Schraubstock im Wohnmobil: Werkstattwagen auf Reisen
Mit Schraubstock wird das Wohnmobil zum Werkstattwagen und kann zur sinnvollen Beschäftigung auf Reisen beitragen.
Mein Wohnmobil als Werkstattwagen
Ehrlich gesagt nutze ich den Mercedes 711 mehr als Werkstatt und Bastelobjekt denn als Wohnmobil. Wenn sich wieder mal jemand wundert, warum ich schon wieder am Bus schraube, sage ich immer, dass das meine Modelleisenbahn ist. So entspanne ich und lebe meine handwerklichen Bedürfnisse aus. Naja, und später kann ich mich auch dran freuen, was wieder „Tolles“ entstanden ist.
Aber selbst wenn ich was an den Fahrrädern zu schrauben habe, gehe ich zum Wohnmobil. Denn im 711er Werkstattwagen ist das Werkzeug, der Fußboden hat dank Höherlegung eine schöne Arbeitshöhe, die Markise schützt vor Sonne und Regen, es gibt Musik und Licht, und wenn ich keine Lust mehr habe, mache ich einfach die Schiebetür zu und kann alles stehen und liegen lassen.
Mein Traum vom Wohnwerkstattwagen
Nun sind ja meine Kinder alle schon groß genug und können bzw. müssen ihre Fahrräder selbst warten und reparieren. Meine Aufgabe als Vater ist da bis auf Beistand sowie die Bereitstellung von Werkzeug und Ersatzteilen eigentlich erledigt.
Wenn ich aber sehe, mit was für Klappergestellen die Kinder z. B. in Albanien unterwegs sind, und wenn ich mich gleichzeitig frage, was ich mit der vielen kinderlosen Freizeit auf Dauerreise machen soll, dann schwebt mir ein Wohnmobil-Werkstattwagen vor, mit dem ich dann unterwegs Kinderfahrräder repariere.
Schraubstock im Wohnmobil
Für einen richtigen Werkstattwagen fehlt mir nur ein Schraubstock im Wohnmobil. Also nicht irgendein Spielzeug, sondern ein richtiger Schraubstock. Erst ein Schraubstock macht aus einem Wohnmobil einen Werkstattwagen.
Bislang dachte ich für die Befestigung des Schraubstocks an die Trittstufe über der Anhängerkupplung. Aber für die Außenmontage ist ein Schraubstock viel zu schade, und der TÜV wäre wohl auch nicht begeistert, wenn da hinten so ein scharfkantiges Teil sitzt.
Ein Schraubstock auf der Küchenarbeitsplatte käme auch nicht schlecht. Aber erstens muss ich dann immer rein- und rausrennen und zweitens kann ich im Wohnmobil nicht flexen. Naja, und außerdem ist das ja die gute Stube.
Egal, erstmal brauche ich einen Schraubstock. Wenn ich den habe, fällt mir schon ein Platz ein. Draußen im Garten steht bei uns ein alter, schwerer Schraubstock, den schon mein Großvater benutzt hat und der immer noch anstandslos funktioniert.
Nur will ich diesen Schraubstock nicht ins Wohnmobil verpflanzen. Suche daher einen leichteren Schraubstock mit vergleichbarer Qualität. Da fällt mir nur Kukko ein.
Bei meinem Abzieher war ein Katalog dabei, da stehen einige Schraubstöcke zur Auswahl. Am besten gefällt mir aus der hochwertigeren Baureihe 525 der 525-125, weil der (angeblich) nur 1,32 kg wiegt. Aber das kann nicht stimmen. Das ist bestimmt ein Fehler im Katalog.
Denn der 125er ist in jeder Hinsicht größer als der kleinere 100er, der immerhin auch schon knapp 7 Kilogramm wiegt. Scheinbar sind die Gewichtsangaben zu den Schraubstöcken generell gewürfelt, denn mein Schraubstock 525-100R in Rot soll 4 kg mehr als in Blau oder Grau wiegen (Kukko-Katalog, S. 473). Hab zwar neue Federn im Bus, aber das ist mir zu viel.
Wie auch immer, ein Schraubstock im Wohnmobil ist ein Kompromiss aus Größe und Gewicht, Spannweite und Spannhöhe. Schließlich geht es nicht nur um Blechbearbeitung oder das beliebte Schraubenabflexen, sondern auch ums Zersägen von Lagerfeuerholz. Das macht sich im Schraubstock nur dann gut, wenn die Backen hoch sind und weit genug auseinander gehen.
Befestigung des Schraubstocks im Wohnmobil
Einmal entschieden, ist das Paket mit dem Schraubstock schnell da. Klar, ich hätte jetzt auch noch zwei Wochen auf ein Sondermodell in grau oder rot warten können, aber das ist mir dann am Ende auch egal. Das Arbeiterblau ist doch hübsch. Die Frage ist nur, wo ich den Schraubstock im Wohnmobil montiere. Denn ein Schraubstock ist nur so gut wie die Unterlage.
Präferiere am Ende den Bordwerkzeugkasten im Einstieg als Schraubstocktisch. Da ist sowieso meine Werkzeugecke, da stört der Schraubstock am wenigsten und den Deckel des originalen Fensterbus-Werkzeugkastens kann ich trotzdem noch aufklappen. Stabil genug ist dieser Werkzeugkasten auch.
Allerdings hatte ich bei der Sanierung des Tiefeinstiegs den Werkzeugkasten schon mal demontiert und seitdem nur lose hingestellt. Das hält aufgrund des schweren Werkzeugs erstaunlich gut, aber für die Montage des Schraubstocks auf dem Werkzeugkasten muss ich den sicher verschrauben.
Entscheide mich, Löcher in die Rückwand des Tiefeinstiegs zu bohren und die Kiste für das Bordwerkzeug an der Rückwand und nicht wie original am Boden zu verschrauben. Dort hat man aber keine Chance, von hinten eine Mutter zu verschrauben, weil der Zusatztank davor sitzt. Doch die Rückwand des Tiefeinstiegs besteht in den oberen 5 cm aus einem dicken Blechwinkel, in den ich ein M8-Gewinde schneiden kann. Anders sind die Sitzbänke im Bus auch nicht befestigt.
Unterschätze wiedermal Qualität und Widerspenstigkeit des Mercedes-Stahls. Komme mit meinem 6,8-mm-Kernlochbohrer nicht durch und verglühe den. Der 6,5 mm Ruko UltimateCut bohrt den Stahl aber wie Butter. Brauche also von diesen Superbohrern unbedingt welche mit passenden Kernlochgrößen. Gibt’s ja bei Frantos auch einzeln für jeden Zehntel Millimeter.
Nachdem ich dann mit dem verglühten Kernlochbohrer die letzten 0,3 mm auch noch durchgewurschtelt habe, geht das Gewindeschneiden mit dem Akkuschrauber ganz einfach. Einmal langsam reinschrauben und wieder raus und fertig ist das Gewinde. Genial.
Verschraube dann den Schraubstock auf dem Deckel der Werkzeugkiste. Denn längs zum Bus kann ich flexen, ohne die Glasscheiben zu gefährden. Auch der Knebel lässt sich noch bedienen, wenn auch nicht sooo komfortabel.
Kann trotzdem den Deckel mit montiertem Schraubstock aufklappen. Gefällt mir jetzt echt.
Projekt rollende Fahrradwerkstatt
Bin gerade nicht nur von meinem Schraubstock im Wohnmobil begeistert, sondern auch von der Idee mit der mobilen Kinderfahrradwerkstatt. Denke ich an unsere Fahrräder, dann führt der Weg vom Klapperrad zum Leichtlaufrad über sauber eingestellte Konen, Tretlager und Pedale, neue Ritzelblöcke und Ketten sowie sorgfältig zentrierte Räder. Wenn ich dann noch ein paar Dutzend Bremsgummis und Bowdenzüge sowie ein bisschen Fett und Öl mitnehme, kann ich die meisten Fahrräder unterwegs reparieren und aufwerten.
Ich hätte Beschäftigung auf Reisen, die Kinder könnten wieder vernünftig zur Schule fahren und vielleicht lernt der eine oder die andere noch was. Auch wenn ich solche Reparaturen mit dem Werkstattwagen kostenlos anbiete, nimmt das glaube ich niemandem Arbeit und Einkommen weg. Im Gegenteil, vielleicht folgt ja sogar jemand diesem Beispiel und macht das gewerblich.
Und ja, wenn mal ein Mönch mit seinem Unimog Probleme hat, kann ich natürlich auch wieder helfen kommen. Allerdings halte ich nicht viel von kostenlosen Hilfsangeboten. Mönche haben ihre Aufgabe, aber die Kinder müssten dann irgendwas machen. Den Bus waschen vielleicht. Oder Müll einsammeln. Eine Geschichte vorlesen. Mal sehen. Die Idee gefällt mir.
Der erste Schritt für die mobile Wohnmobilwerkstatt mit Schraubstock und Werkzeugkasten ist gemacht. Jetzt muss ich bloß noch überlegen, wo ich im Bus Strom fürs kleine Schweißgerät herkriege. Wobei das eigentlich Quatsch ist, denn meine Möglichkeiten zum Hartlöten reichen unterwegs vollkommen aus. Viel wichtiger ist die Frage, wann ich mir mal paar Monate frei nehmen kann.
Problem mit dem klappernden Schraubstock
Kaum habe ich den Schraubstock im Wohnmobil installiert, gibt es schon die ersten Probleme. Denn ich bin natürlich neugierig und schraube die Spindel komplett heraus. Danach aber klappert der Schraubstock. So ein Mist.
Aber ich hab den Schraubstock nicht kaputt repariert, sondern mir ist nur unbemerkt der Klapperschutz rausgefallen.
Das kleine Prisma wird ganz raffiniert verklemmt und verhindert das Klappern des Schraubstocks. Ist ja auch extra ein Kukko 525 Parallel-Schraubstock, während die billigere Baureihe 520 Ganzstahl-Schraubstock heißt.
Jedenfalls kann man diesen Klapperschutz am Schraubstock passend einstellen. Das ist im Wohnmobil echt wichtig, denn Klappern während der Fahrt kann ich gar nicht leiden.
Hab also beim Herumspielen gelernt, dass man den Schraubstock zwar weit auseinander schrauben und sogar ganz demontieren kann, aber dabei auf das kleine Prisma achten sollte, das schnell mal runterfällt.
Infos zu meinem Werkstattbus
Hab leider vergessen nachzuwiegen, was mein Schraubstock 525-100 wirklich auf die Waage bringt. Aber 7 kg kommen schon hin. Eine Alternative wäre vielleicht der kleinere 520‐080 mit 4 kg, da ist die Backenhöhe allerdings nur 50 statt 69 mm.
guck mal hier
http://www.tapmatic.co.uk/cutting-fluids.php
So eine Schneidpaste (allerdings von Ruko) hab ich auch irgendwo, nur eben nicht gefunden. Brauche wohl noch einen Kleinteileschrank für meinen Werkstattbus. Und bringt denn solche Schneidpaste so viel?
extrem. Tapmatic Schneidöl für Gewinde und Löche, geht durch wie Butter
Ich werde es beherzigen. Aber erst muss ich mein Schneidöl finden. Und Ruko wird ja wohl auch gehen, was soll da der Unterschied sein.
Niedrigere Drehzahl….. nicht drücken wie ein Bär, und schmieren.
Schraubstöcke von Kukko kannte ich nicht, wenn dann Brockhaus-Heuer. Gibt es auch als Top Teile in klein. https://www.heuer.de/de/produkte/heuer-schraubstock/100-mm
Es wurde schon zum Essen gerufen und ich musste schnell machen. Beim nächsten Mal bohre ich das Loch ganz in Ruhe, oder nehme eben gleich den richtigen Bohrer. Denn komischerweise kam der 6,5er UltimateCut mit Druck und Drehzahl klar.
Aber mit meinem Schraubstock bin ich echt zufrieden. Hab den seit Montage wirklich laufend in Benutzung. Ist echt super praktisch, so ein Teil.