Entlüftung der Trockentrenntoilette optimieren
Umbau und Test der Entlüftung der Trockentrenntoilette im Wohnmobil auf außenliegenden Lüfter und Absaugung nach oben.
Nicht pistenfestes Abluftrohr
Standardmäßig saugt die Entlüftung der Separett Tiny Trockentrenntoilette von oben ab, drückt die Abluft in der Toilette nach unten, dann waagerecht nach außen und bei mir wieder hoch in den Entlüftungsschornstein am Heck. Hab die Entlüftung nur umgebaut auf einen deutlich leiseren 90-mm-Lüfter in 24 Volt. Sonst ist die original.
Nun ist die Tiny ja wirklich hochwertig verarbeitet. Aber nach zwei Jahren Benutzung merke ich, dass die vorrangig für schwedische Gartenhäuser und nicht so direkt für Wohnmobile vorgesehen ist. Es wurde nämlich beim elektrischen Kochabend in Tunesien kritisiert, dass die Trockentrenntoilette riecht.
Gleich alles zerlegen konnte ich aber wegen meines Unfalls nichts. Erst mit frisch reparierter Hand merke ich, dass das Abluftrohr von unten nur aufgesteckt ist und sich losgerüttelt hat. Ist allerdings mein Fehler, da ich die Toilette höher gelegt und hinten einen freien Zugang zum Unterboden gelassen habe. Angesichts dieses gravierenden Fehlers wundere ich mich aber schon, warum die Toilette nicht noch mehr gestunken hat. Es war etwas zu riechen, aber nicht dramatisch schlimm.
Toilettenentlüftung nach unten oder oben?
Nun ist das Rohr schnell zusammengesteckt und fixiert, aber so richtig will mir die Lösung mit den vielen Winkeln und Steckern in der Abluftführung nicht gefallen. Eine direkte Entlüftung nach oben ist allerdings bei der namensgerecht sehr schlanken Tiny nicht so einfach möglich.
Die zuverlässigste Trockentrenntoilette bei uns im Vergleichstest ist ja die Separett Villa 9010. Dieses Lob bezieht sich allerdings nur auf die Funktion, denn die Tiny ist 20 cm kürzer und nur die ermöglicht auch meinen großen Jungs das Sitzen im Bad. Und dazu hat die natürlich auch diese dezente, akzeptanzfördernde Klappe über dem Eimer.
Mittlerweile aber haben sich alle an eine Trockentrenntoilette gewöhnt und ich brauche die Schönheit und Eleganz der wegschwenkenden Kackeimerabdeckung nicht mehr. Kann also die ohnehin klapprige Schwenkmechanik ausbauen und den frei gewordenen Platz für eine direkte Entlüftung nach oben nutzen. Eben so, wie es sich bei der Villa bewährt hat.
Nun könnte ich ja die Tiny einfach direkt nach unten durch den Fahrzeugboden entlüften. Aber das würde ich niemals machen, denn der dort ankommende Gestank ist schon erheblich. Hab echt keinen Bock darauf, das Ersatzrad nur noch mit Nasenklammer abzubauen, am Stellplatz die Ecke hinten rechts zu meiden oder Passanten mit Fäkalgestank zu belästigen.
Nee, der Entlüftungsschornstein weit nach oben übers Dach hat sich echt bewährt. Lieber baue ich den Sichtschutz der Separett Tiny aus, um Platz für den zweiten Lüfter nach oben zu schaffen.
Umbau auf außenliegenden Toilettenlüfter
Nun habe ich im Rahmen meiner Experimente schon drei verschiedene Löcher für die Entlüftung in die Heckwand des Wohnmobils gebohrt: Unterhalb der Toilette, ziemlich in der Mitte und oberhalb. Diesmal will ich zusätzlich zur unteren auch die obere Entlüftung nutzen.
Den zweiten zusätzlichen Lüfter kriege ich aber auf keinen Fall innerhalb der Trockentrenntoilette verbaut. Nur warum soll ich den Lüfter nicht außen montieren, wo ich Platz habe? Muss mir halt eine Schutzabdeckung bauen.
Da kann ich auch endlich mal meine neue BGS-Mini-Kantbank für Bleche bis 30 cm Breite ausprobieren. Hatte die erst ganz optimistisch im Wohnmobilschraubstock eingespannt. Also am Schraubstock liegt es nicht, aber dem fehlt es da ein bisschen an Verankerung.
Selbst dieses 1,5-mm-Blech kriege ich nur mit einer 2 m Verlängerung am Griffstück der kleinen Kantbank gebogen. Da wirken ganz schöne Kräfte und entsprechend schwer ist die Kantbank.
Aber dafür kann sich die selbst gekantete Lüfterhaube für die Trockentrenntoilette sehen lassen. Frage mich wirklich, wie ich bislang ohne Kantbank leben konnte.
Und ein kleines Schweißgerät ist natürlich auch nicht zu verachten. Bin deswegen noch lange kein Profi, aber vier Stehbolzen für die Befestigung des Lüftergehäuses kriege ich schon aufgeschweißt.
Rostschutz in Wagenfarbe
Am Anfang muss man sich einfach nur trauen, am Ende macht es die Erfahrung. Hab z.B. mittlerweile gelernt, dass es die Rostschutzfarbe Brantho Korrux 3 in 1 auch in Wagenfarbe gibt, weiß aber erst seit kurzem, dass ich einen Schwupps Schwarz zum RAL 6012 geben muss, um am BGS-Fensterbus das nachgedunkelte, echte Schwarzgrün besser zu treffen.
Lackiert sieht das außenliegende Lüftungsgehäuse der Trockentrenntoilette doch schon ganz passabel aus.
Da meine Kantarbeit nichts zu halten hat, kann ich auch 5 Jahre überlagertes Sikaflex nehmen. Hab schon das Solarpanel damit geklebt und das hält auch. Mag keine Verschwendung.
Die Abdeckung baue ich übrigens auch deswegen, weil das alte Loch für die Entlüftung der Separett Villa 9010 einen 75er Querschnitt hatte, die Tiny aber mit DN 50 arbeitet. Diese Standardisierung finde ich zwar löblich, aber das Loch ist nun halt zu groß.
Entlüftungsrohr für die Trockentrenntoilette
Die Verrohrung der Entlüftung ist dann noch ein bisschen Bastelei, weil ich immer noch keinen 3D-Drucker habe und die Standardware im Baumarkt doch zu wünschen übrig lässt. Muss also für die Verklebung von HT-Rohren Stoß auf Stoß ein Hüllrohr anpassen. Da sieht man mal, wie praktisch so ein Busschraubstock ist.
Alles noch mit Schwanheimer Industriekleber einkleben und schon ist das Entlüftungsrohr für die Trockentrenntoilette fertig.
Test der doppelten Toilettenentlüftung
Hab also jetzt eine doppelte Toilettenentlüftung nach oben und unten, denn doppelt hält besser. Dazu kann ich die Lüfter einzeln an- und ausschalten und so ein bisschen herumexperimentieren.
Der Test im Sommerurlaub ergibt jedenfalls keine Auffälligkeiten oder Beschwerden und auch meine Schutzabdeckung für den außenliegenden Lüfter übersteht das diesjährige Regenwetter.
Allerdings merke ich im direkten Vergleich des 60-mm-Lüfters nach unten und des 90-mm-Lüfters nach oben, dass die Saugleistung des größeren Lüfters trotz des theoretisch höheren Luftdurchsatzes ein Witz ist. Dabei hab ich den extra so schön eingepasst.
Der kleine 60-mm-Lüfter ist zwar deutlich lauter, passt aber besser zum Lüftungsquerschnitt der Separett Tiny von nur 50 mm. Packe den noch ein bisschen in Armaflex ein, um Vibrationen und Körperschall sowie Strömungsverluste zu vermeiden. Hoffe, dass ich mir damit nicht wieder eine Strömungsverschlechterung einbaue.
Wenn ein Lüfter draußen brummt, ist das nur halb so schlimm. Hauptsache, die Toilette funktioniert und riecht nicht. Was allerdings gar nicht geht, ist mein neues grünes Panzerband für den fliegenden 24-V-Anschluss des 60-mm-Lüfters. Das hätte ich auch gern in RAL 6012.
Fazit
Jetzt mache ich hier Werbung für die Separett Tiny, obwohl von unserer schicksten Trockentrenntoilette mittlerweile kaum noch was original ist. Urinableitung anders, Geruchsverschluss ergänzt, Entlüftung umgebaut, Sichtschutzklappe entfernt. Aber ich werde trotzdem nicht ins Trockenklo-Business einsteigen.
Und doch zeigen die Experimente, dass man selbst ein durchdachtes System mit kleinen Optimierungen erheblich verbessern kann. War z.B. überrascht, wie viel besser der kleine Lüfter saugt, obwohl der deutlich schlechtere Leistungswerte hat.
Mal sehen, vielleicht kann ich ja jetzt den inneren Lüfter nach unten ausschalten, damit wieder Ruhe im Klo ist. Und ich könnte bei gefülltem Eimer testen, ob die obere oder die untere Entlüftung besser funktioniert. Die Lüfter sind ja jetzt gleich. Ach, als Hobbytoilettenentwicklungsingenieur findet man wirklich niemals Ruhe.
Infos zum Bastelmaterial
Wenn ich von etwas überzeugt bin und Markennamen nenne bzw. konkrete Produkte verlinke, ist das natürlich immer Werbung. Zwar unbezahlt, aber eben Werbung.
- Ich würde immer nur die Separett Tiny mit Urinableitung nehmen und nicht mit dem kleinen, inneren Urintank: Klick
- Vorbildlich ist, dass alle Schrauben der Separett Tiny einheitlich 20er Torx sind.
- Übersicht verschiedener 24-V-Axiallüfter (EVG): Klick
- Originalgröße hat ein 24V DC-Lüfter 60 x 60 x 25 mm, 36,6 m³/h, 33,5 dB, der trotz Kugellager aber recht laut ist (MMB 2410ML-05W-B40-D00): Klick
- Der 24-V-Lüfter 92 x 92 x 25 mm mit abgesägten Ecken passt zwar und ist flüsterleise, bringt aber in dieser Einbausituation nur den halben Luftdurchsatz (NMB 09225SA-24L-EA, 68 m³/h, 2.400 U/min, 25 dB, Kugellager): Klick
- Der Schwanheimer Industriekleber hält wirklich, was er verspricht und ist mittlerweile mein Standardkleber für schwierige Aufgaben. Am besten ist aber, dass die Flasche seit einem Jahr offen im Kühlschrank steht und immer noch klebt (RE-HT opac 20g): Klick
- Rostschutzfarbe Brantho Korrux 3 in 1 in Wunschfarbe, hier RAL 6012 (Korrosionsschutz-Depot): Klick
- Die Mini-Kantbank bewältigt (mit verlängertem Hebel) problemlos Stahlblech von 1,5 mm Dicke und 30 cm Breite (BGS 74245): Klick
- Immer wieder praktisch ist mein geliebter Busschraubstock (Kukko 525-100): Klick
- Statt des überlagerten 252i wäre UV-stabiles Sikaflex 554 besser: Klick
Moin,
es gibt im Yachthandel Aktivkohlefilter, durch die man die Abluft führen kann um dann den Ausgang am Fahrzeugboden ohne Geruchsbelästigung zu haben. Läuft bei mir seit etwa sechs Jahren mit einem Filter. Vermutlich gehen auch Filter von Atemschutzmasken mit Gewindeanschluß RD 40.
Deine Idee mit dem Geruchsverschluss für Urinale ist übrigens super!
Viele Grüße
Andreas
6 Jahre mit einem Filter sind natürlich nicht schlecht. Ich hätte da mit häufigeren Wartungszyklen gerechnet. Jetzt habe ich ja meinen entlüftungsschornstein am Heck, aber ansonsten ist ein Aktivkohlefilter eine coole Option.
Und ja, mit dem Geruchsverschluss fürs Urinal bin ich jetzt auch richtig glücklich. Manchmal gibt es wirklich coole Lösungen, die man nur nicht kennt.