Norwegen: Winter-Sturm auf der E6
Im Winter ist die E6 nördlich von Norwegens Polarkreis nach Mo i Rana mit Elchen, Schnee und Eis nicht einfach zu fahren.
Absage der Fähre zur E6 wegen Winter in Norwegen
19:45 h rollt in Bognes unser Wohnmobil von der Fähre von den Lofoten. Doch auf dem norwegischen Festland und der E6 ist der Winter komplett anders als auf den Lofoten. Hier ist richtiger Winter mit Eisstraße und Schneesturm. Da wissen wir ja jetzt, warum die gebuchte Fähre von Moskenes nach Bodø abgesagt wurde.
Wegen dem Wintersturm müssen wir 400 km Umweg über die Fähre von Lødingen nach Bognes fahren. 260 km von Å I Lofoten nach Lødingen sind durch. Es kommen noch 160 km winterliche E6 von Bognes bis Fauske. Erst dann stoßen wir wieder auf die geplante Route.
Norwegens Hauptstraße E6 nach Fauske im Winter
Die E6 ist ja nun keine Autobahn, sondern im Winter eine recht normale, recht bergige und recht vereiste Landstraße durch Norwegen. Und es schneit, schneit und schneit. Wobei der Schnee gar nicht so sehr von oben kommt, sondern durch den Sturm eher von der Seite.
Zum Glück sind die LED-Scheinwerfer auf dem Dach. Unten auf der Stoßstange würden die mich durch den angestrahlten Schnee total blenden. Versuche sogar, die Scheinwerfer noch höher zu stellen. Aber Stoßstange und Motorhaube sind so vereist, dass ich da lieber nicht rumklettere.
22:30 Fauske. Das macht bei Schneesturm, Eisstraßen und einer bergigen E6 für unser Wohnmobil eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 60 km/h. Trotz Winter auf der E6 liegen wir 2 Stunden vor der gebuchten Fähre von Moskenes nach Bodø. Aber klar, dafür mussten wir in Å 7 Stunden eher starten.
Okay, ich bin dank Fährschlaf noch frisch. Also von Fauske weiter auf der E6 nach Süden. Zwischendurch ist die E6 auch mal trocken, aber dann fängt der Schneesturm wieder an. Viele Tunnel, viele Berge, aber wir kommen schnell voran. Die Straße 77 links nach Schweden sieht ganz gut aus. Hab aber bei dem Schneesturm Bedenken mit solch kleinen Straßen über die Berge. Und diese Strecke sind wir sowieso schon gefahren. Also E6.
Elche und Rentiere auf der E6 im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark
Nur geht die E6 jetzt hoch in den norwegischen Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark. Salzberg-Schwarzeis-Nationalpark trifft es gut, denn die Straße ist bergig und eisig. Nur das Salz auf der Straße fehlt. Aber richtig kaltes Eis wie heute auf der E6 fährt sich im Winter so schlecht nun auch wieder nicht.
Denke mit den guten Winterreifen noch nicht einmal darüber nach, jetzt doch noch Spikes einzuschrauben. Und dank des Zusatz-LED-Fernlichts sehe ich rechtzeitig den obligaten Elch auf der Straße. Schaffe aber trotz ABS-Vollbremsung nichtmal ein verwackeltes Foto, da das Riesenvieh unerwartet schnell im Schneegestöber verschwindet.
Dann noch 3 Rentiere im Saltfjellet mitten auf der E6. Trotz guter Geschwindigkeit rechtzeitig gesehen. Und wieder kein Foto. Aber die Kinder schlafen, da habe ich niemand, der fotografiert. Und ich selbst muss schon konzentriert fahren, denn die kurvenreiche E6 geht im Saltfjellet bis fast auf 700 m hoch und es liegt immer mehr Schnee auf der Straße.
Zum Glück ist die E6 diesen Winter noch nicht gesperrt. Manchmal sperrt Norwegen im Winter die E6 und erlaubt nur Kolonnenfahrten mit einem Schneepflug vorn und einem hinten.
Straßenzustand der E6 durch Nordnorwegen im Winter
Gibt schon die ersten Verwehungen. Noch nach Mitternacht ist der norwegische Winterdienst unterwegs und hält die E6 nördlich vom Polarkreis frei. Selbst die Parkplätze am Rand sind geräumt. Aber die E6 besteht durchweg aus Eis mit Schnee obendrauf. Und der Schneesturm hält an.
Wer weiß, wie viel Schnee hier in den nächsten Stunden noch runterkommt. Zurzeit allerdings wirbelt auf der E6 zwar viel Schnee in der Luft herum, aber das ist nur der Sturm. So richtig Schneemasse kommt nicht runter. Das Problem sind also eher Schneeverwehungen. Werde trotzdem auf keinen Fall hier oben im Saltfjellet übernachten. Das Ziel ist Mo i Rana.
Die E6 ist jetzt total einsam. Es fahren nicht einmal mehr die sonst in Norwegen üblichen Sattelzüge. Sehe auf den ganzen 180 km von Fauske übers Saltfjellet nach Mo i Rana nur einen Pick-up, zwei LKWs vom Winterdienst, einen Elch und drei Rentiere auf der Straße. Sonst niemanden. Sicherlich nicht umsonst bei dem Winterwetter auf der E6.
Aber vom Abwarten wird es nicht besser werden. Also weiter, immer weiter. Im Wohnmobil schläft sowieso alles. Selbst während der beiden Vollbremsungen und der stillen Überquerung des Polarkreises nach Süden. Da quert man schon den Polarkreis in Norwegen, und ich halte nicht mal an. Aber naja, ist ja auch schon nach Mitternacht.
Bin echt glücklich über die neuen Winterreifen. Die Gummimischung der Falken Wildpeak AT3WA ist irgendwie weicher als die der vorigen Nokian Rotiiva AT. Die Winterreifen haften selbst auf Eis mit Schnee obendrauf hervorragend. Hatte noch nie solche guten Reifen. Dazu ABS am 711er – ein Traum.
Oder sind es die 500 Spikes in der Winterausrüstung für Norwegen, die mir Glück bringen? Wobei, wenn ich im Winter auf der E6 übers Saltfjell Probleme mit dem Schnee bekomme, brauche ich eher Schneeketten. Aber noch ist es nicht so weit. Auf der E6 in Norwegen schneit es zwar, aber es kommt nicht viel Schnee runter. Da kenne ich ganz andere Winter. Trotzdem werden im Saltfjellet die Schneeverwehungen nicht weniger.
Geschwindigkeit auf der winterlichen E6 in Nordnorwegen
00:50 Uhr. Mo i Rana. Hier ist zu entscheiden, ob wir die E12 über die Berge nach Schweden oder weiter auf der E6 durch Norwegen nach Süden fahren. Also Stellplatz direkt in Mo i Rana. Supermarktparkplatz ist gut im Winter, denn in Norwegen wird zwar nicht gesalzen, aber regelmäßig Schnee geschoben.
Generell passen meine Wintererfahrungen hier in Norwegen nicht so richtig, denn durch den Sturm wirbelt der Schnee nur in der Luft herum, bringt aber keine Masse. Sieht man ja, dass es seit der letzten vermuteten Räumung zum Ladenschluss höchstens 5 cm geschneit hat.
Brauche für die 340 km auf der E6 von Bognes über den Polarkreis nach Mo i Rana knapp 5 Stunden. Die Geschwindigkeit auf der E6 durch Norwegen also dank guter Winterreifen, ABS und LED-Super-Fernlicht mit 70 km/h gar nicht so schlecht.
Auch mit Spikes hätte ich die Geschwindigkeit bei den Straßen- und Wetterverhältnissen nicht viel mehr hochziehen können, denn das Limit setzt auf der bergigen E6 doch eher die Motorleistung des OM 364. Spikes bringen da nur bergab was. Passt schon. Echt ein toller Bus. Jede Fahrt begeistert mich aufs Neue.
Bin zwar noch gar nicht so richtig müde, muss aber jetzt trotzdem ins Bett, denn wir haben nur 2 Tage für die nächsten 1800 km bis Gedser. Und ich sehe nicht, dass die Straßen im norwegischen Winter südlich des Polarkreises besser werden. Ob ich nicht vielleicht doch Spikes einschrauben sollte? Ach, erst mal schauen, wie morgen die Eisstraßen rüber nach Schweden aussehen.
Mo i Rana | Norwegen | 605 km | 4.048 km
Erfahrungen auf der E6 durch Norwegen im Winter
- Die Europastraße E6 ist die Nord-Süd Verbindung in Norwegen: Wiki
- Der Süden der E6 ist Autobahn, die 2.300 km zwischen Lillehammer, Trondheim, Mo i Rana, Narvik, dem Nordkap und Kirkenes sind recht kurvige und bergige Landstraße.
- Nördlich des Polarkreises gibt es auf der E6 im Winter gern mal Streckensperrungen und Kolonnenfahrten (Kolonnekjørings).
- Im Winter ist auf der E6 und in Norwegen Winterausrüstung vorgeschrieben, vor allem Ketten und Winterreifen.
- Gefahren bin ich die E6 im Winter mit Falken Wildpeak AT3WA auf Mercedes 711: Klick
- Gefährlich sind im Winter nicht nur Eis und Schnee, sondern auch Elche und Rentiere auf der E6 durch Norwegen: Kein Norweger fährt ohne Zusatzscheinwerfer.
- Unser Wohnmobil kommt zwar an das Lichtinferno norwegischer LKWs nicht ran, aber mehr geht legal nicht (2x Hella LED Light Bar 350): Klick
- Durchschnittsgeschwindigkeit auf der E6 nördlich des Polarkreises in Norwegen im Winter mit dem Mercedes 711: 70 km/h
- Infonummer der norwegischen Straßenbehörde zum Zustand der E6 (Rufnummer aus Norwegen): 175