Tschechien: Free solo zur Tafelfichte
Die Nacht am Fuß der Tafelfichte (Smrk, 1124 m) ist ganz schön kalt. Habe ja trotz minus 20° die Dachklappe offen, damit die Atemluft nicht zu sehr kondensiert und ich hier beim Wintercamping im Jeep nicht in einer Eishöhle aufwache. Hab extra einen Hightech-Öffnungsmechanismus gebaut.
Aber so hält sich das Eis innen im Jeep wirklich in Grenzen.
Schon vor 7 Uhr fängt draußen das Getrappel an. Habe erst ein bisschen Bedenken, ob jemand nach meinem Parkschein sieht. Aber das Personal ist ganz entspannt. Bin jetzt jedenfalls wach. Da kann ich auch aufstehen. Das wäre jetzt das typische 4×4-Vanlifer-Foto. Ich und die Bergwacht. Allein im Gelände.
Tatsächlich stehen aber jetzt um 8:00 Uhr schon eine ganze Menge Autos auf dem Parkplatz. Der Parkplatzwächter nimmt meine 100 Kronen und fragt nach dem Auto. Ah, der Jeep. Mist, schon entdeckt. Mit sowas kann man sich nicht verstecken.
Ab auf die Piste. Bin ja seit Jahren wieder mal alleine unterwegs und will heute zur Tafelfichte. Die Massen gehen irgendwie alle in eine andere Richtung. Bin also alleine in der Loipe. Ist schön so allein. Ist aber auch nicht schön so allein.
Ein Teller am Skistock fällt plötzlich und endgültig ab. Gibt einen schönen Sturz, als der Skistock feststeckt.
Zur Entschädigung kommt aber die Sonne raus.
Fahre immer an der Grenze lang. Einerseits an der zwischen Tschechien und Polen. Andererseits an der zwischen Nordsee und Ostsee.
Das letzte Stück zur Tafelfichte geht steil hoch. Also Ski abschnallen und laufen.
Oben auf der Tafelfichte / Smrk feinstes Wetter: Blauer Himmel, tiefer Schnee, reifbehangene Fichten, gute Sicht.
Unten im Tal ist alles braun. Und hier oben auf 1.124 m so ein schöner Schnee. Herrlich.
Doch selbst früh 10:00 Uhr in der Sonne sind es noch -7°C.
Der luftige Aussichtsturm auf der Tafelfichte wurde 2003 mit ein paar Tatra 815 errichtet. Ist ein ambitioniertes Bauwerk auf dem Gipfel des Smrk (1124 m). Schwankt aber ganz schön im Wind.
Dazu kann man von oben durch das Gitterrost bis ganz nach unten sehen. Das ist nichts für jemanden mit Höhenangst.
Aber die Aussicht vom Turm auf der Tafelfichte ist natürlich phänomenal. Gerade heute. Gerade bei dem Wetter.
Ob ich noch rüber zur Heufuderbaude laufe? Vielleicht sogar über die alte Schule und Klein-Iser zurück? Nee, dafür wird die Zeit nicht reichen. Und wenn die Heufuderbaude geschlossen ist, bin ich geliefert. Hab nur noch einen gefrorenen Apfel.
Die Wolken ziehen auf. Und meine Jungs fragen schon, wann ich komme. Wollen von Oma abgeholt werden. Ja, ich muss los. Und nein, Umwege sind jetzt nicht mehr drin. Macht eh keinen Spaß, so allein.
Also denselben Weg wieder zurück. Vorbei am Denkmal für Theodor Körner.
Ganz hinten der Buchberg und der große weiße Hang von Klein-Iser. Das sind ziemlich genau 10 km Luftlinie.
Ist schön, endlich einmal wieder Ski zu laufen. Aber so ganz alleine ist das irgendwie nichts. Brauche meine Familie.
Bin ziemlich zeitig zurück am Wittighaus. Und im Keller gibt es ja zum Glück was zu essen. Fackel aber nicht lang, packe die Sachen ein und fahre den Berg wieder runter. Gefühlt in Schrittgeschwindigkeit, denn die engen und steilen Serpentinen sind voller Eis und nur notdürftig mit Splitt gestreut. Allrad ist zwar gut und schön. Aber bergrunter bremsen auch nur 4 Räder.
Scanne auf dem Rückweg wieder die Gegend nach alten LKWs. Finde auch so einige. Wie diesen misshandelten Praga V3S.
Und mich interessiert natürlich, ab wo man die Neiße paddeln könnte. Das hier müsste eigentlich reichen und entspricht in Görlitz einem Pegel von 184 cm bei 18 m³ Durchfluss.
Jetzt aber nach Hause.
Hallo Tom,
in der Gegend war ich auch schon, allerdings im Sommer und zum Biken.
in Pod Smrkem gibts ja schön angelegte Flowtrails auf etlichen Kilometern und immer mal wieder ein
Wirtshaus auf dem Weg….
Da muss ich auch mal wieder hin.
grüße
werner
Ja, die Gegend um die Tafelfichte im Isergebirge ist im Sommer und im Winter hübsch. Ich mag auch die tiefen Buchenwälder an den Hängen.