Kloster Filotheou und die strengen Athos-Mönche
Die Mönche im Kloster Filotheou geben sich echt Mühe mit ihren Pilgern, sind aber auch recht streng mit ihren Schäfchen.
Lageplan Kloster Filotheou auf Athos
Filotheou liegt 320 Höhenmeter über der Ostküste von Athos inmitten großer Kastanienwälder und Obstplantagen.
Aufstieg zum Kloster Filotheou
Nach der Besichtigung des Klosters Karakalou geht’s weiter. Angeblich braucht man 30 min auf dem Fußpfad (Monopati) zum Heiligen Kloster Filotheou (Ιερά Μονή Φιλοθέου). Mittlerweile klappt das Lesen der Wegweiser auf Athos. Bin mir nur nicht sicher, ob es nun Filotheou oder Philotheou heißt. Nehme einfach das, was in der Karte steht: Filotheou.
Der Pilgerweg vom Kloster Karakalou nach Filotheou ist gut ausgebaut und wird scheinbar ab und zu begangen.
Dennoch zertrampelt niemand die Alpenveilchen am Wegrand.
Ist generell ein schöner Wald hier unter Filotheou.
Kapelle Análipsi unter Filotheou
Allerdings wird der schöne alte Pilgerpfad auf halber Strecke rund um die Kapelle Análipsi durch eine Betongehbahn verschandelt. Noch sieht der Fußweg mit den Intarsien gar nicht schlecht aus. Aber in 100 Jahren wird da alles bröckeln, weil die Dehnfugen fehlen.
Heutzutage kriegt halt kaum noch jemand Wanderpfade aus Naturstein hin. Da kann man schon froh sein, wie das Mauerwerk an der Kapelle Análipsi erstellt wurde.
Leider ist nicht nur die Quelle an der Kapelle Análipsi ausgetrocknet, sondern der ganze Bachlauf. Aber spätestens in Filotheou gibt es wieder Wasser.
Kastanienwälder des Athos
Bald wird der alte Pilgerpfad von einer brutal durch den Wald gezogenen Piste überlagert.
Aber solche Pisten haben auch Vorteile, denn da ergeben sich immer mal wieder schöne Ausblicke. Da hinten an der Küste wird gerade das Kloster Stavronikita schön beleuchtet.
Aber auch der Wald selber ist schön. Gibt rund um das Kloster Filotheou viele Kastanien.
Das Kloster Filotheou am Athos
Bin dann doch 10 Minuten zu spät. Sehe zwar gerade noch die Sonne, aber Filotheou liegt schon im Schatten.
Trotzdem hübsch. Die Renovierungsarbeiten werden übrigens vom russischen Ministerpräsidenten Mischustin bezahlt, der ein Kumpel des Abts von Filotheou ist.
Verweile nicht lang, sondern renne schnell einmal ums Kloster, um das letzte Abendlicht noch mitzunehmen. Hab schließlich keine Lust, meine Handyfotos zu retuschieren. Die sollen mal schön so bleiben, wie sie sind.
Hätte ich doch bloß nicht so lange am Kloster Karakalou gequatscht. Aber so ist das nun mal, wenn man keinen genauen Plan hat. Lasse mir eben Zeit und nehme die Klöster, wie sie kommen. Dazu lenken mich die LKWs der Klöster ab, hier ein rostiger Steyr 1490.
Notfalls muss ich halt hier irgendwo übernachten und auf die Morgensonne warten.
Grundriss des Klosters Filotheou
Aufgrund der Bauarbeiten ist die aktuelle Schokoladenseite des Klosters Filotheou die Südwestecke zum Garten hin.
In meinem nach dem Satellitenbild gezeichneten Grundriss vom Kloster Filotheou ist das also die untere Ecke. Die rundliche obere Ecke und der Haupteingang sind derzeit eingerüstet.
Obstgärten rund um das Kloster Filotheou
Filotheou ist das Athoskloster mit den größten Obstgärten ringsum. Das ist schon kein Garten mehr, sondern eine richtige Apfelplantage.
Die Äpfel sind alle abgeerntet, aber mittendrin steht ein Birnbaum. Nach heute 30 km Wanderung unterm Berg Athos bei karger Kost läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Und niemand scheint sich für die Birnen zu interessieren, die am Boden verfaulen.
Dabei sind gerade die am Boden liegenden Birnen die besten. Echt köstlich. Ein Traum. Ich bin gerettet. Ein Hoch auf die nachlässigen Obstgärtner von Filotheou!
Der birnenfarbene Mercedes 814 D am Kloster ist aber auch nicht schlecht. Nur der Tank an diesem T2N ist komisch. Den werden die Mönche nachgerüstet haben, um nicht zu oft zur einzigen Tankstelle in Karyes fahren zu müssen.
Katholikon des Athos-Klosters Filotheou
Im Kloster Filotheou ist gerade das Essen vorbei und die Pilger strömen mit einigen Mönchen raus in den Garten.
Dann sitzen alle draußen und hören sich (mutmaßlich) heilige Vorträge an. Na danke, da frage ich lieber nicht nach einer Übernachtung. Das ist mir zu streng hier. Wobei ja auch der Weihnachtsmann streng sein soll. Dabei issers gar nicht.
Habe Zeit, weil ich heute sowieso nicht noch ein Kloster schaffe. Aber ein Rundgang durch Filotheou muss sein.
Der Innenhof von Kloster Filotheou ist recht groß, besteht aber nur aus einer Wiese, ein paar Bäumen und der zentralen Kirche. Da ist nicht viel zu sehen bzw. der Rest ist Baustelle.
Von der richtigen Seite sieht das Katholikon aber schon imposant aus. Und wo nicht jeder rumlatscht, ist das Gras dann auch ganz grün.
Da die Mönche und Pilger draußen mit ihrer geistigen Erbauung beschäftigt sind, kann ich mich in Ruhe mal im Kloster Filotheou umschauen. Schön und auf Athos einmalig ist die mit einem bleiverglasten Ständerfachwerk eingehauste Treppenanlage zwischen Katholikon und Refektorium.
Auch die Marmortreppe selbst ist natürlich ein Augenschmaus. Dieser Teil des Klosters Filotheou muss relativ neu sein, denn es gibt kaum treppentypischen Verschleiß.
Innenhof Kloster Filotheou auf Athos
Im Südosttrakt wurde scheinbar gerade die Wäsche gewaschen. Die hängt nicht nur innen, sondern auch außen auf den Balkonen.
Auch sonst ist das Kloster Filotheou sehr gepflegt. Hier scheint es einige strenge Mönche zu geben, die sehr penibel auf Ordnung und Sauberkeit achten.
Naja, mit strengen Mönchen will ich nicht unbedingt aneinandergeraten. Da reicht mir schon der strenge Wachkater.
Die misstrauischen Mönche von Filotheou
Es ist zwar jetzt um 18:45 Uhr schon spät, aber hier am Kloster Filotheou übernachten will ich wirklich nicht. Außerdem ist das noch viel zu früh für mein Biwak. Was soll ich denn da die ganze Zeit machen? Unterhalte mich also noch ein bisschen mit ein paar Pilgern und laufe dann los. Erst mal ein Stück weg von den Mönchen, die gerade ihre Schäfchen ins Kloster scheuchen, weil auf Athos zum Sonnenuntergang alle Tore schließen.
Weiß allerdings noch nicht, wohin ich mich wenden soll. Da ich das Kloster Iviron schon von der Sommerkreuzfahrt über Athos kenne, könnte ich ja über die Berge nach Karyes laufen. Aber das wäre schön blöd, denn dann laufe ich die ganze Zeit durch den dunklen Wald und lasse Iviron aus. Gehe besser wieder runter zum Meer und übernachte dort irgendwo.
Gut, der Plan steht. Muss nun nur noch den besten Weg suchen. Der Weg runter zum Hafen (Arsanas) von Filotheou ist gut. Diese roten, modernen und vor allem gut lesbaren Wegweiser stiftet übrigens die FoMA (Friends of Mount Athos).
Allerdings erwischt mich der Gärtnermönch von Filotheou und stellt misstrauische Fragen, wo ich um diese Zeit noch hinwill. Mist, da hat mich ja doch noch einer der strengen Mönche am Wickel. Zum Glück kann er nicht auch noch in meinen Bauch gucken und seine Birnen sehen.
Aber er begnügt sich mit der Antwort, dass ich die 7 Mönche suche. Die streifen nämlich nachts wie Schatten über den Athos und beten für die Welt. Ach, ich mag die Mönche und ihren Glauben. Mit diesem Märchen wäre ich doch außerhalb von Athos nirgendwo durchgekommen. Wobei, andererseits hätte mich da auch niemand nach irgendwas gefragt. Aber das war jetzt der letzte Mönch. Kann nun ganz ungestört runter nach Mylopotamos wandern, zum Weingut von Athos.
Infos zum 12. Athos-Kloster Filotheou
- Offizieller Name: Heiliges Kloster Filotheou oder Philotheou / Ιερά Μονή Φιλοθέου
- Klosterhierarchie von Athos: Rang 12
- Gründung: im 10. Jh., erste Urkunde von 1015
- Zerstörungen: Brand von 1871
- Anzahl der Mönche 2022: 60
- Besonderheit: Starke Abhängigkeit von russischen Großspenden, seit Mitte des 17. Jahrhunderts der Zar die Erlaubnis zu Almosenmissionen aller 7 Jahren gab. Auch die aktuellen Bauarbeiten am Kloster Filotheou bezahlt der russische Ministerpräsident Michail Mischustin (Bild, 10.05.22)
- Reliquie im Kloster: Ikone der den kleinen Jesus küssenden Gottesmutter Glykophilousa (Γλυκοφιλουσα), ein Stück vom Echten Kreuz und die rechte Hand von Johannes Chrysostomus
- Bibliothek: 250 Manuskripte und 2.500 Bücher
- Klosterheilige: Damian der Jüngere (1510-1568), Kosmas von Aitolia (1714-1779), Paisios vom Athos (1924-1994): Quelle
- LKW-Sichtungen: Mercedes 814 D, Steyr 1490
- Zufahrt: Piste vom Kellion Mylopotamou
- Mehr Infos zum Kloster: Wiki
- Alte Infoseite von Mountathos.gr (Webarchiv 2016): Klick
- Die FoMA (Friends of Mount Athos) unterstützen den Berg Athos, pflegen Wanderwege und stellen Schilder auf: Klick
- Wer den Athos von Deutschland aus unterstützen möchte, kann sich an die Athosfreunde wenden: Klick
- Hier gibt es eine Karte mit der Übersicht und Beschreibung aller Klöster auf Athos.
- Wanderstrecke: Karakalou – Kloster Filotheou | 2,4 km lt. Karte (3,4 km mit Umwegen) | 0,75 h netto | 262 m Aufstieg | 90 m Abstieg | 352 m gesamt (roter GPS-Track)
… ICH suche die sieben (7) mönche ! … genial
Die Geschichte mit den sieben Mönchen vom Kloster Filotheou hab ich nicht erfunden. Die kursiert wirklich auf dem Athos und die Mönche kennen das. Weiß nur nicht mehr, wo ich das aufgeschnappt habe. Ich glaube, das hat mir der russische Mönch am Lagerfeuer beim Aufstieg zum Athos-Gipfel erzählt, der ja selbst draußen im Wald geschlafen hat und dem ich also auch von meiner Übernachtung im Wald berichten konnte.
Kann ich eigentlich spontan in einem Kloster um Übernachtung bitten?
Ich versuche seit Tagen, ein paar Klöster telefonisch zu erreichen, um eine Übernachtung zu arrangieren – aber da geht nie jemand ran.
Du hast anscheinend meistens draußen campiert.
Wenn du ein Diamonitirion hast, kennst du ja dein Gastkloster. Die kümmern sich scheinbar schon darum, dass du von der Fähre abgeholt wirst, was zu essen bekommst und untergebracht wirst.
Bei fremden Klöstern kann man sich leider nicht auf die Unterbringung verlassen. Iviron, Megisti Lavra, Esfigmenou und Xeropotamou würde ich aufgrund meiner Erfahrungen für spontane Übernachtungen ausschließen. Im Kloster Zografou sowie im Rossikon waren Übernachtungen ohne Anmeldung überhaupt kein Problem. Erst recht nicht bei den Rumänen in der Skiti Prodromou.
Beim Rest der 20 Klöster auf Athos waren die Besucherregeln nicht so richtig erkennbar. Aber als Einzelgeher sollte man da im Notfall schon unterkommen, wenn man nicht erst nach Sonnenuntergang erscheint.
guck internet, schreib mail.
Das Diamonitirion ist zuerst einmal nicht an ein bestimmtes Kloster gebunden. Es ist im Prinzip eine Einreiseerlaubnis, die zur Nächtigung in einem der Klöster oder der Skiten berechtigt, und zwar jeweils für eine Nacht. Das Diamonitirion gilt zunächst für 4 Tage und kann dann nochmal für weitere 4 Tage verlängert werden.
Darüber hinaus gibts es spezielle Diamonitiria für Arbeiter oder auf besondere Einladung eines Klosters. Diese berechtigen aber nicht zur Nächtigung in einem anderen als dem ausstellenden Kloster, damit kann man also abgewiesen werden.
Sppontan kannst Du immer um Übernachtung bitten, vor allem gegen Tagesende wird der Gastvater ein Auge zudrücken. Das Wildschlafen ist gelinde gesagt nicht gern gesehen und auch nicht zu empfehlen (Schlangen, Asseln, Skorpione). Beachte, dass am Wochenende und an den orthodoxen Feiertagen erhöhter Besucherverkehr ist und die Chancen auf Unterbringung geringer sind.
Die meisten Klöster haben für den Besucherverkehr eine Tel Nr, die meist nur über ein paar Stunden per Tag antwortet. Besser ist, wie vom Mitforisten angedeutet, auf den einschlägigen Athosseiten die Mailadressen der in Frage kommenden Klöster in Erfahrung zu bringen und diese anzuschreiben.
Es gibt leider Klöster, die wirklich nur per Telefon erreichbar sind. Bei Grigoriou habe ich es wochenlang versucht – ohne dass jemals jemand ran gegangen wäre.
Inzwischen habe ich mich per Fax und Mail an diejenigen Klöster gewandt, die so was haben. Eine Zusage für Vatopedi habe ich nun erhalten, die haben ein richtiges Buchungssystem.
Hast du alle Klöster schon angeschrieben? Und willst du als Einzelgeher unterwegs sein? Diamonitirion hast Du ja sicher schon.