Kloster Megistis Lavras: Die Mutter aller Athos-Klöster
Das Kloster Megistis Lavras aus 963 ist das älteste, größte und angesehenste aller Athos-Klöster, auch wenn hier nur wenige Mönche leben.
Lageplan Kloster Megistis Lavras auf Athos
Das Kloster Megistis Lavras nimmt die ganze Südostecke der Halbinsel Athos ein und hat nach Hilandar das meiste Klosterland.
Durch die Vigla zum Kloster Megistis Lavras
An der Höhle des heiligen Athanasios ist der Athos zu Ende. Von hier geht es nur nach Norden. Und genau da will ich auf meiner Runde über die Klosterinsel hin. Muss aber erstmal östlich am Gipfel vom Berg Athos vorbei, über dem immer noch die Lenticularis-Wolke hängt, auf der ja normalerweise Maria thront. Kreuz und Sendemast sind aber auch interessant. Die hätte man doch gleich zusammenlegen können.
Gerade die Mönche der rumänischen Skiti Prodromou haben doch eigentlich einen Sinn fürs Praktische. Muss jedenfalls dort wieder vorbei, hole meinen Rucksack ab und starte zur Megisti Lavra. Das ist immerhin die Nummer 1 unter den 20 Athosklöstern.
Hab allerdings noch nichts gegessen, weil ich mich dem morgendlichen Zeitregiment der Mönche nicht unterwerfe. Die Bank hier ist ideal für ein kleines Frühstück.
Der alte Pilgerweg von der rumänischen Skiti Timiou Prodromou zum Kloster Megistis Lavras wird schon bald zu einer breiten und guten, aber extrem staubigen Piste.
Zum Glück ist hier auf Athos nicht viel Verkehr. Im Gegenteil, es könnten durchaus ein paar mehr solcher schönen LKWs vom Schlage dieses MAN 26.464 kommen.
Denn es ist echt einsam hier in der Vigla. Auf den 7 km zwischen der Skiti Prodromou und der Megistis Lavras gibt es in dieser Einöde unter dem Athos nichts zu sehen. Aber dieses Nichts ist dennoch ganz ansehnlich.
Zugewachsener Pilgerweg zur Megistis Lavras
Bald verlässt der Pilgerweg die Piste und zweigt als kleiner Pfad direkt zur Lavra ab, wie die Mönche das in der Rangordnung oberste Kloster Megistis Lavras nennen. Prinzipiell ist der Weg gut ausgeschildert, allerdings darf man beim Wandern nicht träumen. Bin an diesem Abzweig glatt vorbeigelaufen. Und das, obwohl ich dank Handy und OpenStreetMap wusste, dass der Weg zur Lavra irgendwo rechts ins Gesträuch abzweigen muss.
Der alte Pilgerweg zum Kloster Megisti Lavra (so heißt das Kloster nun wieder in der OpenStreetMap) ist aber auch unscheinbar. Nur aufgrund der ausgelegten Steine ist der Weg gerade noch nicht zugewachsen.
Das wird aber nicht mehr lange dauern, wenn hier weiter so wenig Leute unterwegs sind. Die Pilger werden ja alle mit Sprintern hin- und hergefahren. Mönche hat die Lavra kaum noch. Und Wanderer gibt es eigentlich nur hoch zum Athos-Gipfel. Sonst läuft nirgendwo jemand.
Lageplan vom Kloster Megistis Lavras
Nach 7 km liegt das Kloster Megistis Lavras vor mir. Ein riesen Ding. Ein Kloster wie eine Festung. Lavras heißt auf Griechisch Gasse im Sinne von Treffpunkt. Hier sollten sich seit der Gründung 963 die Einsiedlermönche am Wochenende treffen und gemeinsam beten, die Messe abhalten oder eben das, was Männer so tun, wenn sie die ganze Woche alleine in ihren Höhlen hocken.
Doch so unnahbar, wie diese Klosterfestung von Süden aussieht, so einfach ist es, mal per Satellit von oben ins Kloster Megistis Lavras reinzuschauen. Und mit meinem Handy kann ich übers Satellitenbild schnell einen Lageplan vom Kloster Megistis Lavras malen. Muss mich schließlich immer erst orientieren. Und in der OpenStreetMap sieht man gar nicht, dass das Kloster ringsum mit Mauern und Wohngebäuden geschlossen ist. Jedenfalls verlieren sich In dem riesigen Klosterhof Refektorium, Katholikon und im Osten die kleine, süße Kapelle von und für den Gründer, den Höhlenbewohner Athanasios Athonitis. Länge 200, Breite 100 m.
Kloster Megistis Lavras als Festung
Live sind die massiven Mauern und Türme vom Kloster Megistis Lavras noch beeindruckender.
Dabei sollte die heutige Bedrohungslage auf Athos überschaubar sein. Frag mich, was die Polizeistation am Kloster Megistis Lavras soll.
Will die Polizei vielleicht überwachen, dass das coronabedingte Betretungsverbot des Klosters Megistis Lavras eingehalten wird? Oder haben die Mönche nur vergessen, das Schild am Nebeneingang abzunehmen?
Naja, außen um das Kloster Megistis Lavras herumzulaufen, wird wohl nicht verboten sein, seit der Athos im Juli 2022 wieder geöffnet wurde.
So wie die Baustelle hier auf der Ostseite zum Meer hin aussieht, hat hier schon lange niemand mehr gearbeitet. Hab noch nie so einen rostigen Kran gesehen. Der steht schon lange. Wenn der Arbeitseifer weiter so lahmt, wird er auch noch lange stehen.
Und doch werkelt ein einsamer Gastarbeiter am Kloster Megistis Lavras herum und verputzt das alte Mauerwerk. Die Arbeitssicherheit ist gewährleistet, denn er hat eine Schutzweste an. Da braucht man keine Geländer am Gerüst.
Die Runde ums Kloster Megistis Lavras endet am Haupteingang im Nordwesten.
Rechts vom Eingangsportal gibt es sogar einen Hubschrauberlandeplatz. Keine Ahnung, warum das Kloster Megistis Lavras sowas braucht. Aber klar, die Mönche sind alt und die Lavra liegt so ziemlich am abgelegensten Teil von Athos. Selbst Bergrettung könnte ein Thema sein, denn der Gipfel des Athos gehört auch zum Kloster.
Im Kloster Megistis Lavra
Darf ich nun oder darf ich nun nicht? Ach egal, hier im Kloster Megistis Lavras ist sowieso niemand. Also rein da.
Die Bronzetüren der Kirche sind 1002 in Konstantinopel gefertigt worden. Die Verkleidung der Eingangstüren sieht auch nicht viel jünger aus.
Der Innenhof ist schon fast wie ein eigenes Dorf. Wenn ich mich nicht irre, ist das hier das Katholikon der Großen Lavra. Es steht ja nichts dran und die Datenlage im Internet ist auch sehr dürftig.
Fragen kann ich auch keinen, denn ich bin bestenfalls halblegal hier im Kloster. Außerdem ist in der Lavra bis auf einen einzelnen Arbeiter, einen verträumten Mönch und eine scheue Katze niemand.
Kann also unerwartet unbehelligt durch verwinkelte Ecken und kleine Gassen spazieren.
Die Außenmauern sind ja keine richtigen Mauern, sondern Wohn- und Nebengebäude wie bei einem Vierseithof.
Unten im Erdgeschoss hat das Kloster Megistis Lavras in vielen Bereichen offene Gänge, Werkstätten und Räume.
Die Lavra ist mehr Bauernhof als Kloster.
Dazu sieht man jeder Treppe, jedem Bogen und jedem Stück Pflaster sein Alter an.
Früher gab es hier bis zu 700 Mönche. Heute sind es im Kloster Megistis Lavras höchstens noch 20 ältere Herren. Auch die Unterkünfte sollen wohl nicht mehr ganz frisch sein. Aber eine Übernachtung in der Lavra kommt ja jetzt um 10:45 Uhr sowieso nicht in Frage.
Am besten gefällt mir im Kloster Megistis Lavras die kleine Kapelle für den Klostergründer. Nicht schlecht für den alten Athanasios, der wegen seiner herrischen Art schon mal von Athos runtergeschmissen und seiner Höhle verwiesen wurde.
Aber auch die Brunnen und Bäume im Kloster sind hübsch. Es fehlt halt nur ein bisschen Leben.
Dabei gibt es in der Megistis Lavras durchaus auch frisch sanierte Bereiche.
Aber eben auch Häuser, Werkstätten und Nebenräume, die seit Jahrzehnten scheinbar niemand betreten hat. Alleine mit den ganzen alten Maschinen könnte ich mich tagelang beschäftigen. Was ist das hier?
Aber die Mönche im Kloster Megistis Lavras wollen nicht gestört werden. Schade.
Laufe also überall herum, ohne dass mich jemand entdeckt. Oder besser, ohne dass ich merke, dass ich entdeckt worden bin.
Kann sogar hoch auf die Mauer klettern. Aber da sieht man auch nicht mehr als von unten.
Rast vor der großen Lavra
Nach einer Dreiviertelstunde hab ich genug vom Kloster Megisti Lavra. Draußen vor dem Haupteingang steht so ein hübscher, überdachter Pausenplatz. Da lege ich noch ein bisschen die Beine hoch, genieße die Aussicht und snacke ein bisschen trockenes Brot.
Frisches Quellwasser gibt es auch gleich hier am Eingang.
Der Wettlauf zwischen Paulus und Athanasios
Es ist wirklich einsam hier an der großen Lavra. Und in jede Richtung sind es mindestens 20 km bis zum nächsten Kloster. Auch dafür ist der Gründervater Athanasios verantwortlich, der offenbar nicht nur streng und herrisch, sondern auch ein altes Schlitzohr war.
Auf dem Athos wird nämlich die Legende erzählt, dass die Äbte Paulus von Xeropotamou (aus dem damals noch ebenfalls Xeropotamou genannten Kloster Agiou Pavlou) und Athanasios von der Lavra eines Tages (also vielleicht um 990) ausgemacht haben, wie sie das Land südlich von Berg Athos unter sich aufteilen könnten. Und damit es gerecht zugeht, vereinbarten sie, dass sie morgens nach der Messe beide loslaufen und die Grenze zwischen den Klöstern dort ziehen, wo sie sich treffen.
Während aber der bartlose Paulus in der Kirche die Morgenmesse in voller Länge von fünf Stunden über sich ergehen ließ, ist der gewiefte Athanasios schon nach einer Stunde losgelaufen und hat die Liturgie unterwegs vor sich hin gesprochen. Schließlich konnte er die Gebete im Gegensatz zum Jungspund Paulus schon auswendig. Dazu scheint der heilige Athanasios nicht nur ein Schlitzohr, sondern für sein Alter auch noch recht rüstig gewesen zu sein. Wenn er mit 83 Jahren noch aufs Kirchendach klettern (und zusammen mit diesem im Jahr 1003 in den Tod stürzen) konnte, hat er in den 4 Stunden Vorsprung ordentlich Kilometer gemacht.
Die beiden werden sich da getroffen haben, wo heute noch die (in der Zeichnung gepunktete) Grenze zwischen den Klöstern Agiou Pavlou und Megistis Lavras liegt: Westlich von Berg Athos zwischen Nea Skiti und der Skiti Agia Anna und damit eigentlich schon im Vorgarten des Paulusklosters. Damit hat Athanasios auf der rot eingezeichneten Hauptwanderroute südlich des Athos 13 km geschafft, Paulus aber nur 3 km.
Tja, und so hat der gute Athanasios quasi die gesamte Südspitze der Halbinsel Athos für sein Kloster Megistis Lavras rausgeschlagen. Noch heute sitzt die Lavra abgesehen von Hilandar ganz im Norden auf dem größten Stück vom Athos-Kuchen.
Auch nach Norden sind es 20 km bis zum nächsten Kloster Karakalou. Diese 20 km auf der Ostseite sind meine nächste Wanderetappe am Berg Athos.
Infos zum Kloster Kloster Megistis Lavras
- Offizieller Name: Heiliges Kloster Megistis Lavras / Ιερά Μονή Μεγίστης Λαύρας
- Klosterhierarchie von Athos: Rang 1, ältestes Kloster auf Athos
- Gründung: 963 durch Athanasios Athonitis (der von der Höhle Agiou Athanasiou)
- Zerstörungen: Erdbeben 1585
- Anzahl der Mönche 2022: 20
- Besonderheit: 20.000 Bücher und 2.000 Handschriften, davon 800 Handschriften und 172 Urkunden aus Byzanz
- Besitztümer auf dem Athos: Skiti St. John the Baptist, Skiti Agia Anna, Skiti Kafsakalyvia, Kellion Mikra Agia Anna, Katounakia, Karoulia, Kerasia; Kellion von Mylopotamos, St. Nilus und die Asketen; Kellia von Provata und Karyes
- Reliquien im Kloster: Holzstück vom Kreuz Christi, 30 byzantinische Ikonen wie die Ikone Unserer Lieben Frau Koukouzelissa, Gewand und Krone des Stifterkaisers Nikephoros II. Phokas, Kreuz und Stock des Heiligen Athanasios Athonitis
- LKW-Sichtungen: MAN 26.464
- Zufahrt: Breite, gute Piste von Karyes entlang der Ostküste
- Mehr Infos zum Kloster: Wiki
- Alte Infoseite von Mountathos.gr (Wayback 2016): Klick
- Hier gibt es eine Karte mit der Übersicht und Beschreibung aller Klöster auf Athos.
- Wanderstrecke: Skiti Prodromou – Höhle Agiou Athanasiou – Kloster Megisti Lavra | 6,0 km lt. Karte (7,0 km mit Umwegen) | 1,50 h netto | 190 m Aufstieg | 316 m Abstieg | 506 m gesamt
herrlich, ganz ehrlich, ich freue mich mit dir – ob dieser ganzen geschichte und kultur
weiterhin alles gute
Danke,das Kloster Megistis Lavras ist aber auch wirklich sehr kulturreich.
das alte maschinenteil ?…. ich kann mir vorstellen, dass dies eine ziegelpresse ist ! … ohne jetzt profilbilder zu sehen
Könnte sein. Die Maschine in der Lavra kann ja horizontal und vertikal pressen. Manno, ich hätte das Ding noch viel genauer angucken und vor allem noch viel mehr Fotos machen sollen.