Wandern auf Berg Athos: Wege im Nichts
Wandern auf Berg Athos ist im menschenleeren Südosten recht zäh, zumal alte Wege zugewachsen und Quellen versiegt sind.
Wildes Treiben auf der Piste
Jetzt kommt ein langer Pistenwanderweg vom Kloster Megisti Lavra an der Ostküste von Athos nach Norden. Nach Karte heißt die Gegend Paliámbela und es gibt nur diesen einen „Wanderweg“. Also eine breite Piste, die im Zickzack um die steil zum Meer abfallenden Hänge des Athos herumführt.
Wandern hier im Südosten von Athos ist eine langweilige Angelegenheit. Beim Straßenbau sind die fettest verfügbaren Baumaschinen nur einmal quer durch den Wald geschrubbelt. Und zwar da, wo früher die alten Wanderwege bzw. Fußpfade (Monopati) der Mönche und Pilger waren.
Leider ist daher von den alten Wanderwegen hier im Südosten des Athos nicht mehr viel übrig. Doch trotz der breiten Piste ist beim Wandern unterm Athos so wenig Betrieb, dass eine Rotte Wildschweine am helllichten Tag auf der Piste herumspaziert.
Die Wildschweine sind völlig in ihrer Wildschweinbetätigung vertieft und lassen mich richtig nah ran. Erst als ich in die Hände klatsche, zucken die Borstenviecher richtig zusammen und jagen wie die Teufel weg. Die armen Schweine haben sich wirklich voll erschreckt. Sie dachten wohl, ich will mir das Abendessen mit der Hand fangen.
Aber sonst ist das Wandern hier in dieser menschenleeren Gegend recht einsam. Auf den ersten 7 km heute früh von der Höhle Agiou Athanasiou zur Lavra kam ein MAN Vierachser entgegen, auf den nächsten 13 km vom Kloster Megistis Lavras bis zur Velás direkt östlich unterm Berg Athos ein einziger Geländewagen. Wahrscheinlich würde ich mich genauso erschrecken, wenn jetzt hier plötzlich ein Wanderer um die Ecke käme.
Alte Wanderwege und Brücken
An der Mündung des Flüsschens Megálos Velás soll ich mir unbedingt die historische Brücke angucken.
Doch die Piste macht einen weiten Bogen ins Land hinein. Sehe zwar die Velás-Brücke, aber es führt kein Weg direkt runter.
Erst an der Furt über den Megálos Velás zweigt ein kleiner Fahrweg runter zum Kellion Agios Giorges und der Velás-Brücke ab. Beim Wandern auf Berg Athos stört mich das nicht, aber der kleine Weg scheint manchmal mit einer Kette abgesperrt zu werden. Aber unter anderem für solche Ketten habe ich immer eine Akku-Flex im Bus.
Doch diese Kette hing schon lange nicht mehr im Vorhängeschloss.
Das Kellion Agios Giorges an der Mündung des Megálos Velás ist wieder mal so ein kleines Traum-Chalet.
Auch die Velás-Brücke ist sehr hübsch. Und natürlich hat der heilige Anastasios, seines Zeichens Höhlenbewohner und Gründer des Klosters Megistis Lavras, die Brücke vor über 1000 Jahren gebaut. Oder besser bauen lassen. Der Bach hier ist übrigens die Große Velás (Megálos Velás) und entspringt direkt am Gipfel des Athos. Die Kleine Velás (Mikros Velás) ist dann wohl nur ein besseres Rinnsal. Hab ich übersehen.
Mache im Schatten des Kellion Agios Giorges gleich mal Wanderpause. Dabei klatschen die Wellen so schön an den Kiesstrand, dass ich am liebsten baden gehen würde. Aber wenn ich damit anfange, wird das Wandern am Athos heute nix mehr.
Zugewachsene Pilgerwege auf Athos
Nee, eine kurze Pause muss reichen. Will heute am ganzen Athos-Massiv vorbei bis Karakalou wandern. Auf keiner meiner Karten ist hier ein Weg zum Wandern am Athos eingezeichnet. Aber früher muss über die Velás-Brücke ein richtiger Wanderweg geführt haben.
Heute allerdings ist der Wanderweg über die Velás-Brücke nur von Süden zu begehen. Die nördliche Seite ist zugewachsen. Naja, da muss ich bei meiner Wanderhose mal die seitlichen Reißverschlüsse zumachen und mich da durchquetschen. Wird schon nicht so schlimm sein.
Wandern auf Berg Athos ist halt eine stachelige Angelegenheit, wenn man vom Hauptweg abweicht. Aber der alte Pfad ist noch zu erkennen. Der sieht sogar recht gut aus.
Das ändert sich aber, als der Wald beginnt. Dieser Wanderweg ist jetzt ziemlich zugewuchert. Denke allerdings am Anfang schon, dass ich hier noch wandern kann.
Aber bald schon ist hier mit Wandern nicht mehr viel los. Der Wanderweg ist nur noch als Absatz im Steilhang zum Meer zu erkennen, ansonsten aber zugewuchert. Da wachsen kreuz und quer Stachelranken. Und das Zeug ist echt widerspenstig.
Allerdings ist die Piste nicht weit und ich hab natürlich keine Lust, beim Wandern auf Athos zurückzulaufen. Setze also den Rucksack ab und drücke den vor mir durchs Gebüsch. Zum Glück ist mein Ortlieb-Rucksack aus LKW-Plane derartig robust, dass dem Stacheln nichts ausmachen.
Manchmal wünschte ich, meine Haut wäre so hart im Nehmen wie LKW-Plane. Aber naja, lieber nicht. Denn die paar Blessuren verwachsen sich, bevor ich mit dem Wandern am Athos fertig bin. Die Reparatur von LKW-Plane hingegen ist nicht so einfach.
Wandern auf menschenleeren Pisten unterm Athos
Dieser kleine Waldspaziergang sagt jedenfalls viel über die angeblich so tollen, alten Pilgerwege. Die alten, zum Teil überbauten oder nicht mehr begangenen Wanderpfade (Monopatia / μονοπάτια) können beim Wandern auf Berg Athos nämlich zu einer ganz schönen Katastrophe ausarten. Es ist aussichtslos, sich einfach mal irgendwo durch die Büsche schlagen zu wollen, so wie ich das vom Gipfel des Athos als alternative Wanderroute über die Ostflanke zum Meer vorhatte. Sowas ist eine ganz dumme Idee, denn Macchie und Wald sind hier am Athos quasi undurchdringbar.
Aber egal, da merkt man wenigstens, wie schön so eine Piste zum Wandern auf Berg Athos ist. Brauche kaum nach unten gucken, kann ein bisschen tagträumen und komme trotzdem gut voran. Mache allerdings viele Höhenmeter. Klar, es geht ja beim Wandern auf Athos selbst „am Meer“ immer bergauf und bergab. Und so laufe ich und laufe und laufe. Hoch und runter, hoch und runter, hoch und runter.
Komme dann dahin, wo wir im Sommer auf unserer Kreuzfahrt mit dem Bus über den Athos schon waren. Nördlich der Panagia Troullouti ist der Athos wieder besiedelt.
Also was man hier am Athos so besiedelt nennt. Jedenfalls steht ab und zu mal eine Skiti oder ein Kellion im Wald oder am Meer.
Ich dachte mir erst, dass es komisch werden könnte, auf der Piste lang zu laufen, die wir vor 2 Monaten erst mit dem Bus gefahren sind. Aber das ist überhaupt nicht komisch. Sehe ganz im Gegenteil beim Wandern auf Berg Athos Sachen, an denen man im Auto vorbeifährt. Den Amalfi-Turm vor dem umwölkten Athos zum Beispiel.
Ja, zu Fuß ist es auf dem Athos echt besser.
Taxis, Pick-ups und Busse auf Berg Athos
Nun ist das Wandern auf Berg Athos ja mit weiten Strecken verbunden. Deswegen würde hier auch niemand auf die Idee kommen, 20 km Piste zu laufen. Generell scheint die Zeit des regulären Wanderns auf Athos vorbei zu sein. Die besseren Mönche fahren Geländewagen.
Bei Mönchen und Gastarbeitern auf Athos am beliebtesten sind aber Allrad-Pick-ups.
Die Pilger lassen sich auch gern fahren. Und für den Aufstieg zum Athos-Gipfel müssen dann Maultiere herhalten. Die reicheren Pilger werden einzeln im Geländewagen und die hart gesottenen auf der Unimog-Pritsche herumkutschiert. In den allermeisten Fällen aber fahren die Pilger im klimatisierten Allrad-Sprinter kreuz und quer über den Berg Athos. Ist auch verständlich, denn der normale Pilger hat maximal vier Tage Zeit für Athos.
Andere Busse oder Taxis gibt es auf Athos nicht. Hab beim Wandern auf dem Berg Athos zumindest keine gesehen. Dennoch könnte man auf Athos darauf vertrauen, dass man solche langen Verbindungsstrecken zwischen den Klöstern auch fahren könnte. Ist ohne mein Zutun oft passiert, dass ein Pick-up anhält und fragt, ob ich mitgenommen werden will. Es sind zwar nicht viele Autos unterwegs, aber die Erfolgsquote beim Trampen wäre bestimmt recht hoch.
Wasserversorgung beim Wandern auf Berg Athos
Problematisch ist allerdings, dass mir beim heutigen Wandern auf Athos langsam das Wasser ausgeht. Hatte vom Sommer noch viele Quellen und Bäche in Erinnerung. Aber jetzt im Herbst sind fast alle Wasserstellen neben der Wanderpiste ausgetrocknet. Und die Quelle des Heiligen Athanasios (Agíasma Agiou Athanasíou) hab ich verpasst.
Versuche also, beim Wandern auf Berg Athos mal Wasser an einem Hydranten abzuzweigen.
Aber das ist eine ganz dumme Idee. Das Wasser ist rostbraun und spritzt wie verrückt da raus. Da kann zwar meine wasserdichte Monviso-Regenhose zeigen, was sie kann. Aber Trinkwasser kommt da keins raus.
Naja, werde die heutige Wanderung am Athos schon überleben. Bin ja bald am Hafen von Karakalou. Von da geht es ein kurzes Stück hoch zum Kloster Karakalou. Und dort kriege ich definitiv frisches Wasser. Also durchhalten, es ist nicht mehr weit.
Infos zum Wandern auf Berg Athos
- Die maximale Entfernung zwischen zwei Klöstern sind 20 km.
- Als Wanderkarte reicht meist die OpenStreetMap auf dem Handy.
- Genauer, besser und vor allem zuverlässiger ist die Howorth-Map: Klick
- Wandern auf Berg Athos ist ansonsten ungefährlich und wunderschön.
- Meine (einzige) Pilgerhose auf der Wanderung am Berg Athos (Vaude Monviso): Klick
- Hier gibt es eine Karte mit der Übersicht und Beschreibung aller Klöster auf Athos.
- Wanderstrecke: Megistis Lavras – Kellion Agios Giorges – Arsanas Karakalou – Kloster Karakalou | 16,9 km lt. Karte (18,9 km mit Umwegen) | 4,00 h netto | 1.293 m Aufstieg | 1.291 m Abstieg | 2.584 m gesamt
Lieber Tom,
vielen Dank für Deinen Bericht und die Bilder. Das werden wir sicherlich niemals selber erkunden dürfen…
Unglaublich, diese Klöster und Wege. 1002 gegossene Tore, unvorstellbar. Leider finde ich auch im Internet keine Bilder, hoffe mal, daß Du die sehen durftest.
Jeder Stein der alten Gebäude, Wege und Brücken ist ein wunderbares Zeugnis teilweise sehr alter Baukunst.
Rucksack ist und bleibt eine tolle Sache!
So wie der 711. Erleben ist individuell und darf niemals festfahren.
Gutes neues Jahr
Wandern am Athos ist wirklich toll. Dazu immer die hübschen Klöster. Eigentlich dürfte man die gar nicht nur besichtigen, sondern müsste zehn Bücher mitschleppen und alles genau studieren. Hinterher merkt man dann immer nur, was man vergessen hat anzuschauen.
… richtig, da sind die wanderwege an der „west-küste“ wesentlich besser! ab karakalou in den norden ist dann auch für mich neuland … bin gespannt !
Ja, das Wandern im Südosten von Athos ist recht langweilig. Ist halt nur Piste. Aber das wird dann wieder besser.
tom! … wenn ich es richtig verstehe, war die wandertour mitte/ende november ?
Genau, ich diktiere die Wanderberichte von Athos direkt unterwegs, mache die Beiträge aber erst nach dem Urlaub fertig. Da kann man auch mal was nachrecherchieren und erlebt eigentlich alles doppelt.