Dolomiten: Untersuchungen zur Höhenkrankheit

Die Höhenkrankheit scheint für jeden individuell zuzuschlagen und kann selbst auf einer Dolomitenwanderung auftreten.

Dolomiten, Untersuchungen zur Höhenkrankheit

Dolomiten, Untersuchungen zur Höhenkrankheit

Zwischensaison an der geschlossenen Schlüterhütte

07:30 Uhr. 10 Stunden Schlaf müssen nach der gestrigen Wanderung über den Adolf-Munkel-Weg zur Schlüterhütte doch jetzt mal reichen. Und bald geht die Sonne auf. Muss also raus aus dem Zelt. Das steht etwas windschief am Zaun zum Schweinestall. Da sieht man gut, dass das Außenzelt des Vaude Invenio durch die fehlende Spannung am Innenzelt anliegt. Muss da mal noch eine seitliche Abspannung annähen.

07:45 Uhr. Die Geislerspitzen erröten im Morgenlicht, während die Schlüterhütte noch im Dunkeln liegt.

Laufe schnell die 50 Höhenmeter bis hoch zum Kreuzkofeljoch. Von da sieht man schön, wie die Sonne hinter der Kreuzkofelgruppe aufgeht.

Aber so früh am Morgen ist es noch recht frisch.

08:30 Uhr. Langsam erreichen die Sonnenstrahlen auch die Schlüterhütte. Die wurde übrigens wie der Adolf-Munkel-Weg auch von der Dresdner Sektion des Alpenvereins errichtet. Gesponsert von Franz Schlüter.

Wir gehen erstmal in die kleine Hütte mit den Fensterscheiben ringsum. So sitzen wir um den runden Tisch, kochen Tee und frühstücken. In der Zwischenzeit hänge ich draußen alle Sachen auf. Also das nasse Zelt, die Schlafsäcke und auch die Isomatten. Gab ganz schön Kondenswasser am Zelt, weil in der Nacht Frost war. Dann spielen wir Skat. Wird jetzt schnell bullig warm in unserem Glashaus.

Wanderung vom Kreuzkofeljoch zum Kreuzjoch

10:30 Uhr kommen die ersten Wanderer den Berg hoch und es ist vorbei mit unserer Ruhe. Aber Schlafsäcke, Isomatten und auch das Zelt sind jetzt perfekt trocken. Packen also zusammen, ziehen uns aus und gehen hoch aufs Kreuzkofeljoch (2.340 m).

Wandern auf einer neuen Strecke vom Kreuzkofeljoch über sonnenwarme Grashänge und das Bronsoijoch bis auf 2.421 m.

Ist eine wunderschöne Wanderstrecke. Doch obwohl wir jetzt schon zum 15. Mal in den Dolomiten wandern, bin ich diesen schmalen Weg noch nie gegangen.

Immer schön exponiert, schöne Aussicht, schön in der Sonne.

Auf der anderen Talseite sehen wir schon die Puez-Gruppe.

Die Geislerspitzen voraus sind aber auch schön. Hier kennen die Kinder nur die andere, schroffe Seite hin zur Geisleralm. Ganz hinten links die Scharte ist die Fla de la Roa. Dort wollen wir rüber.

Die Sonne bekommt auch den Pflanzen und jetzt im Oktober blüht noch der Enzian.

Ausbruch der Höhenkrankheit in der Roa-Scharte

Dann wieder runter zur Malga Medalges (2.293 m) am Kreuzjoch. Ich hab ja die Vermutung, dass bei meinem Vierten so ab 2300 m die Höhenkrankheit zuschlägt, hab deswegen diese Strecke auf mittlerer Höhe ausgesucht und bin entsprechend vorsichtig. Noch geht es ihm gut, aber noch sind wir halt nicht in der Todeszone. Machen also viele Pausen, trinken viel und essen viele Bonbons. Das Wetter und die herrlichen Almwiesen laden ja sowieso zum Verweilen ein. Zu Essen haben wir genug, nur die Wasservorräte sind recht knapp.

Ich überlege schon, mal ins Tal abzusteigen und dort nach Wasser zu suchen, als mir eine feuchte Stelle auf dem Weg auffällt. Und tatsächlich rinnt ein paar Höhenmeter weiter oben ein bisschen Wasser aus einem kleinen Rohr. Damit ist unser Wasserproblem gelöst.

Also weiter. Vielleicht bilde ich mir ja auch die Höhenkrankheit nur ein, denn noch geht es echt gut.

Mit zunehmender Höhe wird er schon ruhiger.

Aber noch ist wegen der Höhenkrankheit kein Leistungsabfall zu bemerken und die Jungs bleiben zusammen. Hab ich mich mit dem Verdacht der Höhenkrankheit geirrt?

Wir sind zwar auf dem gut ausgeschilderten Hauptwanderweg Nr. 2 unterwegs, schauem aber schon aus Bildungsgründen ab und zu auf die Kompasskarte. Dank Apemap gibt es dieselben Karten natürlich auf dem Handy. Aber Karte ist eben Karte.

Mit Beginn der Schuttkegel kommen wir in den Schatten und es wird schnell frisch.

Müssen wenigstens mal die Pullover drüberziehen. Der Weg ist jetzt vereist und schwierig zu laufen. Zumal in Turnschuhen.

Wir halten uns immer an der Wegschulter, die ein wenig aufgetaut und dadurch griffig ist.

Trotzdem sind die letzten Höhenmeter dumm zu laufen.

Oben auf 2.617 m scheint wieder die Sonne und die Jungs wollen eine Pause machen.

Abstieg wegen der Höhenkrankheit

Aber das wird nichts. Höchstens eine kurze Rast. Wir müssen auf der anderen Seite schnell wieder runter, denn es sieht höhenkrankheitsmäßig nicht mehr so gut aus. Also genau das gleiche wie letztes Jahr hoch zur Sella. Nur letztes Jahr war ich mir noch nicht sicher mit der Höhenkrankheit. Aber spätestens ab 2.500 m lässt die Leistung spürbar nach. Eine halbe Stunde später fangen dann Kopfschmerzen, flacher Atem und leichtes Fieber an. Aber der diesjährige Wanderweg ist schon mit Bedacht für diesen Test der Höhenkrankheit ausgewählt, denn wir kommen auf der anderen Seite schnell wieder runter und finden bei 2300 m einen schönen Platz für die überfällige Mittagspause. Eine besonders freche Alpendohle frisst den komischen Bergkäse aus der Hand.

Dann hüpft die Alpendohle sogar auf meinem Bein herum. Allerdings hat man es als Dohle auch nicht leicht, denn man muss ja noch die ganzen Konkurrenten vertreiben.

Es ist zwar schön in der Sonne, aber lange können wir uns hier nicht aufhalten. Wir müssen noch weiter runter. Der Plan ist, jetzt möglichst schnell bis auf wenigstens 2.100 m zu laufen, bevor die Höhenkrankheit vollends zuschlägt. Noch geht es nämlich.

Der Abstieg in die sichere Zone ist geschafft. Aber da die Höhenkrankheit zeitlich nachläuft, braucht er jetzt Ruhe und legt sich freiwillig hin. Komm, wir gehen lieber noch ein Stück weiter runter. So kommt mein höhenkranker Junge zu mir an die Hand und wir gehen zusammen noch ein Stück in Richtung Regensburger Hütte. Mit leerem Rucksack fällt das auch gleich viel leichter.

Ruhe und Schlaf im Notbiwak

Eine Viertelstunde später haben wir es zumindest bis auf 2050 m geschafft. Pumpe die Isomatten auf und stecke meinen Höhenkranken in den Schlafsack. Er atmet recht kurz und hat auch ein bisschen Fieber. Ruhe und Tee mit Honig helfen.

18:00 Uhr ist die Sonne weg. Wird frisch jetzt.

18:30 Uhr, als die Sonne weg ist und langsam alle Katzen grau werden, baue ich das Zelt auf. Mein Vierter schläft und atmet schon wieder wesentlich ruhiger. So eine leichte Höhenkrankheit bekämpft man eben am besten mit Abstieg und Ruhe.

Aber ich kann doch jetzt noch nicht schlafen gehen. Das war gestern um 21:00 Uhr schon grenzwertig.

Laufe also noch ein bisschen herum und sehe zu, wie die Berge dunkel werden. Ist eine schöne Stimmung am Abend. Langsam kommen auch die Sterne raus. Dabei ist es erst 19:05 Uhr. Was soll ich jetzt noch machen? Naja, gehe ich eben auch ins Bett. Mein Höhenkranker schläft da schon 3 Stunden. Morgen früh auf der Wanderung von der Regensburger Hütte zum Col Raiser wird er wieder fit sein wie ein junges Reh. Und ich weiß jetzt, wo die Grenze für seine Höhenkrankheit in den Dolomiten ist.

Schlüterhütte – Kreuzkofeljoch – Kreuzjoch – Roa-Pass – Regensburger Hütte | 8,8 km | 597 m Aufstieg | 814 m Abstieg | 1411 m gesamt

Weitere Infos zur Höhenkrankheit

  • Die Höhenkrankheit kann schon in relativ niedrigen Höhen ab 2000 m zuschlagen.
  • Symptome sind (in unserem Fall) Schwindel, Kopfschmerzen, schwerer Atem, mangelnde Leistung und Fieber.
  • Bei uns ist die Höhenkrankheit mit Abstieg unter die kritische Grenze mit etwas zeitlichen Nachlauf verschwunden.
  • Zur Abklärung sollte man sich immer mit seinem Arzt abstimmen.
  • Weitere Infos zur Höhenkrankheit: Wiki

Was es alles nicht mehr gibt

Schade ist, dass selbst namhafte Hersteller ihre hervorragenden Produkte nicht mal einfach nur weiterentwickeln können, sondern immer neues „verbessertes“ Zeug auf den Markt werfen, so dass man die Produkte nach Ende einer langen Lebensdauer nicht mehr nachkaufen kann.

  • Rucksäcke: Haglöfs Zolo Q50, Q60 und Q70 (Gibt’s nicht mehr)
  • Zelt: Vaude Invenio SUL (Gibt’s nicht mehr)
  • Wasserfeste Kompasskarten aus einem Buch mit Ringbindung (Gibt’s nicht mehr)

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