Ultimative Kaufberatung für Allrad-LKW: Geheimcodes knacken, Nebel lichten

Mit meiner großartigen Erfahrung als Besitzer keines Allrad-LKWs präsentiere ich die ultimative Kaufberatung für Allrad-LKW.

Aber Achtung, in dieser Kaufberatung versteckt sich ein kleiner Aprilscherz.

Ultimative Kaufberatung für alte LKWs

Ultimative Kaufberatung für alte LKWs

Fahrzeugwunsch Allrad-LKW

Jeder kennt das Gefühl. Endlich will man mittels Kauf eines Allrad-LKWs mal fern der Heimat sowie abseits der Straßen und Wege die Welt erkunden. Dann nach einem entbehrungsreichen Expeditionsalltag abends den Beamer aufbauen und noch eine Tierdoku anschauen. Und zu Hause von oben auf alle anderen herabsehen.

Doch auch ohne Weltreise drückt man mit einem Allrad-LKW auch seine Individualität aus. Ein Expeditionsmobil ist sozusagen das SUV unter den Wohnmobilen. Nur damit kann man zeigen, wer man ist. Sein Gefühl von Freiheit auch nach außen transportieren und Ruhe, Glück und Zufriedenheit finden.

Das ist doch ein schöner Traum vom Allrad-LKW. Alles, was jetzt noch fehlt, ist ein statusadäquates Basisfahrzeug. Und da ich selbst ein geprüfter Allrad-LKW-Fachkundiger bin, gebe ich nachfolgend etwas von meinem großen und breiten Wissen ab. Natürlich wie immer kosten- und nutzlos.

Kaufberatung Allrad-LKW: Anzeigen-Floskeln verstehen

H-Kennzeichen möglich

In einer Kaufberatung für alte Allrad-LKWs darf die Sache mit dem H-Kennzeichen nicht fehlen. Denn wer lässt sich schon gern Subventionen entgehen. Deshalb ist es schon mal ein gutes Signal, wenn in der Anzeige steht, dass beim Kauf eines Allrad-LKWs ein H-Kennzeichen möglich ist.

Die Möglichkeit ist auch viel besser, als wenn das Fahrzeug schon ein H-Kennzeichen hätte, denn so bekommt der Käufer (und nicht der Verkäufer) die volle staatliche Unterstützung für die Umschreibung des Allrad-LKWs auf das H-Kennzeichen. Die paar kleineren noch zu erledigenden Arbeiten bis zum H-Kennzeichen sind da eigentlich nicht der Rede wert.

Unimog - H-Kennzeichen möglich

Unimog – H-Kennzeichen möglich

Gerade eingefahren

Alte Allrad LKWs halten mindestens eine Million Kilometer, ohne dass man da irgendwas dran machen muss. Und wenn der Verkäufer zusichert, dass ein Mercedes Kurzhauber auch nach zwei Millionen Kilometern gerade erst eingefahren ist, dann deutet das auf ein seltenes Sonntagsfahrzeug, liebevollen Umgang und außerordentlich robuste Technik hin. Da ist alles wie bei Neuauslieferung. Selbst der Preis. Kaufen!

Mercedes Kurzhauber - Gerade eingefahren

Mercedes Kurzhauber auf Athos – Gerade eingefahren

Behördengepflegt

Ja, es gibt eine Behörde, die sich um die Pflege von Allrad-LKWs kümmert. Deren Arbeitszeit beginnt Freitag nach eins und endet mit Feierabend. Dann werden mit Spucke und Mikrofasertuch alle LKWs geputzt. Das muss doch gut sein. Auch sonst gehen die Fahrer in den Behörden besonders pfleglich mit den Allrad-LKWs um. Schließlich sind Staatsdiener gewohnt, Steuergeld äußerst sparsam, wirtschaftlich optimal und ausschließlich zum Wohle des Volkes einzusetzen.

Um in diesem Sinne die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten, werden auch die über die VEBEG zum Verkauf stehenden Allrad-LKWs der Bundeswehr wie MAN KAT 1 4×4, Unimog U1300L oder Mercedes 250 GD vor der Aussonderung noch mal zur Instandhaltung geschickt, um Fehlteile ergänzt und ordentlich aufpoliert. Schließlich will man den Käuferinnen und Käufern zeigen, dass die Behörde ordentlich mit ihrem, seinem bzw. essem Steuergeld umgegangen ist.

Mercedes 250 GD - Behördengepflegt

Mercedes 250 GD – Behördengepflegt

Fahrzeug fährt, lenkt und bremst

Die beste Grundlage für den Kauf eines Allrad-LKWs ist, wenn die Basis fährt, lenkt und bremst. Das ist so eine Art Generalversprechen für endlose Freude. Und natürlich schließt diese Vollgarantie ein, dass Kompression, Spritzbild und Abgaswerte des Motors stimmen, dass die Lenkung leichtgängig, spielfrei und dicht ist und dass Druckaufbau, Verzögerungswerte und Dichtigkeit der Bremsanlage jedem TÜV-Prüfer Freudentränen in die Augen treiben.

Wenn der Allrad-LKW fährt, lenkt und bremst, werden auch die 1000 kleinen Dinge wie Achsschenkel, Lager, Dichtungen, Manschetten, Druckluftventilen, Federspeicher, Hydraulikzylinder, Steckachsen, Gelenkwellen, Tragringe, Hosenrohre, Endschalldämpfer, Pilotlager, Druckteller, Stabilager, Stoßdämpfer, Vorförderpumpen, Öldruckschalter, Servopumpen, Viscokupplungen und auch Frontscheiben perfekt sein. Und selbst wenn nicht, ist der Aufwand für Reparaturen von solcherlei Kleinkram überschaubar. Was braucht man dann noch eine Kaufberatung für alte Allrad-LKWs?

Kaufberatung LKW fährt, lenkt und bremst

Kaufberatung LKW fährt, lenkt und bremst

Kaum Rost

In jeder Kaufberatung für alte Allrad-LKWs wird auf das Problem mit Rost hingewiesen. Insofern muss man bei Angeboten, die explizit darauf hinweisen, dass der LKW kaum Rost hat, sofort zuschlagen. Denn viele LKWs rosten. Aber kaum Rost bedeutet, dass hier ein Exemplar im zweitbesten Zustand verkauft werden soll. Rostfrei wäre natürlich am besten, aber das gibt es nicht mal im Neuzustand.

Dazu kann ich noch einen guten Tipp in dieser Kaufberatung für Allrad-LKWs geben: Bläschen am Scheibenrahmen, Lackwölbungen am Radlauf oder ein welliges Karosserieabschlussblech zeigen, dass hier an den typischen Roststellen bereits zusätzliches Rostschutzmaterial aufgetragen wurde. Und auch Spachtelmasse, Alu-Riffelbleche oder mehrfache Lackschichten zeigen, dass der Rost am zu verkaufenden Allrad-LKW besonders gut geschützt ist.

Mercedes 711 mit Rostschutz

Mercedes 711 mit Rostschutz

Zustand für das Alter gut

Na, das ist doch mal ein Wort, dass der Allrad-LKW beim Kauf für sein Alter in einem guten Zustand ist. So ein Anzeigentext spricht mich gleich an. Denn ich denke, dass ich das auch bin. Gefühlt zwar nicht ganz im Auslieferungszustand, aber auf alle Fälle 20 Jahre jünger. Wenn also der Zustand für das Alter gut ist, kann man die ultimative Kaufberatung für Allrad-LKWs getrost beiseite legen. Dann passt einfach alles. Also für das Alter, wohlgemerkt.

MAN 19.362 - Zustand für das Alter gut

MAN 19.362 – Zustand für das Alter gut

Ablastung auf 7,5 Tonnen ist möglich, aber grenzwertig

Oh, das ist gut. Ablastung gehört zu den Grundvokabeln, die jeder Allrad-LKW-Fan von Anfang an beherrscht – dazu braucht niemand eine Kaufberatung. Und es gibt ja genügend Belege im Internet, dass sich ausgewachsene Allrad-LKWs wie Magirus 170D11, Mercedes 1017 oder Steyr 12M18 mit 7,5 Tonnen Zulassung fahren lassen.

Klar, das ist grenzwertig. Aber wenn der Allrad-LKW-Kaufinteressent den typischen Neujahrsvorsatz umsetzt, ist schon mal die halbe Miete drin. Zieht dann die jeweils Beste aller Ehefrauen auch noch mit, braucht man keinen großen Führerschein, sondern kann den Allrad-LKW auch mit dem alten Dreier kaufen und fahren. Und im Ausland kann man dann wieder zunehmen. Denn dort interessiert das tatsächliche Gewicht sowieso niemanden. 7,5 Tonnen? Da lach ich doch über.

Mercedes 3535 am Athos - Ablastung auf 7,5 Tonnen ist möglich, aber grenzwertig

Mercedes 3535 am Athos – 7,5 Tonnen pro Achse sind möglich, aber grenzwertig

Schweren Herzens zu verkaufen

Wenn es der Verkäuferin oder dem Verkäufer schwerfällt, sich von ihrem oder seinem Schätzchen zu trennen, sollte man schnell sein, um die bisherige Besitzerin oder den bisherigen Besitzer des oder der Allrad-LKWs in einer mildtätigen Geste von ihrem oder seinem Schmerz zu erlösen. Dazu werden diese LKWs meist zu besonders günstigen Preisen angeboten, denn wenn die Trennung von etwas schwer fällt, macht man es doch nicht teuer. Schließlich gewinnt der Verkaufende ja auch was. Und wenn es Platz im Vorgarten ist.

IFA H6 ADK - Schweren Herzens zu verkaufen

IFA H6 ADK – Schweren Herzens zu verkaufen

Nur in gute Hände abzugeben

Sorry, aber die Floskel vom Verkauf nur in gute Hände kann ich in meiner Kaufberatung für alte Allrad-LKWs nicht ultimativ klären. Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten, was sich Verkäufer unter guten Händen vorstellen. Sind das nun aalglatte Bankerhände, die dank eines gut gefüllten Kontos endlich mal genug Geld für alle ausstehenden Reparaturen in die Werkstatt werfen können? Sind es die in Würde gealterten Hände eines Rentnerpaars, die Zeit haben, den LKW mal wieder einmal zu bewegen? Oder sind das die leinengewöhnten Hände des echten Tierfreunds, der die Hundehaare auf Bett und Teppich zu schätzen weiß?

Ich weiß wirklich nicht, was gute Hände für den Kauf eines Allrad-LKWs sind. Hier in der Kaufberatung kann ich daher bei einem Verkäufer, der seinen LKW in gute Hände abgeben will, nur zu investigativer Vorrecherche raten. Denn es wäre doch schade, wenn man zwar genug Geld für den LKW bietet, aber kein Kauf zustande kommt, weil die Käuferhände nicht für gut genug gehalten werden und der Verkäufer (und sein Allrad-LKW) lieber wartet, bis wirklich gute Hände nach seinem Schätzchen greifen.

KAMAZ - In gute Hände abzugeben

KAMAZ – Nur in gute Hände abzugeben

Kein Gelände gesehen

Ein Allrad-LKW, der Gelände noch nicht einmal gesehen hat, kann als ganz seltenes Schmuckstück gelten. Das heißt ja, dass der Laster zwischen Kauf und Verkauf nur zwischen Halle, Stadt oder Autobahn (mit Sichtschutzwänden!) unterwegs war.

Bei Feuerwehrfahrzeugen in städtischen Großwehren mag das normal sein. Aber in privater Hand ist das doch ein trauriges Los für einen Allrad-LKW. Also bei mir weckt diese Verkaufsfloskel echtes Mitgefühl und einen unmittelbaren Kauftrieb für genau diesen besonderen Allrad-LKW ohne Auslauf.

Nach dem Kauf würde ich den armen Allrad-LKW ohne Auslauf ein erstes Mal auf eine Wiese führen und am Gras schnuppern lassen. Vielleicht auch an einem Stück erdig-feuchtem Feldweg. Dann kullern einem LKW, der vorher nur Teppichboden kannte, bestimmt Freudentränen aus den Scheinwerfern.

MAN TGM 350 4x4 Feuerwehr - Kein Gelände gesehen

MAN TGM 350 4×4 Feuerwehr – Kein Gelände gesehen

Fazit zur Kaufberatung von alten LKWs

Das Wichtigste beim Kauf von alten LKWs ist es, Vertrauen in den Text der Verkaufsanzeige sowie in den Verkäufer zu haben. Vor allem, wenn der LKW frisch lackiert ist, die Fotos noch vom Vorvorbesitzer stammen oder zum Verkauf des LKWs eine emotional aufgeladene Geschichte gehört. Dann ist echte Eile und voller Einsatz für den Kauf eines alten Allrad-LKWs geboten.

Ich hoffe jedenfalls, dass ich mit meiner ultimativen Kaufberatung für Allrad-LKWs noch mehr Leute unterstützen konnte, die sich nun wirklich unbedingt einen alten Allrad-LKW kaufen wollen. Und wer jetzt diesen Blog unterstützen will, darf an der nächsten Tankstelle gern mal die Zapfpistole halten, seinen Kaffee selber austrinken oder diese Kaufberatung sonstwo liken.

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14 Antworten

  1. Bernd sagt:

    Sehr gut!
    Mit diesem Geheimwissen ausgerüstet, werde ich bei nächster Gelegenheit sofort zuschlagen.

  2. Christian sagt:

    Hallo Tom, leider kommt deine Allrad-Kaufberatung zu spät, schade aber auch. Klar, als Weichei brauche ich keinen Allrad, mir wird schon bei Schlaglöchern schlecht. Aber für mein Ego wäre es schon ganz gut, immer, wenn ein Unimog oder ein Magirus Jupiter neben mir an der Ampel steht, fühle ich mich klein und schlecht. Ein fast serienmäßiger 711 macht wenig her, sogar meine Frau fährt damit problemlos kilometerweis rückwärts, da bekomme ich als Mann keine Bestätigung.
    Tja, das ist jetzt Vergangenheit. Das Internet machts möglich. Aus der biederen Polizeikutsche ist nun ein Männermobil entstanden!
    Die Firmen Komplexless und Variorotic bieten entsprechende Umbausätze an, diese sind schon ab 16738, 42 Euronen erhältlich. Und jeden Cent wert. Kernstück ist eine aus hochwertigem Plastik gefertigte Allrad-Verschalung für die Vorderachse. Die wird mit Kabelbindern an der Achse befestigt und mit Bauschaum verfüllt – superauthentisch im Shabby-Chic-Style. Mit eingeklickter Kardanwelle, der Hersteller empfiehlt ein paar Spritzer Altöl und etwas Staub auf dem Flansch zu verteilen, sieht super aus. Im Lieferumfang sind zusätzlich eine 350 mm Höherlegung (incl. Federbügel aus bestem ST 37-2), elastische Verlängerungen für die Bremsschläuche (soll für einen fantastisch weichen Druckpunkt sorgen!) und 20-Zoll-Räder mit coolem AS-Profil. ABS und Bremskraftregler werden einfach abgeknipst, taugt eh nix. Zusätzlich gibt es einen Ansaugschnorchel und natürlich nen Schornstein inclusive lastabhängigem Rauchgenerator. Abgerundet wird das Paket mit einem Dachspoiler im Carbon-Look, anbei liegt die Kopie eines Gutachtens des somalischen TÜVs, kann also nichts schief gehen. Dort wird die verbleibende Überlappung des Kardan-Schiebestücks von 6,2 mm auch als gänzlich unbedenklich beschrieben, der Beugungswinkel soll sich sogar positiv auf die Kreuzgelenke auswirken.
    Zwei Fliegen mit einer Klappe: meine Frau will nicht mehr mit dem Auto fahren und ich kann die Cowboystiefel wieder stolz mit silbernen Sporen tragen.

  3. Haubidü sagt:

    Aus einer gewissen Leseroutine wusste ich, dass ich gerade heute hier wieder wertvolle Tipps zur Gerstaltung meiner Verkaufsanzeige bekommen kann, ich bin nämlich dabei auf einen Smart4x4 umgestiegen …
    Danke Tom und LG

  4. Peter sagt:

    Hallo Tom,
    bei allem Spaß am lesen….
    Aber ich bin erschrocken mit welchen Tips und Tricks gewiefte Verkäufer um die Gunst potentieller Käufer buhlen! Das lässt mich jetzt doch zögern mein Traumfahrzeug, einen komplett überholten, laut Verkäuferaussagen, Kraftstoffverbrauchsoptimierten MAZ 537 zu erwerben…
    Was meinst du könnte das ein unseriöses Angebot sein?

    Grübelnde Grüße Peter

  5. Christian sagt:

    Also ich finde 38 Liter ganz ok, das konnten die 404 S beim Bund damals auch. Der M 180 war schon im PKW ein toller Motor, ein 6-Zylinder mit 4 Hauptlagern läuft wirklich sanft, auch wenn das schon1951 keine gute Lösung war. Dann noch ganz niedrig verdichtet und mit richtig gutem Vergaser in Kombination mit einer Kontaktzündung, ganz großer Maschinenbau! In Verbindung mit der (über jeden Zweifel erhabenen) Wartung durch die BW war das ein kleines Fahrzeug, dass durch extrem hohen Verbrauch und vielen Motorschäden hervorstach. Also optimal für den heutigen Allrad-Schrauber ohne Konvention. Der sieht knuffig aus, pflügt sich sich bei guter Fütterung und Wartung prima durchs Gelände und man hat durch das winzige Fahrerhaus auch bei kurzen Strecken das Gefühl, große Leistungen vollbracht zu haben. Mit diesem kleinen Unimog kann man unendliche Leidensfähigkeit auf wenigen Kilometern demonstrieren, man muss gar keine Weltreise machen und kann deshalb auch auf die nachfahrenden Tanklastzüge verzichten.
    Natürlich können auch viele andere Nutzfahrzeuge viel verbrauchen. Aber ein 404 S passt ja wirklich in jeden Vorgarten!

  6. Olli sagt:

    Wie immer, herrllich. You made my day.

  7. Martin sagt:

    Vielleicht könnte man noch die Restprofiltiefe nennen.
    Mindestens noch 20mm. DOT Frisch-Und-Schwarz. Äh 0101.
    Zwar ohne „ThreePeakMountain“ Symbol, aber schon mit M+S.
    Gruß
    Martin

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