Portugal: Was kommt nach dem Vanlife?
Was kommt eigentlich nach dem Vanlife? Nach dem ewigen Reisen und Umherziehen? Ein Grundstück in Portugal? Ein Stück Wald, eine Wiese, ein Biohof?
Wanderung ins Hinterland der Felsalgarve
Haben heute einen neuen Wandermeister. Der wollte schon gestern den kleinen Weg erkunden, der ins Land hinein führt. Alle kommen mit. An einem kleinen Eukalyptuswäldchen zweigen wir rechts ab zu einem Biohof.
Hatte mir sowas wie einen Hofladen vorgestellt. Klingt doch romantisch. So ein portugiesisches Bio-Gästehaus hinter hohem Schilf. Aber außer drei Kettenhunden und ein paar Bruchbuden ist da nichts zu sehen. Umrunden das Gelände also lieber in einem ausgetrockneten Flussbett. Auf der anderen Seite stehen 2 ehedem in Deutschland zugelassene Autos. Sind das die Inhaber? Ist der Biohof so eine Art Sesshaftwerdung nach dem Vanlife?
Gibt ja wirklich Grundstücke zum Verlieben hier. Zumal, wenn gerade die Mandeln blühen.
Es verstecken sich im Hinterland der Felsalgarve tatsächlich zahlreiche immobile Mobilien. Hier sogar mit Blick aufs Meer.
Träume enden, Träume beginnen
Ich frage mich nur immer, ob hier Träume geendet oder begonnen haben.
Hab schon gestern an der Praia das Cabanas Velhas einen Düdo gesehen, deren Bewohnerin für März/April eine Mitfahrgelegenheit nach Deutschland sucht, weil das Geld nicht mehr für den Diesel reicht. Da ist so ein pferdebespanntes Expeditionsmobil wesentlich besser. Keine Kosten für Diesel, HU, Steuern oder Versicherung. [Ähm, stimmt das? Jedenfalls das mit dem Diesel stimmt.] Und Gras und Wasser gibt es genug in Portugal. Entsprechend glücklich und zufrieden sah der Bewohner aus. Aber auch er war im Supermarkt einkaufen. Und hatte sogar eine scheinbar funktionstüchtige Satelliten-TV-Anlage dabei.
Ansonsten ist beim Vanlife doch viel Träumerei im Spiel. Klar ist Reisen schön. Aber Vanlife ist nicht das, was man auf Instagram sieht. Schon gar nicht auf ewig.
Immobiles Vanlife in Portugal
Es gibt hier im Hinterland jedenfalls einige „Grundstücke“, auf denen Wohnmobile aller Klassen auf Grund gelaufen sind. So wie dieser schöne Mercedes Kurzhauber.
Oder wie dieser Bremer. Auch mit deutscher Nummer. Der TÜV ist noch gar nicht mal so lang abgelaufen.
Es scheint eine Zeitlang Mode gewesen zu sein, einfach irgendeinen Bus in den Wald zu stellen und dann hier zu wohnen. Hat sich aber wohl nicht bewährt, denn es ist nirgendwo jemand zu sehen. Hat schon was Afrikanisches hier. Nur dass der ganze Hügel voller rostiger Busse steht, die in Afrika alle noch lange Dienst tun würden.
Massenbetrieb nur bei Wohnmobilen
Auch unten in Salema ist alles wie ausgestorben. Und ich dachte immer, hier an der Algarve herrscht im Winter Massenbetrieb.
Aber Betrieb herrscht eigentlich nur bei den noch fahrenden Wohnmobilen. Und so wechselt die Besetzung auch auf „unserem“ Wohnmobilstellplatz täglich einmal durch.
Nur wir bleiben noch. Denn mit Kindern gibt es sowieso nie Stillstand. Selbst nicht nach einer langen Wanderung. Buddeln, baden, spielen. Buddeln, baden, spielen. Den ganzen Abend lang. Nur die Wellen haben noch mehr Kraft. Ein ständiges Kommen und Gehen.
Ist Vanlife auch nur ein Hype, der kommt und geht? Was meint ihr?
[Wir jedenfalls gehen auch wieder. Zum Cabo de São Vicente. Und auf neue Stellplatzsuche.]
Zitat: Ist Vanlife auch nur ein Hype, der kommt und geht?
Da hast Du eine Frage in den Raum geworfen, die ……. .soo leicht nicht beantwortet werden kann, denn jeder denkt eben anders.
Ich denke mal:
Die Mieten werden immer teurer in den Städten, wobei aufs Ländliche ziehen auch nicht lange was bringt.
Wenn man dann dazu überlegt, das viele schon unter bounout leiden ( es nur noch nicht wissen), und es sich weiter unter der Bevölkerung ausbreitet, dann kann man sagen, das so ein einfaches Leben doch viele Interessiert. Aber, wo dann die Überlegung kommt: wie finanzieren.
Dann denke man an die Tiny houses, warum ist jemand auf so eine Wohnmöglichkeit gekommen??
Und braucht man denn wirklich immer 100m² und mehr zum leben?
Ihr in eurem Bus, habt ja nur bei Regen weniger Platz, aber sonst?? man ist doch frei in der Natur.
Klar, man möchte dann auch mal seine geräumigen 4Wände haben, aber wie schnell vermisst man dann doch wieder ein einfaches leben.
Also ob es ein Hype ist, das ist eine Betrachtungsweise. Die einen betrachten es als verücktes Hippitum,
andere sehen es als ein freies Leben an. Ich sehe es als eine schöne Alternative zu dem Stress.
Und im Schluss betrachtet, wann will man denn mal leben??? Oder eher nach der Arbeitszeit auf die Kiste warten?? Wenn ich könnte wie ich wollte, wäre ich schon bei euch da im Süden.
Vielen Dank für deine Gedanken, Detlef. Ja, das stimmt. Vielleicht ist es nur die Sehnsucht nach der Freiheit. Aber so einfach, wie das aussieht, ist es am Ende auch nicht. Letztlich kommt es wohl auf einen Kompromiss an, den man die ganze Zeit durchhalten kann. Arbeit, Familie, Leben und Reisen. Das alles zu verbinden ist die Kunst.
War #vanlife eigtl. je ein Hype? Hiess früher halt Aussteiger. Jetzt bekommen die Aussteiger halt mehr Publikum durch Instagram & Youtube. Das Grund-Thema bleibt aber meiner Meinung: Ich habe genügend Geld und/oder kann mich genügend einschränken, um „außerhalb der aktuellen gesellschaftlichen Norm“ zu leben.
Zum Glück für viele #vanlifer bietet die heutige Technologie und der heutige Arbeitsmarkt genug Freiheit für Freiberufler. Internet gibt’s inzwischen (fast) überall und zwischen Morgensonne auf Instagram und Ausbau-/Reise-/Lebens-Tipps auf Youtube bleibt bis zum Abendrot auf Instagram noch ein paar Stunden Zeit, um online die Kunden zuhaues/auf aller Welt mit meiner #DigitalNomaden Arbeitszeit zu versorgen. Oder ich habe das Glück und von meinen Immobilien zuhause oder meinem aufgespartem Kapital unterwegs leben. Ich wage aber zu behaupten, dass durch Internet heutzutage viel mehr Aussteiger ihr Glück im #vanlife vermuten, dann aber aufgrund identischer Fehlplanungen und Überschätzen der eigenen Leidensfähigkeit wieder auf dem Boden der Tatsache landen.
Den „Hype“ sieht man aber aktuell an den Preisen der als „gut ausbaubaren“ Vehikel: „analoge“ Transporter wie unsere T2, oder noch begehrter die Düdos, die man noch knapp mit dem „kleinen“ Führerschein fahren kann. Aber auch die LKW für die auch angesagten Expeditions-Mobile wie Magirus/Iveco/MAN/Steyr/Mercedes… Es muss ja gleich immer „EXTREME“ sein, sonst fühlt man sich gegenüber den sportlich-schlanken Strand-/Berg-/Pass-instagrammern ja benachteiligt… DAS empfinde ich dann schon als Hype, wenn viele die noch nie in einem Wohnmobil gesessen sind, sich sofort selber „des Nervenkitzels“ wegen aus dem Staub machen und um jeden Preis unterwegs sein wollen.
Ich sage jetzt nicht, dass jeder, der sich selber sein eigenes Ferien- oder Aussteiger-Mobil baut einem Hype nachrennt. Aber ich befürchte, wenn ich so in die einschlägigen Foren blicke, dass etliche #vnanlife vor allem deswegen cool finden, wenn sie in den ganzen instagram-Profilen nur Hochglanz-Fotos sehen. Der Glaube, das zu verpassen und ohne Vorbereitung und Erfahrung wird das schon treibt dann viele mehr raus als in früheren analogen Zeiten, wo dieses Leben nicht so präsent war.
Ich sage es offen: Ich beneide jeden, dem es möglich ist, #vanlife fernab „geregeltem Arbeits- und Familienleben“ zu meistern. Um die Momente der Freiheit, der persönlichen Entfaltung und des Mutes, es zu tun. Ich fürchte aber, dass es auch genügend gescheiterte Existenzen geben wird, die es nicht geschafft haben – aber vielleicht ist das einfach auch meine deutsche „Vollkasko“-Erziehung? 😉
Professionelles, auf Gewinnerzielung gerichtetes Vanife ist halt Arbeit wie alles andere auch. Nur unter der Nebenbedingung, es möglichst leicht und glücklich aussehen zu lassen. Denke, dass man da als Vanlifer unter einem ganz schönen Druck steht. Man muss nicht nur arbeiten, sondern dabei auch noch glücklich aussehen. Man hat zwar keinen Chef, muss aber immer allen alles recht machen. Man ist zwar unterwegs, aber auf keinen Fall im Urlaub.
Und dann gibt es da noch die Normbrecher, die zwar so tun, als wären sie Vanlifer. Tatsächlich aber wirklich alles nur zum Spaß machen. Also für mich ist Vanlife Urlaub, Erholung und Bildung. Vor allem aber Familienzeit.
Aber ich frage mich schon länger, ob ich da nicht eine gewisse Verantwortung habe. Möchte jedenfalls nicht Teil eines Schneeballsystems sein, das sich von immer neuen Followern nährt und Illusionen verkauft.
Aber da kann man schreiben, was man will. Jeder liest, was er lesen will.
Wie schon geschrieben, sehe ich das es viel mit der Finanziellen Lage zu tun hat.
Früher die Hippies, sie wollten allen zeigen, das es im Leben noch was anderes gibt als Spießertum. Dann beruhigte sich die Welle, weil sie auch älter wurden. Aber das freie Leben blieb doch immer im Kopf und Herzen. Jetzt nachdem das Geld doch mal etwas mehr wurde und sich was neues mit der Fam. angeschafft wurde, möchte sich die nachfolgende Generation sich nicht wie in dem Hamsterrad fühlen und deswegen was anderes ausprobieren. und jetzt heist es eben Vanlife.
Wobei ich sehe, das da auch viele über Youtube und Co, versuchen ihre Situation durch Benzintank- oder Kaffeetassen- spenden aufzumöbeln. Wenn man dann hier oben die Bilder sieht, dann wird es warscheinlich bei vielen irgend wann so aussehen, das keine Kohle mehr da ist und sie von der Hand in den Mund leben müssen, je nach dem, was gerade da ist. Und dann heißt es wieder Pennertum.
Vanlife oder Reiselustige Leute oder Aussteiger, egal wie man es nennen will, leicht wird es auf dauer bestimmt nicht.
Wobei ich den Ausdruck “ Vollkasko Erziehung “ dabei nicht mal so unbedeutend finde.
Es gibt halt immer solche und solche. In den Medien präsent sind natürlich immer die, die es geschafft haben. Von den gestrandeten Vanlifern sieht man da nie etwas. Vor Ort in Portugal dagegen sieht das schon realistischer aus.
Wer Geld genug auf dem Konto hat, kann längere Zeit mit seinem Wohnmobil Portugals Sonne genießen. Aber irgendwann wird es meist auch langweilig, denn so viel los ist ja an der Algarve auch nicht und je jünger man ist, desto weniger reicht es doch, sich kontemplativ nur an Fauna und Flora zu erfreuen.
Ein halbes oder ganzes Jahr kann man dort ganz gut abhängen, aber ich halte es für eine Illusion, sich mit digitaler Arbeit zu finanzieren. Vielleicht klappt das bei einem von fünfhundert.
Und Geld verdienen dort unten ist ähnlich schwierig wie in Deutschland, als normal Werktätiger, also nicht selbstständig, realistisch betrachtet so gut wie unmöglich.
Und wenn mancher die Abfahrt zurück in die Heimat nicht schafft, kann es schwierig werden wenn Ebbe auf dem Bankkonto droht. Bei längerem Aufenthalt an einem festen Ort muss man auch die gesetzliche Pflicht kalkulieren, sein Fahrzeug kostenträchtig einzuführen zu müssen.
Und und und. Die Algarve plus die ersten zwanzig oder dreißig Kilometer Alentejo sind auch ziemlich dörflich. Das muß man langfristig auch aushalten können.
Wenn man finanziell klotzen kann, kann man sich ein Fleckchen kaufen und hübsch nach Bauvorschrift sein Häuschen hinmauern. Dann lebt man dort 20 Jährchen bis das große Heimweh und die Sehnsucht nach deutscher Zivilisation durchbricht.
Aber nie den alten Spruch vergessen: „Wer in Portugal/der Algarve ein kleines Vermögen erwirtschaften will muß ein großes mitbringen.“
Saudades de Portugal!
Danke für deine Gedanken und den schönen Spruch mit dem Vermögen. Das ist auch das, was ich hier vermitteln will. Das sogenannte Vanlife ist kein Selbstläufer. Davon kann man nicht leben. Also jedenfalls nicht nebenbei. Und ganz ehrlich, die Aussteiger in Portugal sahen alle nicht glücklich aus. Mir wäre es jedenfalls zu langweilig.
Ist Vanlife auch nur ein Hype, der kommt und geht? Puh – eine gute Frage. Für uns ist die Antwort aber ziemlich klar. Wir sind und bleiben Fans davon. Nur unser Setting hat sich etwas geändert. Früher waren wir hauptsächlich mit dem Wohnmobil unterwegs. Das hat uns aber schon auch von Zeit zu Zeit recht stark beschränkt. Irgendwann wollten wir auch mal kleinere Straßen fahren oder mal über raueres Gelände. Als dann die nächste HU unseres geliebten WOMOs anstand – es war schon wirklich ziemlich in die Jahre gekommen, haben wir kurzerhand beschlossen es zu verkaufen. Der Verkauf war auch ein kleiner Spaß muss ich sagen. Wir haben erst versucht privat zu verkaufen, weil wir von Händlern eigentlich nie was gehalten haben. Das hat leider gar nicht gut geklappt – lag wohl auch am Zustand. Letztlich haben wir den Verkauf dann gut abgewickelt. Heute sind wir stolze Besitzer eines Offroadfahrzeugs und können endlich die Strecken fahren, von denen wir früher nur träumen konnten. Für uns ist also vor dem Vanlife gleich nach dem Vanlife!
Klar, Offroad-Vanlife, das ist die neue Steigerungsform. Zumindest in der Theorie. In der Praxis brauchst du in Europa keinen alten Allrad LKW als Offroad-Fahrzeug kaufen. Da ist kleiner besser.
Ist doch egal, wie man das „Kind“ nennt, entscheidend ist die Person, die dahinter bzw. darin steckt (im Van)
Jeder sollte das machen, wonach ihm der Sinn steht, solange er keinem Dritten auf den Senkel geht / schadet.
Die dabei geschädigte Natur in dem Fall ausgenommen, da sollte man lediglich den Schaden möglichst gering halten.
Suspekt werden mir nur diejenigen, die solch „angesagten“ Begriffe in einem Gespräch mehr als zweimal verwenden; wobei in solchen Fällen eh meistens ein Monolog statt Dialog vorliegt 🙂
Nach einem Wohnwagen-Experiment mit PKW-Sternfahrten rund um den Campingplatz steht für mich als erlebnishungrige Person das ungeplante Reisen von einem Punkt zum nächsten als erstrebenswertes Ziel auf dem Plan. Vollkommen entschleunigt. Für ein paar Wochen oder evtl. auch ein paar Monate im Jahr.
Aus finanziellen Gründen und weil ich auch meine Immobilie mag, werde ich das als Rentner machen.
Bei der Wahl des Fahrzeuges habe ich gemerkt, wie schwer es für mich als Technikfreak ist, meine Träume / Wünsche im Zaum zu halten.
So ein Allrad-Tier, wo man neben einem schnöden Schalthebel noch an diversen anderen Gruppen-/ Vorgelege-/ Sonstwasgetrieben schalten und walten kann, garniert mit einer 5-to-Winde und allem, womit man könnte wenn man wollte und dürfte…..
ich dann aber bei der ersten Passage mit > 20° Neigung gleich welcher Richtung die Schweissperlen auf der Stirn hätte.
Da rufe ich mir dann die filmischen Erinnerungsstücke auf, wo gezeigt wird, wie man ein Zwillingsrad zur Winde umfunktioniert;
das alte englische Pärchen, welches unbekümmert ihren offenen Rolls mit Speichenrädern über Schotterpisten und durch Wasserfurten treibt, wo der deutsche Expeditionsfahrer bisweilen seine Frau zu Fuss vorschickt….
Hauptsache ist, man hat Spaß und Erfüllung bei dem, was man tut.
Bei mir ist es nun ein 814d als Tanklöschfahrzeug geworden und momentan weiss ich noch nicht, ob ich es übers Herz bringe, den Wassertank, die Pumpe und die Schlauchhaspel da rauszureissen 🙂
Vanlive kann ja auch heißen, dass man für seinen Van lebt. Selbst dann, wenn der nur als Bastelobjekt, Technikträger oder meinetwegen als Traumfänger dient. Ist doch auch okay.