Höhle Agiou Athanasiou: 1000 Jahre Gottvertrauen am Athos

Auf Athos gibt es viele Höhlen und Einsiedeleien, aber Nummer 1 ist die Höhle Agiou Athanasiou des Begründers der Mönchsrepublik.

Wanderweg zur Höhle Agiou Athanasiou

Nahe am rumänischen Kloster Skiti Timiou Prodromou liegt die Höhle des Heiligen Athanasiou. Überlege erst, wie ich die finde, aber die Höhle ist scheinbar ein Pilgerziel erster Klasse. Die Beschilderung beginnt direkt am Kloster und führt lückenlos die 600 m runter zur Steilküste. Man darf sich nur nicht von der rumänisch-griechischen Beschriftung abschrecken lassen. Peştera heißt Höhle. Ist doch klar.

In dem Gesträuch oberhalb der Steilküste kann man sich auch nicht verlaufen. Gibt nur diesen Weg zur Höhle Agiou Athanasiou durch die Vigla genannte Einöde.

Steilküste unterm Athos

Plötzlich weitet sich der Blick, und die Abbruchkante ist da. Auch hier ist der Zugang zur Höhle Agiou Athanasiou nicht zu verfehlen.

Und man muss auch nicht die Steilküste zur Höhle runterklettern. Hier gibt es eine ganz moderne Treppenanlage. Sogar mit Geländer.

Was ist denn nun die Höhle Agiou Athanasiou?

Aber unten hätte ich dann als Höhle Agiou Athanasiou schon etwas anderes erwartet als ein eingezäuntes, terrassiertes Grundstück unter den Felsen.

Es steht zwar so dran. Aber das sieht gar nicht aus wie eine richtige Höhle, sondern wie ein in die Felsnische gemauertes Haus. Also ein Traumanwesen mit Blick aufs Meer.

Ist doch nett hier in der „Höhle“ Agiou Athanasiou. Wobei das ja schon seit mehr als 1000 Jahren Museum für den Gründervater Athanasios sein dürfte.

Athanasios der Athonite als Unruhestifter

Als der Heilige Athanasios der Athonite nämlich 958 auf Athos ankam, hat er das schon eine Weile bestehende Einsiedlertum am Athos aufgemischt. Die Mönche durften nun nicht mehr tagein tagaus alleine in ihren Höhlen hocken, sondern mussten unter Athanasios Regiment hart arbeiten. Allerdings hat er das Mönchswesen so straff organisiert, dass die ersten Mönche am Athos sogar Angriffe der Sarazenen abwehren konnten.

Als ab 963 der Neffe von Athanasios‘ altem Abt als Nikephoros II. Kaiser wurde, floss endlich auch genug Geld aus Byzanz und Athanasios der Athonite konnte mit der kaiserlichen Subvention von 244 Goldstücken das erste Kloster auf Athos bauen – die Megistis Lavras.

Die frühen Athos-Mönche hielten aber nicht viel von Klöstern und Regeln und vertrieben den guten Athanasios nach dem Tod seines Kaiserkumpels 964 vom Athos. Erst 972 kam Athanasios mit Unterstützung des Kaisermörders Johannes I. Tzimiskes zurück und konnte nun unter den Mönchen weiter Unruhe stiften. Diesmal mit sogar schriftlichen Regeln und Vorschriften. Da werden sich die Mönche bestimmt gefreut haben.

Die Regeln gelten heute noch immer, aber Kapelle und Höhle des Heiligen Athanasios liegen ganz verlassen. Bin nicht ganz sicher, welche Felsspalte denn nun genau die echte Höhle Agiou Athanasiou ist. Aber da gehört schon ordentliches Gottvertrauen dazu, sich in so eine Höhle zu hocken und darauf zu vertrauen, dass einem die Gläubigen das Essen hierher tragen.

Gestorben ist der Heilige Athanasíou übrigens im Alter von 83 Jahren bei einer Baubegehung eines neuen Kirchendachs der Lavra, das unter ihm, sechs Mitmönchen und dem Architekten zusammengestürzt ist. Und ratet mal, wer den Pfusch am Bau als Einziger überlebt hat. Jedenfalls hätte der Heilige Athanasios besser in seiner Höhle Agiou Athanasiou bleiben sollen. Wobei mit 83 auch nicht mehr viele auf Dächer klettern können. Das asketische Höhlenleben scheint also nicht zu schaden.

Anfänge der Mönchsrepublik Athos

Dieser Athanasiou jedenfalls war es, der die Mönche auf Athos zu dem gemacht hat, was sie heute sind und der damit als Begründer der Mönchsrepublik Athos gilt. Doch wenn der Heilige Athanasíou aus dem Nichts hier am Athos überlebt und zudem noch einen großen Klosterbau begonnen hat, muss er von Anfang an eine gewisse Fangemeinde gehabt haben. Denn mehr als Goldstücke und Weizen hat der Kaiser von Byzanz auch nicht geschickt.

Wenn aber die Gläubigen schon ab Bezug der Höhle Essen vorbeibringen und bei der Arbeit helfen müssen, erwarten die eine Gegenleistung. Dazu hinterlassen die Pilger an besonders heiligen Stellen wie hier an der Höhle Agiou Athanasiou kleine Zettel mit ihren Namen. Hoffen wir also mal, dass die Mönche beim Gebet diese Zettel auch ordentlich abarbeiten.

Einsiedeleien an der Steilküste des Athos

Auch heute noch gibt es einige Mönche, die an der südlichen Steilküste von Athos seit Jahrzehnten in einer Höhle, auf irgendeinem Felsvorsprung oder in einer kleinen Hütte hocken. Doch je kleiner die Höhle und je mühsamer das Leben eines Mönchs, umso mehr steigt sein Ansehen.

Trotzdem werden auch die Mönche in abgelegenen Höhlen ebenso wie damals der Heilige Athanasiou in seiner Höhle Agiou Athanasiou versorgt.

Das würde ich mir gern anschauen, aber die Untersuchung der Steilküste ist mit einigen Höhenmetern verbunden und braucht viel Zeit.

Erst recht, wenn ich dann auch noch wirklich Mönche treffe.

Nee, die Untersuchung des monastischen Höhlenlebens auf Athos lasse ich mal lieber. Heute muss ich Strecke machen. Also auf zum Kloster Megistis Lavras, #1 auf Athos. 

Infos zur Höhle Agiou Athanasiou

• Offizieller Name: Höhle des Heiligen Athanasios (griechisch Σπηλαιο Αγίου Αθανασίου / Speleo Agiou Athanasiou, rumänisch Peştera Sfântului Atanasie Athonitul)
• Gründung: 958, Heiliger Athanasius der Athonit
• Reliquie in der Höhlenkapelle: Ikone „Egyptissa“, zu der die Heilige Maria von Ägypten vor dem Auszug in die Wüste gebetet haben soll
• Zufahrt Piste zur rumänischen Kloster-Skiti Timiou Prodromou, dann 600 m Fußweg
• Mehr Infos zur Höhle Agiou Athanasiou (rumänisch): Klick
• Lebenslauf von Athanasios der Athonite (920/928 – 1003/1004): Englische Wiki und Griechische Wiki
• Die besten Informationen zu Athansiou von Athos liefert das Heiligenlexikon: Klick
• Infos zum byzantinischen Kaiser Nikephoros II. als Finanzier von Athanasios: Wiki
• Hier gibt es eine Karte mit der Übersicht und Beschreibung aller Klöster auf Athos.