Hitzeschutz fürs Wohnmobil: Test von Tropendach, Markise & Co.
Zum Glück hat unser Wohnmobil einen ordentlichen Hitzeschutz, sonst würden wir es hier am schattenlosen Stellplatz am Schwarzen Meer kaum aushalten.
Ein heißer Tag am Strand
7 Uhr. Liege im Hubbett und genieße die Stimmung hier auf unserem Wildcampingplatz am Schwarzen Meer. Doch die Sonne knallt schon früh auf den schattenlosen Strand. Das wird heiß heute.
Hatte ja den Hitzeschutz am Wohnmobil schon immer im Fokus. Gibt nicht umsonst Wärmedämmung, isolierte und verdunkelte Scheiben, Tropendach und Markise. Kann heute mal beobachten, ob sich der sommerliche Hitzeschutz in unserem Wohnmobil bewährt. Und überlegen, was ich vielleicht noch besser machen könnte.
Maßnahmen zum Hitzeschutz am Wohnmobil
Eigener Schatten durchs Tropendach
Der beste Hitzeschutz fürs Wohnmobil wäre Schatten. Nur gibt es hier am Sonnenstrand keinen. Aber zum Glück haben wir ja das Tropendach als Schattenspender mitgebracht. Das Tropendach ist eine hinterlüftete Blechtafel über dem vorderen Teil des Wohnmobils.
Einerseits wirkt das metallisch glänzende Alublech fast wie ein Spiegel und wird nicht so heiß wie das dunkelgrüne Busdach. Andererseits führt der Luftspalt von 5 cm zwischen Tropendach und Wohnmobildach dazu, dass die Hitze unter dem Blech abströmen kann und das Karosserieblech „kühl“ bleibt.
Hinterlüftetes Aufstelldach wirkt als Tropendach
Auch das Aufstelldach wirkt wie ein Tropendach, denn die hochgeklappte Dachschale verschattet das Wohnmobilheck. Die Dachschale selbst liegt natürlich voll in der Sonne und wird trotz Dämmung heiß. Aber durch das umlaufende Mückennetz wird die Wärme abgeführt und übrig bleibt der Schatten auf dem Wohnmobil. Dadurch funktioniert das Aufstelldach wie ein hinterlüftetes Tropendach.
Muss nur verhindern, dass die Sonne ins Aufstelldach scheint. Ziehe dazu den Zeltstoff etwa 80% hoch. Und schon ist die hintere Hälfte des Wohnmobils verschattet. Dazu zieht die warme Luft aus dem Wohnmobil nach oben ins Aufstelldach und über das Mückennetz nach draußen. Gibt einen netten Durchzug.
Hitzeschutz durch die Markise
Am Anfang habe ich gedacht, mit der großen Markise Schatten vor dem Bus zu erzeugen. Aber das ist völliger Quatsch, denn die Markise ist so weit oben, dass nur bei senkrechtem Sonnenstand auch vor dem Bus Schatten ist.
Der Haupteffekt der Markise für den sommerlichen Hitzeschutz im Wohnmobil ist, dass das Wohnmobil selbst verschattet wird. Durch die 4 Meter lange Markise liegen zwei Drittel des Wohnmobils im Schatten.
Voraussetzung für die Wirksamkeit der Markise ist aber eine gute Ausrichtung des Wohnmobils. Der Effekt der Markise für den Hitzeschutz ist am größten, wenn die Seite mit der Markise nach Südosten ausgerichtet ist.
Wegen des kräftigen Windes hier am Meer muss ich die Markise ordentlich abspannen, damit die nicht flattert. Spanne also die Streben runter zu den Rädern ab und ziehe noch ein paar Spannbänder quer über die Mitte der Markise.
Verdunkelte Isolierglasscheiben
Auch auf der Seite ohne Markise ist erstaunlich, wie sehr sich der Hitzeschutz durch die Verdunkelung der Scheiben im Wohnmobil verbessert. Das war schon mit der schwarzen Folierung der großen Scheiben so. Und das ist mit den selbstgebauten Isolierglasscheiben noch besser geworden.
Durch die verdunkelten Scheiben wird aber nicht nur die Isolation der Fenster verbessert. Angenehm ist auch der Sonnenbrilleneffekt. Ist dadurch jedenfalls sehr augenschonend im Bus.
Dabei muss man aber auch den Aufbau der Fenster sehen. Außen sind 8 mm Lexan, dann kommen 10mm Luft und dann noch mal 2 mm getönte Solarplexius-Scheiben. Da hat sich der Aufwand mit dem Selbstbau der Isolierfenster wirklich gelohnt.
Wärmedämmung im Wohnmobil
Das Wohnmobil ist an Dach und Wänden mit 47 mm Armaflex gedämmt. Diese Wärmedämmung ist im Nichtsommer unerlässlich und schützt vor Kondenswasser im Bus.
Aber die Wärmedämmung hat kaum einen Effekt für den sommerlichen Hitzeschutz im Wohnmobil. Das leichte, nicht hinterlüftete Armaflex hat kein Wärmespeichervermögen und heizt sich unter dem heißen Blech zu schnell auf. Nein, gegen Hitze hilft nur Hinterlüftung oder Gewicht. Nur möchte ich keine 20 cm dicken Lehmwände herumfahren.
Wenn die innere Dachtemperatur der mit Kunstleder bekleben Wärmedämmung nur 26 Grad beträgt, liegt das nicht an der Wärmedämmung, sondern am Tropendach.
Fahrerhausisolierung durch das Hubbett
Erstaunlicherweise leistet auch das Hubbett einen Beitrag für den Hitzeschutz im Wohnmobil. Denn es macht sich deutlich bemerkbar, im Hubbett die ganzen Kissen und Decken auf die Sonnenseite zu stopfen. Durch einen halben Meter Daunenbetten dringt die Hitze nicht durch.
Die Isomatte hinter der Frontscheibe bringt zwar nicht allzu viel und verformt sich in der Hitze zu schnell, ist aber besser als nichts. Und so heizt sich durch das Hubbett im Fahrerhaus auch der vordere, vollverglaste Teil des Wohnmobils nicht so auf. Zumindest nicht so wie ohne Hubbett.
Am meisten bringt aber auch hier eine Verschattung der Frontscheibe. Nur flattert das provisorisch zwischen Motorhaube und Tropendach gespannte Tuch derzeit noch zu sehr, sodass ich das wieder weg machen musste.
Wirkung der Maßnahmen zum Hitzeschutz im Wohnmobil
Nun klingen die ganzen Maßnahmen zum Hitzeschutz im Wohnmobil ganz nett. Aber ohne Klimatisierung ist der beste Fall, dass es innen im Bus genauso warm ist wie draußen im Schatten. Mein Multimeter zeigt jedenfalls innen eine Lufttemperatur von 26°C.
Auch draußen im Schatten sind 26°C. Klar, wir haben ja auch den ganzen Tag die Schiebetür offen. Aber auf dem Klappstuhl in der Sonne zeigt mein Testboy eine Lufttemperatur von schon 45°C an.
Das Karosserieblech hat hinten rechts am Heck jetzt 43°C. Bin allerdings mit der Messung der Dachtemperatur gescheitert, weil das blanke Aluminium so stark spiegelt, dass das Infrarot-Thermometer versagt. Aber das Dach liegt ja schon länger in der Sonne als das Heck. Ohne Tropendach hätte das Dach bestimmt 50°C. Und entsprechend würde sich das Wohnmobil innen ohne Maßnahmen zum Hitzeschutz aufheizen.
Im Wohnmobil ist es kühler als draußen in der Sonne
Durch die ganzen Hitzeschutzmaßnahmen ist die Temperatur innen knapp 20 Grad niedriger als draußen in der Sonne oder an der Karosserie. Das fühlt sich gut an. Bin mit dem Hitzeschutz im Wohnmobil zufrieden. Suche bei der Hitze gern einen Grund, mich im Bus aufzuhalten. Mirabellen-Kaltschale kochen, Schränke umsortieren und solche Sachen.
Die Kinder haben eine andere Strategie und sind eigentlich fast die ganze Zeit im 24°C warmen Meer. Mittags steht die Sonne fast senkrecht und es gibt Schatten vor dem Bus. Da können wir auch mal draußen im Schatten sitzen und unter der Markise an unserem Privatstrand Skat spielen.
Verbesserungen für den Hitzeschutz am Wohnmobil
Am besten wäre, den Bus außen mit Segeltuch abzuspannen, damit die Sonne die Karosserie nicht direkt erreicht. Vor allem um die vorderen Fenster herum, die ich ja nicht verdunkeln kann. Oder ich verbaue hinten links eine zusätzliche, 270° schwenkbare Markise, die das Heck und die linke Seite verschattet.
Selbst so ein einfaches Tuch vorn über der Frontscheibe bringt schon viel zusätzlichen Hitzeschutz für unser Wohnmobil. Gut wäre, wenn ich an der Markise Seitenteile befestigen könnte. Quasi wie ein halbes Vorzelt.
Insgesamt bin ich zwar mit dem Hitzeschutz bei uns am Wohnmobil zufrieden. Aber es gibt natürlich nichts, was man nicht noch verbessern könnte. Und insofern denke ich immer mal über eine kleine, solarbetriebene Klimaanlage nach. Aber das ist ein anderes Thema. Und dann müsste man ja auch die Türen schließen.
Jedenfalls ist es nicht die Hitze, die uns den Wildcampingplatz hier am Schwarzen Meer madig macht.
Infos zum Hitzeschutz am Wohnmobil
- Gerade im Sommer ist es wichtig, dass nachts Durchzug herrscht, aber keine Mücken reinkommen.
- Tagsüber ist es wichtig, dass das Wohnmobil seinen eigenen Schatten dabei hat.
- Den Wohnmobilausbau würde ich also immer mit Markise, Tropendach und Aufstelldach anfangen.
- Zum Glück gibt es bei Hitze bequeme Faltstühle mit Netzteil (Leki Breeze/Chiller; seit 4 Jahren): Klick
- Die Lufttemperatur messe ich mit meinem Multimeter (Testboy TB65): Klick
- Für Bauteile, Wasser, Reifen und Lager geht nur ein Infrarot-Thermometer: Klick