Marokko: Mende Abfahrtsski im Wüsteneinsatz am Erg Chebbi
Inmitten von sechs weißen R4 einer französischen Studentengruppe wachten wir heute Morgen ziemlich spät auf. Nach dem Frühstück begann unser Aufstieg zur großen Düne, der sich als ganz schön anstrengend erwies, zumal ich ja noch die schweren Abfahrtsski und die Stiefel mitschleppen musste. Entsprechend hing ich hinterher. [Heute frage ich mich, warum mir die beiden eigentlich nicht geholfen haben. Aber gut, runterfahren wollte ich ja auch alleine.]
Ein bisschen Skifahren in der Wüste
Beim Dünenaufstieg ist es ja sowieso so, dass man für einen Schritt vorwärts zwei zurückrutscht. Erst recht mit den schweren Skiern, den Stiefeln und der Hitze. Immer wieder musste ich die Skier in den Sand stecken und erst mal eine kleine Verschnaufpause einlegen.
Irgendwann saßen wir dann aber oben, sahen das Dorf, die Oase, den See und ringsum Sand und Berge in der heißen Sonne liegen.
Ich schnallte mir also die guten Mende Abfahrtsski an und stürzte mich die Sanddüne hinunter. Es rutschte ganz gut, allerdings liegt die Grenzgeschwindigkeit auf Sand deutlich unter der auf Schnee, was sich gerade am Anfang etwas wacklig fuhr. Und so sieht auch die B-Note aus.
Ich machte ein paar Schwünge und stand schon auf dem kleinen Sattel in der Mitte der vielleicht 150 Meter hohen Düne. Das letzte Stück war steil und wirklich herrlich, allerdings recht kurz. Übrigens erfolgte die Sandabfahrt mit meinen alten Mende Abfahrtsski – einer seinerzeit gefragten Rarität aus der DDR.
Das Skifahren in der Wüste geht also, ist ohne Lift aber doch recht beschwerlich und ruinös für die Skier ohnehin. Also beließ ich es bei einer Abfahrt. Wir gingen zurück zum Auto und zogen uns in die Klappstühle zurück.
Marokkanische Gastfreundschaft
Nach einer Weile andächtigen Lauschens der gebildeten Vorträge auf der Deutschen Welle haben wir unser Versprechen eingelöst und Mohammed nach einem kurzen Spaziergang in dessen Haus besucht.
Es liegt ca. 2 km von hier am Rand der Dünen. In einem Raum aus gestampftem Lehm breitete Mohammeds Schwester für uns Decken und Kissen aus.
Nach dem üblichen Austausch von Höflichkeiten frönten wir der Teezeremonie. Den Sud abschmecken musste jedoch ein kleiner Junge, da ja Ramadan herrscht.
Daraufhin schrieb ich für unseren Gastgeber einen deutschen Brief nach meinen Vorstellungen und arabischem Muster. (Ich weiß heute auch nicht mehr, warum und wozu, aber so steht es nun einmal in meinem Tagebuch.)
Auf dem Rückweg besuchten wir noch seine Mutter, die in netter Gesellschaft unter einem Zeltvordach einen Teppich wirkte und von der wir erlaubtermaßen eine Fotografie anfertigen durften.
Unterwegs verweilten wir außerdem an einem ausgetrockneten Brunnen, auf dessen ca. 1 Meter tiefem Grund sehr viele Mistkäfer herumrannten, die irgendwann einmal hineingefallen waren. Mohammed sagte nach einer Weile andächtigen Betrachtens, dass die Käfer sich wie Autos in einer großen Stadt verhielten. Wie Recht er doch hat.
Auf der Suche nach dem wahren Paradies liefen wir kurz vor Sonnenuntergang noch bis in die herrliche Oase.
Die paradiesische alte Oase von Merzouga
In der alten, landwirtschaftlich intensiv genutzten Oase von Merzouga fanden wir dieses Paradies dann auch irgendwo am Bewässerungsgraben, zwischen blühenden Mandelbäumen und bald reifer Gerste, zwischen Dattelpalmen und Möhrenbeeten. Allerdings fehlten für ein dauerhaft attraktives Paradies noch Nymphen und Klappstühle, sodass wir langsam wieder zurückliefen. Es war jedenfalls sehr schön, vollkommen unbehelligt durch die um diese Zeit fast verlassenen Oasengärten zu streifen.
Bis auf einen Hahn saßen alle Einheimischen wohl vor gedeckten Tischen und warteten den Sonnenuntergang ab.
Auch das Dorf war wie ausgestorben. Selbst an Merzougas Tor zur Wüste stand so kurz vor Sonnenuntergang nur ein einziger Wachposten – wahrscheinlich der dienstjüngste Rekrut.
Fast genau mit Sonnenuntergang waren wir wieder zurück am Bus. Wir aßen das Gericht des Urlaubs (Pellkartoffeln mit Leberwurst) und gestalteten uns noch einen schönen Hausabend.
Merzouga