Ultraleichte Hängematte mit Tarp: Vor- und Nachteile im Test
Ultraleichte Hängematte und Tarp sind wichtige Bausteine für die autarke Trekkingausrüstung eines Einzelwanderers.
Je leichter, desto besser ist die Hängematte
Bei uns lieben (fast) alle den schwebenden Lifestyle. Und so hab ich jetzt schon 7 Amazonas-Hängematten gekauft. Nur bei den Outdoortouren waren wir noch nicht viel mit Hängematten unterwegs, weil jeder Tourteilnehmer eine eigene Hängematte, ein eigenes Tarp und eine eigene Schlafstelle braucht. Dazu sind die vorhandenen Luxusmodelle viel zu schwer fürs Wandern oder haben keinen Mückenschutz. Vor allem beim Wandern in steilem oder dornigem Gelände, beim Microtrip im Stadtwald oder beim Paddeln auf sumpfigen Flüssen eröffnet eine Hängematte aber ganz neue Möglichkeiten. Naja, und man liegt halt viel bequemer als in so einem engen Zelt.
Arbeite daher ein bisschen an unseren Möglichkeiten und habe jetzt als achte Hängematte von Amazonas das ultraleichte, ultrakleine Adventure-Set mit Thermohängematte und Tarp für einen Test bekommen. Mit allem Drum und Dran wiegen Befestigungsset, Hängematte mit Moskitoschutz sowie Tarp zusammen gerade mal 1022 g. Und da sind sogar die Aufbauanleitungen noch dabei.
Damit bleibe ich mit dem kompletten Adventure-Set unter dem Gewicht meines kleinsten Ultraleichtzelts Vaude Hogan SUL mit auch nur 1,2 kg. Dieses sensationell niedrige Gewicht von Hängematte, Tarp und Aufhängung ist neben der durchdachten und stabilen Konstruktion der Hauptvorteil des Adventure-Sets.
Mit dem Hängemattenset wird übrigens eine ganz lustige, bebilderte Story mitgeliefert, wie der Gründer 1992 alleine im Dschungel am Amazonas unterwegs war und dann angefangen hat, Hängematten anzubieten und weiterzuentwickeln.
Besonderheiten der Amazonas-Hängematte
Der Aufbau einer Hängematte ist ja nun keine Raketenwissenschaft. So dachte ich vor dem ersten Test des ultraleichten Adventure-Sets. Tatsächlich brauche ich aber dann doch die Aufbauanleitung, denn Befestigung und Schlaufen sind echt ausgeklügelt. Da wird einfach nur hochfester Paracord in einer Hülle aus Schnur geführt und das verklemmt sich dann irgendwie. Verstehe ehrlich gesagt gar nicht richtig, wie das halten kann. Aber es hält. Und lässt sich gleichzeitig stufenlos verstellen. Sehr interessante Lösung, sehr leicht, sehr flexibel. Fünf Sterne für das Adventure Rope.
Gewichtsoptimierung beginnt eben mit der Aufhängung und wird aus Ideen und nicht nur aus Materialeinsparung gemacht. Denn große Bäume sind dick und stehen weit auseinander. Da braucht man ordentlich Seil. Hier sind die beiden Seile der Hängematte so lang, dass man in jedem Wald eine Stelle findet. Und zwar im Gegensatz zum Zelt völlig unabhängig vom Untergrund.
Doch so schön und leicht, wie die Hängematte im Test ist, aber ohne Wärmeschutz von unten macht das Schlafen weder im Sommer noch im Winter Spaß. Hab dazu früher eine Isomatte oben in die Hängematte gelegt. Aber wesentlich besser ist die Lösung von Amazonas, unter der Hängematte ein Fach einzunähen, in das jede standardmäßige Isomatte passt.
Die Vaude-Wintermatte bringt zwar auch noch einmal 600 g auf die Waage, aber das ist ein voll wintertaugliches Exemplar mit 7 cm Dicke und Wattefüllung. Wenn es wirklich mal keine Bäume gibt, kann ich mit dieser Isomatte auch bei Frost am Boden schlafen.
Extrem leichtes Tarp
Eine Hängematte mit Mückenschutz ist outdoor eine herrliche Schlafvariante, aber manchmal braucht es dann doch einen Regenschutz. Dieses wasserdichte Adventure-Tarp aus Ripstop-Nylon wiegt keine 450 g und ist trotzdem robust. Zumindest solange man nicht beim gewichtsoptimierenden Abschnippeln der Warnhinweise das Tarp erwischt.
Aber das ist Ripstop, das hält schon. Dazu kann man das Tarp dank 6 extralanger Schlaufen flexibel abspannen. An jedem Befestigungspunkt sind kleine Taschen für die Seile integriert. Echt alles super gelöst.
Auch der verstellbare Karabiner ist eine Erfindung für sich. Hab allerdings ein bisschen gebraucht, um ohne Anleitung mitzukriegen, wie der funktioniert.
Bloß bei den vier Heringen muss ich mal gelbe Leuchtschnur ergänzen, damit man die im Waldboden auch wiederfindet.
Jedenfalls lässt sich das Tarp schnell und flexibel entweder an den Bäumen oder mit den Heringen im Waldboden verankern.
Tarps haben eigentlich nur bei Sturm ein Problem, aber dann kann man die Enden unter dem Tarp zusammenführen und sich einen Kokon bauen. Dafür lernt man am besten ein paar Seemannsknoten oder nimmt zwei kleine Spannbänder mit.
Ansonsten merkt man die Praxiserfahrung von Amazonas bzw. dem Gründer und Chef. Im Adventure-Set sind sogar kleine Schnüre dabei, mit denen auf der oberen Leine Wassertropfen gezielt abtropfen. Und natürlich gibt es die Warnhinweise, dass man kein Feuer unter dem Tarp machen soll. Aber genau das ist doch Sinn und Zweck und größter Nutzen vom Tarp, dass man eben auch bei Regen darunter sitzen und ein kleines Feuerchen in der Bushbox machen kann.
Was ist besser: Zelt oder Hängematte?
Die Frage, ob das Schlafen im Zelt oder in der Hängematte besser ist, hängt nicht nur von der Verfügbarkeit geeigneter Bäume, sondern auch von den persönlichen Vorlieben ab. Ich schätze beim Schlafen in einer Hängematte freien Rundumblick, frische Luft und quasi unbegrenzte Bewegungsfreiheit, während Sichtschutz, Kuschligkeit und Wärme fürs Zelt sprechen.
Mich fasziniert ja immer wieder, wie die Nacht im Wald hereinbricht und langsam die vielen Geräusche abebben. Und da hat man in der Hängematte eben auch noch die optische Komponente. Dazu kann ich in der Hängematte einfach auch nur sitzen und relaxen, was im Zelt nicht so prickelnd ist.
Beim nächsten Foto fällt mir übrigens noch eine Verbesserungsmöglichkeit ein, denn meine Bergschuhe sind zwar wasserdicht, sollten aber nicht im Regen stehen. Und bei Wind geht der Regen natürlich auch schräg unters Tarp. Da fehlt entweder eine Schlaufe oder ein Fach, wo man solche Dinge direkt unter der Hängematte verstauen kann. Ein kleines Fach ist zwar dabei, aber da passt höchstens das Handy rein. Und gerade bei Nässe ist dieser Übergang in die Hängematte schon tricky. Mit den dicken Falke Wollsocken kann man zwar eine Weile auch so rumlaufen, aber bei Nässe ist das auch nicht schön.
Den Test von Hängematte und Tarp diktiere ich ja in der Hängematte liegend, von unten durch die Isomatte und von oben durch den Daunenschlafsack gewärmt. Temperatur 2°C, leichter Wind, Sonne. Ideale Bedingungen also, um den Test noch ein bisschen hinauszögern und über die Vorteile des schwebenden Schlafens in der Hängematte nachzudenken:
- Kein ebener, trockener Stellplatz nötig,
- Ideal in steilem oder sumpfigem Gelände,
- Keine Wurzeln, Steine oder gefrorene Grasbüschel im Rücken,
- Kein Zelten auf offener Wiese, sondern versteckt im Wald,
- Eine Hängematte ist kein Zelt, also wohl eher nicht verboten,
- Schutz vor Dreck, Dornen, Schlangen und Krabbeltieren am Boden,
- Tarp schützt bei Regen auch als Umhang oder Dach über der Bushbox,
- Flexiblere Schlafpositionen.
Aber im Vergleich zum Zelt fallen mir natürlich auch ein paar Nachteile der Hängematte ein:
- Kaum Hängeplätze im Hochgebirge oder Fjell,
- Schlafen im Prinzip nur allein komfortabel,
- Weniger Schutz bei Sturm und Regen,
- Kein Platz fürs Gepäck.
Die Antwort auf die Frage, ob nun Zelt oder Hängematte besser ist, braucht also immer etwas Abwägung, auch wenn es für alles Lösungen gibt. Denn wo keine Bäume stehen, kann man sich ja immer noch auf den Boden legen und das Tarp über Wanderstöcke oder Rucksack abspannen. Und ein Ortlieb-Rucksack ist wasserdicht, der kann auf dem Boden liegen oder hängt eben am Baum neben meinem Schlafnest.
Für einen Einzelwanderer zählt aber vor allem eine ultraleichte Trekkingausrüstung. Mit dem Adventure-Set hätte ich Komfort, Sicherheit und Flexibilität auf meiner Athoswanderung schon deutlich verbessert. Aber manche Sachen dauern eben.
Infos
Ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr wieder alleine auf Wanderschaft zu gehen und bedanke mich bei Amazonas für das extrem leichte Hängemattenset. Denn am Ende entscheiden über Wohl oder Wehe beim Trekking das Gewicht der Ausrüstung, regendichte Klamotten und ein gesunder Schlaf.