Athos-Trekking von Dafni zum Kloster Simonopetra

Von Dafni zum Kloster Simonopetra führt seit der Erschließung des Athos nur eine LKW-taugliche Piste quer am Hang lang.

Mein Trekking auf Athos startet am Hafen Dafni

Bester Ausgangspunkt für Wanderungen auf Athos ist der kleine Hafen von Dafni. Das ist auf meiner Karte links in der Mitte. Da, wo der Pfeil ankommt.

Wanderroute Athos-Klöster

Wanderroute Athos-Klöster

Von Dafni aus kann man den Kreis zu allen 20 Klöstern und dem Berg Athos entweder nach Südosten oder nach Nordwesten beginnen. Klar, dass ich in Richtung Süden beginne. Kenne das Kloster Simonos Petras zwar schon. Aber wenn ich zuerst die steile Südwestküste ansteuere, hab ich heute Nachmittag das beste Licht für die Klöster Simonos Petras, Grigoriou, Dionysiou und vielleicht sogar noch Agiou Pavlou. Mal sehen. Und wenn ich dann auf der Ostküste von Berg Athos nach Norden wandere, hab ich das Licht im Rücken. Auch gut. Drehe also die Athos-Runde gegen den Uhrzeigersinn. Hab ab jetzt genau 9 Tage Zeit für die 170 km und 20.000 Höhenmeter.

Dafni ist so etwas wie das Wirtschaftszentrum der Mönchsrepublik Athos. Hier, wo gerade noch meine Schnellfähre liegt, bin ich auch schon mit dem LKW von der Fähre gefahren.

Über Dafni wird Baumaterial angeliefert, von hier wird Langholz mit großen 4-Achsern aufs Festland gebracht und über Dafni läuft auch die Versorgung der Insel mit Diesel aus Tankwagen. Und zwar fast ausschließlich mit Mercedes SK und MAN F2000. Nur die Müllabfuhr hat neumodische Iveco EuroCargo.

Zugang zu den Ländereien des Klosters Simonos Petras

Während die Pilger und Mönche alle abgeholt werden, starte ich meine Trekking-Tour über Athos zu Fuß und ganz alleine.

Gehe zuerst in Richtung Südosten an der Küste entlang. Die Schranke an der Brücke über das Flüsschen Rema Donta sichert das Hoheitsgebiet des Klosters Simonos Petras und wird über Funk vom Kloster aus bedient. Aber ich muss niemanden betteln. Ich kann einfach so durch.

Latsche dann erstmal die Piste lang. Ist jetzt nicht so der ideale Pilgerweg. Und wer weiß, ob früher überhaupt jemand quer am Hang entlang gepilgert ist. Eigentlich haben die Klöster immer unten am Meer einen kleinen Hafen, von dem ein steiler Weg hoch zum Kloster führt. Vom Kloster selbst geht dann auch wieder ein Weg hoch auf den Berg.

Aber quer? Gab es das jemals? Bei diesen tiefen Taleinschnitten und dem Höhenprofil? „An der Küste entlang“ ist da echt ein übler Euphemismus. Das, was auf der Karte wie ein Weg am Meer aussieht, ist eine astreine Gebirgspiste mit 1.124 m Höhenmetern auf den 8 km von Dafni zum Kloster Simonopetra.

Aber ich bin nicht traurig, dass der Weg kein einsamer Pilgerpfad ist, sondern eine LKW-Piste. Wo sonst kommt einem beim Wandern so ein schöner Mercedes SK 2435 entgegen?

Auch sonst ist das eine fröhliche Wanderung direkt ins Himmelreich. Mit so einem Ritt in die Wolken enden Märchen.

Komme vom Hafen Dafni schnell in die Berge. Hier mal der Blick zurück. Geradeaus oben am Berg liegt das Kloster Xeropatamos. Unten rechts in der Bucht der Hafen von Dafni.

Die alte Piste nach Simonopetra

Ich suche ja nach dem alten Pilgerweg von Dafni nach Simonos Petras. In der Howorth-Karte ist ab der ersten Serpentine hinter Dafni ein kleiner gepunkteter Weg nach Agiou Modestos und weiter über Kalamatsi und Agiou Theologos zum Arsanas unter Simonos Petras eingezeichnet. Aber der Einstieg ist abgesperrt.

[Mann, ich mache von jeden Mist ein Foto. Aber von dem Abzweig runter nach Agiou Modestos fehlt mir die richtige Dokumentation. Jedenfalls nehme ich den Einstieg in den alten Pilgerweg unten am Meer als privaten Privatweg wahr. Jetzt muss ich also doch dumm sterben, denn ich weiß immer noch nicht, ob es nun einen durchgehenden Wanderweg an der Küste gibt oder nicht.]

Die alte Piste nach Simonopetra

Aber oben herum gibt es noch einen alten breiten Pfad zum Kloster Simonos Petras.

Denke erst, dass die alte Piste zum Schutz vor Offroad-Rowdys abgesperrt ist. Mönche sind nämlich auch bloß Männer. Und Geländefahrzeuge fahren die alle.

Aber die alte Piste von Dafni nach Simonos Petras ist nicht deswegen gesperrt. Hier laufen Maultiere herum, die nicht abhauen sollen. Und vielleicht soll auch niemand den Sperrmülllagerplatz vom Kloster Simonos Petras sehen.

Übrigens haben mir die Mönche erzählt, dass nach dem großen Athosbrand von 1990 unterhalb der Fahrstraße alle möglichen alten Terrassen und Wege sichtbar waren. Denn früher war hier an den Hängen nicht nur Gebüsch, sondern alles war irgendwie bewirtschaftet, wahrscheinlich mit Oliven. Der Wasserreichtum des Athos ist aber nicht nur ein Schatz, sondern fördert einen extremen Wildwuchs im Frühjahr, der solche Anpflanzungen ziemlich arbeitsintensiv macht. Heute fällt es dem Kloster schon schwer, bei einem überschaubaren Bauprojekt dranzubleiben. Hier wollte ein Mönch wohl mal einen Unterstand errichten, hat es aber scheinbar vergessen.

Vielleicht sollte das ja ein Bungalow mit Traumaussicht auf Meer und Sithonia werden.

Oder ein Schuppen für den vor sich hin rostenden Grader, einen mir bis dato völlig unbekannten Nord-Verk 130 HVT. Dabei hat das Kloster noch einen Grader von Caterpillar für die recht aufwändige Pflege der Pisten an den steilen Hängen im Einsatz.

Klosterwirtschaft Simonopetra

Weiter oben die Hackschnitzelhalle von 2019. Das Kloster Simonos Petras hat nämlich eine echt moderne Heizanlage, wie wir auf dem Klosterrundgang gesehen haben.

Ab hier bin ich wieder auf der regulären Piste. Und ab hier ist wieder vorn. Also der Bereich zum Vorzeigen. Alles ist ordentlich und sauber.

Neben der Hackschnitzelhalle ist auch ein Betonmischwerk. All das gehört zum Kloster Simonopetra. Das Kloster verkauft eben nicht nur Ikonen, sondern zieht auch Gemüse, baut Äpfel und Oliven an, produziert Strom mit Wasserkraft und Solarenergie, stellt Hackschnitzel aus eigenem Holz her und hat dazu auch noch dieses Mischwerk. Die paar Mönche in Simonopetra drehen hier ein ganz schön großes Rad. Und das machen die Mönche und ihre Gastarbeiter ja alles neben der Hauptverpflichtung, der Lobpreisung des Herrn.

Aber trotzdem (oder deswegen) ist so eine Klosterwirtschaft nicht auf Effizienz gebürstet. Hier ruhen die Arbeiten auch mal ein paar Wochen. Zumindest habe ich hier am Mischwerk noch nie jemanden gesehen. Und auch der weiße MAN 22.361 steht seit unserem Besuch im Sommer unverändert.

Kann ganz in Ruhe die Mischanlage und die beiden MAN anschauen. Sehr schön. Meine Athos-Wanderung gefällt mir schon jetzt. Der MAN 19.362 lässt sich sogar von unten besichtigen.

Ist der Querträger über der Vorderachse durchgerostet oder haben die da Löcher reingebrannt? Und wozu? Damit man die Kardanwelle von unten abschmieren kann?

Ach, egal. Sonst habe ich Verantwortung für alles und jeden. Aber hier braucht es mich nicht zu kümmern, wie der MAN aussieht. Und auf Athos macht sowieso niemand eine technische Kontrolle. Da spielt es keine Rolle, wo überall das Öl rausläuft, ob die Querträger nur noch rudimentär vorhanden sind oder wie die Reifen aussehen. Athos ist das Paradies für jeden Schrauber. Gibt wahrscheinlich deswegen so viele Männer hier.

Wege am Athos

Die Wege sind gut ausgeschildert, auch wenn ich mich erstmal an das Wegweisergriechisch und die kontrastoptimierte Farbgebung gewöhnen muss. Wo geht’s da lang?

Naja, ich finde mich schon zurecht. Muss ja nur der Piste auf der 300-m-Höhenlinie folgen. Ah, den Dodge kenne ich doch. Der fährt immer das Stroh für die Maultiere hin und her.

Eigentlich ist es schade, dass die Mönche kaum laufen, sondern nur Pickup fahren. Stelle mir gerade vor, wie die älteren Herrschaften früher hier Picknick gemacht haben. Aber der Tisch ist schon lange von Staub bedeckt.

Vielleicht kann das Wolkenspektakel rund um den Berg Athos etwas gegen den vielen Staub tun. Denke, dass es bald regnen wird.

Bei Regen laufen solche Senken bestimmt schnell voll. Die Mönche werden nicht umsonst eine Brücke über den Kalamitsi gebaut haben.

Wanderungen und Legenden vom Heiligen Berg

Es gibt da ein schönes Buch „Wanderungen und Legenden vom Heiligen Berg“, in dem Bernd Mader (Jahrgang 1941) seine 23 Athos-Touren seit 1978 beschreibt. Das Buch ist quasi wie ein Athosblog, nur eben ausgedruckt. Ist in alter Bildungssprache sehr persönlich geschrieben und gerade auch in Bezug auf die historischen Beschreibungen und Fotos der Pilgerwege ziemlich interessant. Auch wenn ich mich schon frage, was Altherrenwitze über das Dekolleté einer Bardame in Ouranoupoli in einem Wander-Buch verloren haben. Erst recht in einem über Athos.

Aber Bernd Mader legt im Buch „Wanderungen und Legenden vom Heiligen Berg“ eben Zeugnis ab über sich und seine Zeit am Athos. Naja, wer weiß, was mir später mal vorgehalten wird. Hab erst wirklich überlegt, ob ich meine Athos-Geschichten überhaupt veröffentliche. Aber jetzt hab ich angefangen, da ziehe ich das auch durch. Und nein, ich bin weder auf der Suche nach spiritueller Erleuchtung noch maße ich mir da irgendwelche Beurteilungen an. Ich freue mich einfach nur, dass ich hier auf Athos sein darf und genieße das Privileg, hier zwischen den Klöstern herumzuwandern. Naja, die LKWs begeistern mich natürlich auch.

[Hier würde ich jetzt gern ein Foto und ein paar Belegstellen zum Buch „Wanderungen und Legenden vom Heiligen Berg“ einfügen, aber das habe ich erstens wegen meiner ultraleichten Trekkingausrüstung unterwegs sowieso nicht dabei und zweitens schon vor der Athos-Reise verborgt. Nur weiß ich nicht mehr, an wen. Ich bitte also auf diesem Weg um Rückgabe.]

Das 13. Kloster Simonopetra

Na, was will eigentlich das Wetter heute noch werden? Rund um den Athos wirbeln die Wolken, sodass ich ganz fest mit Regen rechne. Muss mal einen Schritt zulegen. Hinter einem der nächsten Einschnitte muss ich doch endlich mal das Kloster Simonos Petras sehen.

Da ist es doch schon. Offiziell heißt das Kloster auf Simons Felsen wohl Iera Moni Simonos Petras, also Heiliges Kloster Simonos Petras. Auf den Wegweisern steht allerdings oft auch nur I.M. Simonopetra. Das scheint egal zu sein. Hängt halt von der Sprache ab, wie Simons Felsen korrekt benannt wird.

Immer wieder beeindruckend, wie das Kloster auf dem Felsen thront. Simonos Petras ist echt mein Lieblingskloster. Mal sehen, ob das über die ganze Wanderung so bleibt.

Und hier ist ja auch schon die Feuerwehrstation von Simonos Petras mit einem Mercedes 1222 AF und einem LK 817 K.

Um die Ecke steht „mein“ Unimog U1300L, der nach der Reparaturaktion im Sommer nun wieder für die Klosterfeuerwehr einsatzbereit ist. Zumindest so halbwegs. Weil hier eben kein TÜV was kontrolliert.

Irreguläres Mittag im Kloster

Beeile mich, Schutz in der Garage zu finden. Brauche sowieso mal Mittagspause. Die 12 Katzen sind scheu wie immer und neugierig wie immer. Mensch, Sprenkel, du kennst mich doch.

Es regnet zwar noch lange nicht, aber ich sitze ganz allein hier und mache Mittag. Genau deswegen übrigens muss man auf Athos autark sein und kann sich nicht auf die Versorgung der Klöster verlassen. Denn Mittagessen gibt es in den Klöstern nicht. Gegessen wird nur früh und abends nach der Messe.

Aber ich bin ja hier so gut wie zu Hause, hole mein ganzes Zeug raus und breite mich aus. Da kommt ein anderer Mönch und ist gelinde gesagt etwas überrascht, dass hier jemand sitzt. Noch dazu ein Zivilist. Erkläre ihm, dass ich ja der Unimog-Mechaniker bin. Da ist er beruhigt und erklärt mir, dass dieser Bereich eigentlich verboten ist. Und zwar nicht nur für die Pilger und Gäste, sondern auch für den größten Teil der Mönche selbst.

Mann, eh, da genieße ich ja ganz schöne Privilegien hier. Das war mir bei unserem letzten Aufenthalt im Kloster Simonos Petras gar nicht so bewusst. Es stimmt also, dass ich zu Fuß wieder kommen musste, um Athos wirklich kennen zu lernen. Nun, hier bin ich. Früher als gedacht. Ich mag es spontan. Naja, meistens. Die Auswahl meiner besten wasserdichten Wanderhose war eine ganz schön schwere Geburt.

Wie ich so (mit unverkreuzten Beinen!) sitze, kommt mein Mönch zwischen zwei Terminen plötzlich doch. Aber nur kurz, um mich irregulär mit allem möglichen Zeug zu versorgen. Ich werde außerhalb der klösterlichen Essenszeiten regelrecht gemästet mit Salaten, Eiern, Süßspeisen und Tee. Gerade bei den Tomatensalaten sind die Mönche echte Meister der Kunst.

Dann muss er wieder weg, denn Mönche haben niemals Zeit. Ich aber bleibe noch ein bisschen und genieße die Aussicht auf „mein“ Kloster Simonos Petras. Besonders die Dachlandschaften haben es mir angetan.

Bye bye, Simonos Petras

Ansonsten muss ich jetzt nicht groß im Kloster herumschleichen, denn eine Führung durch Simonos Petras haben wir ja schon im Sommer bekommen.

Trotzdem ist das tibetisch anmutende Kloster auf dem hohen Felsen über dem Meer immer wieder beeindruckend.

Nur die Kiwis sind immer noch nicht reif.

Aber das ist auch ganz gut so, denn sonst würde ich mich hier auf dem Weg unter dem Kiwi-Spalier überfressen

Also bye, bye Simonos Petras, bis bald.

Ich muss weiter zum Kloster Grigoriou. Naja, was heißt muss. Ich will. Ich brenne. Jetzt geht’s richtig los.

Wanderkarte und Infos zum 13. Kloster Simonos Petras

  • Offizieller Name: Heiliges Kloster des Felsen Simons / Simonos Petras (Ιερά Μονή Σίμωνος Πέτρας)
  • Klosterhierarchie von Athos: 13. Rang
  • Gründung: Frühes 13. Jahrhundert durch Simon den Athoniten
  • Zerstörungen durch Großfeuer: 16. Jahrhundert sowie 1891
  • Anzahl der Mönche 2022: etwa 55
  • Besonderheit: Byzantinische Gesänge im Klosterchor
  • Im Sommer waren wir eine Woche im Kloster mit Rundgang durch ganz Simonos Petras.
  • LKW-Sichtungen in Simonopetra: Mercedes NG 1222, Mercedes LK 817 K, Unimog U1300L
  • Zufahrt: Piste von Dafni
  • Mehr Infos zum Kloster Simonos Petras: Wiki
  • 23 Wanderungen seit 1978 beschreibt das Buch von Bernd Mader: Athos – Wanderungen und Legenden vom Heiligen Berg (Weishaupt Verlag, 2021): Klick
  • Die OpenStreetMap ist zwar ganz nett, aber auf Athos nur zur groben Orientierung geeignet.
  • Ungenau ist vor allem die Abgrenzung von Pisten, Wegen und Bergpfaden.
  • Aber auch die Höhenangabe von 180 m rechts mittig im Bild ist falsch. Da oben ist Agiou Dimitrios auf vielleicht 700 m.
  • Wanderstrecke: Dafni – Kloster Simonopetra | 7,6 km lt. Karte (8,6 km mit Umwegen) | 2,00 h netto | 710 m Aufstieg | 414 m Abstieg | 1.124 m gesamt

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2 Antworten

  1. Peter sagt:

    Höchst interessant und klasse geschrieben! Glückwunsch, dass du dort wandern darfst! Ich „kenne“ die Westseite von Athos ja leider nur vom Boot aus. Inzwischen wäre mir so eine große Wanderung aber auch zu anstrengend.

    • Tom sagt:

      Dabei ist die Wanderung von Dafni zum Kloster Simonopetra noch lange nicht die schönste Strecke auf Athos. Aber leider ist hier der alte Pilgerweg vollständig durch den Straßenbau der sechziger Jahre verloren gegangen.

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