Gelenke, Scharniere und Pedalwerk schmieren
Auch Gelenke, Scharniere und Pedalwerk am Mercedes T2N muss man gemäß Wartungsanleitung regelmäßig mit Fett oder Öl schmieren.
Richtige Schmiermittel für Gelenke, Scharniere und Pfannen
Das Wartungsheft für den Mercedes T2N macht es sich wieder mal einfach und schreibt nur, dass man aller 5000 km Gelenke, Scharniere und Pedalwerk schmieren soll. Aber was und wo das alles genau sein und womit man die Gelenke, Scharniere und Pfannen konkret schmieren soll, steht nicht dabei.
Aber so viel kann man mit den richtigen Schmiermitteln für den Mercedes T2N auch nicht falsch machen. Ich nehme für die Pflege der Gelenke, Scharniere und Pfannen das, was sowieso da ist oder ich anderweitig auch als Schmiermittel benötige. Für die Vereinheitlichung der Schmierarbeiten wäre es mir natürlich am liebsten, es würde an jedem Gelenk ein Schmiernippel geben. Die Schmiernippel hab ich mir bei Frantos mal mit Schrauben mitbestellt. Aber ich hab mich noch nicht getraut, Löcher zu bohren, Gewinde zu schneiden und die Schmiernippel zu montieren.
Mercedes schreibt zum Beispiel für Kugelpfannen Optimol Olista Moly 2 vor (WIS 30-6512, D716). Darüber setze ich mich aber mal hinweg und nehme aus Gründen der Vereinheitlichung gutes, von Mercedes freigegebenes Radlagerfett nach Blatt MB 267.1. Dieses Radlagerfett (hier Renolit MP 150) ist besonders hochwertig und kann hohe Temperaturen ab. Das ist vor allem bei Schmierstellen rund um den Motor wichtig. Schließlich wäre es dumm, wenn ausgerechnet irgendwo in der Wildnis das Gasgestänge klemmt.
Gelenke und Scharniere pflege ich mit Getriebeöl GL5 aus meinem Vorrat für die Hinterachse. Dieses Öl ist besonders zähflüssig und klebt regelrecht an den Schmierstellen, kriecht dafür aber nicht so gut. Wenn das Öl kriechen soll, nehme ich stattdessen Kettenspray aus meinem Werkzeugkasten fürs Fahrrad.
Sehr beliebt ist natürlich auch WD-40. Allerdings ist WD-40 kein Schmiermittel, sondern besteht hauptsächlich aus Lösungsmittel, das dann irgendwann wieder verschwindet. Trotzdem ist WD-40 natürlich unverzichtbar, um schwergängige Gelenke oder Scharniere zu lösen und dann ordentlich schmieren zu können.
Für Pflege und Schmierung von Gummiteilen nehme ich Vaseline oder Silikon. Beide sind ohne Zusätze für Gummi gut verträglich. Vaseline ist eher ein Fett und hält lange. Mercedes schreibt zum Beispiel Vaseline als Gleitmittel für den Einbau des Dichtgummis der Frontscheibe vor. Silikonöl lässt sich dafür besser an verdeckte Ecken spritzen.
Werkzeug und Grundregeln für das Fetten und Ölen
An richtigem Werkzeug für die Pflege der Gelenke, Scharniere und Pfannen braucht man eigentlich nur einen Öler und eine Fettpresse.
So eine kleine Ölkanne für das Schmieren der Gelenke ist nicht nur praktisch und auslaufsicher, sondern auch ein hübsches Stück Industriekultur. Ich habe nicht nachgeschaut, aber die gibt es vielleicht sogar bei Manufactum. Ist einfach zu schön, damit um den Bus zu laufen und alles zu schmieren.
Unverzichtbar, aber auch schön und praktisch ist eine Einhandfettpresse. Hab schon viel experimentiert, aber mehr als 2 Hände kriege ich nicht zusammen. Eine hält das Mundstück und die andere pumpt das Fett. Hier befülle ich die Einhandfettpresse etwas unkonventionell aus dem Fetteimer. Aber nach meinem Wechsel der Dichtringe der Hinterachse werden wir die Kartuschen langsam zu teuer.
Ansonsten kann man bei der Pflege der Gelenke, Scharniere und Pfannen kaum was falsch machen. Geschlossene Kugelpfannen muss man zum Schmieren von den Kugelbolzen abdrücken, mit Fett füllen und wieder aufdrücken. Manche Kugelpfannen sind gesichert, da muss man natürlich die Sicherung wieder montieren.
Offene Kugelpfannen soll man laut Mercedes mit der Ölkanne schmieren. Ebenso sämtliche Lagerungen der Regulierhebel und Regulierwellen, der Drosselklappe und des Klappenstutzens sowie die Drahtzüge für Starterklappe, Anlassschalter, Leerlaufversteller und Motorabsteller (WIS 3020, D713).
Diese Aufzählung der Gelenke, Scharniere und Pfannen klingt immer so leicht. Ich versuche jetzt mal systematisch durchs Fahrzeug zu gehen und alle Stellen zu beschreiben, die Fett oder Öl brauchen.
Hebel und Betätigungen für den Fahrbetrieb schmieren
Pedalwerk
Die Gelenke am Pedalwerk verstecken sich hinter einer Verkleidung. Die am besten abnehmen, damit man die Pedale für Kupplung und Bremse schmieren kann. An das Gaspedal kommt man auch so ran.
Wellen, Hebel und Kugelpfannen der Regulierung schmieren
Schmierbedürftige Kugelpfannen befinden sich im gesamten Gasgestänge. Am besten die Kugeln aus den Pfannen drücken und dann mit neuem Hochtemperaturfett einsetzen. Das druckfeste Radlagerfett ist dafür gerade gut genug.
Auch die Kugelpfanne des Unterdruckzylinders an der Einspritzpumpe auf der rechten Motorseite braucht regelmäßig Fett.
Kugelpfannen des ALB-Gestänges schmieren
Das Reguliergestänge von der Hinterachse zur automatischen lastabhängigen Bremse (ALB) hat zwei Kugelgelenke, die Fett brauchen. Ebenso braucht auch das Drehgelenk des ALB-Hebels Schmierung.
Betätigung der Motorbremsklappe
Auch an der Motorbremsklappe ist ein Kugelgelenk, das Fett braucht. Hier in der Nähe des Abgaskrümmers sollte wieder besonders hochwertiges Fett zum Einsatz kommen. Nehme auch hier wieder Hochtemperaturfett aus den Radlagern.
Lenkung schmieren
Ich will das Abschmieren der Lenkung der Vollständigkeit halber hier mit aufführen. Zwar sind die Kugelgelenke mit Fett gefüllt. Aber die Gummimanschetten müssen sich auf den Lenk- und Spurstangen bewegen können. Also unter dem Gummi fetten. Aber zum Prüfen und Abschmieren der Lenkung gibt es einen extra Beitrag.
Seilzüge ölen
Zu schmierendes Seilzüge gibt es vor allem bei der Standgasbetätigung, dem Gaszug und den Handbremszügen. am besten wäre natürlich, man würde die Seilzüge mal richtig ausbauen und einöhlen. Aber dazu war ich bisher auch zu faul.
Schmierdienst Karosserie außen
Scharniere der Drehtüren schmieren
Spätestens, wenn die Türen anfangen zu knacken, wird es Zeit für neues Öl an den Scharnieren der Drehtüren. Bei den Türscharnieren am Fahrerhaus sowie an der Hecktür wäre es natürlich am besten, Fett aufzutragen. Fürchte aber, dass das nur außen auf den Drehpunkten kleben bleibt und nicht richtig eindringt. Nehme also lieber Öl. Wichtig sind nicht nur die beiden Gelenke, sondern auch die Türfangbänder.
Schiebetür schmieren
An der Schiebetür schmiere ich die oberen und unteren Gelenke mit Öl. Aber niemals die Laufschiene für die Rolle an der Seite. Wenn dort die Laufschiene geschmiert wird, rutscht das Kugellager der Schiebetür nur noch und dreht nicht mehr. Das Kugellager wird irgendwann eckig und dann fängt die Schiebetür an zu klemmen.
Schlösser ölen
Die Türschlösser sollten auch geölt werden. Für die grobe Schließmechanik nehme ich Getriebeöl aus dem Öler. Für die Schlösser selbst ist Kettenspray für die Fahrradkette wesentlich besser.
Ölen der Spiegelhalterungen
Die Spiegel werden zwar nicht ständig hin und her geklappt, aber auch diese Drehgelenke brauchen mal ein bisschen Öl. Nicht, dass die festrosten.
Gelenke und Verriegelung der Motorhaube schmieren
Die Gelenke der Motorhaube sowie vor allem die Betätigung der Motorhaubenverriegelung brauchen auch mal Öl. Kann aus eigener Erfahrung berichten, dass eine verklemmte Motorhaube kein Spaß ist.
Lagerungen schmieren
Lager von Motor, Getriebe und Karosserie
Eigentlich müsste man auch mal die ganzen Lager für die Karosserie schmieren. Aber das wird eine größere Aktion. Da muss ich die Karosserie lösen und anheben. Und dann kann ich auch gleich neue Karosserielager verbauen.
Das gleiche betrifft auch Motorlager und Getriebelager. Schmieren ist zwar gut, neue Gummielemente aber sind besser. Da steht mir noch bevor.
Gummilager der Federn
Die Federaugen und Buchsen der Stabilisatoren sind erheblichen Belastungen ausgesetzt. Da bewegt sich ständig Gummi auf Metall. Damit die nicht verspröden oder abreißen, ist eine Schmierung der Gummilager der Hinterfederbuchsen wichtig. Die Lager der Federn sieht sich übrigens auch mein TÜV-Prüfer jedesmal genau an.
Die Weitspaltfedern selbst müssen nicht geschmiert werden. Ganz im Gegenteil. Wenn da Fett dran wäre, würde sich auf jeder Piste Sand und Staub um die Federn festbacken. Das wäre kontraproduktiv.
Und auch nicht geschmiert werden müssen die Gummis der Stabilisatoren. Die Drehstablagerung soll sich ja gerade verdrehen und darüber Spannungen aufnehmen. Allerdings weiche ich auch hier manchmal von der Vorschrift ab und hänge die Stabilisatoren vor besonders schweren Pisten wie zuletzt in Albanien sogar ganz aus.
Ersatzradwinde und Windenseil schmieren
Hinten rechts in der Ecke neben dem Ersatzrad befindet sich das Schneckengetriebe für das Absenken und Anheben des Ersatzrads. Am besten ist, dass Ersatzrad abzunehmen und die Zahnräder sowie das Windenseil mit Fett zu versorgen. Das macht man natürlich nicht ständig, sondern beim Reifenwechsel.
Mechanik im Ausbau schmieren
Sitzscharniere schmieren
Zu den Sitzscharnieren gehören die Klappscharniere der beiden Vordersitze auf dem Batteriekasten, deren Schienen für die Sitzverstellung, das Drehgestell am Beifahrersitz sowie die Verstellmechanik der Vogel-Sitze für die Verschiebung sowie Arm- und Rückenlehnen.
Eigene Einbauten schmieren
Im Mercedes Wartungshandbuch steht natürlich nichts von Ausbauten. Trotzdem braucht der Wohnmobilausbau Öl und Fett. Bei mir sind das vor allem Schwerlastauszüge vom Hubbett, Teleskopauszüge der Küchenschränke, Türscharniere im Bad und Hubdachscheren im Aufstelldach.
Schmieren der Schwedenklappen
Durch das Aufstelldach gibt es bei meinem Mercedes 711 ja nur noch eine Dachluke. Aber auch auf die Mechanik der Schwedenklappe kann man mal etwas haftfähiges Öl auf die Mechanik geben.
Infos zum Schmieren der Gelenke, Scharniere und Pedalwerk
Werkzeug zum Abschmieren
- Einhand-Fettpresse (Pressol easyFILL 400 M): Klick
- Industrieöler (Pressol Ölspritzkanne Spezial 250 ml): Klick
- Am besten wäre, an allen Gelenken und Scharnieren Schmiernippel nachzurüsten
Schmiermittel
- Radlagerfett wie Renolit MP 150 ist temperatur- und druckfest (oelluxx.de): Klick
- Getriebeöl GL5 ist besonders zähflüssig (MB 235.0, Liqui Moly): Klick
- Wachsartige Vaseline für Gummiteile: Klick
Habe bestimmt in der Aufzählung der Schmierstellen am Mercedes T2N noch was vergessen. Hinweise werden in den Kommentaren gern angenommen.
Hey Tom schöne ölig-fettige Tips 😉
Wenn ein Ölkännchen zum Ölen, kann ich solch ein Teil
https://www.banemo.de/502965/reilang-merkur-oeler-alu-200ml-doppelpumpe-r003-253?fs=1268130948
nur empfehlen, nicht günstig aber unübertroffen auch beim „Überkopf“ Ölen, mein absoluter Favorit, eine Anschaffung zum Vererben, und bei Bedarf auch zum Angeben, egal in welcher Größe, auch erhältlich außerhalb dem allmählich bedrohlich wucherndem A….n 😉
Gruß Peter
Klar, fürs Schmieren der Gelenke und Scharniere mit dem Öler gibt es sicherlich einige Lösungen. Habe eine Zeit lang auch mit einer Arztspritze gearbeitet.
ja die hab ich auch ist super…bis auf die Gummidichtung, die quetscht oder quillt auf beim Zudrehen der Kanne. Habe die durch einen O-Ring aus Viton ersetzt seitdem kein Tropfen mehr auch bei Überkopf.
Guter Tip, Danke!
Das ist das einzig verbesserungswürdige an der Reilang!
Hey Tom!
Hättest du ein Bild bzgl der Gummilager der Hinterfederbuchsen und wie du die genau schmierst ? Kann mir leider darunter nichts vorstellen .
Liebe Grüße
Tobi
Das sind die Bolzen, an denen die Blattfedern vorne und hinten am Rahmen befestigt sind.
Hallo Tom. entschuldige den Offtopic
leider ist meine Emailadresse defekt sodass ich deine nicht mehr habe,
ich habe bei mir die Motorlager (vorn) getauscht und bin garnicht zu Frieden mit dem Ergebnis. Fast schlimmer als vorher. ich finde keine angaben wie fest die schrauben angezogen werden, also wie fest die lager gemacht werden.
1. Frage, kannst du in deinem WHB angaben dazu finden?
GGf könnt ich dir dazu auch Infos schicken was ich beim Tausch der Lager schon entdecken durfte. Anbei auch insider Wissen zu alt und/oder neu.
danke lg felix
Das mit der E-Mail ist doch kein Problem. Finde es sowieso viel besser, technische Dinge hier öffentlich zu dokumentieren und zu diskutieren. Insofern immer her mit dem Geheimwissen. Das interessiert doch alle. Und du hast ja extra einen passenden Beitrag rausgesucht. Ich gucke auch gerne mal nach, komme aber frühestens am Freitag dazu.
Aber was ist denn das Problem mit dem Motorlager gewesen und was ist es jetzt?
Ja super dann los mit dem Motortalk,
nach 10000km auf der letztens Spanien / Portugal Reise hat sich langsam einen wahnsinnig unangenehmes Schütteln / Vibrieren bei fahren breit gemacht was anfänglich nur bei gewissen Drehzahlen bemerkbar war und später Dauerzustand wurde. Bis zum Ende wo selbst im Stand keine angenehmes Standgas eingestellt werden konnte. Also neue Motorlager, liegt ja eigentlich auf der Hand.
Neue bestellt und über einen unverhältnissmäßig langen Zeitraum(5h) gewechselt. Da kommst du vorne echt fies dran. Ich war sau happy als alles drin war. Doch konnte ich in keiner meiner WHB.pdf ’s Angaben zu Drehmomente oder der gleichen finden.
Also alles nach gefühlt, Testfahrt, noch nicht perfekt, die karre schüttelt noch bei stärkeren Drehzahlen.
Alles nochmal angehoben und Gleitflächen gefettet, hatte ich nämlich bei ersten Versuch versäumt und wieder festgezogen, jetzte aber fest bis das Gewinde zu ende ist. Bilder könnten besser beschreiben aber ich sag dir das sieht so nun sehr gesund aus. Also wieder los zur Testfahrt.
… oh Gott es ist noch schlimmer geworden.
Jetzt denkste ich mach die einfach wieder locker oder „lockerer“ als zur ersten Testfahrt, dann würden sie nicht wirklich anliegen.
Naja und weil das jedes mal ein kleiner Spaß ist den Motor zu entlasten und die Lager einzustellen warte ich lieber mit Hoffnung auf Aussagen vom digitalen WHB.
Im Grunde sind die Motorlager ja keine große Sache , OK es könnte etwas fummelig werden aber die Erfahrung das neue Lager schlechter als die alten sind, hatte ich bis dato noch nie erlebt.
Erfahrung mit den Motorlagern habe ich (noch) keine. Und im Werkstatthandbuch steht wirklich nicht viel dazu:
„Anlageflächen der Gummilager mit Gleitmittel bestreichen. Hintere Motorlagerung beim Einschieben des Motors ansetzen. Darauf achten, daß der Führungskonus in die Bohrung des Querträgers eingreift.“ (WHB 1930)
„Motortragarm/Motorlager OM 364 vorn: M10 45 Nm / M12 79 Nm“ (WHB 3586)
Vielleicht fragst du mal bei den Busfreaks nach Tipps. Jürgen hat das Problem bestimmt schon hundertmal gehabt.