Spanien: Vorschriftsmäßiger Osterspaziergang
Spanien 2021. Zweiter Corona-Ostersonntag. Vielleicht kommt ja dieses Jahr die Auferstehung. Aber erstmal passiert nichts. Still und friedlich liegt der See zu unseren Füßen. Und still und friedlich ist es auch im Bus. Also noch.
Da kann ich ja in Ruhe Ostereier herstellen. Hab natürlich die richtige Farbe vergessen und will die Ostereier jetzt nicht unbedingt mit Owatrol, Brantho Korrux, Bremsflüssigkeit oder ATF färben. Das hätte ich zwar alles dabei, wäre aber sicherlich nicht so günstig. Und für die Oberlausitzer Wachsornamentik bin ich zu ungeduldig. Naja, muss so gehen.
Nach dem Frühstück brechen wir 3 Coronaflüchter zum traditionellen Osterspaziergang auf. Die Stauseeumrundung wird allerdings rundweg abgelehnt. Alternativ könnten wir ja ein Stück auf dem Pfad oberhalb der Talsperre zu einem Aussichtspunkt wandern. Aber erstmal müssen wir vom Stellplatz weiter nach oben. Ist doch super, wie der Bus am Ende einer steilen Piste versteckt ist.
Obwohl das Osterwetter eher trüb und regnerisch daher kommt, ist der schmale Weg rund um den türkisblauen Stausee ganz gut besucht. Wo sollen die Spanier auch sonst wandern gehen. Allerdings scheinen verschärfte Coronaregeln zu gelten, denn die Einheimischen laufen alle (scheinbar) immer mit Maske rum. Selbst beim Wandern im Wald. Also setzen wir die Masken auch schnell auf, wenn jemand kommt.
Auf halber Strecke plätschert eine kleine Quelle, die Font de l’Arquet. Nein, das ist nicht das Ziel. Weiter. Die Talsperre sieht wirklich toll aus. Mit strahlender Sonne und blauem Himmel wäre die Schönheit gar nicht auszuhalten.
Der angepeilte und auf der Karte extra ausgewiesene Aussichtspunkt allerdings ist ein Witz. Das ist so ziemlich die schlechteste Stelle, von der aus man den See sehen kann. Aber macht nichts, wir sehen genug. An der Bucht hinter dem sogenannten Aussichtspunkt ist der Weg dann auch zu Ende. Ab da kommt wieder die Straße zur Talsperre und man kann mit dem Auto bis ans Wasser fahren, was auch gern genutzt wird. Das wäre natürlich auch ein guter Platz, aber erstens haben wir den nicht gefunden und zweitens stehen wir viel besser. Und die dumme Piste werde ich schon irgendwie wieder hochkommen.
Auf dem Rückweg schleichen wir durch zwei abgeerntete Mandarinenplantagen auf einen nunmehr selbst rausgesuchten Aussichtspunkt.
Dieser Ausblick ist nun mal nach meinem Geschmack.
Über einen kleinen Weg, der auf fast ganzer Länge eine Ameisenstraße ist, kommen wir wieder runter zu der kleinen Quelle an der Talsperre. Von da ist es nicht mehr weit zum Bus, dessen Tarnung zu wünschen übrig lässt.
Scheinbar hat der Bus auch ein paar Spanier angelockt, die nun an „unserer“ Badestelle stehen und völlig entsetzt sind, als die Jungs nur mit Badehose (und ohne Maske) an ihnen vorbei flitzen und ins Wasser springen. Gehe in der Zwischenzeit Bratkartoffeln kochen und sehe von oben sogar ein paar Kajakfahrer vorbei paddeln.
Nach dem Mittag sind die Jungs wieder am Strand, während der Osterhase die Geschenke versteckt.
Dann beginnt die lange Suche nach den Osternestern.
Irgendwann haben die Jungs alles gefunden und wollen die Sachen sortieren. Dadurch, dass jeder sein eigenes Stück vom Olivenhain hatte, gibt es aber kein Durcheinander.
Nach dem Ostereiersuchen herrscht feinstes Badewetter, was natürlich direkt ausgenutzt wird. Um die Körperhygiene muss ich mir also keine Gedanken machen. Aber da das Buswasser langsam knapp wird, mache ich heute 20 Liter Talsperrenwasser für Dusche und Haarwäsche heiß. Wir haben ja nicht umsonst die neue Edelstahl-Duschwanne hinten im Bus. Hab zwar die innere Handbrause noch nicht angeschlossen, aber sowieso ist ja vor allem der Ablauf in den Abwassertank wichtig. Ich brauche bloß mal so eine Art ausklappbaren Handtuchtrockner.
Nach dem Abendbrot schließt sich eine ewige Runde Skat an. Während ich noch schnell die Chronik diktiere, ist mein Vierter zu müde, um ins Aufstelldach zu klettern. Mal sehen, ob ich ihn noch da hoch kriege. Der Fünfte putzt sich derweil die Zähne im Liegen auf seinem Bett auf der Sitzgruppe.
Embassament del Sitjar | Spanien