Elbe: Paddeln entlang der alten DDR-Grenze
Ab Cumlosen stand die DDR-Grenzanlage an der Elbe. Die Geschichte der Zonengrenze gibt’s im Grenzlandmuseum Schnackenburg.
Bootsbeschriftung auf der Elbe
Unser Plan von gestern ist voll aufgegangen und wir stehen früh noch voll im Schatten. Also Tiefschlaf bis 8:30 Uhr. Und auch da fließt die Elbe noch völlig ruhig und still vorbei.
Noch schnell die Bootsbeschriftung nachmalen, denn damit versteht die Wasserschutzpolizei keinen Spaß. Auch Paddelboote müssen auf der Elbe beschriftet sein. Etwa 300 km hält der weiße Edding auf der EPDM-Bootshaut des Riverstar. Damit kann ich leben.
Kühlschrank beim Paddeln
Erst 9:30 Uhr legt das Boot von unserer Sandbank ab und das Frühstück naht. Hatte erst immer ein bisschen Angst, dass mal irgendwann meine selbst aufgeklebten D-Ringe abreißen und die hochgestapelten Packsäcke ins Wasser fallen. Aber die Kajak-Beschläge halten und die Ortlieb-Taschen sind nicht nur wasser-, sondern auch luftdicht und würden im Notfall schwimmen.
Waren ja gestern in Arneburg einkaufen. Also gibt es halbwegs frisches Obst und natürlich die beliebten, liebevoll servierten Honigbrötchen.
Die Butter ist nun schon den vierten Tag auf der Elbe unterwegs und immer noch in bestem Zustand. Finde erstaunlich, wie gut der Butterkühlschrank funktioniert.
Das ist einfach eine Tupperdose, die in einem dicken Frotteestrumpf steckt. Für die Kühlung der Butter muss ich den Strumpf nur feucht halten und möglichst in der Sonne lagern. Den Rest erledigt die Verdunstungskälte.
Kontrollrunde der Wasserschutzpolizei Wittenberge
In der Zwischenzeit treiben wir schon mal zwei Kilometer dahin. Und als ob ich es gewusst hätte, fährt die Wasserschutzpolizei spazieren. Wer weiß, ob die meine etwas ausgeblichene Bootsbeschriftung noch mal hätten durchgehen lassen. Ansonsten gibt es ja nichts, was sie hier kontrollieren könnten.
Wittenberge sieht man zwar vom Wasser aus, aber die Altstadt liegt recht weit von der Elbe entfernt. Haben keine Lust, da hinzupaddeln. Bedarf besteht auch an nichts, also weiter.
Dafür ist der Neubau der Elbbrücke Wittenberge am km 456,3 interessant, der die alte Straßenbrücke der B189 mit DDR-Rekordlänge von 1110 m Länge ersetzen soll.
Hitze ohne Wind beim Paddeln auf der Mittelelbe
Heute ist es besonders heiß. Dazu haben wir ganz leichten Rückenwind, so dass die Luft um uns fast steht. Ist zwar alles angenehm und schön und hübsch. Aber eben heiß. Wo wir uns am ersten Tag die Beine zugehängt haben, weil es kalt war, legen wir jetzt was drüber, damit die Beine nicht verbrennen. Ansonsten helfen Sonnencreme und Hut.
Trotzdem müssen wir ab und zu mal an einer schattigen Bucht anhalten und uns in der Elbe erfrischen. Aber nicht mehr als 10 Minuten, dann geht’s weiter.
Deichneubau Wentdorf-Wittenberge
Die Kilometertabelle im Gewässerführer infomiert über die Highlights rechts und links der Elbe. Hier lugt Wahrenberg hinter dem linken Elbdeich hervor.
Aber manches muss ich dann doch mit dem Handy recherchieren. Wieso wird z.B. rechts der Elbe der Wentdorf-Wittenberger Elbdeich neu gebaut? Aha, aufgrund von Rissen sogar ohne Planfeststellungsverfahren. Da galoppieren das Brandenburger Landesamt für Umwelt und die Untere Wasserbehörde mit einer Ordnungsverfügung zur Gefahrenabwehr ja mal ganz schön zackig durch den Bürokratiedschungel im Naturschutzgebiet.
Erster DDR-Grenzturm an der Elbe bei Cumlosen km 469
Am km 469,5 steht in Cumlosen der erste DDR-Grenzturm.
Dabei beginnt die alte innerdeutsche Grenze entlang der Elbe erst in 5 km kurz vor Schnackenburg. Typisch. Die für die DDR besonders kritische Grenze an der Elbe wurde schon weit im Vorland gesichert.
Schnackenburg
Die alte Zonengrenze in der Elbe kommt am km 473. Das erste „Westdorf“ links der Elbe ist Schnackenburg bei 474,6 km. Oh sorry, das ist natürlich eine Stadt und kein Dorf.
In Schnackenburg steigen wir an der Fähre aus und wollen auf dem Weg zum (vermeintlichen) Restaurant die guten Paddel mitnehmen. Der Fährmann hält uns aber zurück und weist uns an, dass wir die Paddel unter sein Auto stecken sollen.
Hier würde nichts wegkommen. Klar, das ist das Ende der westlichen Welt. Nach dem Mauerfall sind die Grenzer weg, so dass viele Häuser leer stehen. Ist zwar hübsch in Schnackenburg, aber es fehlt Infrastruktur.
Und die letzte Kneipe hat Corona nicht überlebt. Dafür gibt es am Marktplatz eine mobile Imbissbude mit „bürgerlich-mütterlicher Küche“, also Currywurst mit Pommes oder ein spezieller Hot-Dog-Burger. Das ist ein Brötchen mit gebratener Wurst, Zwiebel und saurer Gurke. Lassen uns also an der Heißen Kiste bemuttern und sind zufrieden.
Ins Grenzlandmuseum gehen für wir vor allem deswegen, weil das kleine Solarmodul nicht mehr richtig funktioniert und wir an der Kasse die Powerbank einstöpseln können. Und da haben wir ja wieder unseren Trabant Kübel, auch wenn die rechte hintere Felge mal nachlackiert werden könnte.
Nachmittagshitze auf der Elbe
Dann in der größten Hitze um 15:00 Uhr raus aufs Wasser. Selbst unser Jüngster setzt jetzt freiwillig eine Mütze auf. Dennoch kommen wir gut voran, weil die Elbe 4 km/h strömt und wir mit Paddeln 12 km/h schaffen. 15:45 Uhr wird es dann aber zu viel. Wir relaxen im Uferschatten und baden in der Elbe.
Nach einer Stunde Paddelpause geht’s weiter. Schließlich steht das Ziel, über 50 km zu paddeln. Vielleicht sogar 60 km. Dafür herrschen günstige Bedingungen, denn Rückenwind soll hier an der unteren Mittelelbe recht selten sein.
Bin ganz stolz, dass meine Frau mein Falke-T-Shirt Ultralight Cool anzieht. Das ist nämlich bei der Hitze äußerst angenehm auf der Haut. Aber mir leider zu klein. Das soll zwar eine Männer-L sein, ist wohl aber eher eine Frauen-S. Jedenfalls bin ich dieses hautenge Sport-T-Shirt zwar los, kann es dafür aber immer ansehen. Also win-win.
Abend in Dömitz
Um 19:10 Uhr passieren wir den Elbkilometer 500 bei Langendorf. Sind jetzt 450 km von zu Hause weg.
Fast genau 20:00 Uhr passieren wir am km 505,7 die Straßenbrücke Dömitz. Also 57,7 km heute und bis hierher. Die im Elbe-Reiseführer so schön abgebildete Festungsstadt Dömitz selbst ist aber nicht zu sehen.
Das Tagesziel von 60 km schaffen wir noch. Und eigentlich könnten wir auch den alten Rekord von 70 km brechen. Aber nicht mehr heute. Stattdessen suchen wir uns bei Dömitz einen Rastplatz, was jedoch mehrere Anläufe braucht. Erst sind die 60 km noch gar nicht genau geschafft, dann ist es zu schlammig, dann zu schräg. Dann besteht wieder Uferbetretungsverbot. Erst der vierte Platz wird für gut genug befunden, und ich kann das Zelt aufbauen.
Am Abend muss ich sogar die Regenhose anziehen, weil der Wind jetzt doch ganz schön frisch die Elbe hinauf weht. Regen gibt es zwar ganz bestimmt keinen, aber die Vaude Monviso ist nun mal meine einzige lange Hose beim Paddeln.
Und es gibt noch einen wichtigen Ausrüstungsgegenstand beim Paddeln, das ist der kleine Spaten. Mehr brauche ich dazu ja wohl nicht erläutern.
Infos
- Hinzdorf – Wittenberge – Cumlosen – Schnackenburg – Gorleben – Dömitz – Damnatz | km 448 – km 509 | 61 km | 185 km gesamt
- DKV-Gewässerführer Ostdeutschland mit Kilometerangaben, aktuellen Hinweisen und Betretungsverboten (S. 86): Klick
- Tipps und Etappen zum Paddeln auf der Elbe
- Ausrüstungsliste fürs Paddeln