für das Aufstelldach auf unserem Wohnmobil. Dazu ist dieser Beitrag ergänzt um unserer Erfahrungen mit der langfristigen Nutzung des Klappdachs.

Zuschnitt von Zeltstoff und Mückennetz mittels Vektorgrafik

Aus meinem festen Plan zum Aufstelldach ist durch die neuen Wünsche zum Dachzelt auf dem Wohnmobil nun eher ein Versuchsaufbau geworden. Wenn ich das Dachzelt aber nähen lasse, muss ich schon sehr präzise Vorgaben machen. Dabei weiß ich noch gar nicht, ob und wie mein Plan funktionieren wird, außen ein Mückennetz zu befestigen und innen Zeltstoff nur zum Hochziehen. Muss also wieder einmal selbst am Prototyp werkeln.

Nähen des Zeltstoffs scheidet aus. Mit dem Nähen habe ich nämlich genauso viel bzw. genauso wenig Erfahrung wie mit dem Schweißen. Also alles in einer Fläche herstellen. Doch durch die komische Geometrie des Aufstelldachs sind die vier Teilflächen ja immer schräg zueinander und nie rechtwinklig. Das erleichtert das Verfahren natürlich nicht gerade.

Na gut. Zuerst einmal draußen am Wohnmobil die Größe der Seitenflächen am Dachzelt aufmessen. Doch wie kriege ich die Maße auf die 9 Meter lange Zeltbahn? Noch dazu so komisch verwinkelt? Irgendwann kommt mir dann die Idee, eine mathematische Vektorgrafik mit xy-Koordinaten für jeden Schnittpunkt anzulegen. Also Computer hochfahren, die Teilflächen zeichnen und wieder zusammenfügen. Maßstab 1 :100, damit ich nicht durcheinander komme. Das geht schon einmal ziemlich einfach. Klar, auf dem Computer ist das kein Problem. Da steh ich nun mit meinem A4-Blättchen mit den Koordinaten. Und begutachte den im Wohnzimmer quer ausgebreiteten, 9 m langen Zeltstoff für das Dachzelt.

Für das Dachzelt habe ich Zeltstoff und Mückennetz übereinandergelegt und dann die Vektorgrafik übertragen

Für das Dachzelt habe ich Zeltstoff und Mückennetz übereinandergelegt und dann die Vektorgrafik übertragen

Zuschnitt von Moskitonetz und Zeltstoff für das Dachzelt

Muss jetzt die komplette Zeichnung auf den Zeltstoff fürs Dachzelt übertragen. Also die Koordinatenpunkte 1:1 auf dem Zeltstoff anmarkern. Nur die Punkte. Für die Linien ist nicht genug Edding da.

Jeder Zuschnittpunkt auf dem Dachzelt / Mückennetz hat eine xy-Koordinate

Jeder Zuschnittpunkt auf dem Dachzelt / Mückennetz hat eine xy-Koordinate, hier {288; 121}

Um mir die Arbeit zu erleichtern, schneide ich Zeltstoff und Moskitonetz gleich mit einem Ratsch. Dabei ist natürlich klar, dass ich nur einen Versuch habe. Naja, egal. los jetzt.

Die Baumwolle für das Dachzelt und das Mückennetz lassen sich ziemlich gut schneiden

Die Baumwolle für das Dachzelt und das Mückennetz lassen sich ziemlich gut schneiden

Montage von Mückennetz und Zeltstoff im Aufstelldach

Irgendwann sind die Würfel gefallen. Zeltstoff und Mückennetz zugeschnitten. Hoch ins Aufstelldach auf dem Wohnmobil. Den Zeltstoff fürs Dachzelt anprobieren. Vorher noch die Matratze ins Aufstelldach legen, denn so einfach kriegt man dieses Riesenteil nicht durch die Dachluke nach oben.

Wickle dann auf dem unteren Dachrahmen den Baumwoll-Zeltstoff und das Moskitonetz zusammen um eine Aluminiumleiste. Schraube diese Alu-leiste mit dem Zeltstoff dann mit Hilfe meines Zweitgeborenen auf den unteren Dachrahmen. Es zeigt sich, dass Löcher durch Zeltstoff und Mückennetz am besten mit einem stumpfen Bohrer gebohrt werden, da sich sonst vor allem das Mückennetz um den Bohrer wickelt.

Oben an der Dachwanne hatte ich ja schon ganz am Anfang der Arbeiten am Aufstelldach umlaufend ein Alu-Vierkantrohr (10 x 40 mm) verklebt, in dass ich nun von unten bohren und die obere Aluminiumleiste annieten konnte, ohne die Dichtebene der Alu-Dachwanne anbohren zu müssen.

Zuletzt noch für den hochziehbaren Zeltstoff einen beweglichen, in Höhe der oberen Schlafdachscherenhalterung befestigten Alu-Rahmen bauen. Auf diesen wieder den Zeltstoff befestigen.

Dachzelt zuschneiden und Zeltrahmen befestigen

Dachzelt zuschneiden und Zeltrahmen befestigen

Dieser Rahmen des inneren Segelpersenning-Dachzelts liegt normalerweise unten, so dass man durch das Mückennetz freie Sicht vom Aufstelldach und viel frische Luft hat. Wer Angst vor fremden Blicken oder einem Absturz hat, zieht den stabilen Rahmen nur halb hoch. Wenn es aber regnet, kann dieser Rahmen nebst Zeltstoff ganz hochgezogen und direkt unter dem Dach fixiert werden. Dann ist es im Aufstelldach nicht nur dunkel, sondern auch trocken und warm.

Dachzelt zuschneiden für das Aufstelldach

Dachzelt zuschneiden für das Aufstelldach

Zeltstoff und Mückennetz sind umlaufend in einem Stück verarbeitet. Dadurch gibt es nur eine einzige Klebestelle. Der Textilkleber hält nun schon auch wieder 5 Jahre. Nähen des Zeltstoffs scheint also überflüssig zu sein. Mittlerweile würde ich das Dachzelt sogar aus mehreren Teilstücken zusammenkleben. Das erfordert weniger Material und ergibt einfach eine bessere Form.

Zeltstoff im Aufstelldach kleben

Zeltstoff im Aufstelldach kleben

Erfahrungen mit dem Dachzelt

Am Anfang wusste ich natürlich nicht, wie lange meine Konstruktion, Zeltstoff und Mückennetz zuverlässig halten würden. Gerade die Belastungen beim Aufklappen und Zuklappen des Aufstelldachs auf dem Wohnmobil sind nicht ohne. Aber insgesamt hat sich das von innen begehbare Dachzelt und die Konstruktion mit dem inneren Zeltstoff und dem außen liegenden Mückennetz schon sehr bewährt.

Wer oben schläft, macht bei uns das Klappdach auch zu. Also wird das Aufstelldach meist von den Kindern eingeklappt. Und zwar vollkommen allein. Das geht auch ohne ein umlaufendes Gummispannband. Vielmehr hat sich bewährt, das Dach erst einmal nur halb einzuklappen, in dieser Stellung zu fixieren und dann Zeltstoff und Mückennetz von Hand nach innen zu ziehen. Dann klemmt auch nichts.

Auch 5 Jahre nach Zuschnitt und Montage des Zeltstoffs ist bis auf ein paar selbstverschuldete, geklebte Löcher noch alles fein. Und das, obwohl das Mückennetz auch im geschlossenen Aufstelldach außen vor dem Zeltstoff sitzt und auch mal ein paar Äste daran schleifen.

Zeltstoff im Aufstelldach in geschlossener Stellung

Zeltstoff im Aufstelldach in geschlossener Stellung

Aber das Mückennetz ist nach wie vor dicht und gewährleistet nicht nur sicheren Schutz vor nächtlichen Blutsaugern, sondern (fast) jeden Morgen einen tollen Sonnenaufgang. Dazu natürlich Frischluft nach Wahl.

Blick aus dem Dachzelt auf dem Wohnmobil

Blick aus dem halb geöffneten Dachzelt auf dem Wohnmobil

Leider allerdings kann ich das Vergnügen Dachzelt nicht immer genießen, denn da oben auf dem Dach ist der Lieblingsplatz unserer Kinder. Und ich „muss“ dann immer im Hubbett schlafen. Aber wenigstens im Winter ist das Aufstelldach elterliches Revier.

Im Foto sieht man in der Mitte des Spannband fürs Einklappen des Aufstelldachs. Das blaue Dreiecksband zieht den Rahmen mit dem Zeltstoff nach oben. Und wenn es ganz kalt wird, gibt es oben unter der Aluleiste noch 2 kleine Spannbänder zum Fixieren des Zeltstoffs in oberster Stellung.

Zeltstoff und Moskitonetz im Aufstelldach

Zeltstoff und Moskitonetz im Aufstelldach

Infos und Quellen zum Zeltstoff

Zeltstoff und Moskitonetz würde ich wieder so verbauen. Und der Mehraufwand durch das umlaufende Moskitonetz relativiert sich angesichts der Gesamtkosten des Aufstelldachs.

  • Moskitonetz Tüll, 100 Maschen / 55 g pro cm² von extremtextil: Klick
  • Segelpersenningstoff aus Baumwolle (340 Gr/m² 160 cm, sand)
  • Textilkleber ist der Gütermann HT2 (6 Tuben verbraucht): Klick
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17 Antworten

  1. Michael sagt:

    „Ich bin begeistert – doch wo baue ich ein neues Dachzelt?“

    Ich bin auch begeistert! Wie wäre es mit einem neuen Dachzelt auf unserem 609? Der Gedanke an so was verfolgt mich schon lange und die Kinder würden alles dafür geben, aber im Gegensatz zu dir habe ich es bislang nicht einfach eben mal gemacht… Auch die Hubbett-Konstruktion ist toll! Ich würde mich freuen, wenn sich mal die Gelegenheit ergäbe, das „in echt“ in Augenschein zu nehmen.

    Viele Grüße aus Berlin
    Micha.

  2. Tom sagt:

    Hallo Micha, ich versuche ja gerade zu zeigen, dass es eigentlich gar nicht so schwer ist. Man muss einfach nur einmal anfangen und darf dann nicht mehr aufhören. Also viel Erfolg! Die Kinder werden es dir danken.

  3. Willi sagt:

    Hallo,
    wie soeben tel. besprochen, bitte ich Sie, mich über einen wasserdichten, leichten Zeltstoff zu beraten bzw. einen zu empfehlen.
    Ich besitze ein älteres Maggiolina Dachzelt mit Baumwollzeltstoff und möchte dies selber mit einem olivgrünen Zeltstoff erneuern.
    Über den Hersteller besteht keine Möglichkeit diese Stoffe zu beziehen.
    Ich würde mich über eine Antwort freuen.

    Viele Grüße aus dem Bay. Wald
    Willi

    • Tom sagt:

      Leute, ich gehe ganz normal arbeiten und bin weder Profi-Blogger noch Werkstatt noch Händler. Insofern geht mir die abendliche Antwort auf einen Kommentar viel leichter von der Hand als ein Telefonat, das mich immer irgendwo rausreißt. Zumal hier alle was davon haben. Danke also Willi, dass du deine Frage hier nochmal stellst.

      An unserem Aufstelldach habe ich 9 m / 1,60 breiten Segelpersenningstoff Baumwolle mit 340 Gramm pro Quadratmeter, sand 69745 für ca. 70 € verbaut. Der Zeltstoff ist wasserdicht, reißfest und leicht. Und natürlich gibt es den auch in anderen Farben. Einfach mal googeln. Oder bei einem Händler anrufen. Wie gesagt, hier bist du bei einem Vater von 5 Kindern gelandet, der in seiner Freizeit gern mal bastelt.

      • Flo sagt:

        Hi Tom! Ich hab gerade mit meiner Freundin einen alten Ford Nugget von 1987 mit Westfalia Ausbau gekauft. Wir konnten den sehr günstig schießen, aber der Baumwollstoff vom Aufstelldach ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Wir haben den jetzt weil wir nur wenig Kohle haben selbst ausgebaut und haben uns riesig gefreut auf deinen Blog hier gestoßen zu sein. Aber du schreibst wie selbstverständlich dass du dich für Baumwollstoff (Persenning) entschieden hast, obwohl der ja trotz Imprägnierung Feuchtigkeit durchlässt, wenn du den Stoff von innen mal berührst und er von außen nass ist (nennt sich glaub ich Kapilareffekt). Wir dachte ein Goretex-Material wäre viel besser weil wirklich wasserdicht und nicht nur abweisend. Wir machen uns allerdings Sorgen wie das dann dort oben mit der Frischluft wird, weil Baumwolle da ja wohl viel mehr Frischluft durchlässt als ein Polyester… warum hast du dich für Baumwolle entschieden? Vielen vielen Dank schonmal für eine Antwort

        • Tom sagt:

          Seid ihr noch wach? Dann ab ins offene Aufstelldach. Schlaft mal eine Nacht da oben. Und ihr wollt das nie wieder verschließen. Das einzige, was du brauchst, ist ein Mückennetz ringsum. Der Baumwollstoff ist nur gegen Spritzwasser und Schlagregen. Und meistens unten. Aber wasserdicht ist der Segelstoff schon. Wenn ich das Dach mal vergesse zu verschließen und es regnet, steht das Wasser manchmal in Pfützen im gefalteten Baumwollstoff. Und läuft nicht durch.

          • Flo sagt:

            Hey Tom, gestern haben wir es nicht mehr geschafft, aber wir haben schon einige Nächte dort oben verbracht und liebe es. Vor allem dass es nicht so heiß ist wie in einem Zelt, was glaube ich am Baumwollstoff liegt. Aber auch bei Regen dort oben zu liegen mit trockenen Seitenwänden, wäre super gemütlich und ein Traum. So wie ich das sehe ist Baumwolle aber immer nur wasserabweisend weil er sich vollsaugt und damit engmaschiger wird. Hast du schonmal bei Regen eine Nacht dort oben mit hochgezogenem Baumwollschutz verbracht und warst etwas genervt davon dass der Stoff klamm ist?

            • Tom sagt:

              Der Zeltstoff in unserem Aufstelldach ist keine einfache Baumwolle wie beim 60er-Jahre-Camping. Das ist wasserdichte Segelpersenning mit einem Gewicht von 340 Gramm pro m² . Da ist nichts undicht oder klamm. Aber natürlich muss Goretex-Stoff nur deswegen nicht schlechter sein, weil ihn niemand im Schlafdach verbaut. Trocknet vielleicht sogar schneller. Und Goretex ist mittlerweile auch preiswert zu haben. Kommt also auf ein Experiment an. Aber ich baue nix um.

              Und nochmal: Schlafen im Aufstelldach ist super. Aber Schlafen nur mit Mückennetz ringsum ist ein Traum. Vor allem im Sommer. Deswegen der Tipp mit dem Probeschlafen auf dem Dach ohne alles.

  4. Tiroler sagt:

    Hallo,
    erstmal allen Lob zu deinen Umbauten.
    Das mit dem Bettscharnier ist denke ich nicht so toll weil das Dach des Zelts dadurch zu weit nach vorne gehen würde und wenn es regnen würde dann ist hinten rein gar nichts mehr überdacht…
    LG
    John

  5. Anonymous sagt:

    Guten Tag. Hoffe du hast es gut mit den deinen . Lese schon länger Deinen Blog und habe eine Bitte. Kannst du ein Bild von der Befestigung des oberen hochgezogenen Zeltbahn Rahmens machen ? Hab keine Idee wie man den festmachen kann . Liebe Grüße aus Thüringen . Alexander, Ein angestifteter 711 er .

    • Tom sagt:

      In dem Rahmen mit dem Dachzelt zum Hochziehen sitzen ganz rechts und ganz links 2 Ringösen. Durch die läuft ein ganz normales Spannband. So ist die Einstellung schnell und flexibel zu erledigen. Je nach Wetter halt. Ich sehe mal zu, dass ich diese Woche noch ein Foto ergänze.

  6. Tom sagt:

    Text zum Zeltstoff zuschneiden und montieren überarbeitet. Erfahrungen und Fotos zum Aufstelldach ergänzt.

  7. Anonymous sagt:

    Hallo guten Abend. Danke fürs Aufstelldach aktualisieren. Deine Lösungen finde ich genial einfach . Und darf ich es kopieren wenn unser Bus soweit ist ? Deine Listen und technischen Berichte sind echt ein Schatz.

  8. Ela sagt:

    Hallo Tom,
    Über deine Hubdach-Anleitung sind wir sehr dankbar. Wir bauen gerade ein riesiges Hubdach auf unseren Expeditions-LKW und sind mega froh, dass wir uns an deiner Anleitung „anlehnen“ dürfen. Wir hätten eine brennende Frage zum Thema Isolierung/Wärme im
    Winter. Dies ist bei uns echt wichtig, da wir eine sehr große Dachfläche haben (4,30×2,30). Haben uns ebenfalls für Baumwoll-Persenning entschieden um das ganze so natürlich/durchlässig wie möglich zu gestalten. Im Winter wird das jedoch bestimmt total kalt und ich hatte die Idee, von innen anknöpfbare Matten aus 100% Walkloden (Schafwolle) dranzumachen. Leider finde ich dazu keinerlei Erfahrung im Netz. Spricht aus deiner Sicht etwas dagegen? Ist unser Gedankenansatz richtig? Wollen zwar Wärme, aber andererseits auch Atmungsaktivität, daher wären dichte Isoliermatten aus unserer Sicht nicht das Richtige. Über deine Einschätzung wären wir sehr dankbar 😉 weiterhin alles Gute für die ganze Bande!! Ela

    • Tom sagt:

      Eine Isolierung des Zeltstoffs macht das Dach auch nicht viel wärmer. Dann müsstest du das Aufstelldach beheizen. Ich würde lieber in gute Schlafsäcke investieren. Wir schlafen jedenfalls auch im Winter viel im Aufstelldach und für mich reicht es, den Durchzug zu verringern.

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