Kloster Xeropotamou: Wer will Mönch am Athos werden?

Die Mönche vom Kloster Xeropotamou sind für den Athos recht speziell im Umgang mit unorthodoxen Besuchern, brauchen aber Nachwuchs.

Lageplan Kloster Xeropotamou auf Athos

Das Kloster Xeropotamou liegt am Hang über Dafni am mittleren Westufer der Halbinsel Athos.

Lageplan Kloster Xeropotamou auf Athos

Lageplan Kloster Xeropotamou auf Athos

Pilgerweg zum Kloster Xeropotamou

Wandere nach einem langen Aufenthalt im quirligen Russenkloster Panteleimonos endlich wieder ganz alleine auf dem Fußweg Richtung Xeropotamou. Zunächst quer durch prachtvolle Olivenhaine am Meer entlang.

Um die Mittagszeit durch Olivenhaine zu wandern, ist aber doof, denn da kriege ich immer Hunger. Muss natürlich wieder eine Olive kosten und wieder lernen, dass man rohe Oliven nicht essen kann, auch wenn die noch so groß und reif sind. Und wie ich so über meine Nahrungsvorräte und deren mögliche Ergänzung nachdenke, stolpere ich über diesen markanten Wegweiser.

Sackgassen-, Verbots- und Stoppschilder sind auf dem Athos echt selten. Generell gibt es auf der ganzen Halbinsel vielleicht zehn Verkehrsschilder. Also Achtung. Ohne diesen Wegweiser zum Kloster Xeropotamou wäre ich wirklich geradeaus in die Sackgasse gelaufen. Jetzt aber geht es runter von der Piste und auf einem kleinen Weg durch den Wald nach oben.

Auf den Pisten wandern ist auf Athos zwar kein Problem, weil selten bis nie ein Fahrzeug kommt. Aber so ein Pfad durch den Wald ist doch wesentlich schöner.

Der Pilgerweg von Panteleimonos nach Xeropotamou scheint auch regelmäßig begangen zu werden.

Etwa auf halber Strecke quert der Pilgerweg ein tief eingeschnittenes Kerbtal mit einer hübschen kleinen Brücke.

Die kleine Steinbrücke ist die Grenze zwischen den Klöstern Panteleimonos und Xeropotamou.

Auch nach der Brücke ist der Anstieg hoch zum Kloster Xeropotamou schön angelegt.

Mittag am Buswartehäuschen von Xeropotamou

Nun ist heute das Wetter nicht so schön und der Wind pfeift recht frisch. Mache daher meine Mittagspause in der Bushaltestelle vor dem Kloster Xeropotamou.

Natürlich ist das keine richtige Bushaltestelle, sieht aber eben von außen und innen so aus.

Und obwohl das die einzige durchgängig betonierte Straße auf dem ganzen Athos und die Hauptverbindungsstraße zwischen dem Haupthafen Dafni und der Hauptstadt Karyes ist, kommt hier während meiner einstündigen Mittagspause nur mal ein reitender Mönch und ein Pick-up vorbei.

Pick-up auf der Hauptverbindungsstraße Karyes-Xeropotamou-Dafni

Pick-up auf der Hauptverbindungsstraße Karyes-Xeropotamou-Dafni

Nun brauche ich natürlich keine ganze Stunde für das Mittagessen. Aber ich habe zu viel Zeit und da kann ich mein zickiges Handy mal in Ruhe laden lassen. Die Hersteller konstruieren das extra schon so, dass nach ein paar Jahren der Ladeanschluss nicht mehr funktioniert. Mal sehen, wie lange ich dem endlosen Konsumzwang noch Widerstand leisten kann. Wenigstens hält die Powerbank als Rückgrat meiner Outdoor-Stromversorgung jetzt schon 10 Jahre. Mit der komme ich so eine Woche hin.

Ungewöhnlicher Garten vom Kloster Xeropotamou

Xeropotamou ist mal ein ganz ungewöhnliches Kloster. Das Vorfeld wird sogar von Hunden gesichert und alle Besucher erst über einen großen Parkplatz geführt. Ein Parkplatz auf Athos, als ob hier Bustouristen ankommen würden. Schon irgendwie komisch.

Wie gewohnt ist niemand zu sehen. Stelle also den Rucksack in die Ecke und gehe erst mal außen ums Kloster.

Auf der Südseite gibt es angeschimmelten Wein zu verkosten, für den sich niemand zu interessieren scheint, denn die meisten Trauben vertrocknen. Muss also bei solcherart Mundraub kein schlechtes Gewissen haben.

Auch wenn der Gärtnermönch nicht besonders aktiv ist, gibt es im Kloster Xeropotamou offenbar einen Blechkünstler. Der Wasserspeier oben an der Dachtraufe ist jedenfalls eine wunderbare Arbeit.

Jetzt kommt sogar die Sonne raus, sodass ich gleich noch eine zweite Runde ums Kloster drehe, denn mit Sonne und blauem Himmel sieht so eine Klosterburg doch gleich viel freundlicher aus.

Klöster auf Athos - Xeropotamou

Klöster auf Athos – Xeropotamou

Werde diesmal allerdings von einem weiß-roten Kater argwöhnisch beäugt.

Dann laufe ich dem Gärtnermönch über den Weg, und weiß plötzlich, warum sich hier am Kloster Xeropotamou niemand um den Wein schert. Er kann kaum noch laufen und es ist ein Wunder, dass er überhaupt noch durch den Garten spaziert. Als er mich allerdings anspricht und merkt, dass ich nichts verstehe, gibt er direkt auf und widmet sich lieber der langen, gefährlich steilen Außentreppe hoch ins Kloster. Am liebsten würde ich ihm helfen und sichernd hinterherlaufen. Aber ich glaube, er hat schon jemand, der ihm hilft. So oder so.

Mönch im Kloster Xeropotamou

Mönch im Kloster Xeropotamou

Wenn also jemand orthodoxer Mönch auf Athos werden und als Gärtner im Kloster arbeiten will, wäre hier am Kloster Xeropotamou sicherlich eine Stelle frei. Bis dahin aber liegen die meisten Äpfel unten oder verfaulen gleich am Baum.

Sonst sind die Mönche am Athos sehr darauf bedacht, alles zu nutzen, was da ist und den Früchten der Natur mit Achtung zu begegnen. Hier aber sind die Mönche mit ihren Kräften am Ende. Auch Arbeiter sind am Kloster Xeropotamou wenig zu sehen. Höre einen Traktor und weiter oben einen Bagger, aber sonst ist Ruhe. Wenn ein Kloster übrigens weniger als 5 Mönche hat, fällt das Kloster an den griechischen Staat. Oder waren es 10? Jedenfalls gibt es da eine notwendige Mindestbesetzung, sonst werden die Karten neu gemischt. Wer also orthodoxer Mönch am Athos werden will, sollte sich jetzt in Xeropotamou bewerben. Nettes Haus, schöne Umgebung, gute Aussicht. Aber viel Arbeit.

Obsthaine rund um das Kloster Xeropotamou

Obsthaine rund um das Kloster Xeropotamou

Besichtigung von Kloster Xeropotamou

So, draußen ist alles untersucht. Da kann ich ja mal ins Kloster Xeropotamou gehen. Achte aber darauf, dass mein schöner gelber Ortlieb-Rucksack immer auf meiner Seite des Klostertors steht. Dieser Rucksack ist jetzt auch sieben Jahre alt und hat null Gebrauchsspuren. Das war selbst Ortlieb zu gefährlich und die haben den Gear-Pack aus dem Programm genommen.

Hab jedenfalls meine gesamte Trekkingausrüstung lieber auf meiner Seite der der Klostermauern, denn es ist jetzt 16:00 Uhr und angeblich wird das Haupttor vom Kloster Xeropotamou schon 16:30 Uhr abgeschlossen.

Am Empfang und im Ikonenshop ist schon niemand mehr.

Und auch der Innenhof ist nur eine verlassene, einsame Grasfläche mit der Kirche in der Mitte.

Aber zumindest wird in der Kirche des Klosters Xeropotamou ein bisschen gesungen.

Im Katholikon des Klosters Xeropotamou

Wie ich so vorm Katholikon stehe, nimmt mich ein Mönch mit rein ins Allerheiligste vom Kloster Xeropotamou.

Verbindungsgang zum Katholikon im Kloster Xeropotamou

Verbindungsgang zum Katholikon im Kloster Xeropotamou

Das ist mir aber unangenehm, weil von mir ja jetzt eigentlich erwartet wird, die Ikonen zu verehren und mich zu bekreuzigen. Ich achte das ja schon, aber eben auf meine Weise. Bleibe daher nur andächtig im Vorraum stehen und gehe auch bald wieder. Irgendwie mag ich das nicht, hier zu stören.

Wandmalereien im Kloster Xeropotamou

Wandmalereien im Kloster Xeropotamou

Will ja nicht irgendwann als unverbesserlicher Sünder im Feuerstrom gebraten werden. Wobei sich mir da die Frage stellt, ob es eine separate Hölle für jede Glaubensrichtung gibt. Und was ist mit denen, die nicht an die jeweils richtige oder gar nicht an die Hölle glauben? Muss also ein Teil des Westkirchlers in der orthodoxen Hölle braten und umgekehrt? Oder führen nur mehrere Wege zum selben Ziel?

Wobei die Hölle ja sicherlich nicht das Ziel ist. Aber das ist eben die einzige Endstation, von der man in jedem Kloster eine reichhaltig bebilderte Vorstellung bekommt. Der Himmel ist nirgendwo dargestellt.

Schwierige Übernachtung im Kloster Xeropotamou

Nun ist es ja bald 17 Uhr und eigentlich müsste es bald Essen geben. Könnte mir sowieso vorstellen, heute hier im Kloster Xeropotamou zu bleiben. Halte mich also mit der Erfahrung vom Kloster Panteleimonos mal ganz unauffällig vor dem Speisesaal auf. Hier läuft aber überhaupt noch nichts.

Und wie ich so wie bestellt und nicht abgeholt dastehe, kommt tatsächlich auch ein Mönch und das übliche Frage-Antwort-Spiel beginnt. Wo ich herkommen würde. Deutschland. Aha, also katholisch. Nein. Nach dem Protestantismus fragt er dann schon gar nicht mehr, denn jetzt ist für ihn alles klar. Was noch Schlimmeres als protestantisch können sich die meisten Mönche sowieso nicht vorstellen. Aber so bleibt mir eine weitere unangenehme Antwort erspart. Dafür kühlt sein Interesse an dem unorthodoxen Typen in der komischen blauen Hose und den Bergschuhen gleich merklich ab.

Die komische blaue Hose im Kloster Xeropotamou

Die komische blaue Hose im Kloster Xeropotamou

Werde jedenfalls ohne viel Federlesens zur weiteren Behandlung ins Gästehaus geschickt.

Und wie ich so am Gästehaus warte, kommt irgendein Nicht-Mönch und fragt mich nach meinen Sprachkenntnissen aus. Das erste, wo ich ja sagen kann, ist Russisch. Da fragt er, wer überhaupt meine Erlaubnis ausgestellt hätte, auf Athos zu sein. Da das aber nicht dieses Kloster Xeropotamou ist, darf ich hier sowieso nicht übernachten. Als Beleg stößt er mich mit der Nase auf den entsprechenden Aushang.

Vielleicht wollen sie sich aber nur die Arbeit sparen, für mich ein extra Abendbrot „unmittelbar nach den förmlichen Mönchsmahlzeiten“ abzuhalten.

Solche Mönche hatte ich mal abgesehen von den Querschlägern am Kloster Esfigmenou am Athos überhaupt noch nicht. Schnappe also jetzt um 17:30 Uhr mein Bündel und haue hier ab. Zum Glück fehlt es bei den Wach- und Schließmönchen auch am Personal, sodass ich wenigstens noch ungeschoren rauskomme. Und zum Glück hab ich genug Essen und meine komplette Trekkingausrüstung dabei. Keine Ahnung, wie das die Pilger machen, die wirklich auf Übernachtung und Versorgung in den Klöstern angewiesen sind.

In einer halben Stunde wird es dunkel. Ich bräuchte also langsam mal einen Platz für die Übernachtung. Oder sollte ich vielleicht noch ein bisschen im Dunkeln über den Athos pilgern?

Infos zum 8. Kloster Xeropotamou

  • Offizieller Name: Heiliges Kloster Xeropotamou / Ιερά Μονή Ξηροποτάμου
  • Klosterhierarchie von Athos: 8. Rang
  • Gründung: wahrscheinlich vor 956 durch Paulos Xeropotamites
  • Zerstörungen: Großbrände 1507 und 1609
  • Anzahl der Mönche: 10
  • Besonderheiten: Obstgärten; Katholikon von 1761-1763; 7 Kapellen; Bibliothek mit zahlreichen Handschriften und alten Drucken
  • Reliquien im Kloster: 31 Zentimeter langes Holzstück aus dem Kreuz Jesu und (angeblich) Hostienteller der Pulcheria (was auch immer das ist)
  • LKW-Sichtungen: Mercedes SK 3535 AK
  • Zufahrt: Betonstraße von Dafni
  • Mehr Infos zum Kloster: Wiki
  • Wanderstrecke: Panteleimonos – Kloster Xeropotamou | 6,4 km lt. Karte (7,4 km mit Umwegen) | 2,00 h netto | 456 m Aufstieg | 270 m Abstieg | 726 m gesamt (roter GPS-Track in der Karte von Athos)

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