Wintercamping im Jeep: Schnee, Kälte und Dunkelheit
Oha. Ein freies Wochenende. Mitten im Winter. Also die Skier geschnappt und auf zum Wintercamping im Jeep. Der Skiträger wurde mir leider gestohlen. Muss die Skier also im Innenraum lagern. Zusammen mit der Matratze, einem dicken Schlafsack und ein bisschen Kleinkram. Auf nach Osten. Staune, was die Leute hier so alles in den Vorgärten stehen haben. Aber nein, derzeit habe ich keinen Bock auf einen Beitrag zum Ural-4320. Obwohl dieser russische LKW natürlich nichts für seine imperiale Symbolik kann.
Aber auch der spritfressende Jeep ist kein Unschuldslamm. Selbst mit Tempomat auf 110 säuft der noch 11,3 Liter. Dafür verbraucht Paddeln auf der Neiße nichts.
Ab der Neißebrücke beginnt Polen. Schon bald taucht das Isergebirge auf. Das sieht von hier noch einmal viel besser aus, wie es so 800 m aus der Ebene aufragt. Oben natürlich Schnee. Sehr hübsch.
Mit der tschechischen Grenze ändert sich schlagartig die Luftqualität. Die unselige tschechische Braunkohle versäuert mir ein wenig die Stimmung. Frage mich, wie man das in so einem Dorf aushält.
Dabei sind gerade die Dörfer rund um das Isergebirge wunderschön. Hier zum Beispiel das Schloss von Hejnice / Haindorf.
Es ist zwar spät. Aber dunkel wird es beim Skifahren sowieso. Da kann ich mir auch Zeit lassen und ein wenig in die Hinterhöfe spähen. Hier ein Praga V3S der Freiwilligen Feuerwehr Raspenau.
Dann der erste Schnee auf der Straße. Habe wieder mal Probleme, den Allrad am Jeep reinzuwürgen. Aber dann im Leerlauf geht’s.
Am Wittighaus ist Schluss. Ab hier geht es nur noch mit Mattracks weiter.
Das Wittighaus selbst musste abgerissen werden. Da war wohl der Hausschwamm drin. Das Hilfsrestaurant unten im Keller hat aber schon geschlossen.
Und auch der Parkplatz leert sich. Parkgebühr ist trotzdem noch bis 22 Uhr fällig. Hab natürlich keine Münzen für den Parkautomaten. Schon gar keine 100 Kronen (4 €). Frage also mal ein paar Leute, ob sie mir Münzen umtauschen. Der eine schenkt mir gleich 60 Kronen. Obwohl ich ihm einen 100-Kronen-Schein dafür geben wollte. Also danke. Das reicht aber noch nicht. Eine Frau löst mein Problem dann mit einem richtigen Parkticket. Nochmal Danke. Das sind die Tschechen.
Kann jedenfalls erst nach einigem Hin und Her meine neue Universalhose anziehen und die Skier anschnallen.
Zuerst hinten lang über den Welschen Kamm. Jetzt wirklich ganz allein.
Bin ein bisschen spät oben am Jeschkenblick. Auch wenn die Sonne schon weg ist, ist es hier oben immer wieder schön.
Dann eine lustige Abfahrt runter nach Klein-Iser. Über dem Buchberg braut sich ein Wolkenspektakel zusammen. Aber im Herrenhaus brennt Licht.
Nur leider gibt es hier für „Fremde“ nichts zu essen. Klar, ist ja ein Hotel mit Halbpension. Gehe also in die Pyramide. Da zwar dasselbe. Aber ich kriege als Stammgast wenigstens Suppe und Tee. Warum nur war ich nicht noch einmal einkaufen?
Dann im Dunkeln raus auf die Piste. Das habe ich mir nicht überlegt, so ohne Stirnlampe. Dabei sind es noch sieben Kilometer durch den Wald.
Dazu ist nur Neumond, also wirklich kaum Licht. Ich rutsche erst einmal die „Straße“ in Klein-Iser entlang. Hinter dem verwaisten Misthaus wird es besser, weil ich hier die Skier in die Loipe einrasten lassen kann. Da finden die alleine den Weg. Darf nur nicht runtergucken.
Ab und zu greift mal eine Krüppelkiefer nach dem Bein oder schlägt mir ein Zweig ins Gesicht. Aber nichts Schlimmes. Schmeiße mich noch nicht einmal hin. Die Strecke kenne ich ja. Und die Augen gewöhnen sich irgendwann an die Dunkelheit. Wenn man die Gedanken an die Tierwelt und die Angst vorm Verlaufen verdrängt, ist es eigentlich eine schöne Stimmung so in der eiskalten Nacht.
Nur die Abfahrt runter zum Wittighaus ist nicht ohne. Da darf ich überhaupt nicht mehr nachdenken. Sondern muss einfach die Skier selbst den Weg finden lassen. Wird aber ganz schön schnell. Wenn jetzt ein Baum quer liegt, sehe ich den nicht mal. Bremse also mit den Stöcken ein bisschen und reiße mir natürlich die Teller ein. Aber besser, als dass bei mir was reißt.
Der Jeep steht jetzt ganz einsam neben dem Toyota der Bergwacht auf dem Parkplatz. Damit man auf dem Handyfoto überhaupt was sieht, habe ich übrigens die Helligkeit voll aufgedreht.
Richte mir also mein Bettchen her, berichte im Familienchat und diktiere die Chronik.
Mein Handy meckert allerdings, dass es zu kalt ist. Klar, Handy und Powerbank müssen natürlich mit in den Schlafsack.
Dann ist es auch schon 21:15 Uhr und langsam muss ich mal die Augen zu machen. Hier sind jetzt minus 20 Grad. Habe aber trotzdem das Dach offen, damit sich nicht so viel Raureif im Jeep bildet. Und dann muss ich auch noch mal raus. Pullern vergessen. Na ja, kann ich wenigstens ein Nachtfoto mit der richtigen Kamera machen. Allerdings ohne Stativ. Auch vergessen.
Jetzt aber gute Nacht. Morgen will ich zeitig zur Skitour auf die Tafelfichte starten.
Hallo, das sind tolle Impressionen! Ein Jeep Cherokee ist für so einen Trip vermutlich nicht geeignet, oder? Beste Grüsse
Kann man im Cherokee nicht auch die Sitzbänke umlegen? Noch eine Matratze rein und fertig ist das Miniwohnmobil.