Bretagne: Belastungstest von Brest bis Crozon

Die südwestliche Bretagne liegt schon recht exponiert im Atlantik und bietet Dauerregen von Brest bis zur Halbinsel Crozon.

Mercedes 711 auf der Halbinsel Crozon

Mercedes 711 auf der Halbinsel Crozon

Regen im Wohnmobil

Gestern Abend hat es hier am Pointe de Corsen, dem westlichsten Punkt der Bretagne, schon geregnet. In der Nacht wurde das Plätschern immer stärker. Und heute früh geht es unvermindert weiter. Na, das kann heute ein schöner Belastungstest für unsere Bretagne-Begeisterung werden. Aber noch ist alles okay, denn schließlich ist der Bus massiv mit Armaflex gedämmt, so dass man die Regentropfen kaum hört. Eine meiner besten Erfindungen ist aber das ausstellbare Oberfenster. Das kann man nämlich auch bei Regen offen lassen und hat so immer frische Luft im Fahrerhaus-Hubbett.

Selbstgebautes, ausstellbares Oberfenster am Mercedes 711

Selbstgebautes, ausstellbares Oberfenster am Mercedes 711

Auch die Jungs im Aufstelldach hängen nur das Zelt ganz oben ein und schlafen ansonsten selbst im strömenden Regen gemütlich weiter. Also erst 9:30 Uhr Frühstück. Wir sind die einzigen hier am Pointe de Corsen.

Mercedes 711 mit Aufstelldach am Pointe de Corsen

Mercedes 711 mit Aufstelldach am Pointe de Corsen

Das Wetter ist derartig katastrophal, dass ich Motor und Aufbau mit der Dieselstandheizung vorwärme. Aber das Runterkommen von der Wiese ist mit den bewährten Falken Wildpeak AT3WA überhaupt kein Problem – über feuchte Wiesen denke ich mit den richtigen Reifen nicht mal mehr nach. Mich treibt eher um, wie ich es schaffe, das Brantho Korrux im Originalfarbton RAL 6005 an den nachgedunkelten Originallack anzupassen. Oder gibt sich das, wenn ich statt Pinsel die Spritzpistole nehme? Muss ja meinen geschweißten Radlauf sowieso noch mal nachschleifen.

Wiesenfreundliche Falken Wildpeak AT3WA auf dem Wohnmobil

Wiesenfreundliche Falken Wildpeak AT3WA auf dem Wohnmobil

Regen am Menhir de Kerloas

Egal, los jetzt. Noch eine Ehrenrunde zum Pointe de Corsen, und dann geht es im strömenden Regen und bei Nebel in Richtung Brest. Aber halt, im Bretagne-Reiseführer stand ja noch was vom größten Hinkelstein, dem Menhir de Kerloas. Also nochmal dahin. Ist schon beeindruckend, einen 10 Meter hohen Granitblock mit 150 Tonnen Gewicht aufgerichtet auf einem Hügel stehen zu sehen. 5000 Jahre alt. Bin voll begeistert, auch wenn es mir nicht gelingt, alle Reiseteilnehmer mitzureißen. Regnet eben.

Menhir de Kerloas

Menhir de Kerloas

U-Boot-Basis Brest

Die Begeisterungsfähigkeit hängt allerdings immer auch von den Reisezielen ab. In Brest am U-Boot-Bunker ist nämlich der strömende Regen plötzlich überhaupt kein Problem mehr. Ist nur recht schwierig ranzukommen, denn die Basis ist noch in Betrieb. Und die Militärposten wollen uns trotz meines besten Französisch wirklich nicht reinlassen. Nichts zu machen. Die Franzosen lassen ihre aktive U-Boot-Basis sogar im Satellitenbild verpixeln. Schauen uns das Ding also nur von der Seite an und flitzen zurück zum Bus.

U-Boot-Bunker Brest

U-Boot-Bunker Brest

Regen auf der Halbinsel Crozon

Fahren dann einmal rund um die Bucht auf die hübsche, aber eben leider verregnete Halbinsel Crozon. Also im Reiseführer sieht die Halbinsel Crozon ganz anders aus. Da scheint auf jedem Foto die Sonne. Heute aber sind alle Schleusen offen. Langsam sinkt die Stimmung auf den Tiefpunkt, und der jüngere Teil der Reisegesellschaft will am liebsten direkt nach Hause fahren. Ich aber lese doch nicht umsonst den Bretagne-Reiseführer, mache mir Punkte in die Karte und lerne das ganze Reise-Know-how auswendig.

Sommerhut und Bretagne-Reiseführer

Sommerhut und Bretagne-Reiseführer

Doch auch wenn ich meinen Sommerhut ganz umsonst mithabe – ein kleines Programm müssen wir schon noch durchziehen. Und das sieht für heute vor, die sechs großen Kaps auf der Halbinsel Crozon anzuschauen, das schöne Wetter zu genießen und am Sandstrand zu buddeln. Aber irgendwas passt da nicht.

Steinstrand Plage de Lomergat auf der Halbinsel Crozon

Steinstrand Plage de Lomergat auf der Halbinsel Crozon

Regen am Pointe des Espagnols

An der nördlichsten Spitze der Halbinsel Crozon, dem Pointe des Espagnols, steht genau gegenüber von Brest eine große Küstenbatterie. Das interessiert trotz Wind und Wetter immerhin 75% der Reisegesellschaft. Seht ihr, so schlecht ist mein Programm für die Bretagne gar nicht.

Pointe des Espagnols auf der Halbinsel Crozon

Pointe des Espagnols auf der Halbinsel Crozon

Nur der Blick auf Brest fehlt. Dachte, dass man von hier die U-Boot-Basis perfekt sehen könnte. Aber das Wetter ist halt wirklich Mist.

Blick von der Halbinsel Crozon nach Brest

Blick von der Halbinsel Crozon nach Brest

Die nächsten Forts lassen wir gleich ganz weg. Camaret-sur-Mer ist zwar selbst im Regen hübsch mit den ganzen Cafés an der eleganten Uferpromenade unten am Hafen. Aber wer will da schon im Regen draußen sitzen.

Plage de Pen Hat, Halbinsel Crozon

Den Pointe du Toulinguet fahren wir nur an, steigen aber bei peitschendem Regen wegen 0 % Interesse nicht mal aus. Doch unten, an der Plage de Pen Hat ist ein guter Parkplatz. Hier könnten wir sogar bleiben, denn heute wird wohl niemand das Wohnmobil-Parkverbot kontrollieren.

Mercedes 711 am Plage de Pen Hat, Halbinsel Crozon

Mercedes 711 am Plage de Pen Hat, Halbinsel Crozon

Hier ist es so hübsch, dass die Interessensquote trotz Regen und Sturm auf 50% ansteigt. Aber schwimmen will wieder niemand.

Plage de Pen Hat, Halbinsel Crozon

Plage de Pen Hat, Halbinsel Crozon

Steinreihen von Lagatjar

Bei Regen schauen wir uns wieder nur zu zweit die Steinreihen von Lagatjar mit 134 Menhiren an, ein beeindruckendes Zeugnis bretonischen Lebens von vor 5000 Jahren. Aber das ist natürlich auch nichts für lange.

Halbinsel Crozon, Steinreihen von Lagatjar

Halbinsel Crozon, Steinreihen von Lagatjar

Regen am Pointe de Pen Hir

Nächster Stopp Pointe de Pen Hir. Gibt hier trotz des Wetters sogar ein paar Besucher außer uns.

Parkplatz am Pointe de Pen Hir, Halbinsel Crozon

Parkplatz am Pointe de Pen Hir, Halbinsel Crozon

Ähm, hatte ich schon erwähnt, dass es regnet? Nein? Also es regnet und stürmt wie verrückt, erst recht an diesem exponierten Kap Pen Hir. Trotzdem klettert meine Frau mit mir im stürmischen Wind über die Felsen.

Pointe de Pen Hir, Halbinsel Crozon

Pointe de Pen Hir, Halbinsel Crozon

Wohnmobil-Stellplatz auf der Halbinsel Crozon

Ist schon hübsch hier, aber eben nicht die richtige Zeit für Wanderungen auf glitschigen Wegen. Trotzdem sind immer noch Touristen unterwegs. Wir sind aber auch froh, wieder im Bus zu sitzen. Jetzt brauchen wir langsam einen Stellplatz. Ist nicht einfach hier auf der touristischen Halbinsel Crozon. Überfüllung ist bei dem Wetter kein Problem, aber alle Strandparkplätze sind verboten und viele mit Höhenbeschränkungen unbefahrbar.

Typischer Parkplatz auf der Halbinsel Crozon

Typischer Parkplatz auf der Halbinsel Crozon

Campingplatz auf der Halbinsel Crozon

Also wieder umdrehen und auf Verdacht ins Land zu einer alten Mühle. Das Sträßchen wird zum Feldweg, der Feldweg zum Wiesenpfad. Plötzlich rechts eine Lücke im Gebüsch. Steil hoch ein Abzweig. Nasse Wiese, gute Reifen, kein Problem. Versteck gefunden. Also wenden und stehen.

Wohnmobil-Stellplatz auf der Halbinsel Crozon

Wohnmobil-Stellplatz auf der Halbinsel Crozon

Der geheime Stellplatz auf der Halbinsel Crozon ist perfekt. Ringsum gibt es nur feuchte Wiesen, labyrinthisches Gebüsch, verlassene Gärten, umgestürzte Bäume und blühendes Heidekraut.

Heidekraut auf der Halbinsel Crozon

Heidekraut auf der Halbinsel Crozon

Regen beim Strandspaziergang

Am Abend gehen die 50% noch belastbaren Reiseteilnehmer runter ans Meer. Da sieht man schon, wie hübsch die Halbinsel Crozon bei schönem Wetter sein könnte. Die Frage ist nur, ob das öfter als einmal in zehn Jahren vorkommt.

Strand auf der Halbinsel Crozon

Strand auf der Halbinsel Crozon

Dann über das Dorf zurück zum Bus. Sind schöne vier Kilometer, auch wenn es immer wieder mal regnet. Aber so langsam gewöhnt man sich dran. Nur das SUP haben wir völlig umsonst dabei. He, wir sind in der Bretagne, nicht in Kroatien.

Pointe de Corsen – Plouarzel – Menhir de Kerloas – Brest – Pointe des Espagnols – Camaret-sur-Mer – Crozon | Frankreich | 157 km | 2.202 km

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4 Antworten

  1. Peter sagt:

    Wenn ihr bei diesen durchaus nicht ungewöhnlichem Wetter, noch die ein oder andere schöne Seite der Bretagne habt erleben dürfen, müsst ihr wiederkommen! Nicht umsonst ist die Landschaft in vielen Teilen so wunderbar grün…. Wir durften die Wetterkapriolen noch nicht kennenlernen, von daher könnt ihr NUR begeistert sein von einem weitern Kennenlernen!
    Genießt das gute Bretonische Essen in einem schönen kleinen Lokal vor Ort, am besten in einem kleinen Ort, und die Sonnen lacht gleich wieder, keine Lüge!
    🙂

    Viele Grüße Peter

  2. Frank sagt:

    Hallo Tom,
    zu meiner Zeit 96 plus war das Wetter fast immer top.
    Sogar im Februar noch kurze Hose und T Shirt.
    Meine Freundin, Halb Maroc und France, wohnte in Crozon Morgat.
    Viele schöne Parkplätze zu der Zeit ohne Höhenbeschränkung.
    Schönste Beach war Goliath Beach, Parkplatz direkt am Strand.
    Durch den Golfstrom immer geil das Wetter.
    Leider wurde das alles zu stark Beeinflusst.
    War ne mega schöne Zeit.
    Die Gegend, Atemberaubend schön.
    Gruss Frank

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