Wassertalbahn: Volldampf durch die rumänische Maramuresch

Die Wassertalbahn ist Rumäniens letzte dampfbetriebene Waldbahn und befährt eine traumhafte Strecke von Viseu de Sus nach Paltin.

Wassertalbahn: Mit der Schmalspur-Dampflok durch die Wälder der Maramuresch in Rumänien

Tickets kaufen für die Wassertalbahn

Schon gestern Abend hat sich ja ein Rudel wilder Hunde auf dem Parkplatz durch übertriebene Wachsamkeit hervorgetan. Und gönnt sich auch in der Nacht kaum eine Pause. Mal ist Ruhe, dann geht es wieder los. Bin dadurch schon um 06:30 Uhr gründlich wach. Nutze das aber zu unserem Vorteil und mache mich eine Stunde eher als geplant auf den Weg zum Kassenhaus der Wassertalbahn.

Wassertalbahn: Mit der Schmalspur-Dampflok durch die Wälder der Maramuresch in Rumänien

Der Ticketschalter öffnet zwar erst 8:00 Uhr, aber so bin ich der erste Interessent für die Fahrkarten der kleinen Dampfeisenbahn durch das Maramuresch-Gebirge (Munții Maramureșului). Schließlich sind die Tickets in der sommerlichen Hochsaison normalerweise ausverkauft und nur noch einige wenige Restkarten früh am Morgen erhältlich. Sitze also auf dem Personalstuhl vorm Eingang und erwarte die Öffnung. 7:00 Uhr kommen die ersten Rumänen. Sprechen mich an, als ob ich vom Personal wäre. Ich antworte einfach auf Deutsch und alles ist klar. Okay, warten wir also zusammen.

Wassertalbahn: Mit der Schmalspur-Dampflok durch die Wälder der Maramuresch in Rumänien

08:00 Uhr ist die Schlange auf 50 Dampflokfans gewachsen. Ein Kumpel vom Bahnpersonal wird vorgelotst. Aber ich bin der Zweite. Bekomme auch tatsächlich Tickets für den ersten Zug um 09:00 Uhr. Es gibt dabei Tickets mit Essen und welche ohne. Ist mir egal, ich nehme was da ist. Also ohne Essen. Super, da hat sich das zeitige Aufstehen gelohnt. Aber besser wäre gewesen, die Tickets rechtzeitig vorher im Internet zu buchen.

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Abfahrt in Oberwischau / Vișeu de Sus

8:30 Uhr müssen wir am Zug sein. Habe also nur noch 20 Minuten, um die Jungs zu wecken und schnell noch ein paar Brötchen aufzubacken. Frühstücken ist nicht. Zumindest nicht jetzt. Aber wir nehmen einfach alles mit.

Die Elvetia steht schon unter Dampf auf dem Gleis der Wassertalbahn bereit. Das Wetter ist jetzt auch besser. Wunderbar.

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Der Touristenzug der Waldbahn besteht im ersten Abteil aus geschlossenen und im zweiten Teil aus offenen Plattformwagen. Die Rumänen füllen den Zug von vorn nach hinten. Ich wähle jedoch hinten den allerletzten Wagen. Die allerletzte Sitzreihe. Denke, dass ich so vielleicht den ganzen Zug mal auf ein Foto kriege und dass die Luft nicht so verqualmt ist.

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09:00 Uhr geht es los. Mit 10 bis 15 km pro Stunde ruckelt die Bahn auf schmaler Spur durch das enge Wassertal.

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Vorbei an Dörfern, Wiesen und Holzplätzen. Man könnte eigentlich auch Himbeeren pflücken nebenbei. Oder mal aussteigen. Der Qualm ist zwar eine Zumutung. Aber trotzdem ist ein Zug mit Dampflok irgendwie schön.

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Meist verläuft die Bahnlinie am Talrand, oft aber auch direkt neben einer Piste, die ebenfalls hinauf ins Wassertal führt

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Unterwegs sehen wir die ersten Tatra 148. Diese zwischen 40 und 50 Jahre alten tschechischen LKWs (gebaut 1970-1982) leisten hier immer noch Schwerstarbeit als Holztransporter.

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Der Platz im letzten offenen Waggon ganz hinten im Zug ist gut gewählt. So haben wir in alle Richtungen schöne Aussicht und müssen nicht die ganze Zeit den Qualm einatmen.

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Schon wieder ein Tatra 148. Das Wassertal ist super. Auch sonst gefällt es uns hier so gut, dass wir beschließen, am Nachmittag noch einmal mit dem Bus das Tal hochzufahren.

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Und ich markiere mir auf dem Handy schon mal die Stellen, wo die besten alten LKWs stehen oder die Piste abgezweigt.

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Aber dann werden die Pisten neben der Bahn immer schwieriger und führen schon bald nur noch durch den Fluss.

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Oder durch tiefen Schlamm.

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Jedenfalls keine Chance mit dem Bus. Das hier ist Land-Rover-Revier.

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Irgendwann ist ganz Schluss mit der Piste und nur noch die Bahn fährt durch das Wassertal (Valea Vaser).

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10:30 Uhr. Ein Zwischenstopp. Die Dampflok braucht frisches Wasser. Und auch den Fahrgästen wird Essen und Trinken gereicht. Wir machen selbstorganisiertes Picknick.

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Währenddessen quillt der Rauch schwarz aus der Maschine.

Waldbahn zur Staţia Paltin

Dann dampft die Wassertalbahn weiter bis zur touristischen Endhaltestelle (Staţia Paltin CFF Mocăniță) am Kilometer 22.

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Das Tal ist jetzt wesentlich enger. Knapp zirkuliert die Wassertalbahn an Felsen vorbei.

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Und durch die engen Kurven geht mein Plan auf, den langen Zug von hinten zu fotografieren.

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Die Dampflok muss jetzt ordentlich arbeiten. Unsere Elvetia qualmt wie verrückt. Der Rauch ist ziemlich unangenehm in dem engen Tal. Aber das ist ja die letzte dampfbetriebene Waldeisenbahn in Rumänien. Da kann man schon mal eine Ausnahme von der Streckenelektrifizierung machen.

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Staţia Paltin: Endhaltestelle der Wassertalbahn

An der Endhaltestelle des touristischen Abschnitts der Wassertalbahn in Paltin müssen alle aussteigen und die Bahn fährt zum Umkuppeln weiter. Die eigentliche Waldbahn zum Holzholen fährt von hier noch einmal mehr als doppelt so weit durch das Wassertal.

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Die Haltestelle Paltin ist schön angelegt. Es gibt Sitzbänke, eine Art Schnellimbiss, rumänische Volksmusik aus überall verteilten Lautsprechern und eine Tanzvorführung. Und auch wer wie wir die einfachen Tickets hat, bekommt für ein paar rumänische Lei etwas zu essen.

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Die Rumänen sind bei der Sîrba sehr ausgelassen und schließen sich gleich der Tanzgruppe an.

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Unser Zug ist nicht der einzige, der hier einläuft. Täglich fahren sechs Dampfzüge mit jeweils ca. 300 Gästen hoch ins Wassertal. Fast alles Rumänen. Dem Zug voraus fährt ein Ford Transit Schienenbus, der das Picknick transportiert und vor Zugankunft aufbaut.

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Interessant ist, wie der Transit auf der Schiene gedreht wird. Dazu kurbelt der Fahrer eine drehbare Stützplatte auf die Schienen und drückt den ganzen Bus hoch. So kann er ihn leicht drehen und andersherum in die Gleise einsetzen. Das macht der Fahrer ganz allein.

Rückfahrt der Wassertalbahn nach Vișeu de Sus

Auf der Rückfahrt sollen wir dieselben Plätze einnehmen. Damit hatte ich gerechnet und dachte, dass wir nun direkt hinter der Lok sitzen. Aber der Zug führt neben unseren offenen auch geschlossene Waggons, die immer hinter der Lok laufen. Naja, sind wir halt in der Mitte. Es kann nicht jeder Plan aufgehen.

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So wie die Züge kommen, fahren sie auch gestaffelt wieder zurück. 12:20 Uhr ist der Zug Nr. 1 dran. Unser Zug. Bevor der abfahren kann, muss aber erst noch der 3. Zug einlaufen, denn es gibt nur wenig Ausweichstellen. Dann lässt sich die Bahn fast ohne Dampf hinabrollen.

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Die Begeisterung für das Zugfahren ist jetzt aber bei allen abgeflacht und es werden schon deutlich weniger Fotos gemacht.

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Im oberen Wassertal ist wirklich nur wenig Platz für die Gleise der kleinen Waldbahn. Die Büsche sind nicht nur zum Greifen nah, sondern schleifen am Zug.

Wassertalbahn: Mit der Schmalspur-Dampflok durch die Wälder der Maramuresch in Rumänien

Weiter unten wird das Tal wieder breiter und bewohnter. Ich stehe jetzt mit der richtigen Kamera bereit. Denn nun weiß ich, wo sich die drei Tatra 148 verstecken.

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Kurze Pause an der Mittelhaltestelle. Und schon fährt der Zug mit seinen 15 km/h wieder an. Die Anhänger scheinen über keine eigene oder durchgehende Bremse zu verfügen, sondern werden nur über die Puffer abgefangen.

Nach insgesamt fünfdreiviertel Stunden sind wir um 14:45 Uhr wieder zurück auf dem großen Parkplatz der Wassertalbahn in Oberwischau. War eine schöne Tour durch das Maramuresch-Gebirge. Besser wäre gewesen, ein kleines Luftboot wie das Gumotex Seawave mit hochzunehmen und das Flüsschen runterzupaddeln. Naja, beim nächsten Mal.

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Aufbruch zu den Moldauklöstern

Dann machen wir mit meiner schönen Übersichtskarte von Rumänien Reiseplanung. Hatte ja schon alle möglichen interessanten Punkte eingezeichnet. Und ständig kommen neue dazu.

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Entgegen unserer vormittäglichen Begeisterung beschließen wir nun, dass wir jetzt genug vom Wassertal und der Maramuresch gesehen haben. Wenn wir noch mal herkommen, dann nur mit dem Jeep. Mit dem Bus einfach nochmal in die Berge rauszufahren, macht keinen Sinn. Und dafür fehlt uns auch die Zeit.

Tatra 148 hab ich auch schon genug gesehen. Also geht es weiter. Die Jungs sind allerdings von der Fahrt mit der Wassertalbahn so begeistert, dass ich mir wieder ein paar Klöster angucken darf. Zumindest, solange ich noch mit der Reiseleitung dran bin.

Also auf in die Westmoldau. Auf zu den Moldauklöstern.

Infos zur Wassertalbahn von Viseu de Sus nach Paltin

  • Geschichte, Betrieb und Fahrzeugbestand: Wiki
  • Infos zur Wassertalbahn vom Schweizer Betreiberverein: Klick
  • Die umfangreichsten Erläuterungen zur Wassertalbahn stehen im Rumänien-Reiseführer von Michael Müller (S. 399 – 401): Klick
  • Sommer-Fahrpreise 2021 ohne Essen (Bilet Standard Mocănița): Erwachsene 75 Lei (15 €) / Rentner/Studenten 62 Lei (12 €) / Kinder 6-16 Jahre 49 Lei (10 €)
  • Sommer-Fahrpreise 2021 mit Picknick (Pachet Mocănița Special): Erwachsene 119 Lei (24 €) / Rentner/Studenten 105 Lei (21 €) / Kinder 6-16 Jahre 80 Lei (16 €)
  • Am besten ist der rechtzeitige Kauf der Tickets für die Waldbahn (Mocănița Maramureș Valea Vaserului) auf der offiziellen Seite der Wassertalbahn (Bilete online): Klick
  • Auf der Karte markiert ist der kostenlose Parkplatz der Wassertalbahn, auf dem man zumindest dann übernachten kann, wenn einen permanentes Hundegebell nicht stört.

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