Rostfalle Schmutzfänger: Spalt- und Kontaktkorrosion vermeiden
Große Schmutzfänger schützen das Wohnmobil vor Schlamm und Dreck, sind aber am Mercedes T2N eine üble Rostfalle.
Bedeutung der Schmutzfänger
Hinter den beiden Zwillingsrädern am Mercedes 711 sind an einem Blechwinkel die Schmutzfänger befestigt. Die originalen Schmutzlappen sind recht steif und kurz. Hab die daher schon vor längerer Zeit verbreitert, verlängert und nach hinten abgespannt.
Diese hinteren Schmutzfänger sind extrem wichtig, weil die das Rostrisiko am gesamten hinteren Unterbau erheblich vermindern. Es geht dabei nicht nur um Salzwasser, das bis in die letzten Profile geschleudert wird, sondern auch um Dreck und Schlamm am hinteren Karrosserieüberhang, unter dem sich der Rost wunderbar geschützt entwickeln kann.
Hab dies gerade wieder praktisch bestätigt bekommen, weil ich zur Testreise in die Bretagne dummerweise den rechten Schmutzfänger nicht montiert hatte. Einfach nicht mehr geschafft. Entsprechend sieht der Bus aus. Klar, an der Seite sind so ein paar Schlammspritzer natürlich cool. Aber das Problem liegt hinter der Karosserieschürze. Das geht gar nicht.
Rostfalle doppeltes Blech
Ein Grund, warum ich den Schmutzfänger nicht gleich wieder montiert habe, ist der nötige Sanierungsbedarf der doppelten Bleche. Dort hat der Rost nicht nur die Karosserieschrauben vermurkst, sondern sitzt schon zwischen Halteblech der Schmutzfänger und Hilfsrahmen des Aufbaus. Klar, da komme ich bei meinen Rostschutzmaßnahmen ja auch nie ran.
Insofern kann ich nur dringend empfehlen, die Blechwinkel für die Schmutzlappen mal abzunehmen. Und zwar auch und gerade dann, wenn die Schrauben fest sind. Denn das aufgedoppelte Blech zwischen Hilfsrahmen und Haltewinkel für die Schmutzlappen ist eine Einladung für den Rost. Vor allem dann, wenn Flüssigkeit dazwischen kommen kann.
Rostschutz der Schmutzfänger
Aber wer nimmt auch schon die Schmutzfänger ab, wenn die Haltewinkel mit selbstschneidenden Karosserieschrauben festgetackert sind. Das ist so eine Sache, die sich bei einem Neufahrzeug schnell montieren lässt, kurz danach festrostet und mit den Kreuzschlitzschräubchen kaum abgeht.
Wenn aber mit einiger Mühe das Halteblech demontiert ist, kann man ordentlichen Rostschutz aufbringen. Reicht ja schon, Dreck, Farbe und losen Rost runterzukratzen und das Blech mit Owatrol zu versiegeln. Darauf kommt eine Trennschicht aus Brantho Korrux Nitrofest. Der Mercedes-Schriftzug ist übrigens vor 5 Jahren mit Sprühfolie selbst gemacht.
Die anschließende Deckschicht mit Brantho Korrux 3 in 1 sieht zwar bei Pinselauftrag nicht besonders aus, bildet aber eine dicke, schlagfeste Schutzschicht. Dieser Rostschutz hat sich jedenfalls am Bus schon sehr bewährt.
Optimierte Befestigung der Schmutzfänger
Aber auch die Befestigung der Schmutzfänger geht besser. Wenn überhaupt, verwende ich Karosserieschrauben mit Torx-Antrieb, weil man da mehr Kraft übertragen kann. Zwar haben die von Mercedes verwendeten Schrauben die letzten 30 Jahre gehalten, aber die hat auch noch nie jemand rausgedreht. Um aber die Schmutzfänger mal abnehmen und kontrollieren zu können, sind Blechschrauben nichts.
Wenn am Mercedes 711 Bauteile wie die Sitze mit einem metrischen Gewinde am Hilfsrahmen befestigt sind, wurden zusätzliche Bleche aufgeschweißt und Gewinde reingeschnitten. Das würde im Fall der Schmutzlappen auch funktionieren, aber dann brennt innen im Profil der Hohlraumschutz weg.
Entscheide mich daher für Einziehmuttern M6. Muss dazu allerdings die alten Löcher für die Karosserieschrauben auf 9 mm aufbohren, damit ich die Einziehmuttern montieren kann.
Die größeren Löcher im Hilfsrahmen haben auch den Vorteil, dass ich mal mit dem Endoskop nach Rost im Rahmen sehen kann. Innen sieht das Kastenprofil des Hilfsrahmens jedenfalls noch ganz gut aus.
Rost entfernen am Hilfsrahmen
Zunächst muss der Rost vom Hilfsrahmenträger runter. Für groben Rost ist ein Nadelentroster ideal. Das Ding macht zwar einen Heidenlärm, legt aber schonungslos alle Rostnester offen und hämmert den groben Rost vom Blech. Und der Nadelentroster funktioniert selbst an meinem kleinen Kompressor.
Für die Rostbekämpfung an Ecken, Kanten und Falzen ist wiederum die Sandstrahlpistole ideal. Auch die läuft mit dem kleinen Druckluftkompressor anstandslos, ist aber natürlich nicht für das Sandstrahlen ganzer Karosserien geeignet. Und sowieso ist ein bisschen Oberflächenrost nicht schlimm, weil dann das Owatrol besser haftet.
Rostschutz am Hilfsrahmen
Mit dem Owatrol flute ich auch die Hohlräume. Das geht mit einer kleinen Arztzpritze eigentlich ganz gut, weil man damit den Sprühstahl in verschiedenen Winkel systematisch auf alle Teile des Kastenprofils richten kann.
Darauf dann wie gehabt Brantho Nitrofest als Zwischenschicht und anschließend Brantho Korrux 3 in 1 als Deckschicht und robusten Schlagschutz. So wird das vom Korrosionsschutz-Depot empfohlen und so hat sich der Rostschutz am Bus seit 7 Jahren bewährt.
Hier sieht man nochmal den gerade mit Nitrofest eingejauchten Hilfsrahmenträger für die Befestigung der Schmutzfänger. Man kann die drei Schutzschichten zwar mit 24 Stunden Pause verarbeiten, aber je länger gerade das Owatrol trocknet, umso besser. Auch für die Deckschicht aus Brantho Korrux 3 in 1 warte ich mindestens 48 Stunden. Und richtig hart wird der ganze Rostschutzaufbau erst nach einer Woche.
Montage der Schmutzfänger
Jetzt muss ich nur noch auf die Kontaktkorrosion zwischen Hilfsrahmen, Einziehmutter und Stahlwinkel des Schmutzlappens achten. Man könnte ja auf die Idee kommen, den schnell rostenden Stahlwinkel für den Schmutzlappen zu verzinken. Aber das wäre ziemlich dumm, weil dann der Hilfsrahmen aus unveredeltem Stahl in Lösung geht, also umso stärker rostet.
Hab vielmehr schon Bedenken mit meinen verzinkten Einziehmuttern. Die sind zwar relativ klein, aber für mich maximal in der verzinkten Ausführung erträglich. Die direkte Kombination von Karosseriestahl mit Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben oder eben Blindnietmuttern aus Aluminium bzw. Edelstahl aber sollte man wegen der Kontaktkorrosion unbedingt vermeiden.
Die einfache Regel zur Vermeidung von Kontaktkorrosion ist, dass ohne entsprechende Trennschichten zum Karosseriestahl alle nicht magnetischen Metalle böse sind. Diese Einziehmuttern hier halten an meinem Magnetstab, die kann ich nehmen.
Klar, die Zinkschicht ist im Prinzip auch nicht ideal, aber irgendeinen Tod muss man sterben. Und die dicke Lackschicht sorgt ein bisschen für Trennung der unterschiedlichen Metalle, auch wenn dadurch die Nietmuttern leichter durchdrehen. Aber meine Nietmutternzange macht das schon.
Und es gibt eine weitere Maßnahme zum Rostschutz. Denn Blech auf Blech ist immer dumm. Da kommt eine Trennlage aus Gummi dazwischen. Da die Köpfe der Nietmuttern ja ein bisschen vorstehen, würde sich sonst ein zu dicker Spalt zwischen den beiden Blechen bilden, in dem sich Dreck und Wasser sammeln und erst recht Rost fördern.
Karosseriedichtmasse zwischen den beiden Blechen wäre natürlich noch besser gewesen, aber auf die Idee komme ich jetzt erst. Naja, und außerdem will ich die Schmutzlappen ja öfter mal abnehmen. Das muss ich auch, denn mit demontierten Schmutzfängern komme ich vor allem an den Urintank auf der rechten Seite wesentlich besser ran.
Infos und Erfahrungen zum Rostschutz
Wenn man ein bisschen Platz und Strom hat, ist selbst so ein relativ kleiner Kompressor eine super Sache, weil Druckluftwerkzeuge günstig, robust und gut sind. Und wenn es ans (richtige) Lackieren geht, braucht man sowieso einen Kompressor. Am Schmutzfänger macht es auch der Pinsel, aber Rostschutz an den großen, verwinkelten Flächen unter dem Bus wird damit nichts.
Ansonsten sind die Flächen, die ich nun auch schon wieder vor 7 Jahren mit der Kombination aus Owatrol, Brantho Korrux Nitrofest sowie Brantho Korrux 3 in 1 bearbeitet habe, völlig unauffällig. Problematisch sind halt die Stellen, wo man nicht rankommt. Und hier insbesondere zwischen Hilfsrahmen und dem Blech für den Schmutzfänger. Owatrol kriecht zwar prinzipiell auch zwischen doppelte Bleche, aber das hält ohne Deckschicht eben nicht ewig.
Eins meiner besten Werkzeugkäufe aber war die Nietmutternzange, weil die genau solche lösbaren Befestigungen wie bei den Schmutzlappen ermöglicht. Sehe beim Verlinken, dass ich die schon am 01.05.2016 gekauft und seitdem ständig im Einsatz habe. Einziger Nachteil ist eigentlich, dass die so lang und sperrig ist. Aber irgendwoher muss die Kraft zum Einziehen der Blindnietmuttern ja kommen.
- Kompressor (FAIRAIR KFA 1.5-8-20, Druckluft-Fachhandel): Klick
- Druckluft-Nadelentroster (BGS 8540): Klick
- Sandstrahl-Pistole „Buran plus“ (Korrosionsschutz-Depot): Klick
- Owatrol-Öl (Korrosionsschutz-Depot): Klick
- Brantho Korrux Nitrofest als Trennschicht: Klick
- Decklack ist Brantho Korrux 3 in 1: Klick
- Nietmutternzange (BGS 405): Klick
Oh Mann, schon wieder ein Rostnest. Gammeln können unsere Autos wirklich gut. So einen Nadelentroster habe ich immer für grobschlächtigen Wahnsinn gehalten – ich werde auch einen kaufen, das macht schon Sinn. Die Strahlpistole ist ja schon da, sehr brauchbares Ding, da kann man nicht meckern. Diesen Winter wird der 711 in der Scheune verbringen, muss endlich mal nachhaltig nach Gammel suchen. Blöd nur, dass das Konservieren bei niedrigen Temperaturen nicht wirklich funktioniert. Mal sehen, was man mit Heizgeräten so hinbekommt, wird sicherlich spaßig…
Ich kann mir das leider auch nicht aussuchen. Es kommt halt, wie es kommt.
Moin allerseits. Ich habe zwischen Schmutzfänger und Rahmen Mike Sanders Fettband gelegt, wie schon zwischen den Holzplatten und Hilfsrahmen nach dem entrosten. Denke, dass sollte auch ganz gut Wirkung zeigen.
Fettband ist natürlich auch eine gute Idee. Letztlich ist alles besser als der Originalzustand, der ja aber nun auch schon wieder 30 Jahre gehalten hat.
Streich ein mit Unschlitt kost nix
Da hätte ich am Schmutzfänger aber bedenken, dass sich das rauswäscht.
eben nicht, ist kein wasserlösliches fett wie Lithiumfette. Probiers einfach. Wird im Stahlwasserbau verwendet weil es eben nicht auswäscht
Aha, klar. Das muss ich probieren.