Wandersocken: Test von Merino, Wollmix und Kunstfaser
Test verschiedener Herren-Wandersocken von Falke aus Merinowolle, Wollmix und Kunstfasern für Trekking von Flachland bis Hochgebirge.
Mein Weg zu den richtigen Trekkingsocken
Fluch und Segen von Barfußschuhen
Beim Paddeln, Radfahren oder Wandern trage ich normalerweise überhaupt keine Strümpfe, sondern Barfußschuhe oder Sandalen. Selbst mit FlipFlops komme ich auf Sommerwanderungen super zurecht. Und am liebsten würde ich immer barfuß rumlaufen.
Allerdings hatte ich diesen Sommer in Irland echte Probleme mit eingerissener Hornhaut. Brauchte viel Buttercreme und darüber dünne Strümpfe. Strümpfe in Barfußschuhen fühlen sich aber komisch an und verwurschteln am Fuß immer so.
Problem dünner Socken in Bergschuhen
Bei Trekkingtouren wie zu den Klöstern des Athos oder im Dolomitenbiwak würde ich mich aber nicht trauen, mit Barfußschuhen loszugehen. Da fehlt die Stabilität. Und Bergschuhe ohne Socken gehen gar nicht. Allerdings sind meine alten Bergschuhe so eng, dass ich die nur mit ganz dünnen Strümpfen ertrage. Brauche trotzdem Barfußpausen.
Problem der dünnen Normalsocken beim Wandern ist, dass die nicht nur schlecht polstern, sondern auch zügig verschleißen. Und stinken tun die auch recht schnell. Dünnen Socken fehlen einfach in jeder Hinsicht die Reserven. Ständig hängen da frisch gewaschene (also kalt ausgespülte) Socken am Rucksack. Kein Wunder, dass die Mönche den wandelnden Wäscheständer im Kloster Zografou lieber am Katzentisch platziert haben.
Endlich breite Bergschuhe für richtige Wandersocken
Aber nun sind meine alten Bergschuhe endlich durchgelaufen. Mit den neuen, extrabreiten Hanwag-Bergschuhen öffnet sich mir erstmals die Welt der dicken Wandersocken. Kann jetzt richtige Trekkingsocken anziehen und für Fußkomfort auf Bergtouren sorgen. Dazu sind dickere Strümpfe wärmer und unempfindlicher.
Schon fürs Anprobieren der neuen Bergschuhe hab ich mir ein Paar dicke Falke Trekkingsocken TK2 Cool gekauft. Schließlich sollte man neue Schuhe nicht mit dünnen Strümpfen anprobieren. Wollte nicht wieder den Fehler mit zu engen Schuhen machen, in die keine dicken Socken mehr reinpassen.
Stand jedenfalls erst ganz amüsiert vor dem Sockenregal beim Globetrotter und hab mir vom Personal erklären lassen, worin denn der Unterschied zwischen Flachland-, Mittelgebirgs- und Hochgebirgssocken liegt. Wie gesagt, bis jetzt hatte ich ja immer die dünnsten Strümpfe im Dutzend bestellt und noch nie richtige Wandersocken getestet.
Test meiner ersten Falke Trekkingsocken
2-Wochen-Test der TK2 Cool
Nachdem das ewige Prozedere der Auswahl richtiger Bergschuhe abgeschlossen war, besaß ich also nun mein erstes (und einziges) Paar richtiger Trekkingsocken. Wollte auch diese Falke-Wandersocken TK2 erstmal nur testen. Allerdings bin ich bei Wollsocken skeptisch und hab mir nur die mittlere Version fürs Mittelgebirge mit dem weichen Stoffmix „COOL“ für Wollsockenhasser gekauft. Noch dazu in der Kurzversion. Hatte schließlich noch keine Erfahrungen mit dicken Trekkingsocken oder Merinowolle.
Aber der Test der TK2 Wandersocken ist dann etwas ausgeartet. Hatte die wirklich zwei Wochen ununterbrochen an. Und zwar sowohl auf Arbeit als auch zu Hause als auch auf 100 km Wanderstrecke. Wie ich jetzt gerade diesen Testbericht diktiere, halte ich mir die noch ungewaschenen Strümpfe an die Nase. Stelle natürlich eine gewisse Geruchsbelastung fest. Aber das ist kein Vergleich zu dem, was ich erwartet hätte.
Nun kann kein Sockenhersteller zaubern. Und den Extremtest der Trekkingsocken sieht man den TK2 auch an. Aber ein Test ist ein Test. Da müssen die Socken schon mal durch. Musste beim Test der Wandersocken ein bisschen aufs Tempo drücken, damit ich meinen Wunschzettel für Weihnachten rechtzeitig fertig bekomme.
Trekkingsocken zu Weihnachten
Socken sind ja zu Weihnachten sehr beliebt. Und das meine ich jetzt nicht ironisch. Hab mich dieses Weihnachten jedenfalls sehr über verschiedene Trekkingsocken von Falke gefreut. Ein Socke von jeder relevanten Sorte. Denn ich hatte ja noch keine Ahnung von Wandersocken und konnte einfach nicht genauer wünschen.
Und ganz bewusst habe ich mich darauf eingelassen, dass auf bestimmten Falke-Socken ein Schäfchen abgebildet ist und „WOOL“ draufsteht, also 70 % Merinowolle drin ist. Dabei waren Wollsocken zu Weihnachten von mir bislang gefürchtet. Doch mit dem schönen Sortiment an verschiedenen Wandersocken von Falke habe ich nun Hoffnung, die passenden Socken zu finden. Und Merinowolle soll ja nicht kratzen. Also danke, lieber Weihnachtsmann.
Wollsocken-Test beim Wandern und auf Arbeit
Seitdem bin ich in Vorbereitung der nächsten Tour dran, die verschiedenen Wandersocken zu testen, und zwar diesmal mit meinen neuen breiten Bergschuhen. Dabei gebe ich es mir gleich richtig und teste die Merinowollsocken TK1 WOOL gleich wieder eine ganze Woche durchgehend.
Der Socken-Dauer-Test ist aber nicht ganz freiwillig, denn die Waschmaschine macht gerade Probleme. Trage nach den TK2 COOL also nun auch die TK1 WOOL in den Wanderschuhen, auf Arbeit und zu Hause. Nun bin ich nicht so der schwitzige Typ, aber die olfaktorische Unauffälligkeit dieser Merinosocken ist echt bemerkenswert. Da rieche ich nun fast noch gar nichts. Selbst die Kratzigkeit ist nicht schlimm.
Der einzige Nachteil der dicken Trekkingsocken aus 70% Merinowolle ist eigentlich die Rutschigkeit. Also nicht in den Bergschuhen, da sitzen die ja stramm und sorgen für genau die richtige Abpolsterung im Schuh. Nein, ich meine den Tragekomfort, wenn man nur mit den dicken Strümpfen auf Holzböden rumläuft. Die Wollsocken TK1 sind nämlich so dick, dass man keine Hausschuhe mehr braucht.
Auswahl der besten Wandersocken
Die richtigen Wandersocken auszusuchen, ist eine Wissenschaft für sich. Da bin ich schon ein bisschen überfordert, wenn ich nach der Vorauswahl Trekkingsocken bei Falke 112 verschiedene Socken angezeigt kriege. Ich versuche daher mal, anhand meiner Testsocken die Kriterien für die Auswahl meiner besten Wandersocken zu systematisieren.
1. Richtige Größe von Wandersocken
Während Bergschuhe immer mindestens eine halbe Nummer größer als normal sein sollten, müssen Trekkingsocken eher knapp sitzen und richten sich nach der Fußgröße, nicht nach der Schuhgröße.
Das ist auch klar, denn schließlich ist das Material der Wandersocken dehnbar und passt sich sauber an den Fuß an. Zu große Socken hingegen werfen Falten, die dann wieder drücken oder reiben. Und so passt mir die Größe 42/43 wesentlich besser als die den Schuhen entsprechenden Socken in der 44/45.
2. Länge der Wandersocken an der Wade
Falke bietet für Trekkingsocken zwei Schaftlängen an. Normal und ohne extra Bezeichnung sind die eher langen Wandersocken, die fast eine Handbreit über den Bergschuh hinausgehen.
Aber es gibt aus der COOL-Sockenserie von Falke auch kurze, leichte Wandersocken, die SHORT heißen. Diese kurzen Socken sind genauso dick und leisten genauso viel wie die Cool-Sommersocken, passen aber perfekt zu flachen Wanderschuhen. Doch auch mit Bergschuhen sind die Shorts tragbar. Ist dann eben nur etwas luftiger an der Wade.
3. Anatomische Zehenbox
Anatomische Socken fürs Trekking sind für jeden Fuß spezifisch angepasst. Musste mich im Test erst dran gewöhnen, dass gute Wandersocken links und rechts unterschiedlich sind. Aber es steht ja groß drauf. Und eigentlich merkt man das auch. Naja, eigentlich.
4. Stärke der Dämpfung
Die Wandersocken von Falke sind ja keine normalen Wollsocken, sondern technische 3-Lagen-Konstruktionen mit unterschiedlicher Dämpfung. Es gibt TK5 für leichte, TK2 für mittlere und TK1 für schwere Bergtouren. Deswegen im Schuhladen die Trennung der Wandersocken für Flachland (TK5 / Wander) , Mittelgebirge (TK2 / Explore) und Hochgebirge (TK1 / Adventure).
Abgesehen davon, dass ich mich natürlich sofort um die TK3 und TK4 betrogen fühle, gibt es dann noch TKX für extremes Hochgebirge. Aber diese dicksten Wandersocken TKX lasse ich im Test außen vor. Die soll mal Reinhold Messner testen.
Übrigens wollte ich für den Test die Dicke der Wandersocken erfassen. Aber das Gefühl ist noch einmal ganz anders als der Messschieber. Und letztlich unterscheidet sich die Materialstärke nicht unbedingt an der Wade, sondern vor allem in den kritischen Dämpfungszonen unten und seitlich am Fuß. Und da kommt es ja auch auf die Polsterung an.
5. Material der Socken
Wollsocken hatte ich noch nie, sondern war immer auf dem Baumwolltrip. Schon deswegen, weil diese Socken nicht kratzen. Nur ist Baumwolle im Vergleich mit Wollsocken funktional im Nachteil. Kein Wunder, dass Wandersocken nie aus Baumwolle sind.
Muss mich also jetzt wirklich mal an Wandersocken aus Schafwolle gewöhnen. Zumindest bestehen die Testsocken WOOL aus 70% Merinowolle, die kratzt nicht so schlimm. Spüre aber schon, dass da neue Socken am Fuß sind. Bin gespannt, ob ich mich an das leichte Kribbeln der Merinowollsocken gewöhne.
Funktional aber sind Wandersocken aus Schafwolle schon am besten. Wolle kann halt Luft am besten halten und auch Feuchtigkeit super ausgleichen. Selbst mit dem Fuß auf dem Eis zieht der Strumpf kein Wasser. Und der höhere Preis relativiert sich durch die längere Nutzungszeit. Nicht nur über die Sockenlebensdauer, sondern auch zwischen den Waschgängen. Was ich da für Wäsche spare.
Aber gute Trekkingsocken müssen nicht unbedingt aus Wolle sein. Funktional ähnlich, aber wesentlich unkratziger sind Socken aus Kunstfasern. Zwar bewirbt Falke die Socken mit dem Prädikat COOL vor allem für leichte Wanderungen unter warmen Bedingungen, aber tatsächlich sind das die idealen Wandersocken für softe Typen wie mich.
Hab mir mal die Mühe gemacht, den Materialmix meiner Wandersocken im Test in einer Tabelle zu erfassen. Da sehe ich nämlich gleich, welche Wandersocken kratzig sind und welche nicht, auch wenn ich als echter Mann jetzt mehr Wollsocken tragen will. Aber ja, ich gebe zu, dass ich Fan von Polypropylen, Polyamid oder Lyocell bin, am besten mit einem Schuss Elasthan.
Wander-Socken | Falke TK5 | TK2 COOL | Falke TK2 | TK2 WOOL | TK1 COOL | Falke TK1 | TK1 WOOL |
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Polsterung | leicht | mittel | mittel | mittel | stark | stark | stark |
Merinowolle | 38% | – | 16% | 70% | – | 20% | 70% |
Polyamid | 28% | 15% | 22% | 30% | 15% | 12% | 30% |
Polypropylen | 34% | 36% | 43% | – | 45% | 42% | – |
Lyocell | – | 33% | – | – | 30% | – | – |
Polyacryl | – | – | 19% | – | – | 25% | – |
Polyester | – | 15% | – | – | 10% | – | – |
Elasthan | – | 1% | – | – | – | 1% | – |
6. Farbe und Design der Socken
Zu guter Letzt sind für die Auswahl der richtigen, ja doch sehr lange nutzbaren Wandersocken auch Farbe und Design interessant. Muss zwar zugeben, dass mir die bunten Bergspitzen schon am besten gefallen, ich aber in Wald und Flur mit allen Socken zufrieden bin, solange es keine schwarzen Business- oder weißen Tennissocken sind.
Meine besten Wandersocken
Größe, Länge und Anatomie sind für eine Kaufentscheidung von Wandersocken gegeben. Worauf es bei der Auswahl der richtigen Trekkingsocken vor allem ankommt, sind Dämpfung und Materialmix. Naja, und natürlich müssen die Schuhe genug Luft haben für dicke Wandersocken.
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