Pisten in Griechenland: Offroad-Traumtour zum Traumstrand

So eine Nacht im Aufstelldach ist herrlich. Noch schöner ist aber die Vorfreude auf die Pisten in Griechenland. Denn Geländetouren mit dem MB 711 mag ich ganz besonders.

Traumhafte Dreifingerhalbinsel Chalkidikí

Östlich von Thessaloniki liegt die Halbinsel Chalkidikí. Von da ragen drei Finger ins Meer: Athos, Sithonia und Kassandra. Wir sind sozusagen noch auf der Handwurzel, heilen aber die östliche Halbinsel Athos an. Zu den Mönchen und Klöstern der Republik Athos dürfen wir zwar nicht, aber so nah wie möglich ran ist schon ein Ziel. Ist ganz schön gebirgig hier. Verspricht schöne Pisten.

Aber das heißt auch, dass wir noch ein Stück fahren müssen. Nicht weit, aber doch. Erstmal raus aus dem Gebüsch.

Kleiner Test des Böschungswinkels am Graben vor der Auffahrt zur Straße. Die Höherlegung um 10 cm hat sich gelohnt. Es schleift nicht mal die hintere Trittstufe als derzeit tiefstes Bauteil.

Noch ein paar Serpentinen, eine kleine Talstraße und schon sind wir am Meer. Urlaubsmodus.

Ab auf die Pisten in Griechenland

Aber wir wollen ja noch zum Spezialstrand. Kleine Straßen. Kleinere Straßen. Kleinste Straßen. Irgendwo hier muss der Abzweig auf die Pisten in Griechenland sein. Da ist er ja. Kaum zu erkennen. Hier wäre ich ohne gewissenhafte Vorbereitung nie reingefahren. Geht gleich steil runter. Der erste Bach. Von insgesamt 25. Muss zuletzt viel geregnet haben.

Tief ausgewaschene Pisten, große Steine. Ab und zu ein einfacher Strandzugang. Bisher für jedes halbwegs robuste Auto machbar.

Diese Art von Pisten in Griechenland ist noch zu einfach. Muss mal die Schwierigkeit erhöhen.

Hier fahren auch die Griechen nur noch mit Pickups herum. Und so kommen wir immer tiefer in den Wald hinein. Lassen die mit schrottigen Wohnwagen zugestellten, aber derzeit entvölkerten Strände hinter uns.

Auf diesen Pisten gibt es keine normalen Autos mehr. Der höhergelegte Bus aber ist geländegängig genug. Allrad vermisse ich in keiner Situation.

Wäre dieser Wiesenbalkon nicht ein schöner Platz für uns?

Ja, die Aussicht ist schön. Die Wiese grün. Und die Proskinitária nett. Aber so ein Minikirchlein allein tut es dann doch nicht. Es fehlt der Strand.

Enge Waldpisten auf Chalkidikí

Also weiter ins Off. Kratzige Bäume und Büsche, deren Äste kaum einen Zentimeter nachgeben. Im heimischen Wald kommen ja immer erst dicke Äste, dann dünne Äste, dann Zweige und dann Blätter. In Griechenland ist das anders. Hier sitzen die Blätter fast direkt an stocksteifen Ästen. Und so ist der MB 711 eigentlich schon fast zu groß für diese kleinen Waldpisten.

Wenn überhaupt, sind auf dieser schmalen Waldgebirgspiste sonst nur Geländewagen oder Pickups unterwegs. Genau deswegen ist der G ja das schmalste Auto im Programm von Mercedes. Zumindest war er es bis zum neuen G. Den Bus aber muss ich ganz schön durch das etwas zu kleine Lichtraumprofil der Waldpiste drücken. Wenigstens leistet der neue Astabweiser gute Dienste. Brauche links auch mal einen.

Alle Zufahrten zu den Stränden steil, ungemütlich und einbahnstraßig. Runter kommen alle. Selbst mit Wohnwagen im Schlepp. Käme ich aber auch rückwärts wieder hoch? Und mit rückwärts ist wirklich rückwärts gemeint. Also im Rückwärtsgang. Denn Wenden kann man höchstens auf dem Strand. Bei Hindernissen aber vielleicht auch gar nicht. Muss die Pisten also immer rückwärts denken.

Pisten in Griechenland: Offroad oder onroad?

Ein neuer Strandabzweig. Eine neue kritische Stelle auf der Piste. Eng, felsig, steil. Kann kaum aussteigen. Dabei sind wir ja eigentlich immer noch onroad. Oder gilt Pistenfahren schon als Offroad?

Steil unten ein schöner Sandstrand. Müsste dahin aber fast senkrecht durch Wald- und Dornengebüsch. Also wirklich offroad. Nun gut, runter ginge vielleicht sogar. Aber runter kommen alle. Die Frage ist, ob man auch wieder hochkommt. Das zeigt sich immer erst hinterher. Da hinten am Horizont beginnt übrigens schon die Mönchsrepublik Athos mit ihren geheimnisvollen Klöstern.

Wäre nicht ein Harvester eine geeignete Basis für ein Expeditionsmobil? Oder ein Schreitbagger? Den guten Bus aber lasse ich mal lieber stehen und gehe die Piste zu Fuß weiter. Alle kommen mit.

Wir laufen runter zum Strand und sehen, dass die Piste trotz der Absätze und Rampen zwar machbar wäre. Aber auch, dass der Strand doof ist. Nur Kies. Das reicht jetzt nicht mehr. Die Kinder wollen Sand. Hier also wird es nichts mit unserem Strandurlaub.

Piste rückwärts bergauf fahren

Der Bus steht immer noch vor der Felsrampe. Nur zum Wenden fahre ich da nicht runter.

Also wieder rückwärts. Einer steht hinten an der Tür zur Richtungskontrolle. Und zur achteren Steuerung, wenn ich in den Spiegeln aufgrund der vielen Büsche rechts und links nichts sehe. Einer steht rechts am Beifahrerfenster und schaut im Weitwinkelspiegel, dass mir das Vorderrad nicht über den Abhang ausbricht. Ich habe den einfachsten Job. Muss nichts anderes tun als den linken Spiegel beobachten, die Richtung halten sowie ein bisschen Gas geben. Denn langsam fahren geht rückwärts nur mit schleifender Kupplung. Ein Königreich für eine Untersetzung. Allrad ist egal. Die vier Hinterräder haben genug Traktion. Fange an, die Zwillinge zu lieben. Denn so hat auf den stark ausgewaschenen Pisten wenigstens ein Rad immer Bodenkontakt. Und auch der durchweichte Pistenrand ist nicht wirklich tragfähig. Möchte das mit Einzelbereifung nicht fahren. Aber die Untersetzung fehlt wirklich. Nun gut, muss ich das mit Schwung ausgleichen. Trotz entsprechend zügiger Fahrweise nur kleinere Schäden.

Wenden in einer engen Spitzkehre. Und dann die nächste Stichstraße runter zum Meer. Steile und extrem gefährliche Schräglage. Alle klammern sich irgendwo fest. Gefühlt ist die Seitenneigung aber immer extrem groß. In Wirklichkeit halb so schlimm und höchstens 20 Grad. Da geht noch mehr. Also keine Angst und immer schön sachte im ersten Gang rollen lassen. In einer Senke tiefer Schlamm. Danach wieder ein steiler Anstieg. Das braucht den zweiten Gang und Vollgas. Zum Glück schlagen sich die Reifen wacker und drehen auch auf weichem Boden nicht durch.

Eine Gabelung. Welche Piste nehmen wir? Hmm. Hier ist es gerade mal schön eben. Schiebe den Bus also erstmal auf der Schulter zwischen zwei Buchten rückwärts ins Gemüse.

Östliche Geheimbucht

Wir lassen den Bus wieder stehen und gehen zu Fuß gucken. Nehmen diesmal gleich Handtücher mit. Auweia. Die östliche Piste ist schon lange nicht mehr befahren worden. Selbst von Geländewagen nicht.

Aber der Strand traumhaft. Kriege die Jungs hier nicht mehr weg.

Und wir sind ganz alleine. Baden, Baden, Baden. Dazwischen Muscheln sammeln. Bisschen herumklettern. Und wieder Baden.

Hunger. Also die Piste wieder hoch. Schon zu Fuß anspruchsvoll. Extrem steil, tief ausgewaschen, loses Geröll. Auf dem Foto sieht natürlich alles ziemlich harmlos aus. Aber die Piste ist der Horror für jede Bergauffahrt. Mit einem relativ leichten Mercedes G oder einem Land Rover könnte das gehen. Sicher auch mit einem kleinen Unimog. Wäre zumindest mal einen Versuch wert.

Würde mich wirklich interessieren, ob es jemand schafft, seinen ausgewachsenen Allrad LKW runter an den Strand (und wieder rauf) zu kriegen. Ich jedenfalls mach es ohne Seilwinde oder zweites Bergefahrzeug nicht. Der Bus bleibt schön stehen, wo er steht.

Westliche Geheimbucht

Am Abend noch ein Abstecher zur westlichen Bucht. Diese Piste ist zwar ebenfalls steil und schmal. Das könnte der Bus aber auch zurück wieder schaffen. Der westliche Strand ist  sogar noch breiter, noch sandiger und noch länger.

Aber auch voller Müll. Die Piste ist wohl zu einfach.

Jemand hat sogar ein paar Wohnwagen hier runter gezerrt. Allerdings sind scheinbar nicht alle Fahrzeuge wieder hochgekommen. Ein alter VW T3 rostet unten am Strand vor sich hin. So ein schöner Bus. Und jetzt dient er als Müllcontainer. Schade drum.

Der MB 711 D soll nicht auch so enden. Außerdem können wir uns gar nicht so richtig entscheiden, welche Bucht nun die bessere ist. Und so bleiben wir oben an der Gabelung stehen. Mir gefällt vor allem die schöne Aussicht auf das umliegende Gebirge und weit übers Meer. Am Horizont der Gipfel von Berg Athos. 2.033 Meter hoch. 50 km weg. Und noch mit Schnee. Das Foto ist übrigens wie fast alle anderen mit dem Handy gemacht. Nix mit riesigem Teleobjektiv. [Es soll aber noch viele Jahre dauern, bis ich mit den Jungs und dem Bus im Kloster Simonos Petras auf Athos zu Gast bin.]

Der Wald ist feucht, der Boden hart und der Wind still. Also gibt es am Abend sogar noch ein kleines Indianerfeuer.

Ringsum ist alles dunkel. Kein Licht. Nirgendwo. Der Vollmond geht auf. Traumhaft. Das ist Urlaub, wie ich ihn mir vorstelle. Allein für so einen einzelnen Tag lohnt sich die ganze Arbeit und die lange Anreise.

Fragt mich aber nicht, wo die Pisten in Griechenland genau sind. Das bleibt geheim. Beziehungsweise das muss jeder selbst herausfinden. Möchte ja nicht zu denen gehören, die erst mit Geheimplätzen angeben und sich dann beschweren, dass es keine mehr gibt.

Chalkidikí | Griechenland | 49 km | 1.940 km

[Der nächste Tag war dann geprägt vom Dasein. An unserem Traumstrand in Chalkidikí.]

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2 Antworten

  1. Noe sagt:

    Danke,dass du deine Traumplätze nicht ins Netz stellst

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