Bretagne: Belastungstest von Brest bis Crozon
Die südwestliche Bretagne liegt schon recht exponiert im Atlantik und bietet Dauerregen von Brest bis zur Halbinsel Crozon.
Regen im Wohnmobil
Gestern Abend hat es hier am Pointe de Corsen, dem westlichsten Punkt der Bretagne, schon geregnet. In der Nacht wurde das Plätschern immer stärker. Und heute früh geht es unvermindert weiter. Na, das kann heute ein schöner Belastungstest für unsere Bretagne-Begeisterung werden. Aber noch ist alles okay, denn schließlich ist der Bus massiv mit Armaflex gedämmt, so dass man die Regentropfen kaum hört. Eine meiner besten Erfindungen ist aber das ausstellbare Oberfenster. Das kann man nämlich auch bei Regen offen lassen und hat so immer frische Luft im Fahrerhaus-Hubbett.
Auch die Jungs im Aufstelldach hängen nur das Zelt ganz oben ein und schlafen ansonsten selbst im strömenden Regen gemütlich weiter. Also erst 9:30 Uhr Frühstück. Wir sind die einzigen hier am Pointe de Corsen.
Das Wetter ist derartig katastrophal, dass ich Motor und Aufbau mit der Dieselstandheizung vorwärme. Aber das Runterkommen von der Wiese ist mit den bewährten Falken Wildpeak AT3WA überhaupt kein Problem – über feuchte Wiesen denke ich mit den richtigen Reifen nicht mal mehr nach. Mich treibt eher um, wie ich es schaffe, das Brantho Korrux im Originalfarbton RAL 6005 an den nachgedunkelten Originallack anzupassen. Oder gibt sich das, wenn ich statt Pinsel die Spritzpistole nehme? Muss ja meinen geschweißten Radlauf sowieso noch mal nachschleifen.
Regen am Menhir de Kerloas
Egal, los jetzt. Noch eine Ehrenrunde zum Pointe de Corsen, und dann geht es im strömenden Regen und bei Nebel in Richtung Brest. Aber halt, im Bretagne-Reiseführer stand ja noch was vom größten Hinkelstein, dem Menhir de Kerloas. Also nochmal dahin. Ist schon beeindruckend, einen 10 Meter hohen Granitblock mit 150 Tonnen Gewicht aufgerichtet auf einem Hügel stehen zu sehen. 5000 Jahre alt. Bin voll begeistert, auch wenn es mir nicht gelingt, alle Reiseteilnehmer mitzureißen. Regnet eben.
U-Boot-Basis Brest
Die Begeisterungsfähigkeit hängt allerdings immer auch von den Reisezielen ab. In Brest am U-Boot-Bunker ist nämlich der strömende Regen plötzlich überhaupt kein Problem mehr. Ist nur recht schwierig ranzukommen, denn die Basis ist noch in Betrieb. Und die Militärposten wollen uns trotz meines besten Französisch wirklich nicht reinlassen. Nichts zu machen. Die Franzosen lassen ihre aktive U-Boot-Basis sogar im Satellitenbild verpixeln. Schauen uns das Ding also nur von der Seite an und flitzen zurück zum Bus.
Regen auf der Halbinsel Crozon
Fahren dann einmal rund um die Bucht auf die hübsche, aber eben leider verregnete Halbinsel Crozon. Also im Reiseführer sieht die Halbinsel Crozon ganz anders aus. Da scheint auf jedem Foto die Sonne. Heute aber sind alle Schleusen offen. Langsam sinkt die Stimmung auf den Tiefpunkt, und der jüngere Teil der Reisegesellschaft will am liebsten direkt nach Hause fahren. Ich aber lese doch nicht umsonst den Bretagne-Reiseführer, mache mir Punkte in die Karte und lerne das ganze Reise-Know-how auswendig.
Doch auch wenn ich meinen Sommerhut ganz umsonst mithabe – ein kleines Programm müssen wir schon noch durchziehen. Und das sieht für heute vor, die sechs großen Kaps auf der Halbinsel Crozon anzuschauen, das schöne Wetter zu genießen und am Sandstrand zu buddeln. Aber irgendwas passt da nicht.
Regen am Pointe des Espagnols
An der nördlichsten Spitze der Halbinsel Crozon, dem Pointe des Espagnols, steht genau gegenüber von Brest eine große Küstenbatterie. Das interessiert trotz Wind und Wetter immerhin 75% der Reisegesellschaft. Seht ihr, so schlecht ist mein Programm für die Bretagne gar nicht.
Nur der Blick auf Brest fehlt. Dachte, dass man von hier die U-Boot-Basis perfekt sehen könnte. Aber das Wetter ist halt wirklich Mist.
Die nächsten Forts lassen wir gleich ganz weg. Camaret-sur-Mer ist zwar selbst im Regen hübsch mit den ganzen Cafés an der eleganten Uferpromenade unten am Hafen. Aber wer will da schon im Regen draußen sitzen.
Plage de Pen Hat, Halbinsel Crozon
Den Pointe du Toulinguet fahren wir nur an, steigen aber bei peitschendem Regen wegen 0 % Interesse nicht mal aus. Doch unten, an der Plage de Pen Hat ist ein guter Parkplatz. Hier könnten wir sogar bleiben, denn heute wird wohl niemand das Wohnmobil-Parkverbot kontrollieren.
Hier ist es so hübsch, dass die Interessensquote trotz Regen und Sturm auf 50% ansteigt. Aber schwimmen will wieder niemand.
Steinreihen von Lagatjar
Bei Regen schauen wir uns wieder nur zu zweit die Steinreihen von Lagatjar mit 134 Menhiren an, ein beeindruckendes Zeugnis bretonischen Lebens von vor 5000 Jahren. Aber das ist natürlich auch nichts für lange.
Regen am Pointe de Pen Hir
Nächster Stopp Pointe de Pen Hir. Gibt hier trotz des Wetters sogar ein paar Besucher außer uns.
Ähm, hatte ich schon erwähnt, dass es regnet? Nein? Also es regnet und stürmt wie verrückt, erst recht an diesem exponierten Kap Pen Hir. Trotzdem klettert meine Frau mit mir im stürmischen Wind über die Felsen.
Wohnmobil-Stellplatz auf der Halbinsel Crozon
Ist schon hübsch hier, aber eben nicht die richtige Zeit für Wanderungen auf glitschigen Wegen. Trotzdem sind immer noch Touristen unterwegs. Wir sind aber auch froh, wieder im Bus zu sitzen. Jetzt brauchen wir langsam einen Stellplatz. Ist nicht einfach hier auf der touristischen Halbinsel Crozon. Überfüllung ist bei dem Wetter kein Problem, aber alle Strandparkplätze sind verboten und viele mit Höhenbeschränkungen unbefahrbar.
Campingplatz auf der Halbinsel Crozon
Also wieder umdrehen und auf Verdacht ins Land zu einer alten Mühle. Das Sträßchen wird zum Feldweg, der Feldweg zum Wiesenpfad. Plötzlich rechts eine Lücke im Gebüsch. Steil hoch ein Abzweig. Nasse Wiese, gute Reifen, kein Problem. Versteck gefunden. Also wenden und stehen.
Der geheime Stellplatz auf der Halbinsel Crozon ist perfekt. Ringsum gibt es nur feuchte Wiesen, labyrinthisches Gebüsch, verlassene Gärten, umgestürzte Bäume und blühendes Heidekraut.
Regen beim Strandspaziergang
Am Abend gehen die 50% noch belastbaren Reiseteilnehmer runter ans Meer. Da sieht man schon, wie hübsch die Halbinsel Crozon bei schönem Wetter sein könnte. Die Frage ist nur, ob das öfter als einmal in zehn Jahren vorkommt.
Dann über das Dorf zurück zum Bus. Sind schöne vier Kilometer, auch wenn es immer wieder mal regnet. Aber so langsam gewöhnt man sich dran. Nur das SUP haben wir völlig umsonst dabei. He, wir sind in der Bretagne, nicht in Kroatien.
Pointe de Corsen – Plouarzel – Menhir de Kerloas – Brest – Pointe des Espagnols – Camaret-sur-Mer – Crozon | Frankreich | 157 km | 2.202 km
Wenn ihr bei diesen durchaus nicht ungewöhnlichem Wetter, noch die ein oder andere schöne Seite der Bretagne habt erleben dürfen, müsst ihr wiederkommen! Nicht umsonst ist die Landschaft in vielen Teilen so wunderbar grün…. Wir durften die Wetterkapriolen noch nicht kennenlernen, von daher könnt ihr NUR begeistert sein von einem weitern Kennenlernen!
Genießt das gute Bretonische Essen in einem schönen kleinen Lokal vor Ort, am besten in einem kleinen Ort, und die Sonnen lacht gleich wieder, keine Lüge!
🙂
Viele Grüße Peter
Also am liebsten mag ich das Frühstück mit frischen Brötchen aus unserem grünen Buslokal.
Hallo Tom,
zu meiner Zeit 96 plus war das Wetter fast immer top.
Sogar im Februar noch kurze Hose und T Shirt.
Meine Freundin, Halb Maroc und France, wohnte in Crozon Morgat.
Viele schöne Parkplätze zu der Zeit ohne Höhenbeschränkung.
Schönste Beach war Goliath Beach, Parkplatz direkt am Strand.
Durch den Golfstrom immer geil das Wetter.
Leider wurde das alles zu stark Beeinflusst.
War ne mega schöne Zeit.
Die Gegend, Atemberaubend schön.
Gruss Frank
Die Gegend ist wirklich schön, selbst bei Regen. Die Bretagne hat irgendwie was. Da ist das Licht auch anders. Fast wie auf Hiddensee.