Probereise in die Bretagne: Start mit Hindernissen
Die Anreise in die Bretagne ist nach diversen Umbauten eher Probefahrt als Urlaub und erfordert noch den ein oder anderen Handgriff.
Urlaubsvorbereitung am Wohnmobil
Unter Beachtung einer angemessenen Ruhezeit nach dem Elbe-Paddelurlaub bis Hamburg ist der Start in die Bretagne erst für 16 Uhr festgelegt. Bin da nicht böse drüber, denn der Bus ist nicht bereit. Muss noch das Werkzeug wegräumen, alles sauber machen sowie diesen und jenen Handgriff erledigen. Hatte schließlich zum Wechsel der Vorderfedern das halbe Fahrwerk auseinander und komme nicht mal mehr zu einer Probefahrt. Musste dazu wegen Owatrol-Sparsamkeit einiges Blech replizieren. Spachteln und Schleifen mache ich später mal. Bis dahin kaschiert das BGS-grüne Brantho aus dem Korrosionsschutz-Depot meine halbfertige Karosseriearbeit (RAL 6012).
Naja, wird schon. Geht ja nur nach Frankreich. Für diese kleine Runde ist der 711er bereit genug. Ab 14 Uhr einpacken. Tatsächlicher Start 16:30 Uhr. Erstmal Diesel tanken.
Der Gastank hat nach der letzten Osterreise durch Schweden noch 55 %. Das reicht für 2 Wochen Sommerurlaub in Frankreich locker aus.
Erste Reparatur nach 5 km Urlaubsfahrt
Beim Rausfahren aus der Tankstelle quietschen die Keilriemen. Die stehen zwar auf meiner Bauliste, allerdings mit Prio2. Doch so geht es nicht weiter. Also in die nächste Parkbucht und Keilriemen nachspannen. Neue Arbeitshandschuhe bräuchte ich auch wieder mal. Denn normalerweise zieht man die aus und hat trotzdem saubere Urlaubshände. Die hier sind schon x-mal gewaschen und jetzt echt ablagereif (BGS 9954).
Sonst rollt der Bus. Aber irgendwie sind mir 20 Pferde verloren gegangen. Wo ist nur die Leistung des OM364A hin? Die Jungs lästern schon über die straffen 55 km/h, mit denen der 711er den Testberg hochzieht. Hmm, die nächste große Wartung ist planmäßig erst nach dem Urlaub dran. Da gibt es das ganze Programm mit allen Filtern, Ölen und Ventilen. Aber nicht mehr jetzt. Jetzt bin ich im Urlaub. Und wem das zu langsam geht, der kann sein Gepäck nehmen und in die Bretagne laufen.
Sorry für mein Gefahre
Dazu hat heute der straffe Gegenwind seine Finger im Spiel. Nerve also im Thüringisch-Hessischen Bergland wie gewohnt die Trucker durch Hochschleichen und Runterrasen, bin aber mittelfristig deutlich schneller als die LKWs. Und solange es berghoch langsamere Fahrzeuge gibt, ist das Glas halbvoll. Aber auch so ein Pinzgauer hat was. Glaube, sogar mit Aufstelldach.
Geschwindigkeit ist echt überbewertet. Und das sind sowieso alles Kaltstartwehwehchen. Ab 300 km am Stück läuft der Bus überhaupt erst mal richtig und ich kann die LKWs auch berghoch überholen. Naja, wenn der LKW nicht zu leer und der Berg nicht zu steil ist. Peinlich ist eben nur, wenn ich mit Schwung im Tal ansetze und dann nicht vorbeikomme. Das versuche ich echt zu vermeiden, wobei mir mein Beifahrer immer mit der Einschätzung von Ladezustand und PS-Niveau hilft. Polnische Scanias sind am schlimmsten. Da bleibe ich artig dahinter.
Stellplatzsuche ohne App
Für den späten Start und den Probefahrtcharakter mit mehrfachen Reparatur- und Kontrollstopps kommen wir ziemlich weit. So bei 500 km sucht unser Jüngster ohne App einen Übernachtungsplatz, weil ich mir so einen schönen Morgen am Fluss mit Blick auf den vernebelten Rhein vorstelle. Aber schon bald stehen wir in Koblenz vor einer 3,5-t-Brücke. Mist, ohne Boot wird das wohl nichts mit der Flussromantik. Und der Rhein ist ja sowieso nicht die Elbe.
Also zurück zur Autobahn und auf der anderen Seite im Regen wieder das Rheintal hoch. Auf dem Berg aber jetzt direkt die nächste Ausfahrt raus und ab zur nächsten Möglichkeit. Manno, eine Schranke vor dem angepeilten Tagebaurestloch. Die Straße selbst ist zwar klein, aber ziemlich befahren. Egal, wir bleiben jetzt hier einfach vor der Schranke stehen. Wird schon ruhiger werden.
[Hab mich erst gefragt, was das unscharfe Handyfoto bedeuten soll. Aber das ist rechts der Bus mit dem endlich mal angeschlossenen LED-Licht im Aufstelldach und links fahren die Autos vorbei. Vor allem aber dokumentiert das Foto die Uhrzeit. Es ist 0:13 Uhr. Also ab ins Bett.]
555 km