Wohnmobil-Polster selbst beziehen
Will schon lange die kratzigen Wohnmobil-Polster selbst beziehen, aber als Einsteiger in die Wohnmobil-Polsterei braucht man Geduld.
Mein Problem mit den Polsterbezügen im Wohnmobil
Mann, ich werde die letzte Zeit ganz schön unter Druck gesetzt, endlich mal die Wohnmobilsitze aufzupolstern bzw. wenigstens neu zu beziehen. Die originalen Bezüge der Vogel-Sitze des BGS sind zwar noch in ziemlich gutem Zustand, aber auch ziemlich kratzig. Hab schon seit März kuschelweichen, robusten und wasserdichten Softshell-Stoff daliegen. Wollte daraus eigentlich nur Überzüge nähen. Aber die Vogel-Sitze werden viel bequemer, wenn man diese hervorspringende Nackenrolle etwas abträgt.
Nun wollte ich mein Versprechen, die Wohnmobilpolster neu zu beziehen, ja eigentlich schon im Frühjahr einlösen. Aber dazu brauchte ich ja auch noch ein bisschen was aus dem Polstereibedarf. Lange Polsternadeln, Polstergarn, Polsterknöpfe und solche Sachen. Ende Mai sind also Material und Werkzeug vollständig. Aber der Juni ist kurz und die Technik am Wohnmobil ist wichtiger. Reifen neu, Hinterachse zerlegt, Bremsleitungen neu, Keilriemen neu und so weiter. Alles Dinge, die man nicht sieht, die aber in Vorbereitung der Reise nach Athos wichtiger sind als neu bezogene Polster im Wohnmobil.
Aber was man dann im Urlaub sieht und worauf man sitzt, sind die alten Polster im Wohnmobil, die wirklich mal neu bezogen werden können. Naja, jetzt ist Anfang November und langsam kommt wieder die richtige Zeit, um solche Arbeiten wie das Beziehen der Sitze im Wohnmobil anzufangen. Allerdings fehlt mir gerade die richtige Lust. Aber angesichts der ständigen Nachfragen kann ich nicht mehr warten. Ich muss Ergebnisse liefern. Jetzt.
Zerlegung der Vogel-Sitze bis aufs Polster
Mein Zögern hat aber auch mit etwas Angst vor solch filigranen Arbeiten wie dem Beziehen der Polster im Wohnmobil zu tun. Da liegt mir die grobschlächtige Zerlegung der Vogel-Sitze eher. Denn zuerst muss die geklebte Verkleidung der Rückenlehne runter. Aber es reicht ja, an den Rändern 5 cm abzureißen.
Darunter ist der alte Bezugsstoff für die Polster angetackert. Die Tackerklammern müssen raus. Hab extra so eine kleine Zange aus dem Büro ausgeborgt. Aber das Ding funktioniert nur bei diesen Papierklammern. Zum Rausziehen der Polsterklammern machen sich Schraubenzieher und Kombizange doch am besten.
Sehe aber beim Zerlegen, dass der Sitzbezug mit einem Lederstreifen am konkaven Rückenpolster festgenäht ist. Beim Neubeziehen der Polster wollte ich eigentlich mit Polsterknöpfen arbeiten. Aber es ist natürlich viel besser, wenn ich den Sitzbezug an diesen Lederstreifen nähen kann. Zumindest im ersten Versuch. Die Option mit den Polsterknöpfen und der langen Polsternadel habe ich ja immer noch.
Bearbeiten der Schaumstoffpolster im Wohnmobil
Nach dem Abziehen des alten Bezugs auf den Polstern muss ich die Nackenstütze abflachen. Geht mit einem großen, scharfen Messer eigentlich ganz gut.
Allerdings würde ich den Schaumstoff für die Rückenpolster gern noch besser bearbeiten und probiere alles mögliche aus. Mit der Akku-Bandfeile und einem groben Schleifband geht das noch am besten. Oder am wenigsten schlecht, denn das bringt eigentlich nicht wirklich was. Reicht aber jetzt für meine Zwecke.
Vernähen des Polsters mit der Handnähmaschine
Mittlerweile gehört zu meinem häuslichen Werkzeugbestand auch eine richtige Nähmaschine. Meine gute alte Textima wiegt allerdings 20 kg und ist nichts für unterwegs. Sehe aber bei meiner Polstereibestellung eine kleine Handnähmaschine. Das klingt genau nach dem, was ich brauche. Nehme dazu noch quasi unreißbaren Nylonfaden. Muss bei 50 Nm ganz schön ziehen, bis der reißt. Dazu noch eine lange Polsternadel – und schon bin ich nähmäßig up to date.
Der Handnähapparat aus dem Polstereibedarf hat eine kleine Fadenspule wie jede Nähmaschine. Könnte jetzt natürlich zur Nähmaschine gehen und den Faden dort auf die Spule wickeln. Aber mit dem Akku-Schrauber geht das genauso.
So richtig ist mir nicht auf Anhieb klar, wie der Handnähapparat funktioniert, aber es gibt ja eine ordentlich bebilderte Bedienungsanleitung.
Letztlich ist die Bedienung des Handnähapparats für Polsterarbeiten einfach: Faden auf die Spule rollen, durch die Fadenbremse zur Nadel ziehen und schon ist die kleine Handnähmaschine bereit. Der schlimmste Teil ist, den Faden durch das kleine Nadelöhr zu kriegen. Damit habe ich immer so meine Schwierigkeiten.
Der Handnähapparat hat einen Holzgriff, mit dem man Nadel und Faden gut und vor allem bequem führen kann. Damit sticht man durch den Stoff und zieht dann an der ersten Einstichstelle den Faden unten lang heraus. Dieser Faden wird der Unterfaden. Dann sticht man die Nadel neu durch. Beim leichten Zurückziehen des Handnähapparats bildet sich am Faden eine Schlaufe. Dort steckt man den Unterfaden durch.
Na ja, und dann immer so weiter. Handnähapparat wieder rausziehen, neuen Stich machen, Unterfaden durchziehen. Einschließlich Verhedderung und Fotodokumentation brauche ich 22 Minuten für meine erste 30-cm-Polsternaht. Von der Unterseite sieht die Naht auch schon ziemlich gut aus.
Auf der Oberseite meiner ersten Naht mit der Handnähmaschine gibt es noch Verbesserungspotenzial. Am besten wäre wahrscheinlich, von unten zu nähen und die Unternaht als Sichtnaht zu verarbeiten. Aber da fehlt mir noch die Praxis. Jedenfalls bin ich von meiner ersten Polsternaht zumindest in funktionaler Hinsicht schon ganz angetan. Das hätte ich mit Nadel und Faden nie hingekriegt. Mit der Nähmaschine sowieso nicht.
Die Bedienung des Handnähapparats verbessern und verschnellern könnte ich vielleicht dadurch, dass ich den Unterfaden auf eine Nadel ziehe und damit durch die Schlaufe schiebe. Das würde viel Fummelei sparen und verhindern, dass ich den Unterfaden nicht durch die Schlaufe, sondern daneben platziere.
Kleben von Polsterstoff
Die erste konkave Form meiner Polster ist bezogen. Allerdings kann man den Bezugsstoff auch auf die Polster kleben. Muss dazu nur das Polster und den Bezug mit passendem Sprühkleber einsprühen, dann kurz warten und den Stoffbezug gleichmäßig auf das Polster im Wohnmobil drücken. Der Bezugsstoff klebt sofort auf dem Polster.
Was mich an dem Bindall-Sprühkleber neben der universellen Einsetzbarkeit begeistert, ist aber auch das Handling. Denn genau diese Spraydose steht bei mir schon mindestens ein Jahr halbvoll herum und funktioniert trotzdem immer noch. Aber klar, Nähen ist beim Neubeziehen der Wohnmobilpolster schon die bessere Variante.
Fixierung des Sitzbezugs mit Polsternägeln
Jetzt muss ich noch den Polsterstoff auf der Rückseite der Sitze fixieren. Softshell lässt sich ja ziemlich gut dehnen und auch an komplexere Formen anpassen. Ziehe den Stoff also straff um das Polster, tackere den erstmal an die Holzrückwand der Vogel-Sitze und nagele darauf dann die originale Rückenverkleidung.
Mit den Polsternägeln kriegt man die Verkleidung der neu bezogenen Wohnmobilsitze eigentlich auch als Laie ganz gut hin.
Test der Polster im Wohnmobil
Das Polster der ersten Rückenlehne im Wohnmobil ist jetzt neu bezogen. Dieses Polster geht jetzt erstmal in die Erprobung und dann startet bei ausreichender Nutzerzufriedenheit die Serienarbeit. Dazu muss ich noch testen, ob der Stoff bei Hitze im Wohnmobil nicht etwa unangenehm ist. Schließlich neigen wasserdichte Stoffe immer etwas zum Schwitzen. Aber der Softshell-Stoff ist nicht nur kuschelweich, sondern auch atmungsaktiv. Das wird schon.
Allerdings sieht der Bezug doof aus. Die Naht geht ja noch. Aber die geklebten Stellen werden bei mir in der Familie allgemein abgelehnt. Insofern ist mein Test mit dem Selbstbeziehen der Sitze gescheitert. Die Probelehne kann ich jedenfalls wegschmeißen.
Das Aufpolstern der Wohnmobilsitze braucht viel Übung, Geschick und das richtige Werkzeug. Bin da mit dem ersten Versuch nicht zufrieden. Mit ein bisschen mehr Zeit hätte ich das ja ordentlich machen können. Aber so ist es wirklich nur husch-husch.
Moin, als möglicher Tipp: Bei uns t.B. gibt es eine Behindertenwerkstatt welche Polsterarbeiten durchführt. Diese sollte es auch in anderen Ecken der Republik geben. Diese haben für uns schon einige auch komplexere Arbeiten sehr gut ausgeführt. Der Preis war unschlagbar günstig.
Gruß
Danke für den Tipp zum Polstern von Wohnmobil-Möbeln, aber ich versuche immer, sowas selber zu machen. Das ist nicht billiger, aber man lernt was.