Rumänien: Offroad durch die Karpaten in der Maramuresch
Unser Wohnmobil ist nicht unbedingt das richtige Fahrzeug für Offroad-Touren in der Maramuresch, kommt aber weit genug.
Rumänische Waldpisten als Durchgangsstraßen
Nach 12 Stunden Schlaf mache ich auf unserer Waldpiste das erste Mal die Augen auf, weil schon kurz nach acht irgendein kleiner Suzuki vorbeikommt. Na klar, Deutsche auf Offroad-Tour durch die Maramuresch. Aber dieser Suzuki hat wenigstens die richtige Größe.
Dann kommt noch ein kleiner Deutz-Traktor. Und ein Nissan Patrol. Was ist denn hier los? Das ist ja eine richtige Durchgangsstraße. Aber eben nur für Fahrzeuge, die allesamt nur halb so groß sind wie der 711er.
Noch kein Offroad: Pisten durch die Maramuresch
Als alle wach sind, frühstücken wir ausgiebig und starten den Bus. Ich lasse mich im ersten Gang mit Mittelgas runterrollen, damit der Motor schneller warm wird. Hab nämlich vergessen, den Motor mit der Dieselstandheizung vorzuwärmen.
Denn es geht schon bald wieder bergauf. An der Weggabelung von gestern wählen wir diesmal den rechten, also westlichen Abzweig. Die Piste sieht auch ganz gut aus und schlängelt sich immer weiter das Tal hinauf.
Die Maramuresch ist wirklich ein Paradies für Offroad-Abenteurer. Diesmal ein polnischer Land Rover im Gegenverkehr.
Die ersten Schlammpassagen kommen. Und auch ein paar nette Grobschotterstrecken. Es kracht auch mal. Der neue Unterfahrschutz bewährt sich, weil ich mit dem auch mal ein paar Steine wegschieben und generell die Höhe von Hindernissen besser einschätzen kann. Ein bisschen Bauchfreiheit ist aber auch wichtig. Ohne Höherlegung würde jetzt mein Auspuff aufsitzen.
Offroad auf der Hochalm der Munții Ignișulu / Karpaten
Dann geht es raus auf die Karpaten-Hochalm. Hier fahren keine Holztransporter mehr, sodass die Pisten jetzt anspruchsvoller werden. Das ist schon fast offroad. Hier ging der Weg früher mal über eine alte, hölzerne Brücke. Aber da traut man sich kaum noch zu Fuß rüber. Stattdessen führt die Piste jetzt rechts an der Brücke vorbei durch eine kleine Furt.
Sehe natürlich erst mal zu Fuß nach. Aber bei dem Wasserstand ist die Furt eher eine Pfütze. Kein Problem.
Ab jetzt wird die Piste aber wesentlich anspruchsvoller. Große Steine, tief ausgewaschene Fahrrinnen, steile Anstiege. Solche schwierigen Stellen sind leicht daran zu erkennen, dass ich nicht mehr anhalte, um Fotos zu machen.
Ende Gelände für unser Nicht-Offroad-Mobil in den Karpaten
Vor einer besonders steilen Stelle zweigt sich die Piste vierfach auf. Ich gehe erstmal gucken. Ganz links ist die Piste einen halben Meter ausgefahren. Die Pisten Mitte links und Mitte rechts sind zu schlammig. Hmm. Könnte ja mal die rechte Rampe probieren. Die ist allerdings ziemlich steil. Naja, vielleicht mit etwas Schwung.
Lasse die Jungs aber lieber mal aussteigen. Komme mit dem Bus wie erwartet bis zur Hälfte, dann drehen an einem Absatz die Hinterräder durch. Mit Untersetzung, 4×4 und drei Differentialsperren würde ich hier jetzt einfach so drüberbügeln. Aber so kann ich hin- und herfahren, wie ich will und komme doch nicht drüber.
Aber mit Allrad wäre eine Offroad-Tour durch die Karpaten auch keine Herausforderung mehr. Also lieber Fensterbus als Allrad. Ich könnte ja Schneeketten draufmachen und es noch einmal mit richtig Schwung versuchen.
Offroad geht bergab immer leichter
Aber erst einmal beratschlagen wir uns. Letztlich haben wir vier Optionen: Wir könnten:
- Es noch einmal mit Gewalt versuchen,
- Das Steilstück rechts über die Wiese umfahren,
- Hierbleiben und ein bisschen Straßenbau betreiben oder
- Wieder runterfahren, uns woanders ein Plätzchen suchen und später noch einmal mit dem Jeep wiederkommen.
Die Kinder sind für die Variante 4 und definieren gleich noch die Anforderungen an den Stellplatz: Neben einem Fleckchen für den Bus brauchen wir Schatten, Wasser und Himbeeren. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. Runter fährt sich die Piste natürlich immer einfacher als hoch. Da kann ich sogar mal anhalten und Fotos machen.
Klar, bergab sind solche Stellen immer einfach. Bergauf allerdings sieht das dann schon anders aus. Und nass ist nochmal dümmer als trocken.
Auch das steile Teilstück mit den groben Steinen sind wir hochgefahren. Allerdings ohne anzuhalten.
Nicht lange überlegen darf man auch an solchen Flussdurchfahrten. Denn das Problem ist meist nicht das Wasser, sondern die Schlammstrecke ringsum. Bergab geht es aber. Und es ging auch bergauf. Selbst mit einem 4×2-Camper ohne Allrad. Wichtig ist, vor solchen Flussdurchfahrten am besten gar nicht zu bremsen, damit die Scheibenbremsen nicht heiß sind, wenn man ins Wasser fährt. Sonst verziehen die sich und es rattert später beim Bremsen.
Auch diese Stelle hatten wir schon. Flache Einfahrt, fester Untergrund, niedriger Wasserstand. Kein Problem.
Verschränkungstest für den Mercedes 711
Aber nirgendwo gibt es einen Stellplatz, der alle Anforderungen erfüllt. Doch dann finden wir genau die gewünschte Stelle an einer schönen, von Haselnussbüschen umsäumten Wiese unterhalb der Piste. Selbst eine Lagerfeuerstelle gibt es schon. Sogar die Grillstöcke stehen bereit. Und es gibt natürlich einen schönen Fluss. Himbeeren haben wir schon vom Bus aus gesehen. Die Zufahrt ist zwar einfach, aber nur deswegen, weil ich den Frontstabilisator ausgehängt habe.
Ohne die kleine Anpassung des Fahrwerks würde sich die Achse nicht so verschränken können und diese Offroad-Strecke wäre wesentlich belastender für das Material. Allerdings Vorsicht: Derartige Verschränkungen müssen auch die Bremsleitungen mitmachen. Und auch die Räder dürfen nirgendwo schleifen. Hier macht sich jedenfalls die Höherlegung bezahlt, weil mehr Platz in den Radhäusern ist.
Wunschstellplatz auf der Waldwiese
Endlich haben wir unseren Wunschstellplatz gefunden und genießen den Schatten unter den Haselnussbüschen.
Während die Jungs dann schon mal zum Fluss spielen gehen, sehe ich den Bus durch. Gibt ein paar kleinere Bastelarbeiten, aber nichts Ernstes. Kann also in Ruhe Mittag kochen – heute Bratkartoffeln, Rührei und Gurkensalat. Die Jungs haben Hunger und kommen ganz alleine und genau zur richtigen Zeit zum Essen.
Nach dem Mittag klettern wir noch einmal gemeinsam runter zum Fluss. Unten haben die Kinder an einer Steininsel ein kleines Lager eingerichtet, daneben ein Badebecken von Treibholz freigemacht und den Fluss so umgeleitet, dass die Schlammbrühe weggespült wird. Sehr hübsch. Dann waten wir durch das Wasser nach unten bis zu einer Engstelle, an der man sich schön ins Wildwasser legen kann, das erstaunlich warm, aber auch recht trüb ist.
Gehen dann über die Wiese zurück zum Bus. Brauchen jetzt Feuerholz für den Abend am Lagerfeuer. Schnappen uns also die Säge und stapfen hoch zur Piste. Genau da liegt schon ein großer Haufen trockener Äste. Kommt, wir nehmen die später mit und gehen erstmal noch ein Stück. So hangeln wir uns von Himbeerbusch zu Himbeerbusch die Piste hinauf. Und entdecken ein bisschen weiter oben einen hübschen Wasserfall mit Schwimmbecken. Natürlich springen alle gleich rein.
Nur leider kommt jetzt die Sonne nicht mehr zum Wasserfall. Wir beschließen, Morgen zur Cascada Sipot wiederzukommmen.
Offroad in den Karpaten geht am besten zu Fuß
Weiter den Berg hoch. Plötzlich steht eine Herde Kühe mitten im Wald. Naja, besser als eine Braunbärenfamilie. Und da gibt es einige in den rumänischen Karpaten.
Oben auf der Alm ist dann Schluss mit der Wanderung. Zumal wir alle nur Badelatschen anhaben. Aber Füße sind sowieso die beste Ausrüstung für Offroad-Touren durch die rumänischen Karpaten.
Noch ein kurzer Rundblick über die Maramuresch, und wir steigen wieder ab.
Nehmen natürlich alle reifen Himbeeren und trockenen Äste mit. Teilen unsere Waldwiese aber jetzt mit ein paar Kühen. Doch die ziehen bald weiter.
Nach dem Abendbrot entfachen wir das Lagerfeuer. Die Kinder bauen sich sogar die Hängematten auf und wollen eigentlich draußen schlafen.
Aber hier oben in den Bergen der Maramuresch wird es recht schnell recht frisch. Also kommen zum Lagerfeuerende um 23:00 Uhr alle doch mit rein und schlafen im Bus.
Infos zu Offroad-Touren durch Rumänien und die Karpaten
- Planungsgrundlage für solche Offroad-Touren ist für mich der detaillierte Straßenatlas von Freytag & Berndt im Maßstab 1:300.000. Die kleinen weißen Straßen im Atlas sind meist schon Pisten: Klick
- Dazu habe ich bis zum Maßstab 1:5000 die OpenStreetMap auf dem Handy. GPS-Tracking funktioniert mit Apemap seit mittlerweile 15 Jahren auf allen meinen Handys völlig problemlos: Klick
- Und wer zu wenig Zeit hat, um die Pisten vor Ort zu erkunden und auch Rückschläge hinzunehmen, dem kann ich das detaillierte Offroad-Tourenbuch der Pistenkuh für 4×4 Reisen mit GPS-Tracks empfehlen: Klick
Hallo Tom! Du hängst den Stabi einfach aus, ohne ihn irgendwie zu fixieren? Hängst du ihn nur auf einer Seite, oder beidseitig aus?
Offroad bin ich mit den ausgehängten Stabilisatoren am MB 711 noch im Testmodus. Bis jetzt habe ich den nur einseitig vorn ausgehängt. Natürlich, ohne den Drehstab zu fixieren. Ich will ja gerade, dass der sich bewegen kann. Die Beweglichkeit innerhalb der Haltelasche sieht man ganz gut im Detailfoto von der Verschränkung. Um allerdings die Stabilisatoren vorn und hinten komplett aushängen zu können, muss ich erst noch die Bremsleitungen verlängern. Und nur durch meine Höherlegung ist überhaupt genug Platz für die Freigängigkeit der Räder im Radhaus. Dazu müssen natürlich auch die Stoßdämpfer die Verschränkung mitmachen. Also nicht so ohne weiteres nachmachen.