Thermische Trennung Camper-Fahrerhaus: Trennwand oder Vorhang?
Vor- und Nachteile, Bau und Test der thermischen Trennung des Fahrerhauses im Camper per halbhoher Trennwand.
Kälteproblem im Camper ohne Trennwand
Bei Kauf und Ausbau eines Kastenwagens denkt man natürlich nicht an Winterurlaub. Da denkt man an Sommer, Sonne, Süden. Das ging mir mit dem Mercedes 711 Fensterbus nicht anders. Ein bisschen Dämmen, ein bisschen Heizen und vielleicht ein kleiner Vorhang im Fahrerhaus. Dann wird das schon. Dachte ich.
Klar, Winterurlaub im Camper geht schon mal. Aber das Hauptproblem aller Kastenwagen bleibt, dass sich das Fahrerhaus in so einer integrierten Bauweise thermisch nie sauber vom Wohnteil trennen lässt. Da ist es während der Fahrt zumindest ohne Zusatzheizung hinten kalt und vorn warm. Im Stand umgekehrt. Dann heizt die Gasheizung nur den Aufbau, aber das Fahrerhaus bleibt kalt.
Die mangelnde thermische Trennung des Fahrerhauses führt dann zu Luftdruckunterschieden mit kalter Zugluft im Aufbau, gefrorenem Kondenswasser im Fahrerhaus und ständigem Luftaustausch. Wie gesagt, so ein Vorhang rund um das Fahrerhaus ist ganz nett. Aber die kalte Luft fließt ohne Trennwand im Camper dennoch unten durch nach hinten.
Durchgang oder thermische Trennung?
Trotz der Probleme mit der thermischen Trennung von Fahrerhaus und Aufbau will ich so einen schönen Bus auf keinen Fall schlecht machen. Gerade wenn das Wohnmobil mit mehr als nur zwei Personen besetzt ist, ist die Doppelnutzung des Integrierten während der Fahrt unschlagbar. Dazu kann ich den Aufbau durch die optimierte Warmwasserheizung mit vier Zusatzheizkörpern und einem nachgerüsteten Luftwärmetauscher ziemlich gut heizen. Aber dennoch zieht es immer irgendwo.
Mein Ziel ist also, die geliebte offene Bauweise im Fensterbus zu erhalten und trotzdem eine gewisse thermische Trennung zu realisieren. Nun werde ich während der Fahrt keinen Vorhang vor das hintere Abteil hängen. Aber durch verschiedene Experimente habe ich gemerkt, dass schon eine saubere Trennung rund um die Sitze sowie zwischen den Sitzkonsolen viel bringt.
Halbhohe Trennwand hinter den Vordersitzen
Trennwand links vom Fahrersitz
Hatte schon vor fünf Jahren aus übrig gebliebenen, befilzten Aluplatten eine seitliche Verkleidung neben dem Fahrersitz eingebaut.
Vor allem im Stand fließt die kalte Luft aus dem Fahrerhaus nämlich ansonsten quasi ungehindert zwischen den Sitzen nach hinten in den Camper oder während der Fahrt vor ins Fahrerhaus.
Schon diese vor Verlegung des Korkbodens eingebaute, kleine Trennwand auf Höhe der B-Säule im Camper ist eine wesentliche Verbesserung. Und mit ein bisschen Dämmung und Selbstklebefilz sieht das dann auch gut aus. Macht zwar Arbeit, diese kleine Trennwand da neben die Sitze im Kastenwagen zu basteln, aber dafür zieht dort nichts mehr.
Trennwand im Durchgang
Auch die 30 cm hohe Sperre im Durchgang bringt was, weil dann die kalte Luft am Boden nicht mehr beliebig hinter in den Aufbau fließen kann. Hatte zwar ein bisschen Angst, dass mir mit einer thermischen Trennwand als Stolperfalle im Durchgang die Bequemlichkeit im integrierten Wohnmobil flöten geht. Aber da gewöhnt man sich dran.
Als Material für die Trennwand hat sich auch hier eine zurechtgesägte Filz-Alu-Platte von den alten Seitenverkleidungen bewährt. Die ist robust genug, um auch mal einen hopsenden Werkzeugkasten abzuhalten. Und das Material ist bei der Entkernung im Fensterbus eben übrig geblieben.
Befestigt ist die kleine Trennwand zwischen Fahrer- und Beifahrersitz mit zwei Nietmuttern M6 im rechten und linken Batteriekasten. Durchgangsschrauben gingen zwar auch, aber dann müsste ich zum Ausbau der Trennwand jedes Mal die Batterien rausnehmen.
So eine kleine Trennwand zwischen den Sitzen hat übrigens auch Vorteile beim provisorischen Lagern von Reiseutensilien, die dann nicht mehr (ganz so schlimm) auf dem Boden herumkullern. Und so bleibt die (eigentlich) mobile Trennwand auch im Sommer drin.
Trennwand hinter dem Beifahrersitz
Eine der ersten Maßnahmen im Bus war der Einbau einer Drehkonsole für den Beifahrersitz und einer Trennwand dahinter. Der Sitz dreht asymmetrisch in den Durchgang hinein, so dass die seitliche Trennwand kein Problem ist.
Umbau der Trennung vom Fahrerhaus zum Aufbau
Dämmung und Verkleidung der Sitzkästen
Da rechts zieht es auch nicht. Allerdings ist selbst mein Jüngster in den letzten acht Jahren deutlich länger geworden und passt mit Trennwand hinter dem nicht ganz zurück geschobenen Beifahrersitz nicht mehr hinters Armaturenbrett. Auch die Sitzhöhe unterm Hubbett wird langsam problematisch. Muss also die Trennwand umbauen und das Drehgestell opfern, damit der Sitz weiter hinter und runter kommt.
Dämme dazu die Batteriekästen, denn am besten ist, wenn es gar keine kalten Flächen gibt. Aber ganz egal, ob ich Armaflex nehme oder wie hier Vanue Insulate – solche Schaumdämmung allein ist im Fußbereich nicht robust genug und wird schnell beschädigt. Da muss eine Verkleidung drauf.
Der Sitzkasten sieht mit dem aufgeklebten Kunstleder doch schon ganz anders aus, ist robust und leicht zu reinigen. Die Oberfläche wird übrigens umso besser, je homogener Untergrund und Dämmung sind. Und mit dem Bindulin Sprühkleber kann man das Kunstleder auch direkt auf Metall kleben. Das Beste an diesem Sprühkleber ist aber, dass ich den auch monatelang stehen lassen kann und die Düse meist trotzdem noch funktioniert. So geht einfache Verarbeitung.
Jetzt bin ich vor lauter Begeisterung über meinen Sprühkleber aber ein bisschen aus dem Konzept gekommen. Weiß nicht mehr, was ich mit diesem Foto sagen wollte. Egal, es gibt halt eine verkleidete Trennwand zwischen den beiden Batteriekästen. Und aus der seitlichen Trennwand rechts an den Versorgerbatterien ist ein Schuhregal geworden. Das steht nämlich auch schon lange auf meiner Bauliste.
Der Umbau der Trennwand auf Höhe der Batteriekästen ist auch mal wieder die Gelegenheit, nach den beiden Ective-Blei/Säure-Starterbatterien zu sehen, die seit 2017 vollkommen beanstandungsfrei und ohne Nachladen ihren Dienst versehen. Genauso übrigens wie die AGM-Versorgerbatterien auf der rechten Seite, die allerdings auch im Stand permanent genutzt werden und daher in 5 Jahren „schon“ zweimal mit Landstrom nachgeladen worden sind.
Multifunktionswand neben dem Beifahrersitz
Viel Bastelarbeit macht dann die neue Trennwand zwischen Beifahrersitz und B-Säule, zumal da ja noch der Gurt läuft und die Betätigung des Klappmechanismus zugänglich bleiben muss. Dazu trägt die Trennwand rechts neben dem Beifahrersitz einiges an Elektroinstallation, fixiert das Hubbett, trennt das Fahrerhaus thermisch ab und ist auch noch Schuhregal, Feuerlöscherträger, Handyladestation und Teetassenhalter. Dennoch bleibt der Beifahrersitz gemäß der neuesten Bauwünsche bis in Liegeposition klappbar.
Hab mir beim Schuhregal neben dem Einstieg sogar mal ein bisschen Mühe gegeben und Kantenschutz verbaut. Bin nämlich draufgekommen, dass sich der umlaufende Schlitz auch mit dem Multimaster ins Holz raspeln lässt.
Den Rest erledigt wieder der Sprühkleber. Man muss mit diesem haftstarken Kontaktkleber Bindall nur Geduld haben, bevor man die beiden Flächen zusammengefügt.
Gespannte Stofftrennung im Fahrerhaus
Vorteil der festen Trennwände ist, dass der Durchgang offen bleibt und die kalte Luft nicht mehr am Boden hin und her fließen kann. Je höher die Trennwand ist, umso besser. Irgendwann leidet aber der Komfort. Insofern bleibt der obere Teil der Trennwand mobil. Die Softshell-„Trennwand“ ist winddicht, umlaufend verspannt und dank der Gummischlaufen schnell ausgehängt. Über der Stofftrennung hängt dann das runtergelassene Hubbett, das umlaufend einen eigenen Vorhang hat.
Mag übrigens auch das nebenbei entstandene Schuh- und Bücherregal vorn an der Schiebetür-Trennwand. Solche leichten, fast schwebenden Konstruktionen lassen sich schön mit flexiblen Gewindestangen und edlen Hülsenmuttern umsetzen.
Test der Trennwand an den Vordersitzen
Der Test meiner neuen Trennwand läuft im winterlichen Schweden mit 6 ausgewachsenen Campern recht erfolgreich. Die Abtrennung zwischen den Vordersitzen und um die Vordersitze würde ich immer wieder so machen. Statt der aufwändigen Verarbeitung von Kunstleder hätte ich auch gleich überall Selbstklebefilz auf die Dämmung kleben können, aber das ist mir beim Bau zu spät eingefallen.
Praktisch kaum genutzt haben wir im letzten Winterurlaub das Mittelteil der Trennwand aus Stoff. Macht zu viel Arbeit beim Aufspannen und bringt kaum was extra. Da ist zwar ein Effekt da, aber die meiste kalte Luft fängt ja schon der Vorhang rund um das Hubbett im Fahrerhaus sowie die halbhohe Trennwand in der Mitte zwischen den Sitzen ab.
Und wenn es richtig kalt ist, hängen wir lieber eine schwere Decke aus Polartec 300 auf Höhe der B-Säule unters Hubbett. Die wirkt fast wie eine echte Trennwand, nur dass jetzt aufgrund der halbhohen Trennwand zwischen den Vordersitzen da keine kalte Luft unter dem Vorhang nach hinten in den Camper fließen kann.
Also: Die halbhohe Trennwand ist beim Wintercamping super, die eingespannte Stofftrennung noch nicht dicht genug bzw. zu unhandlich und letztlich im Vergleich zu einer großzügig bemessenen, dicken Decke zu unflexibel. Aber vielleicht muss ich mich auch nur an das Abspannen gewöhnen.
Auch die Haken für das Abspannen dürfen nicht direkt an der Kante der festen Trennwand sitzen. Da ist im Moment noch ein Spalt, durch den die Luft zieht. Aber dafür hätte ich wieder die Stofftrennung wesentlich großzügiger bemessen müssen. Doch es war nach dem Bau des Vorhangs um das Hubbett nicht mehr genug Stoff da. Und genäht wurde ja einen Tag vor Abfahrt. Der Ansatz ist also okay, es gibt aber noch Raum zur Verbesserung.
Thermische Trennung Fahrerhaus: Materialinfos
- Alu- und Sperrholzplatten für die festen Trennwände stammen noch aus dem entkernten Fensterbus.
- Bindall-Sprühkleber für Holz, Leder, Dämmung, Filz, Metall u.a. (Bindulin): Klick
- Kunstleder zur Verkleidung (Tolkostoffe): Klick
- Selbstklebender Autofilz (Selbstklebefilz): Klick
- Winddichter Softshell-Stoff für die „Trennwand“ (Tolkostoffe): Klick
- Die Haken waren mal (glaube ich) Zubehör zu Trekkingrucksäcken
- Elastische Kordel 3 mm für das Abspannen des Vorhangs (Extremtextil): Klick
- Dämmung ist Vanue Insulate 10 mm (Vanue): Klick
- M6-Gewindestange (Frantos): Klick
- Hülsenmuttern M6 (Frantos): Klick