Äffchenstativ im Einsatz: Meine Mini-Kamera lernt klettern mit dem Gorillapod
Jaja, ich weiß. Echte (oder halbechte) Profis brauchen eine große Spiegelreflexkamera und ein richtig großes Stativ. Ein extra Batteriefach. Eine fette Sonnenlichtgegenblende. Und mindestens ein separates Blitzgerät. Hab‘ ich auch fast alles irgendwo rumliegen. Doch ich benutze dieses Equipment exakt einmal jährlich für das allherbstliche, „offizielle“ Familienfoto. Ansonsten liegt das ganze Gerassel ….. im ….. ja ….. ähm ….. wo eigentlich? Keine Ahnung. Schließlich brauche ich das alles nicht wirklich. Wozu auch? Ich verkaufe keine Fotos.
Neue Möglichkeiten mit einem flexiblen Ministativ
Aber so ganz ohne Stativ wird auch das mit den Hobbyfotos nichts. Also habe ich mir nach dem Kameravergleich mit den ganzen unscharfen Fotos ein kleines, flexibles Ministativ bestellt. Nun ist zwar endlich die Minikameraausrüstung komplett, aber ich werde wohl jetzt öfter zu spät zur Arbeit kommen. Denn mit so einem flexiblen Ministativ ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, morgens im Wald meine Zeit zu vertrödeln.
An den Pilzfotos jedenfalls habe ich mich auf dem Schulweg schon oft versucht. Aber ohne Stativ ist das bislang noch nichts geworden. Zumal ich wegen der Tiefenschärfe mit einer möglichst kleinen Blende fotografiere. Also mit der mit der großen Zahl. Im nächsten Bild mit Blende F7.1, was zusammen mit ISO 200 dann eben mal 1 Sekunde Belichtungszeit erfordert. Ohne Stativ wird das nichts.
Kein Kameravergleich ohne Stativ
Und ohne Stativ taugt auch mein Kameravergleich von letztens nichts. Alles im dunklen Wald bei Belichtungszeiten von 1/8 bis 1/30 Freihand zu fotografieren, ist letztlich nichts anderes als Selbstüberschätzung. Ich kann zwar stillhalten, aber keine Sekunde lang. Also muss ich doch tatsächlich nochmal mit Stativ in den Wald gehen, um den Störfaktor Mensch auszuschalten. Mit dem flexiblen Ministativ fällt mir das leicht. Und im Gegensatz zu meinem richtigen Stativ habe ich bei diesen Kunststoffkugeln auch keine Bedenken, sie mal ins Wasser zu stellen.
Das Ergebnis geht so. Für den Anfang. Für früh um acht am Grund des kleinen, zugewachsenen Kerbtals.
Vorteile des Gorillapod gegenüber dem richtigen Stativ
Bisher habe ich mich erfolgreich geweigert, die Kinder mit dem schweren Stativ unter dem Arm in die Schule zu bringen. Vielleicht sollte ich mein großes Stativ für einen richtigen Kameravergleich verschämt im Rucksack verstecken? Hmm. Mache ich sonst doch auch nicht. Das wäre doch nun wirklich kein Praxistest mehr. Schließlich wollte ich doch nicht für alle Welt den perfekten Kameratest erstellen, sondern einfach nur unter meinen persönlichen Kameras die beste raussuchen. Beim Stativ habe ich meine Wahl schon getroffen. Unglaublich, wie klein, leicht und trotzdem gut zu positionieren mein neues Ministativ ist.
Mal 0,6 Sekunden belichten? Kein Problem mit dem Gorillapod. Natürlich würde das auch mit dem großen Stativ gehen, aber das habe ich ja nie dabei. Doch wenn ich jetzt eine kleine und handliche Reisekamera habe, sieht das natürlich anders aus. Kein Wunder, dass plötzlich eines dieser „neumodischen“ Gorillastative für mich interessant geworden ist.
Mein neues Ministativ kann klettern wie ein Äffchen
Jetzt weiß ich auch, warum das Ding Gorillapod heißt. Weil es klettern kann wie ein Äffchen. Na gut, Gorillapod ist dann wieder so eine amerikanische Übertreibung. Für mich sieht das Stativ nebst Kamera eher wie ein kleines, süßes Äffchen aus. Äffchenstativ ist gut.
Gorillapod ist dann für mein Äffchenstativ zwar ein etwas angeberischer, aber auch ein ziemlich treffender Name. Ich überlege mir gerade, wie deutsche Erfinder das Ding wohl genannt hätten. Multifunktionales Kleinkamerastativ, Typ 1, vielleicht. Und über das Gerät würde man dann nur noch abgekürzt von einem MFKS1 sprechen. So ähnlich wäre es wohl. Doch die Erfinder kommen bestimmt aus Kalifornien.
Aber ganz egal, wie das flexible Ministativ nun heißt, es passt ganz dezent in die Jackentasche. Ein Äffchenstativ halt. Und ihr wisst ja, die beste Kameraausrüstung ist die, die man auch dabei hat. Insofern ergeben sich jetzt ganz neue Möglichkeiten auf meinem morgendlichen 4-km-Schulspaziergang. Zumindest auf dem Rückweg. Gerade so früh am Morgen, wenn es noch ganz feucht, still und dämmrig ist in dem kleinen Kerbtal, stolpere ich immer wieder über schöne Fotomotive. Nur braucht es halt immer Belichtungszeiten um die 1 Sekunde. Bis jetzt habe ich halt versucht, die Kamera irgendwo aufzusetzen und still zu halten. Hmm. Manchmal klappt es. Manchmal nicht. Das ist jetzt anders.
Nachteile eines flexiblen Ministativs
Allerdings hat das Ministativ einen großen Nachteil. Denn ich brauche jetzt für den Weg von der Schule ins Büro wesentlich mehr Zeit. Und werde so wohl öfter mal zu spät auf Arbeit kommen. Hmm. Aber abends länger bleiben kann ich auch nicht. Naja, ich soll sowieso weniger arbeiten. Insofern ist der Nachteil eigentlich auch wieder ein Vorteil.
Und klar kann man auch mit dem Handy Pilze fotografieren und braucht so ein Ministativ gar nicht. Aber mehr als Blende F2.2 bei 1/10 Sekunde ist am Note4 eben nicht drin. Auch nicht mit einem Handystativ.
Hält das flexible Ministativ, ähm Gorillapod, auch eine Spiegelreflexkamera?
Jetzt habe ich keine Ausrede mehr für verwackelte Handyfotos. Und so nehme ich mir bei der heutabendlichen Fotodurchsicht nicht etwa vor, morgen pünktlich auf Arbeit zu sein, sondern mir eher noch mehr Zeit für die Fotografie zu lassen. Noch sorgfältiger verschiedene Einstellungen auszuprobieren. Vielleicht sogar wieder die Spiegelreflex mitzuschleppen – oh Mann, daran habe ich gar nicht gedacht. Interessant wäre doch gewesen, ob das Gorillapod auch die Spiegelreflex hält. Jetzt ist es zu spät, aber ich muss tatsächlich mal testen, ob das Ministativ auch mit der Spiegelreflexkamera zurechtkommt. Und dann muss ich den Kameravergleich wiederholen. Denn erst nach dem bestandenen Test mit der Spiegelreflex darf sich mein Äffchenstativ Gorillapod nennen.
Aber nicht mehr vor den Herbstferien. Denn erst mal geht es in die Berge. Und vielleicht passt mein neues Gorillapod mit seinen nicht einmal 200 g noch in den Rucksack. Muss ich halt als Gewichtsausgleich eine Tüte Gummibärchen „vergessen“.
Mehr Informationen und Ideen zum Gorillastativ
Alle Fotos sind vollkommen unbearbeitet. Das ist Ehren- und Zeitsache.
Kameras: Canon G9XII im AV-Modus mit Selbstauslöser. Samsung Note4: Automatikmodus. Wie immer halt.
Offizieller Name meines Äffchenstativs: Joby GorillaPod Hybrid
Bestellt habe ich beim (derzeitigen) Preisführer auf Idealo: Calumet
Und ich habe sogar richtig geraten: Dieses Sonnenscheinprodukt kommt tatsächlich aus Kalifornien. Das Impressum von Joby verrät es: Petaluma, CA