Kloster Dionysiou: Steiniger Pilgerpfad am Athos

Das Kloster Dionysiou im Südwesten von Athos ist ein hübscher Ort mit freundlichen Mönchen, aber wo soll ich hier biwakieren?

Lageplan Kloster Dionysiou auf Athos

Das Kloster Dionysiou ist das südlichste direkt am Meer liegende Kloster auf der Westseite von Athos. Typisch ist die Lage auf einem hohen Felsen über dem Strand.

Lageplan Kloster Dionysiou auf Athos

Lageplan Kloster Dionysiou auf Athos

Pilgerweg vom Kloster Grigoriou nach Dionysiou

Nach dem immergrünen Blumenkloster Grigoriou wird der Pilgerweg wieder steinig und staubig.

Unter den Mönchen scheint ein Wettstreit zu laufen, wer die verkrakeltsten Wegweiser malt. Zum Kloster Dionysiou also rechts lang.

Bis zum Kloster Dionysiou sind es zwar nur knapp 3 km „am Meer entlang“, aber das Auf und Ab summiert sich auf 500 Höhenmeter.

Biwak zwischen Grigoriou nach Dionysiou?

Denke schon mal über meine Optionen für die Nacht nach. Hier kann ich es vergessen, ein Biwak aufzubauen. Überall undurchdringliche Macchie. Und da, wo Platz ist, liegt Geröll.

Der westliche Hang des Athos ist für Wildzelter kein leichtes Terrain. Und nach oben hin wird es immer steiler. Gibt mit dem Kataráktis Gravanistís sogar einen richtigen Wasserfall.

Könnte höchstens mitten auf dem Weg übernachten. Hier auf der kleinen Brücke über die Gravanistís wäre mal ein gerades Stück für meine Isomatte. Die Gravanistís übrigens die Grenze zwischen den Klöstern Grigoriou und Dionysiou

Mein Mönch hat mich zwar eindringlich vor Hornvipern gewarnt, die sich jetzt um diese Zeit in der Sonne räkeln und abends dann zu mir in den Schlafsack kuscheln kommen würden. Sehe aber auch an den zahlreichen sonnigen Abschnitten nicht eine Schlange.

Wird schon nicht so schlimm sein. Notfalls schlafe ich halt in so einem kühlen Waldstück auf dem Weg. Aber selbst diese kleinen Büsche am Rand stacheln wie verrückt.

Davor, dass dann jemand über mich drübertrampeln könnte, hab ich aber keine Angst. Hier ist niemand, und hier wird auch nur höchst selten jemand kommen.

Hier wäre eine Übernachtung gut möglich. Dieses Stück Weg kann ich mir merken.

Aber ach, das ist doch noch viel zu früh, um jetzt schon die Wanderung aufzuhören.

Das 5. Kloster Dionysiou unterm Athos

Da unten ist doch schon das Kloster Dionysiou. Und hinter der nächsten Bucht liegt das Kloster Agiou Pavlou. Oben drüber der Gipfel des Heiligen Bergs Athos.

Mensch, das Kloster Dionysiou hat ja einen richtigen Strand. Da finde ich garantiert einen schönen Schlafplatz.

Von der Strandpromenade sieht das Kloster Dionysiou schon viel mächtiger aus. Ich frage mich, ob diese für Athos so typischen Anbauten von vornherein schon so geplant waren oder erst im Nachhinein zur Raumgewinnung angebaut wurden.

Je näher ich komme, umso mächtiger wird das Kloster oben auf dem Felsen.

Die Krux mit dem Eingang zu Dionysiou

Vor Dionysos wird gerade ein Unimog 411 mit abgesägtem Fahrerhaus beladen.

Den Spuren nach zu urteilen, fährt der kleine Unimog die Rampe zur Klosterfestung Dionysiou hoch.

Am Eingang zum Kloster Dionysiou wird mir auch klar, warum die den U411 umgebaut haben. Denn der Torbogen ist so tief, dass der mit Fahrerhaus nicht durchpassen würde. Selbst ich muss schon den Kopf einziehen.

Gästehäuser am Kloster Dionysiou

Und doch stehen um die Ecke ein paar Pickups. Aber die sind zum Pilgertransport da und nicht für echte Bauarbeiten. Diese bunten Häuschen hier sind übrigens die Gästezimmer für die Pilger. Ganz nett eigentlich.

Doch unten auf den Gartenterrassen gibt es garantiert wesentlich bessere Schlafplätze für renitente Draußenschläfer.

Doppelte Besichtigung von Kloster Dionysiou

Im Kloster Dionysiou wird gerade Beton angemischt und ich überlege schon, mein Handy einfach in die Vierfachtrommel der Gastarbeiter einzustöpseln. Aber die sind von meiner Idee nicht gerade begeistert. Brauchen die Kabeltrommel selber. Dann eben nicht. Aber mein Plan ist schon, in der Nähe einer Steckdose Abendbrot zu machen.

Irgendwo in so einem verwinkelten Kloster wird doch mal eine Steckdose zu finden sein.

Außer den Bauarbeitern ist auch sonst niemand hier.

Alles ist offen und frei zugänglich. Finde so auf meiner Steckdosensuche die 500 Jahre alten Fresken von Dionysiou sowie aufwendige Mosaikböden aus einheitlich runden Steinen.

Da die Steine nicht vergossen sind, ergibt das zumindest ohne Bergschuhe eine ganz nette Fußmassage.

Gibt alle möglichen Muster. Ich frage mich nur, wie man so einen Mosaikboden sauber macht. Mit der Zahnbürste?

Die Kirche vom Kloster Dionysiou ist in den Hof reingequetscht. Höre jetzt den Gesang der Mönche. Ach, deswegen ist hier niemand. Die Mönche von Dionysiou feiern gerade die Messe. Mache also einen Bogen um das Gotteshaus. Gehe sowieso ungern in die Klosterkirchen. Fühle mich da schon als Fremdkörper. Nee, ich möchte kein Tourist sein.

Die Idee, mein Handy während des Abendbrots zu laden, schreibe ich ab. Hab ja genug Strom in der Powerbank. Aber ich brauche noch Wasser, denn außer am Hang unter Simonos Petras gibt es zwischen den Klöstern hier an der Westküste keine Wasserstellen. Erst in der Küche neben dem Speisesaal treffe ich endlich mal jemanden.

Der junge Mönch führt mich freundlich zu einem Wasserhahn. Sehe auf diesem Weg (nochmal) das ganze Kloster.

Keine Übernachtung am Kloster Dionysiou

Zu guter Letzt kommt noch der abgesägte Unimog durch den Torbogen gerattert. Ich bin mit Dionysiou doppelt durch und unterhalte mich ein bisschen mit den Leuten. Profitiere wieder von meiner Mechaniker-Geschichte. Spreche die Arbeiter auch gleich auf den Flüssigkeitsverlust am Unimog an und die gestehen frank und frei, dass die Bremsen sowieso nicht gehen. Na dann, vielleicht hilft ja beten.

Das Kloster Dionysiou ist gerade in der Abendsonne ein hübscher Ort mit freundlichen Mönchen. Aber zum Bleiben ist es immer noch zu früh. Und die Abendsonne hier an der Westküste ist gerade so schön.

Bis zum Kloster Agiou Pavlou unterm heiligen Berg schaffe ich es noch. Los jetzt.

Infos zum 5. Kloster Dionysiou

  • Offizieller Name: Moni Dionysiou (Μονή Διονυσίου)
  • Klosterhierarchie von Athos: 5. Rang
  • Gründung: Mitte 14. Jahrhundert durch Mönch Dionysios von Koryssos, seit 1389 eigenständig
  • Zerstörung: Großfeuer 1534 und 1539 (Mountathos.gr) oder 1535 (Wiki)
  • Anzahl der Mönche 2022: ca. 50
  • Besonderheit: Vergoldete Altarwand und älteste vollständige Wandmalerei der Apokalypse in der orthodoxen Welt im Katholikon (1547)
  • Bibliothek: 1.100 Manuskripte und über 15.000 Bücher
  • Reliquie im Kloster: Stücke des Heiligen Holzes; Ave Maria-Ikone aus der Belagerung von Konstantinopel 626; rechte Hand des Heiligen Johannes des Täufers, Reliquien des heiligen Niphon
  • LKW-Sichtungen: Unimog U411 mit abgesägtem Dach
  • Zufahrt: Piste vom Mount Anthiathonas; Fähranleger
  • Mehr Infos zum Kloster: Wiki
  • Alte Seite mountathos.gr (Wayback 2016): Klick
  • Wanderstrecke: Grigoriou – Kloster Dionysiou | 2,6 km lt. Karte (3,1 km mit Umwegen) | 0,75 h netto | 247 m Aufstieg | 259 m Abstieg | 506 m gesamt (roter GPS-Track)

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