Seitlich verschiebbare Sitze im Wohnmobil: Umbau Vogel-Sitze
Verschiebbare Sitze schaffen Platz im Wohnmobil und sind dank der modularen Vogel-Bussitze schnell montiert.
Vogel-Sitze im originalen Gruppenkraftwagen
Im originalen Gruppenkraftwagen sind 11 Bussitze der Firma Vogel verbaut. Also zumindest in unserem Mercedes 711 Gruppenkraftwagen war das so. Beim Umschlüsseln auf ein privates Wohnmobil dürfen jedoch einschließlich Fahrersitz nur 9 Sitze verbaut sein. Die sind auch eingetragen. Real aber bauen wir die dritte Sitzbank aus und fahren nur mit 7 Sitzplätzen. Reicht ja.
Also habe ich ein bisschen Überschuss an Sitzen und Sitzuntergestellen. Könnte die doch mal sinnvoll verarbeiten. Zumal die Sitze modular aufgebaut und echt flexibel sind. Die ganzen Vogel-Sitze sind ein einziger Lego-Baukasten aus Nutschienen und Zubehör. Schwachpunkte sind eigentlich nur die Gasdruckfedern für die Verstellung der Rückenlehnen, die bei mir nach Pistenfahrten alle auf einen Schlag ausgelaufen sind.
Seitlich verschiebbare Sitze im Wohnmobil bauen
Schienen für die Vogel-Sitze
Will also zunächst aus den Ersatzteilen der alten Bussitze unsere rückwärtige Sitzbank so umbauen, dass sich der innere Sitz seitlich in den Gang verschieben lässt. Dadurch gewinnen beide Sitzplätze 7 cm mehr Abstand. Das ist deutlich bequemer am Esstisch.
Diese seitliche Verschiebung der Bussitze gibt es so original von Vogel, ist bei uns aber nur bei einem Sitz verbaut. 7 cm klingen zwar nicht nach viel, aber gefühlt verdoppelt sich der Platz auf dem verschiebbaren Sitz. Wenn man aber den Platz nicht auf der Sitzgruppe, sondern im Gang braucht, schiebt man den Sitz einfach wieder zurück. Das ist für mich eine perfekte Funktion.
Ein verschiebbares Sitzuntergestell ist in meinem Ersatzteilkonvolut auch noch dabei. Also schnell mal umbauen. Aber Naja. Schnell geht da aber gar nichts. Aber ich lerne viel über die Vogel-Sitze im Mercedes 711 Polizeitransporter.
Betätigung für die seitliche Verschiebung der Sitze
Das fängt damit an, dass die Rückenlehnen der Vogel-Sitze in zwei Ausführungen links und rechts verbaut sind. Den Unterschied sieht man auch gleich, wenn man sich die Hebelmechanik für den Gasdruckdämpfer anschaut. Der ist eben einmal rechts und einmal links am Sitz. Und entsprechend sind auch die Halterungen jeweils gespiegelt ans Untergestell geschweißt.
Auch die Halterung für die gelbe Betätigung zum Verschieben des Sitzes ist nur an bestimmten Sitzunterstellen und dann auch noch spiegelverkehrt verbaut. Auch hier also wieder links und rechts.
Diese Verschiebe-Mechanik ist für rechts. Man sitzt also auf diesem Sitz, greift rechts an der Armlehne vorbei nach unten und betätigt den gelben Hebel. Das innere Stück der Betätigung schwenkt nach unten und entsperrt die Schiebemechanik. Jetzt ein kurzer Schwung mit dem Po, und der Sitz schiebt sich zur Seite.
Für die ganze Betätigung des verschiebbaren Sitzes braucht man 2 Schienen, die gelbe Betätigung, diese Metallbrücke mit den 3 Löchern und einen Halter am Sitzgestell. Wahrscheinlich sind alle Gruppenkraftwagen gleich aufgebaut und haben Sitzbänke immer nur links. Es dürfte also generell nur Betätigungen für rechts geben. Also muss der Halter umgeschweißt werden. Und auch die Brücke lässt sich zwar gedreht einbauen, dann braucht man aber einen neuen Haltebolzen. Hab einfach eine 6er Nietmutter in das freie Loch gesetzt.
Halter für die seitliche Sitzverschiebung bauen
Natürlich ist das überzählige Verschiebegestell von der falschen Seite. Ich brauche eins für links. Aber wozu hat man eine Tafel mit 2 mm Blech, eine Blechschere und ein Schweißgerät.
Erstmal einen Blechstreifen für einen passenden Haltewinkel der Sitzschiebebetätigung zuschneiden. Kann mich gar nicht mehr an das Leben ohne Akku-Blechschere erinnern.
Dann den Streifen als U-Halter zurechtbiegen und zwei Schweißpunktlöcher bohren. Hab mir vorgenommen, öfter mit Handschuhen zu arbeiten, damit ich am Montag nicht immer mit abgepflasterten Fingern ins Büro komme.
Anschweißen des Haltewinkels
Mein Traum vom Schweißen ist ja mittlerweile in Erfüllung gegangen. Aber so richtig praktisch ist erst das vierte Gerät, ein Fülldrahtschweißgerät Hyundai HG200. Das kann man zwar auch zum MIG-Schweißen mit Argonflasche nehmen. Aber es ist schon cooler, wenn man für ein Schweißgerät nichts anderes als eine Rolle Fülldraht und eine einfache Lichtstrom-Steckdose braucht. Gerade für so kleine Arbeiten.
Nur die Anleitung für mein Schweißgerät ist leider koreanisch. Komme dennoch mit Probieren und dem richtigen Fülldraht schon recht weit. Schweißen ist mit dem Gerät jedenfalls auch für einen Büromenschen machbar. Ist ja nicht viel dazu. Gerät ranschleppen, Stromleitung ziehen, Sitzuntergestell und Massepunkt anschleifen, Haltewinkel festhalten und losbrutzeln. [Mittlerweile ist die Bedienungsanleitung das Hyundai HG200 auch übersetzt.]
Schweißen ist geil. Der Winkel für die Bedienung der Sitzverschiebung ist laut Video in 1:22 min angeschweißt. Und da habe ich nicht nur zwei Schweißpunkte gesetzt, sondern auch noch mit meinem kleinen Handystativ rumgefummelt, weil ich so gern Funken fliegen sehe.
Will jetzt nicht behaupten, dass ich Schweißen könnte. Aber ein Loch im Blech mit flüssigem Stahl auszufüllen, kriege ich mit dem Hyundai-Schweißgerät sicher hin. Vor allem gelingen die Schweißpunkte für die Verschiebung der Sitze auch ohne Schutzgas. Das spart viel Zeit und teures Argon-Gas, denn die Flasche ist schwer und draußen im Wind wird das Schutzgas sowieso verblasen.
Anpassung und Montage des Haltewinkels
Theoretisch sollte das halten. Ist ja auch nur die Halterung für die Betätigung zum Verschieben des Sitzes. Da müssen nur noch zwei Löcher für die Welle des Betätigungshebels rein. Mache die wegen der etwas komplizierten Geometrie extra erst jetzt rein. Schließlich müssen die Löcher in dieser gelben Betätigung direkt in einen hervorstehenden Bolzen der Brücke einrasten.
Natürlich dürfen keine scharfen Ecken und Kanten am Sitz sein. Mit Bandfeile macht das Entgraten und Abrunden am Verschiebe-Sitzgestell Spaß. Aber klar, auch ein Leben ohne Akku-Bandfeile ist möglich. Doch ich hab im ersten Bandfeilenjahr 23 Schleifbänder aufgebraucht. Das sagt alles.
Test der verschiebbaren Sitze
Stelle bei der Montage der Schienen fest, dass die verschiebbaren Sitzuntergestelle einen anderen Lochabstand brauchen. Also neue Löcher rein. Das ist der 5. Versuch, den Sitz zu montieren. Aber mit geändertem Lochabstand passt das Gestell jetzt auf die Schienen.
Endlich flutscht die Verschiebung des Sitzes samt Armlehnen und Gurt wie geschmiert. Jetzt muss ich nur noch etwas gegen den kratzigen Bezugsstoff unternehmen und die Sitze neu beziehen.
Flexible Gurtpeitschen auf der verschiebbaren Sitzgruppe
Und dann soll ich noch einen anderen, vielfach gerügten Mangel abstellen: Die mittleren Gurtpeitschen der Sitzbank sind bislang nicht flexibel, sondern starr. Wenn man also auf der Sitzgruppe schläft oder lümmelt, rammelt man sich immer an diesen blöden Gurtsteckern.
Aber wir haben ja noch Sitze übrig. Und damit geprüfte und standardisierte Gurte und Gurtschlösser. Trotzdem gibt es auch bei den Gurten verschiedene Varianten mit nicht kompatiblen Steckern und Schlössern. Alles sieht gleich aus, ist es aber nicht. Finde dann doch 2 passende Gurtschlösser mit Band.
Rückenlehnenverstellung kürzen
Was auch stört, sind die überstehenden Betätigungen für die Rückenlehne. Die sind original viel zu hoch und damit ungeeignet im Wohnmobil. Aber die runden Griffe werden nur mit einem Plastikstift auf dem Aluminiumhebel fixiert. Den Stift kann man mit einem 4er Bohrer einfach durchschieben.
Dann den Hebel kürzen, den runden Griff wieder aufstecken, ein neues Loch bohren und mit dem Plastikstift fixieren. Der gekürzte Hebel für die Gasdruckdämpfer funktioniert trotzdem ohne Kraftaufwand.
Unterschiede der Vogel-Sitze
Beim Diktieren dieser kleinen Dokumentation zu den Vogel-Sitzen muss ich doch glatt mal zusammenfassen, was die Besonderheiten meiner Bussitze sind und wie die sich unterscheiden:
- Rückenlehnen zum Umklappen gibt es für rechte und linke Sitze.
- Klappbare Armlehnen gibt es auch für rechts und links.
- Die Sitze lassen sich auf Verschiebung umbauen, nur die Halterung für die Betätigung muss angeschweißt werden.
- Es gibt zwei Systeme von Gurt und Stecker.
- Auch die Befestigung der Sitzbänke im Wohnmobil ist höchst unterschiedlich.
Diese Unterschiede meiner Vogel-Sitze waren mir vorher nicht so klar. Habe also wieder was gelernt. Und endlich lassen sich auch die beiden Gangsitze der Sitzgruppe seitlich verschieben. Was für ein Aufwand für 7 cm mehr Platz im Wohnmobil. Oder sind es nur 5 cm? Egal, das ist es wert.
Vogel-Sitze im Wohnmobil: Werkzeug und Ersatzteile
- Für das komplette Zerlegen der Sitzuntergestelle braucht man zwei 17er Schlüssel und eine 13er Langnuss (BGS 2223): Klick
- Es gibt noch Ersatzteile für Vogel-Sitze: Klick
- Fülldrahtschweißgerät Hyundai HG200 (Schweißerladen): Klick
- Koreanisches Handbuch zum Hyundai HG200: Klick
- Blaue Arbeitshandschuhe (BGS 9950): Klick
Lieber Tom,
schon wieder hast Du mir das Denken abgenommen. Habe mich schon mehrfach geärgert, die umgedrehte Sitzbank nicht verschieben zu können. Vielen Dank, die Lasche für Hebel ist schnell angefertigt und angebraten. Die Vogel-Konstruktion ist wirklich Baukasten und was bin ich froh, alle 11 Sitze mitbekommen zu haben.
Gruß von der Ostalb
Die Ersatzteile für die Vogel-Sitze finde ich auch gut, zumal bei mir auch schon eine Gasdruckfeder defekt war. Übrigens muss ich oben im Text noch ein kleines Detail ergänzen. Damit die gelbe Betätigung einrastet, muss man nämlich eine 6er Nietmutter in die Brücke setzen. Aber das siehst du dann schon.