Fähre von Rostock nach Kopenhagen und Schweden
650 km sind für einen Trödeltag mit Stadtbesichtigung von Kopenhagen und zwei Fähren doch gar nicht schlecht.
Bordershop am Fährhafen Rostock
Nach dem gestrigen, verspäteten Start auf die Lofotenreise mussten wir ja im Hafen Rostock übernachten. Das war im Aufstelldach ziemlich kalt und windig, aber wir sind ja auf Winter vorbereitet und haben genug Decken mit. Und wenn es richtig kalt wird, schlafen sowieso alle unten.
Früh zum Bordershop. Denke in meiner Naivität, ich könnte hier frische Brötchen kaufen. Aber da gibt es tatsächlich nur Schnaps und Schokolade. Überlege, ob ich noch ein paar Sixpacks Bier kaufe, damit ich skandinavische LKW-Fahrer bestechen (oder belohnen) kann, wenn sie mich hinterm Polarkreis aus dem Schnee ziehen müssen. Aber nee, irgendwie will ich den Alkoholismus nicht fördern.
Und so bleibt der Korb leer und wir backen uns unsere Brötchen selbst.
Fähre von Rostock nach Gedser
Können ja schon mal vor zum Terminal fahren. 08:39 Uhr Check-in.
Da kommt auch schon die Fähre, leicht zu erkennen am markanten Rotorsegel.
Auch wegen der Neugier auf das Rotorschiff zwischen Rostock und Gedser ist Scandlines meine beste Verbindung nach Schweden.
09:19 Uhr fahren wir als Letzte auf die Fähre, die höchstens zu 20 % gefüllt ist. 09:30 Uhr Abfahrt der Fähre von Rostock nach Gedser.
Oben finden wir einen guten Platz. Draußen ist es zwar morgendlich frisch, aber das Rotorsegel der Fähre von Rostock nach Gedser muss ich mir schon anschauen. Gerade jetzt bei dem Seitenwind sollte der Flettner-Rotor doch ordentlich Vortrieb bringen. Dazu muss das Rotorsegel nur mit einer Hilfsmaschine etwa im Format eines OM 364 A gedreht werden, damit sich der Magnus-Effekt aufbaut und die Fähre anschiebt. Reines Segeln ist das natürlich nicht, und so fährt auch die Scandlines-Fähre von Rostock nach Gedser nicht ganz ohne Schornsteine.
Einlasskontrolle im Hafen von Gedser
Am Ausgang der Fähre von Rostock nach Gedser ist sogar Zollkontrolle. Allerdings arbeiten die nicht mit Pässen oder Fakten, sondern mit Psychotricks wie an der DDR-Grenze. Wo kommen sie her? Deutschland. Wo fahren sie hin? Kiruna. Was wollen sie da? Skifahren. Wie weit ist das? 2000 km. In so einer Situation sind einfache, sichere Antworten gefragt, über die der Beamte nicht nachdenken muss. Nordlichter und Wale lasse ich da lieber weg, damit das nicht zu Missverständnissen führt. Meine Antworten scheinen die Polizei zufriedenzustellen und wir werden durchgewunken. Okay, Dänemark.
Frühling in Dänemark
Dann wird das Wetter immer besser und der Motor langsam 100 Grad heiß. Mache also die Kühlerabdeckung weg. Hä, wo ist der nordische Winter? Hier in Dänemark jedenfalls nicht. Jetzt kommt sogar die Sonne raus und es sind 10°C.
Wollen wir nicht noch mal Kopenhagen besichtigen, wenn es gerade so schön ist? Hoch auf die Erlöserkirche klettern und Kopenhagen von oben anschauen? So wie zuletzt vor 7 Jahren mit dem MB 1124? Aber klar doch. LKW-Parken geht in Kopenhagen ganz gut östlich von Christianshavn. Die Sonne ist so schön, dass mein für die Reise an den Polarkreis ganz optimistisch mitgenommenes Solarpanel glatt noch 40 W einbringt.
Durchmarsch zur Erlöserkirche (Vor Frelsers Kirke) Kopenhagen
Frühlingshaft bekleidet starten wir nach Christiania. Das „freie“ Szeneviertel in der alten Kopenhagener Kasernenstadt ist ja etwas speziell.
Aber obwohl Christianshavn eine der besten Wohnlagen in Kopenhagen sein dürfte, genießt Christiania scheinbar nach wie vor den Status eines Schutzgebietes für vom Aussterben bedrohte Arten, die man da sich selbst überlässt.
Auch wir wollen nur mal wieder gucken und steuern ansonsten zielgerichtet die Vor Frelsers Kirke mit der äußeren Spiraltreppe an. Müssen allerdings vor einer Besichtigung online ein Zeitfenster buchen und bezahlen.
Die halbe Stunde Wartezeit vertreiben wir uns nach Kinderwunsch mit Möwengucken am Stadtgraben von Christianshavn.
Dann hoch auf den Turm. Ja, wir sind 10 Minuten zu zeitig. Aber das ist doch gut so, denn da verteilen sich die Besucherströme noch besser. Na gut.
Klettern also vorzeitig über die Holzstiegen bis ganz unter die Kirchturmspitze
Ist wirklich sehr hübsch da oben. Schöne Rundsicht über Kopenhagen.
Oben an der äußeren Spiraltreppe müssen wir ein bisschen warten, denn viele Leute wollen die schmalen Kupferstufen hochklettern und sich alle mal in die letzte Ecke quetschen.
Aber lange bleiben wir nicht oben, denn der Turm der Erlöserkirche (Vor Frelsers Kirke) schwankt bedenklich.
Die Freistadt Christiania
Unten begründen wir eine neue Tradition, indem wir mit Augen zu überteuertes Eis essen. Haben wir ja auch schon mal gemacht. Die Lofotfahrt fängt zwar langsam, aber schon mal gut an. Die Familie ist zufrieden. Ich bin zufrieden.
Dann durch die Pusherstreet von Christiania, in der der Handel mit weichen Drogen toleriert wird. Überall riecht es nach Gras. Bin schon vom Durchlaufen ganz benommen.
Christiania ist aber nicht nur frei von Drogenrestriktionen, sondern auch von Bauvorschriften. Wundere mich, dass die Konsumentenhütten am Stadtgraben immer noch nicht eingefallen sind. Nur die Coolness der Fahrzeuge ist ein wenig gesunken.
Fähre von Kopenhagen nach Schweden
Dennoch ist es ganz nett in Christiania. Lohnt immer mal wieder einen Besuch.
Hey, eigentlich haben wir gar keine Zeit für spontane Stadtbesichtigungen. Also raus jetzt aus Kopenhagen.
Wir müssen langsam nach Schweden und weiter auf die Lofoten. Da gibt es von Kopenhagen zwei Wege: Über die Störesundbrücke nach Malmö oder die Fähre von Helsingør nach Helsingborg. Brücke ist ganz nett, aber 65 km weiter und mit ein bisschen Organisationsaufwand verbunden, damit man nicht den Maxipreis bezahlt. Also direkt zur Fähre Helsingborg. 18:00 Uhr sind wir da, 18:10 Uhr geht die nächste Fähre und 18:30 Uhr sind wir in Schweden. Schätze mal, dass uns die Fähre im Vergleich zur Brücke 30 Minuten Zeit gespart hat.
Der lange Weg nach Norden
Ab jetzt beginnt der lange Weg durch Schweden. Erstmal auf der E4 Richtung Stockholm, dann an der Ostsee weiter bis ganz in die letzte Ecke des Bottnischen Meerbusens und von da über die Berge auf die Lofoten. So ist zumindest der Plan. Spikes sind noch lange kein Thema. Elche aber schon. Manno, mein LED-Zusatzfernlicht ist immer noch zu weit unten.
Kurz vor Mitternacht sucht mein Jüngster eine Piste links in den Wald raus. Dann den nächsten Weg rechts rein, den Bus zwischen die Bäume schieben und stehen. Gegessen haben wir schon. Können also direkt Tisch und Hubbett runter lassen und in den Betten verschwinden. Draußen ist Frost, da will niemand im extra isolierten Aufstelldach schlafen. Aber das Sofa ist ja auch schön.
Morgen geht’s weiter auf der E4 nach Norden.
Fähre Rostock – Gedser – Kopenhagen – Fähre Helsingør – Helsingborg – Jönköping – Mjölby – Askersund – Luckebo | Schweden | 654 km | 1.092 km
Unsere erste Fahrt im selbst ausgebauten Bus soll auch auf die Lofoten gehen, daher lese ich Deine Berichte gerade mit großem Vergnügen!
P.S. Beim Check-In Foto kann man Dich und die Beifahrerin in der Spiegelung sehen, nur falls Du es noch nicht bemerkt hast und anonymisieren möchtest 😉
Ich habe nun nicht direkt Paranoia, wenn mal was zu sehen ist. Aber vielen Dank für den Tipp. Hab das Foto gleich mal ein wenig angepasst.