Nacht-Pilgern über den Berg Athos

Das 7tägige Pilgern über den Berg Athos endet nach Besichtigung aller Klöster mit einer nächtlichen Wanderung nach Simonopetra.

Wohin Pilgern auf dem Berg Athos?

So. Mit den 20 Klöstern und dem Berg Athos bin ich nach dem schief gelaufenen Besuch des Klosters Xeropotamou durch. Das Endziel meines Pilgerns über den Berg Athos ist das Kloster Simonos Petras, denn da wartet noch eine Aufgabe mit dem Unimog auf mich. Aber bis dahin ist noch Zeit.

Wohin könnte ich jetzt noch pilgern? Runter nach Dafni und unten am Meer lang? Nee, die Piste von Dafni nach Simonopetra bin ich doch schon gepilgert. Was mich aber schon immer interessiert, ist der Pilgerweg von oben aus den Bergen direkt runter nach Simonos Petras.

Jetzt wird es bald dunkel. Ach, hätte ich doch heute beim Pilgern über den Berg Athos mal nicht so lange herumgetrödelt. Aber egal, schlafe ich halt wieder mal draußen. Ist sowieso viel angenehmer, als unter diesen eingeengten Verhältnissen. Hab allerdings ein paar Schwierigkeiten, vom Kloster Xeropotamou aus den Pilgerweg Richtung Karyes zu finden.

Ist Pilgern auf dem Athos nicht mehr modern?

Das Pilgern auf dem Berg Athos scheint nicht mehr so richtig modern zu sein. Also zumindest das Pilgern zu Fuß nicht. Wanderer habe ich nur auf dem Anstieg zum Gipfel des Athos, auf der Magistrale ab Koutloumousiou nach Iviron sowie zwischen Zografou und Konstamonitou getroffen. Auch hier, im unmittelbaren Umfeld des Klosters Xeropotamou, werden die alten Pilgerwege so gut wie gar nicht mehr begangen.

Aber Pilgern auf dem Berg Athos ist einfach. Irgendwie kommt man immer durch. Das Schöne beim Pilgern auf dem Athos sind ja gerade die alten, verwunschenen Wege. Und die Ausblicke. Direkt unten liegt das Kloster Xeropotamou. Die Piste hinten links führt von Dafni zum Kloster Simonopetra.

Pilgern auf der alten Straße von Dafni nach Karyes

Nach meiner Karte müsste das hier eigentlich die Hauptstraße von Dafni nach Karyes sein.

Aber sowohl OpenStreetMap als auch Google Maps irren. Denn von den Spuren und dem Zustand her kann hier ja eigentlich kaum Verkehr unterwegs sein. Und trotzdem ist dieser Pilgerweg auf Athos als Hauptstraße eingezeichnet.

Tja, das Pilgern auf dem Berg Athos ist durch den Straßenbau der letzten Jahrzehnte etwas schwieriger geworden. Die alten Pilgerwege werden oft von rücksichtslos durch den Wald geschobenen Pisten zerschnitten. Und selbst die alte Hauptstraße ist nicht mehr das, was sie mal war. Die neue Athos-Autobahn liegt nun weiter westlich. Der Zaun quer über die Straße bestätigt, dass hier kein Fahrzeug mehr lang fährt.

Pilgern auf der Athos-Autobahn

Es geht immer straff bergauf und bald schon kommt die Einmündung auf die Athos-Autobahn. Doch auch auf dieser einzigen durchgehend betonierten Straße auf dem Berg Athos ist Pilgern kein Problem. Autoverkehr ist hier sowieso selten. Und um diese Zeit kurz vor Einbruch der Dunkelheit wird überall in den Klöstern auf dem Berg Athos gegessen. Da fährt niemand rum.

Da ich beim Pilgern über den Berg Athos heute sowieso eine Übernachtung im Wald brauche, überlege ich tatsächlich, ob ich mein Biwak nicht wirklich einfach mal an der Seite der Straße im Schnittgerinne aufschlage. Ich glaube, das würde niemand mitkriegen.

Aber naja, jetzt ist es noch zu zeitig. Kann ja nicht 18:00 Uhr ins Bett gehen. Frisch bin ich auch noch. Also noch ein bisschen durch den schönen Wald am Berg Athos pilgern.

Wandere also recht zügig weiter bis hoch auf den Scheitelpunkt der Straße nach Karyes. Dieser Abzweig war schon auf unserer sommerlichen Bus-Kreuzfahrt über den Athos gesperrt.

Pilgern auf Waldpisten am Berg Athos

Auch auf den zahlreichen Waldpisten oben am Berg Athos lässt es sich gut pilgern. Die Forstwege sind allerdings breit, staubig und nicht besonders schön. Laufe also genau die Piste hoch, die wir mit dem Bus auf unserer Athos-Kreuzfahrt schon runter gefahren sind.

Es geht wieder ganz schön weit hoch in die Berge von Athos. Auf den Fotos kommt das zwar immer nicht so rüber, aber die betonierten Stücke der Waldpisten sind selbst zu Fuß echt steil.

Übernachte ich noch beim Pilgern auf Berg Athos?

Da ich so gut vorankomme, fange ich an, über das Nachtpilgern auf dem Berg Athos nachzudenken. Eigentlich müsste ich gar nicht mehr hier oben irgendwo im Dreck übernachten, sondern könnte die Schlussetappe nach Simonos Petras heute noch durchziehen. Mal abgesehen vom Reiz des Pilgerns bei Nacht mag ich ja schöne Zahlen. Und 7 Tage für 20 Klöster und 1 Berg sind da natürlich ein schönes Pilgerziel.

Doch immer dunkler wird der Wald. Und heute ist es bewölkt, es gibt also kein Mondlicht. Hab beim Pilgern dennoch ein paar schöne Ausblicke auf Berg und Halbinsel Athos, über die sich gerade die Nacht senkt.

Rechts und links knackt es im Unterholz. Juckt mich aber nicht, denn die Wildschweine von Athos sind Schisser. Komme also weiter gut voran. Das Ziel ist jetzt klar. Ich pilgere noch heute Nacht zum Kloster Simonos Petras.

Schwierigkeiten beim Nacht-Pilgern auf Athos

Muss aber dann doch das Handylicht einschalten. Wenn ich mein Handy nicht hätte, wäre ich jetzt echt aufgeschmissen, denn wegen der Dunkelheit und den zahlreichen Wegen würde ich mich beim Pilgern auf Berg Athos ohne GPS-Tracking und der OpenStreetMap glatt verlaufen.

Hab sogar die Sprachnavigation an, damit ich nicht ständig aufs Handy gucken muss und meine Abzweige verpasse. An einer dieser unsäglichen 5-Wege-Kreuzungen ist die Situation dennoch so unklar, dass ich erst mal je 100 m in zwei verschiedene Richtungen laufe, um zu sehen, wie sich der grüne Strich auf meinem Handy entwickelt und wo ich tatsächlich langlaufen muss.

Finde dann wirklich den kleinen Pilgerweg runter nach Simonos Petras. Sehe zwar nichts, kann mir aber vorstellen, wie es am Tag aussehen würde.

Trotz einiger weiterer Irritationen hinsichtlich der Wegführung hopse ich mit 6 km/h recht schnell die 600 Höhenmeter runter in Richtung Simonos Petras. Groß ist die Freude, als ich das beleuchtete Kreuz auf dem Berg über Simonos Petras sehe – nun schon auf gleicher Höhe. Dann bin ich ja bald zu Hause. Da dort aber niemand auf mich wartet, kann ich ein bisschen Tempo rausnehmen, ab und zu stehenbleiben und das Licht ausmachen.

Wenn sich die Augen dann erst einmal an die Dunkelheit gewöhnt haben, ist die Aussicht phänomenal. Oben links das Lichtkreuz über Simonos Petras, ganz hinten der Athos mit der Skiti Agia Anna, dazu rechts vorn am Meer das Kloster Grigoriou. Im Foto nicht zu sehen sind die Hafenstädte von Sithonia auf der anderen Seite des Meers. In der Realität ist natürlich alles viel besser, aber das Foto gibt zumindest 10 % der Stimmung wieder.

Mache unten auf der Piste generell mein Licht aus und pilgere im Dunkeln über den Athos. Das helle Band der Piste ist ja auch nachts gut zu erkennen. Tja, und dann ist es nur noch eine Wegbiegung bis zum Kloster Simonos Petras.

Zu Hause am Berg Athos

Ach, ist das schön. Fühle mich echt schon richtig heimisch hier am Athos. Aber keine Angst, ich werde kein Mönch. Das wäre mir nichts. Denn für mich ist die Freiheit beim autarken Pilgern über den Athos das Schöne, nicht der Zwang und die Verkrampftheit in den Klöstern.

Die Mönche müssen ja früh raus und sind alle schon lange im Bett. Hänge mich also an der vertrauten Unimog-Werkstatt erstmal in den Stuhl, ziehe die Schuhe aus und strecke die Beine. Die zwölf Katzen müssten mich zwar eigentlich noch kennen, sind aber auch ganz aufgeregt. Erst da sehe ich den Aufkleber am Werkzeugschrank.

Na, das ist ja mal ein Empfang. Also gibt es zum Abschluss meines nächtlichen Pilgerns über den Berg Athos Bratkartoffeln mit Tomatensalat und Feta. DANKE!

Schlau und fürsorglich wie er ist, weiß „mein“ Mönch natürlich, dass ich lieber frei auf dem Boden zwischen Land Rover und Unimog als eingesperrt in einem Klosterbett schlafe. Und auch den Katzen gefällt das. Die denken natürlich, dass ich Isomatte und Schlafsack nur für sie ausrolle und nehmen meine Biwak-Ausrüstung gleich neugierig in Beschlag.

Tja, und so geht die Pilgertour über den Athos zu Ende. Mit allen Umwegen waren es von Dafni zum Mt. Athos sowie allen 20 Klöstern des Athos und wieder hierher nach Simonos Petras 171 km bei 19.388 Höhenmetern in 7 Tagen. So eine unorthodoxe Wandertour ist doch was Tolles.

Mit dem Land Rover Defender über den Athos zu fahren, ist aber auch nicht schlecht.

Xeropotamou – Kloster Simonos Petras | 14,0 km lt. Karte (14,5 km mit Umwegen) | 3,50 h netto | 801 m Aufstieg | 743 m Abstieg | 1.544 m gesamt (roter GPS-Track in der Karte von Athos)