Athos: Reparatur- und Badetag am Meer

Behebung von Pistenschäden in Vorbereitung auf die Heimfahrt über den Balkan und vorerst letzter Badetag auf Athos.

Kühler Schlaf im sommerlichen Athos

Heute sieht es aus, als ob es auf Athos regnen will. Im Aufstelldach über dem Kloster Simonos Petras ist es schon richtig frisch. Sieht man mal, was eine ordentliche Vegetation und vor allem richtiger Wald ausmachen. Die kalte Luft strömt geradezu von oben aus den Wäldern durch das kleine Tal runter zum Kloster. Ruhig ist hier sowieso alles. Besser kann man eigentlich nicht stehen.

Durch die lange, frische Nacht sind wir erst 10:30 Uhr mit dem Frühstück fertig. Natürlich wie gehabt mit aufgebackenen Brötchen. Und wie gehabt setzen sich die Jungs nach dem Frühstück schon mal in die Garage zum Unimog, während ich wie gehabt abwasche. Dann setze ich mich reflexmäßig auch erstmal dazu und genieße Stimmung und Deckenventilator.

Vorbereitung des Wohnmobils für die Heimreise

Nichts da, heute wird der Bus geputzt. Einer macht vorn das Fahrerhaus sauber, einer putzt von außen. Ich bin mit dem Boden und dem hinteren Busteil dran. Zumindest der gröbste Staub von der Kreuzfahrt über die Pisten um den Mount Athos muss weg. Sonst holen wir den uns mit jedem Türzuschlagen wieder rein.

Auf Pisten hänge ich immer den Stabilisator aus, damit sich die Vorderachse frei bewegen kann und sich der Kastenaufbau nicht so verwindet. Beim Jeep Wrangler Rubicon gibt es dafür sogar einen Schalter im Armaturenbrett.

Beim 711er ist das nicht so komfortabel. Hänge also den Stabilisator wieder ein. Dazu schmiere ich noch die Vorderachse ab und sehe die ganzen Schraubverbindungen am Fahrwerk nach.

Jetzt bleibt nicht mehr viel zu tun. Da es hier in der Werkstatt Druckluft gibt, blase ich die ganzen Gasleitungen am Kühlschrank mal ordentlich durch und kontrolliere dazu noch den Gasfilter am Wynen-Gastank. Der ist aber absolut sauer. Keine Rückstände, nix.

Dazu schleife ich mir einen 14er Ringschlüssel flach, damit ich die Düse am Gasbrenner auch ohne aufwändige Demontage ausbauen kann. Schließlich habe ich so eine tolle Werkstatt nicht mal zu Hause. Die Jungs ziehen mich schon immer damit auf, dass ich wohl auch gerne so eine Garage hätte. Also ja, gern.

Aber es ist schon okay, wie es ist. Doch ich muss gleich mal wieder kontrollieren, ob ein neuer gebrauchter Druckluftkompressor verfügbar ist. Denn Druckluft ist schon ideal.

Mittag in der Arbeiterküche

13 Uhr stehen wir zusammen in der Küche und machen Mittagessen, heute Bratkartoffeln mit Möhren. Eigentlich wollten wir noch Eier dazumachen, aber ich hatte den Kartoffel- und Möhrenvorrat auf dem Tisch ausgekippt und die Jungs haben beide einfach alles geschält.

Dazu gibt es ja hier die riesige Klosterpfanne. Und die ist gestrichen voll. Die Portion reicht mindestens für sieben Personen. Die Jungs würzen und rühren um, ich mache noch einen Salat, denn die Tomaten müssen auch verarbeitet werden. Alles viel zu viel. Unsere Gastarbeiterkollegen sind ganz begeistert, wollen aber nichts abhaben.

Nach dem Mittagessen wasche ich ab und die Jungs beschäftigen sich oben in der Garage mit den Katzen. Den Jungs scheint es hier ganz gut zu gefallen, denn die Frage, ob wir eher abfahren, steht überhaupt nicht mehr. Im Gegenteil.

Dazu wollen sie am liebsten noch zwei kleine Katzen mitnehmen. Nichts da, die Klosterkatzen bleiben hier.

Werkzeug im Bus

Bastle in der Zwischenzeit aus einem Stück Vierkantrohr eine neue Halterung für die Türverriegelung am oberen großen Küchenschubfach. Ist gar nicht so einfach, denn das Blech muss stabil, darf aber nicht zu groß sein. Aber zum Glück gibt es hier Material im Überfluss. Den Rest erledigt die Flex.

So eine Akku-Flex ist sowieso ein wichtiges Werkzeug im Urlaub. Wobei, wenn ich die einzelnen Akkugeräte mal nach Wichtigkeit sortiere, steht ganz oben der Makita Akku-Kompressor. Dann kommen gleichauf die Akku-Leuchte und der Akku-Bohrschrauber. Mittlerweile nehme ich auch den Akku-Schlagschrauber mit auf Reisen. Die Radmuttern kriege ich zwar auch so ab, aber wenn ich nach solchen mörderischen Pisten wie in Albanien mal was am Fahrwerk bauen muss, ist ein Schlagschrauber Gold wert.

Wie allerdings die Bandfeile in mein Reisewerkzeug gerutscht ist, weiß ich auch nicht mehr. Normalerweise reicht im Urlaub eine Handfeile. Aber dafür kann ich hier in der Klosterwerkstatt von Simonos Petras ein bisschen mit meiner Akku-Feile angeben.

Über den kleinen Werkzeugtalk vergessen wir ganz den Unimog, der ja immer noch vor der Werkstatt steht. Habe heute aber keine Lust mehr auf das störrische Ding. Und zum Glück sind die Mönche Meister der Gelassenheit und ich kann die Reparatur des Unimog problemlos verschieben.

Wir aber können nicht ewig hier bleiben und diskutieren schon mal die Frage, wie wir überhaupt nach Hause fahren. Istanbul fällt wegen der kreuz und quer gerissenen Frontscheibe erstmal aus. Ich könnte die Scheibe zwar sicher auch in der Türkei wechseln lassen, aber das mache ich lieber in Ruhe zu Hause. Außerdem wollte ich seit dem Steinschlag auf der Lofotentour meine Windschutzscheibe schon immer mal selber wechseln. Insofern ist die gesprungene Frontscheibe kein Schaden, sondern Gelegenheit zum Bildungserwerb.

Die Frage ist also, ob wir über Serbien fahren, also eher über Land und Berge. Oder wieder zur Adria, an der albanischen Küste entlang und dann quer durch Bosnien. Die Jungs sind eher für Serbien. Na, mal sehen. Am Ende wird es sowieso auf eine spontane Streckenplanung hinauslaufen.

Und viel hängt auch davon ab, ob die Frontscheibe jetzt noch durchhält. Wir sind zwar alle gespannt, wie sich der Bus ohne Frontscheibe fährt, aber drauf ankommen lassen wollen wir es dann doch lieber nicht. So eine Tour quer über den Balkan ist schon was anderes als eine Spaßfahrt im nackten Jeep ohne Türen, Fenster und Dach.

Baden im Meer vor Athos

17:00 Uhr starten wir runter zum Strand. Erstmal durchs Kloster, denn da gibt es immer viel zu sehen, denn die Mönche haben einige hübsche Land Rover Defender.

Das Arbeiterhaus im Hintergrund war früher übrigens mal die Wassermühle des Klosters.

Ich mag den steilen Weg runter zum Meer und mache jedes Mal dieselben Fotos.

Allerdings werde ich diesmal ziemlich angetrieben, damit wir die mönchische Benchmark von 20 Minuten für die 1,2 km / 300 Höhenmeter runter zum Meer schaffen. Die Jungs nehmen mir sogar den Rucksack ab, damit ich nach einem Fotostopp schnell wieder aufschließen kann. Allerdings bittesehr im Laufschritt.

Unten liegt der rechte Teil des Strandes wie geplant im Schatten. Das Wasser ist heute irgendwie kühler, aber wir bleiben trotzdem lange drin. Anschließend duschen und auf der warmen Seite in der Sonne aufwärmen.

Komisch, dass das kleine Boot jeden Tag von früh bis spät da draußen liegt. Ich erkenne aber selbst mit zehnfachem Handyzoom nicht, was das ist. Vielleicht ja die Strandaufsicht. Ich weiß zwar nichts davon, dass Baden in Meer vor Athos verboten ist. Aber es ist schon besser, wenn man das etwas versteckt macht.

Heute gibt es wieder zwei Steinwurf-Challenges. Zuerst müssen wir Steine so auf einen flachen Stein werfen, dass diese da liegen bleiben. Anschließend wirft einer Steine in die Luft und die anderen müssen versuchen, diese zu treffen. So sind wir alle lange beschäftigt und haben unseren Spaß.

Erst als die Sonne weg ist, starten wir wieder hoch zum Kloster.

Jetzt haben wir komischerweise Zeit und können auch mal in Ruhe auf einer kleinen Bank sitzen und die Aussicht genießen. Und wie wir so dasitzen und runter in das kleine Tal der Chrendeli schauen, kommt mir abgesehen von der Frauenfrage das Mönchsleben doch recht reizvoll vor. Aber ich glaube, ich verkenne da was.

Perfekt an Athos ist auch, dass es hier überall frisches Wasser gibt. Oft sogar an nett eingefassten Brunnen mit Trinkgefäß.

Sind eben nicht nur die großen Dinge, die mich an so einem Kloster begeistern, sondern auch die vielen kleinen Details. Aber klar, Simonos Petras ist schon majestätisch. Und von Regen keine Spur.

Abend am Kloster

Dann gehen wir noch einen neuen Weg durchs Kloster und sehen eine Art Schämdichkiste. Oder was ist der Kasten? Ein Schrank mit Aussicht? Ein Aufzug ohne Seil?

Können allerdings niemanden fragen, denn das Kloster wird 20:30 Uhr abgeschlossen.

Aber die Klosterwerkstatt ist immer offen und gastfreundlich. Heute sogar mit Abschiedsgeschenk mit Honig, Olivenöl und Marmelade. Und einem Beutel Kräutern, bei denen ich aber vergessen habe, ob ich die in den Salat oder den Tee machen soll.

Dann quatschen wir bis Mitternacht über Dies und Das. Und obwohl alle müde sind, müssen wir dann auch noch über den Unimog reden. Schließlich kann ich nicht ohne Rücksprache meine üblichen Experimente machen. Außerdem brauche ich für meine neueste Idee zum Entlüften der Kupplung noch einen kräftigen Helfer, der mit mir unter den Unimog kriecht.

Und so verabreden wir uns trotz der späten Stunde für morgen 11 Uhr am Unimog. Da starten wir noch einen letzten Versuch mit der Kupplung.

Heiliges Kloster Simonos Petras / Ιερά Μονή Σίμωνος Πέτρας | Athos | 0 km | 2.891 km

 

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5 Antworten

  1. Martin sagt:

    Hallo Tom. Eine Frontscheibe wäre in Halle noch verfügbar, meld dich einfach bei Interesse.
    Einen guten Heimweg.

    • Tom sagt:

      Ich danke dir für dein Angebot, Martin. Aber ich hänge mit den Berichten ja nur ein bisschen hinterher und die neue Frontscheibe ist schon drin. Deswegen zieht sich übrigens auch die Beantwortung der Kommentare ein bisschen, denn ich bin gerade wieder unterwegs. Aber mehr verrate ich jetzt nicht.

  2. Stiller Mitleser sagt:

    Der Kasten sieht nach 40Zoll Rack aus…

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