Anhängerkupplung am schweren Wohnmobil: Nichts als Schwierigkeiten
Anhänger und selbst Anhängerkupplung können bei schweren Wohnmobilen Probleme bereiten, wenn das Zuggesamtgewicht über 7,5 t liegt.
Nachteile der Anhängerkupplung
Lenkzeiten für schwere Wohnmobile mit Anhänger
Es dürfte sich ja in der Camperszene inzwischen rumgesprochen haben, dass gemäß EU-Verordnung 561/2006 auch private Wohnmobile, die mit oder ohne Anhänger über 7,5 Tonnen wiegen, den Sozialvorschriften für Berufskraftfahrer unterliegen und somit ihre Lenkzeiten dokumentieren müssen. Das erfordert Fahrtenschreiber, Fahrerkarte und Unternehmerkarte, um Ruhezeiten nachweisen zu können. Und da das in einem privat genutzten Wohnmobil keiner macht und in den allermeisten Fällen auch gar nicht kann, hagelt es Stress und Strafen.
Ist alles noch ein bisschen in der Schwebe und wird sicherlich nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Aber offenbar sollen die Regeln für gewerbliche LKWs schrittweise auch auf LKWs in Privatbesitz übertragen werden. Wenn schwere Wohnmobile über 7,5 Tonnen schon nicht ganz aus dem Verkehr gezogen werden können, dann will man die wenigstens unattraktiv machen.
Die arme Rennleitung ist sich selbst noch nicht sicher, wie die Regel zu handhaben, ob nur Güterverkehr betroffen und was überhaupt ein Gut ist. Das Privatauto auf dem Anhänger? Ein Fahrrad auf dem Heckträger? Die Butter im Kühlschrank? Die Sonnenbrille im Handschuhfach? Können alles Güter sein.
Jenseits aller Unsicherheiten ist aber Fakt, dass derzeit schwere Wohnmobile, die mit Anhänger über 7,5 Tonnen wiegen, gern kontrolliert werden. Und da fällt auch mein Mercedes 711D drunter. Wenn ich nämlich einen Anhänger am Wohnmobil hinterherziehe, dann ist da entweder Gartenabfall, Kaminholz oder ein Auto drauf. Hat also alles nichts mit der Wohnfunktion des Wohnmobils zu tun und wird wie Frachtgut behandelt. Dumm.
Nachteile der Anhängerkupplung am Wohnmobil über 3,5 t
Ganz dumm wird es aber, wenn in einzelnen Bundesländern bereits eine Anhängerkupplung so gewertet wird, als hätte man schon einen Anhänger mit Paletten voller Handelsware dabei. Sowas verleidet mir natürlich die sowieso nur selten benutzte Anhängerkupplung. Denn Hängerkupplung ist cool, aber die meiste Zeit fahre ich doch nur das sinnlose Gewicht durch die Gegend, gefühlt bestimmt 50 Kilo.
Dabei hatte ich bislang nur Bedenken wegen des eingeschränkten Böschungswinkels. Der aber hat sich bis jetzt wegen der Höherlegung um 10 cm noch nicht negativ bemerkbar gemacht. Wobei, den Elektroanschluss habe ich mir schon abgerissen. Also nicht die wohlweislich schon hochgelegte Anschlussdose, sondern die eigentlich dafür vorgesehene Halterung.
Ein weiterer Nachteil ist, dass ich statt der großen, bequemen Original-Trittstufe an der Hecktür wegen der Anhängerkupplung nur noch die schlanke, schmale Doppelstufe habe. Das geht zwar, aber man muss schon aufpassen, wo man hintritt. Und wie schnell es geht, dass man plötzlich nicht mehr wie ein junger Hirsch über schmale Stiegen hüpft, habe ich ja erst bei meinem Sturz in die Schlucht von Mides erlebt.
Probleme bei der Demontage der Anhängerkupplung
Nur 4 Muttern der AHK
Kurz und gut, eigentlich brauche ich die extra nachgerüstete Anhängerkupplung am Wohnmobil nicht mehr spazieren fahren. Und es sind ja nur vier Schrauben, die ich lösen muss, um die Anhängerkupplung zu demontieren oder bei Bedarf wieder dranzuschrauben. Die 12-V-Elektrodose ist ja sowieso schon von der Kupplung getrennt. Die würde sonst die meiste Arbeit beim Umbauen machen.
Also ab mit der Anhängerkupplung. Die Befestigungsschrauben und Muttern sind nicht verzinkt und daher ziemlich verrostet. Hab mich aber ehrlich gesagt auch zu wenig um die Muttern gekümmert. Egal, mein Spezialrostlöser aus Leuna macht das schon. Den Rest erledigt der Akku-Schlagschrauber.
Scheitern konventioneller Mutternbehandlung
Aber es ist wie immer: Die ersten Muttern gehen super ab, aber bei der letzten streikt mein Akku-Schlagschrauber. Also nicht der Schlagschrauber streikt, sondern die Schraubverbindung. Es rattert und rattert, aber da bewegt sich nichts mehr.
Hab mittlerweile schon öfter die Erfahrung gemacht, dass der Schlagschrauber Situationen mit weichen Widerständen nicht so richtig lösen kann, weil die Schlagenergie verpufft. Da hilft nur permanenter Druck mit einer großen Nuss und Verlängerung. Aber die Mutter will trotzdem nicht. Schließlich kriege ich zwar die Nuss gedreht, aber der Schraubenkopf gibt nach und macht sich lieber rund, als sich unter meiner Hand zu drehen.
Finale Mutternsprengung
Was mache ich jetzt mit dem rundgelutschten Schraubenkopf und der widerspenstigen Mutter? Abflexen ist doof, weil ich ja dann die Träger der Anhängerkupplung beschädigen könnte. Komme außerdem nicht richtig ran. Aufbohren macht bei SW22 auch keinen Spaß. Aber ich habe ja zum Glück noch von Kukko den Mutternsprenger. Der bricht Muttern von der Schlüsselweite 10 bis 27, ist also schon ein ordentliches Gerät. Wiegt bestimmt ein halbes Kilo.
Da ich weder Schraube noch Mutter der Anhängerkupplung wiederverwenden kann und will, mache ich mir auch keine Gedanken um einen schonenden Trennungsprozess und gehe gleich mit dem Akku-Schlagschrauber ran.
Aber die Kombination aus Schlagschrauber und Mutternsprenger fühlt sich nicht gut an. Der Muttersprenger bewegt sich zwar, und der Rost der alten Schraube spraddert in alle Richtungen, aber irgendwie kommt mir das komisch vor. Ich glaube, diese Mutter will sanfter behandelt werden.
Bin aber immer noch viel zu grob und zu unachtsam zur widerspenstigen Mutter aller Muttern und setze den Mutternsprenger nicht hübsch achtsam mittig an, sondern ganz lässig eher tangential. So wird das nichts.
Besserer Umgang mit widerspenstigen Muttern
Also nochmal das Ganze. Zum Glück taucht gerade mein Großer auf und bringt wesentlich mehr Gefühl, Verständnis und Zuwendung für die widerspenstige Mutter auf. Bin nämlich schon ziemlich genervt, weil ich ja nur mal schnell die Anhängerkupplung demontieren und eigentlich an meiner GS die Ventile einstellen wollte. Finde die Mutter schon super, und die hat ja auch viele Jahre gemacht, was sie sollte. Aber Ilsebill will nicht so, wie ick wohl will.
Jedenfalls muss ich die Mutter wohl oder übel anderen Händen überlassen. Fällt mir schwer, aber so kann ich die Sache von außen beobachten und mal ein Video von der Mutternsprengung machen. Hoffe, dass man da sieht, wie die Mutter endlich zur Vernunft gebracht wird.
Setze dazu extra eine Schutzbrille auf, damit ich keine Splitter ins Auge kriege. Doch die Mutternsprengung tritt zwar ein, ist aber trotz des martialischen Begriffs ganz unspektakulär. Eine Seite wird halt von dem kleinen Meißel aufgesprengt, die Mutter insgesamt bleibt aber schon noch in Form. Eigentlich müsste der Kukko K54-2 Muttersprenger Mutternquetscher heißen. Aber klar, das klingt natürlich nicht so cool.
Breche den Prozess des Mutternsprengens auch etwas zu zeitig ab. Aber mit der Cobra lässt sich die aufgesprengte Mutter jetzt bewegen, am Ende sogar ganz geschmeidig von Hand. Tja, hab ich nun gewonnen oder verloren? Die Mutter jedenfalls bin ich los.
Die malträtierte Mutter ist für mich nicht mehr zu gebrauchen. Nur die Schraube könnte ich theoretisch wiederverwenden. Praktisch aber ist die auch rundgelutscht und sowieso ziemlich eingerostet. Dieses Pärchen hat’s hinter sich.
Gewicht der Anhängerkupplung
Was mich bei der ganzen Aktion mit der widerspenstigen Mutter aber wirklich enttäuscht, ist die fehlende Verbesserung. Ich dachte, das Wohnmobil um mindestens 50 kg erleichtern zu können, tatsächlich aber fühlen sich die eingesparten 16 kg nicht besser an. Da hätte ich mir den Aufwand auch sparen können. Es bleibt also nur die Hoffnung auf weniger Angriffsfläche für die Bürokratie und ihre dumme EU-Verordnung 561/2006.
Könnte die Anhängerkupplung am liebsten gleich wieder dranschrauben. Aber ich hab ja sowieso noch keine neue Mutter. Naja, zum Glück kann ich mir ja bei Frantos neue Wunschmuttern in beliebiger Form, Größe und Beschaffenheit sogar einzeln bestellen. Wenn nur alles so einfach wäre. Gelobe auch ganz fest, die nächste Mutter super achtsam zu behandeln und gemäß der Empfehlung der Mönche vom Athos zu pflegen, damit sie nicht wieder einrostet und mir in ein paar Jahren neue Probleme macht.
Infos und Werbung
- Grundlage für den Zwang, auch im nicht gewerblichen Güterverkehr über 7,5 Tonnen Zuggesamtgewicht die Lenkzeiten einhalten und dokumentieren zu müssen, ist die EU-Verordnung 561/2006: PDF-Datei
- Der Akku-Schlagschrauber hat 1000 Nm Lösemoment (Makita DTW701Z): Klick
- Infoseite von Kukko zum Mutternsprenger: Klick
- Mutternsprenger für Muttern SW 10-27 (Kukko 54-2): Klick
- Addinol Care Protect als Schraubenlöser, Reiniger und Schmierung: Klick
- Mönchs-Unschlitt kann man nicht kaufen, das muss man sich verdienen.
- Notiz an mich: 4 Sechskantschrauben mit Schaft, Stahl 10.9 verzinkt, M 14 x 45 bestellen (Frantos): Klick
- Eine neue Mutter darf sich auch bei mir melden.
Hast du die Mutter nicht gegengehalten beim Einsatz des Schalgschraubers? Da wird nichts rundgelutscht , nur aufgeschraubt. Das ist ja kein Bolzen, wie beim Radwechsel, wo du einfach losballern kannst.
🙂
Klar habe ich gegengehalten. Aber der Schlagschrauber hat es einfach nicht gegen die widerspenstige Mutter geschafft. Rundgelutscht hab ich den Schraubenkopf dann mit der 3/4 Zoll Nuss und einer ordentlichen Verlängerung.
Hast Du Dir mal die Induktionsheizgeräte angeguckt ? Genau für soche Fälle.
https://amzn.to/4n7llGi
Ja, die Induktionsheizgeräte zum punktuellen Erhitzen von Bauteilen habe ich schon gesehen. Aber auch die Preise…
Genau das Präparat der Wahl !
oder von der Firma Deiner Präferenz
https://amzn.to/3VfajlT
Was dir alles auffällt. Initialzündung war der hervorragende Kundenservice, als ich die Nietmutternzange kaputt gemacht und ohne Diskussionen das passende Ersatzteil bekommen habe. Ich musste nicht mal die Rechnung hinschicken. Sowas bleibt ganz tief sitzen.
Hallo Tom,
Danke, dass Du das Thema aufgegriffen hast – war völlig an mir vorüber gegangen.
Allerdings ist die Sache mit der Anhängerkupplung nicht so dramatisch, denn „Wohnmobile mit einer Anhängerkupplung, aber ohne Anhänger und ohne spezielle Ladevorrichtung benötigen keinen Fahrtenschreiber.“ Ohnehin scheint es primär um die zHM des Fahrzeuges von über 7,5 t zu gehen und nicht um die des gesamten Zuges, oder verstehe ich da was falsch?
Quelle: https://www.balm.bund.de/SharedDocs/Standardartikel_Buehne/2025/Februar/Fahrtenschreiberpflicht_Wohnmobile.html
Grüße
Markus
Das Problem mit dem Fahrtenschreiber im Wohnmobil verstehst du nicht falsch, sondern es gibt halt unterschiedliche Auslegungen einer schlecht gemachten EU-Verordnung. Und bis zu entsprechenden Gerichtsurteilen trifft alles irgendwie zu. Ich will aber nicht der sein, der das durchprozessieren muss. Insofern ist die Demontage einer Anhängerkupplung, die ich sowieso nur selten nutze, der einfachste Weg.