Ukraine: Das große Grenztheater von Uschgorod
Zum ukrainisch-slowakischen Grenzübergang bei Uschgorod sollte man zumindest bei der Einreise in die EU eine Menge Zeit mitbringen.
Kartenvergleich am ukrainischen Maisfeld
Das ist ja mal ein liebliches Erwachen. Früh 7:30 Uhr läuten von irgendwoher Kirchenglocken. Tönt Gesang über das Maisfeld. Sehe aber auf keiner meiner drei Karten-Apps, wo das herkommen könnte. Ist übrigens interessant, wie weit Google Maps hinter OpenStreetMap zurückliegt. Aber auch die freien OSM-Karten werden von meinen beiden Favoriten Apemap und Mapy.cz ganz unterschiedlich dargestellt. Apemap nehme ich immer zum Wandern und Tracken. Mapy.cz für die Offroad-Navigation. Naja, und zu Google Maps muss ich ja nichts schreiben. Ist allerdings für die Straßennavigation an der Peripherie Europas eher ungeeignet.
Erstmal außen duschen. Durch das Auffüllen der Wassertanks gestern im Restaurant haben wir ja mehr als genug Wasser. Eher zu viel für die anstehenden Bergetappen.
Frühstück mit warmen Brötchen. Danach abräumen und abwaschen. Eigentlich will gar keiner weg hier. Aber so langsam müssen wir schon mal zur ukrainisch-slowakischen Grenze.
Superbaumarkt Mukatschewo
Start um zehn.
Die Straße ist ziemlich gut und wir kommen schnell voran. Um 11:00 Uhr sind wir schon in Мукачево / Mukatschewo. Hier gibt es eine Ansammlung von Supermärkten und einen großen Markt, zu dem zahllose Menschen strömen. Jedes Stück ebener Fläche um den Markt ist mit Autos belegt. Finde gerade so einen etwas komischen Parkplatz. Der Markt ist aber nur eine Ansammlung von kleinen Hütten, in denen Baumarktsachen verkauft werden. Also uninteressant.
Aber ein kleiner Supermarkt ist ganz nett und wir frischen unsere Vorräte auf. Hab sowieso zu viele ukrainische Griben abgehoben.
Tanken in Uschgorod
Bleiben aber nicht lange. Mukatschewo hat wie jede ordentliche ukrainische Großstadt einen T-34 im Kreisverkehr stehen.
Und dann muss noch ein Lada zur Tankstelle geschoben werden. Alle raus! Helfen!
Auch bei diesem ZIL-130 möchte man am liebsten schieben helfen.
Aber dann geht es weiter ohne große Ablenkung.
Sind recht schnell in Uschgorod / Ужгород. Was, jetzt schon? Ich wollte doch noch Griben vertanken, bevor die ukrainische Währung restlos verfällt. Wie gehabt muss man vorher bezahlen. Das Geld passt gerade so in den Tank. Da fehlen höchstens 10 Liter.
Grenzübergang Ukraine zur Slowakei bei Uschgorod
Kommen dann zur ukrainisch-slowakischen Grenze. Zuerst werden die LKWs von den PKWs getrennt.
Sind ja zum Glück kein LKW, sondern M1 Wohnmobil. So eine Wohnmobileintragung ist manchmal Gold wert.
11:45 Uhr stehen wir an der Grenze Uschgorod. Also nicht an der Grenze, sondern im Stau vor der Grenze zur Slowakei. Ich schicke die Jungs wie gehabt vor und sie zählen 30 Autos bis zur ukrainischen Grenzkontrolle. Klingt gut.
Aber es dauert. 13:30 Uhr machen wir Mittagessen. Bratkartoffeln mit Spiegelei. Ist zwar gemein, wenn es bei geöffneter Hecktür ringsum nach leckeren Bratkartoffeln riecht. Aber was sollen wir machen. Uns geht es gut.
Hmm, lecker. Aber nach dem Essen ist wieder Langeweile angesagt. Und es geht und geht nicht voran. 15:45 Uhr (also nach genau 4 Stunden) stehen wir wenigstens oben auf dem Hügel und sehen den ukrainischen Teil der Grenze. Lassen uns die Äpfel am Heldendenkmal schmecken.
Jetzt muss ich wenigstens nicht immer den Motor anmachen und kann mich rollen lassen. Gefühlt geht es auch wesentlich schneller, wenn man Fortschritte sieht. Nach 5 Stunden sind wir am ukrainischen Zoll. Kriegen da zuerst den Talontschik. Also einen kleinen Zettel mit unseren Grunddaten. Frage mich, was die komischen Kästen vor der Grenze bedeuten. Sind das Röntgenanlagen? Man soll da jedenfalls nicht anhalten.
Ein Zöllner guckt in unser Auto. Stempelt die Pässe. Noch den Talontschik abstempeln. Dann sind wir durch. Eigentlich ganz einfach. Aber es dauert eben alles stundenlang.
17:15 Uhr stehen wir vor dem slowakischen Zoll. Und stehen und stehen…
Einmal drin, ist die slowakische Grenzabfertigung mit den deutschen Pässen natürlich kein Problem und nach 10 Minuten vergessen. Aber insgesamt dauert das Procedere 7 Stunden und 15 Minuten.
Transit durch die Slowakei
Der Tag ist fast vorbei. Aber jetzt rollt es. Rein in den slowakischen Sonnenuntergang.
Diesmal halten wir aber auf dem Pass in Dargov an und besichtigen die beiden Panzer. Neben dem üblichen T-34 noch ein SU-100. Der Bus steht derweil zur Schonung des Turboladers mit laufendem Motor an der Raststätte daneben. Und schon kann es weitergehen.
Wenigstens gibt es jetzt keinen Stau mehr wie auf der Hinfahrt. Auch die beiden Tunnelbaustellen sind aufgehoben und die Autobahn geht fast durch. Nur zwischen Ružomberok und Martin verbrate ich im Waagtal eine halbe Stunde im Stau. Da ist es schon stockdunkel und die Jungs schlafen.
Nutze die Ruhe auf den Straßen und fahre noch bis 01:30 Uhr über die Berge bis kurz vor Brno.
Ein Schlammfeld bei Austerlitz ist doch eine angemessene Ruhestätte für die letzte Urlaubsnacht. Dazu regnet es jetzt wieder. Ach, egal. Ich klappe jetzt das Dach hoch und lege mich schlafen. Bin allerdings schon ein bisschen gespannt, wie ich morgen früh aus dem Schlammloch hier wieder rauskomme.
Schiroke / Широке – Mukatschewo / Мукачево – Uschgorod / Ужгород – Košice – Ružomberok – Žilina – Trenčín – Uherské Hradiště – Slavkov u Brna / Austerlitz | Tschechien | 640 km | 5.040 km
Ahoj mal wieder!
Da lese ich mal wieder deinen Blog und stelle fest: an dem gleichen Grenzübergang habe ich nach meiner Ukraine-Tour 2018 auch gestanden. Allerdings schon um 8 morgens. Und dann 8 Stunden lang bei quälenden 35 Grad. Das Problem damals waren nicht die Automassen sondern die quälend langsamen bzw. akribisch alles und jeden durchsuchenden slowakischen Zöllner.
An den Außengrenzen lernt man wieder, was man doch Gutes an der EU hat – auch wenn da längst nicht alles funktioniert. Wir ziehen gerade für ein paar Jahre zurück nach Deutschland und ich führe aktiv Krieg mit zwei Bürokratien!
Beste Grüße, noch aus Prag!
Hallo Marco, ist ja lustig, dass du den Grenzübergang Uschgorod auch genau so erlebt hast. Es waren auch bei uns keine großen Automassen, sondern einfach eine schleppende Abfertigung. Aber das ist ja sicherlich gewollt. Ich glaube nicht, dass die Zöllner das aus Spaß an der Freude machen. Vielleicht hätte man auch den kleineren Grenzübergang 70 km nördlich nehmen sollen. Keine Ahnung.
Ja, lustig ist auch, dass ich für das nächste Jahr (so es den Korona und die Familie zulässt) einen Rumänientrip in das Donaudelta, ans schwarze Meer und durch die rumänische Berge plane – also schonmal vielen Dank für die umfangreiche Recherche!
Na dann viel Spaß in Rumänien. Meine Kinder fanden in Rumänien die Wassertalbahn, Salzburg und das Schwarze Meer am besten.