Hartlöten mit Lötlampe: Universelle Feldreparatur am LKW
Hartlöten mit der Lötlampe ist eine gut beherrschbare Methode für Reparaturen am LKW, wie der erste Test mit Silberlot zeigt.
Feldreparaturen am alten LKW
Jedes Reisefahrzeug wird irgendwann auf Reisen kaputt gehen, einen Defekt haben oder einfach nur Pflege brauchen. Denn wenn man sein Wohn- oder Expeditionsmobil nur für Reisen nutzt, muss das auf einer Reise passieren. Denn man kann ja nicht immer so viel Glück haben wie ich, dem der Anlasser des gerade gekauften MB 711 in der Mercedes-Werkstatt verreckt.
Die Frage ist also nicht ob, sondern wann und was ich am LKW unterwegs reparieren muss. Will da vorbereitet sein. Nun kann ich aber nicht eine halbe Werkstatt und Unmengen an Ersatzteilen mitführen. Viel wichtiger sind regelmäßige Wartung, gute Basiswerkzeuge, vielseitiges Improvisationsmaterial und Übung bei der Anwendung.
Bin dennoch immer dabei, meine Möglichkeiten zu erweitern und hab Hartlöten als Reparaturmethode entdeckt. Hätte das nämlich letzten Sommer in Irland brauchen können, als mir eine Hydraulikleitung aus Stahl durchgescheuert ist. Tja, ich konnte das Problem unterwegs im strömenden Regen auf der Straße lösen und hab mittlerweile ein Neuteil drin.
Hartlöten erweitert meine Möglichkeiten
Dabei wäre Hartlöten als Feldreparatur auch nicht schlecht gewesen. Nun würde ich niemandem empfehlen, Hydraulikleitungen am LKW zu löten. Und das selbst bei den besten Lötkünsten vor allem deswegen nicht, weil Lot in den Ölkreislauf gelangen und andere Bauteile lahmlegen könnte.
Aber trotzdem: Hartlöten ist eine ideale und vor allem dauerhafte Reparaturmethode zum Verbinden und Reparieren von verschiedenen Materialien. Gerade wenn ich an die ewig langen und weit verzweigten Kupferleitungen im Wasserkreislauf denke, muss ich dringend meine Fähigkeiten ausbauen.
Fürs Hartlöten am LKW relevant wären vor allem:
- Kupferleitungen der Standheizung,
- Stahl der Hydraulikleitungen,
- Abgefallene Karosserieteile,
- Risse in Blech, Edelstahl und Aluminium.
Die größten Vorteile beim Hartlöten sind neben den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten für Reparaturzwecke auch der geringe Platzbedarf und das einfache Handling. Anders als beim Schweißen braucht man beim Hartlöten nämlich nur ein paar Lötstäbe und eine Lötlampe.
Zubehör zum Hartlöten
Reicht eine einfache Lötlampe zum Hartlöten?
Geil sind ja die alten Barthel Benzinbrenner, die es auch als Lötlampen gibt. Aber so eine Gaslötlampe macht es fürs Hartlöten auch und ist mit Gaskartusche und Piezozündung wesentlich einfacher im Handling. Jedenfalls ist so eine Gaslötlampe universell anwendbar, weil man damit
- Nicht nur Hartlöten, sondern auch
- Festsitzende Schrauben lösen,
- Fettverbackene Gelenke freimachen
- Batterieanschlüsse verlöten,
- Eingefrorene Leitungen aufwärmen,
- Ölwannen vorheizen oder den
- Grill anwerfen kann.
Die Lötlampe muss zum Hartlöten so 700°C bringen. Bei meiner steht 1100°C dran, aber entscheidend ist nicht die Flamm-, sondern die Bauteiltemperatur. Besser ist natürlich ein Acetylen-Brenner. Aber irgendwo muss ich bei der Werkstattausrüstung für unterwegs auch mal Grenzen ziehen.
Was ist das beste Silberlot zum Hartlöten?
Am universellsten ist Silberlot. Der Reiz beim Hartlöten mit Silberlot und Lötlampe besteht gegenüber dem Schweißen in der einfachen Grundausstattung und darin, auch verschiedene Materialien sicher verbinden zu können.
Und wenn man mit Flussmittel ummanteltes Silberlot nimmt, spart man sich wieder ein Teil. Hab übrigens zwei verschiedene der neuen Silberlote ohne Cadmium und Borsäure rausgesucht, weil man gerade als Hobbyschrauber ohne Werkstatt mit Absaugung auf seine Gesundheit achten sollte. BF steht dann auch für borsäurefreies Flussmittel.
Ansonsten verlangt das 319er Fontargen etwas höhere Temperaturen beim Hartlöten, ist zäher und ein bisschen flexibler im Schmelzbereich. Das 320er ist dünnflüssiger und füllt auch extrem schmale Kapillaren. Mehr Unterschiede sehe ich in meinem Vergleich der Silberlote nicht. Die Frage ist nur, was mit Hartmetall gemeint ist. Aluminium?
Hartlot | FONTARGEN AF 319 D BF | FONTARGEN AF 320 D BF |
---|---|---|
Arbeitstemperatur | 710°C | 670°C |
Schmelzbereich | 630-730°C | 640-680°C |
Zugfestigkeit Stahl | 360 N/mm² | 350 N/mm² |
Optimaler Lötspalt | 0,10 – 0,20 mm | 0,05 – 0,20 mm |
Cu-Rohrinstallation | ja | ja |
Kupfer | ja | ja |
Messing | ja | ja |
Bronze | ja | ja |
Stähle | ja | ja |
Nichtrostende Stähle | – | ja |
Nickellegierungen | ja | ja |
Hartmetalle | ja | – |
Flussmittelmantel? | ja | ja |
Mein erster Test im Hartlöten
Theoretisch ist die Vorgehensweise beim Hartlöten klar. Gibt ja genug Anleitungen. Zwei Bauteile werden ordentlich geputzt und auf ca. 650°C erhitzt. Wenn Stahl kirschrot glüht, kommt erst ein bisschen Flussmittel in den Spalt und dann das Silberlot. Das Silberlot schmilzt an der Fügestelle auf, wird durch die Kapillarwirkung in den Spalt gezogen, kühlt dort aus und verbindet die beiden Bauteile. Oder schließt eben den Riss.
Praktisch aber braucht Hartlöten wie jede Handwerkskunst Übung. Es nützt nichts, Silberlotstäbe und eine Lötlampe im Werkzeug zu haben, wenn man das noch nie gemacht hat. Selbst eine Anleitung hilft da nicht viel. Nehme also für meinen ersten Test des Hartlötens die alte Hydraulikleitung mit der Scheuerstelle.
Zuerst die Lötstelle putzen, damit das Lot gut fließen kann. Mache das mit Akkuschrauber und Rundbürste. Unterwegs würde ich die Drahtbürste nehmen. Anschließend die Lötstelle mit Spiritus reinigen. Ja, den habe ich auch dabei. Wie soll ich sonst den Grill ankriegen. Bremsenreiniger geht ebenso. Der gehört auch ins Bordwerkzeug.
Das größte Problem beim Hartlöten unterwegs dürfte die Fixierung der Bauteile sein. So ein Schraubstock fehlt mir wirklich am Bus. Aber das kann man auch mit einer Rohrzange und Spannband improvisieren. Die Unterlage sollte nur nicht brennbar sein und auch nicht zu viel Wärme rausziehen. Ein alter Ziegelstein würde gehen.
Nun hatte ich im Kopf, dass Stahl fürs Hartlöten kirschrot sein muss. Hmm, ist das nun schon kirschrot? Kann ich nun Hartlöten? Egal, den Lötstab drauf. Merke ja, ob auch das Lot schmilzt. Zuerst schmilzt das Flussmittel. Und irgendwann tropft das Silber dann ab und füllt den Spalt.
Im Ergebnis würde ich den ersten Test für das Hartlöten einer Hydraulikleitung mit Lötlampe und Silberlot als erfolgreich bewerten. Und das ohne Übung und unter Feldbedingungen. Na ja, wobei ich ja einen Schraubstock hatte. Da muss ich noch dran arbeiten. Aber der Riss ist verschlossen und die Hydraulikleitung sollte wieder dicht sein.
Die Druckprobe der gelöteten Hydraulikleitung mit einem Fahrradschlauch und meinem Akku-Kompressor zeigt jedenfalls keine Auffälligkeiten, auch wenn mir der alte Schlauch bei knapp 5 bar platzt. Aber gut, hier geht es mir ums Prinzip und darum, dass auch ein Test der gelöteten Hydraulikleitungen möglich ist. Eingebaut wird natürlich ein Neuteil. Wer aber mit einem alten LKW rumfährt, braucht unterwegs solche Reparaturmöglichkeiten.
Zweiter Test im Hartlöten
Also wenn das Hartlöten so einfach geht und schon beim ersten Mal zu guten Ergebnissen führt, muss ich doch gleich mal testen, ob sich damit auch zwei Edelstahlbleche auf Stoß verbinden lassen. Das ist ja so ziemlich der Worst Case.
Auch hier lasse ich den Stahl kirschrot glühen und dann das Hartlot in den Spalt laufen. Das war’s schon. Mache zur Dokumentation des Hartlötens extra ein Video und sehe, dass die ganze Sache nach 32 Sekunden beendet ist. Und alles was ich brauche, sind Drahtbürste, Hartlötstab und Lötlampe. Das finde ich super.
Nach dem Hartlöten ist Nachbehandlung wichtig, weil das Flussmittel stark korrosiv ist. Also ordentlich mit Wasser waschen, ein bisschen putzen und die Oberfläche behandeln. Das Silber wird zwar nicht rosten, aber der Stahl ringsum.
Nun will ich noch die Hartlötstelle auf Belastung testen. Keine Ahnung, wie lange man warten sollte. Hab keine Geduld und fummle gleich mit meinem Leatherman an den Blechen herum. Bin echt überrascht, wie fest schon diese pfuschige Verbindung ist. Erst mit dem Hammer kriege ich das stumpf angelötete Blech runter. Jetzt muss ich nur noch an der Qualität des Hartlötens arbeiten.
Hallo Tom,
Super Beitrag, wie immer!! Danke.
Ich habe so einen kleinen (eigentlich noch etwas kleiner) Schraubstock beim Reisen im Fahrzeug dabei. Ist ganz nützlich zum basteln.
Viele Grüße, Werner
https://www.amazon.de/HRB-Schraubstock-Tischschraubstock-wahlweise-drehbarer/dp/B00VHPMBK4?&linkCode=ll1&tag=sdja-21&linkId=64d2fe6282b8e9ab4f619d4ba59196a7&language=de_DE&ref_=as_li_ss_tl
Diesen kleinen Schraubstock hab ich auch schon gesehen. Aber irgendwo muss ich wirklich Grenzen ziehen.
Hartmetall früher als Widia bezeichnet ist eine Legierung für Werkzeugschneiden an Bohrern, Sägeblättern oder Fräsern/Fräsköpfen. Das hat mit Aluminium absolut gar nichts zu tun 😉
HM Schneiden können durch Löten oder Laserschweissen mit den Stahltragkörper verbunden werden.
Gruß Peter
Aha, danke. Mit Widia kann ich was anfangen. Hartmetall war mir unklar. Jedenfalls ist Hartlöten wirklich universell einsetzbar.