Kielschutz fürs Schlauchboot: Luftkajak mit LKW-Plane verstärken
Als Kielschutz aufgeklebte LKW-Plane schützt den gefährdeten Unterboden am Schlauchboot und verlängert das Leben unseres Luftkajaks.
Haltbarkeit des Drop-Stitch-Bodens am Verano California Duo
Die innovative Drop-Stitch-Technologie unseres Verano California Duo ermöglicht durch die vielen Fäden zwischen Außen- und Innenseite stabile und trotzdem leichte Schwimmkörper. Dadurch hat auch das Unterschiff eine deutlich geringere Materialstärke. Das mag beim SUP-Board angehen. Bei einem schwer beladenen Kajak allerdings gibt es öfter mal Grundkontakt.
Und so hat unser Verano California Duo schon die erste Beschädigung in der Außenhaut. Das ist noch kein Leck, da diese schwarze Folie nur der Schutz für die eigentliche Drop-Stitch-Luftkammer ist. Aber es ist halt ein Loch im Schlauchboot. Muss ich reparieren.
Kielschutz aus LKW-Plane
Beschädigt ist zwar nur die Schutzfolie für die Drop-Stitch-Platten, aber ich will dennoch zur Sicherheit das ganze Unterschiff panzern. Und zwar nicht mit irgendeiner schmalen Kielschutzfolie oder einem Flicken, sondern über die gesamte Fläche mit LKW-Plane.
LKW-Plane als Kielschutz ist günstig, gut zu verkleben und quasi unzerstörbar. Einfach ein geiles Material. Allerdings kriegt man die extra dicke LKW-Plane mit 1400 g/m² nicht an jeder Ecke. Bestelle also oldschool im Fachhandel. Immerhin gibt es schon Website, Telefon und E-Mail. Bevorzugt wird ein Fax. Oldschool heißt aber nicht, dass die LKW-Plane schlecht ist oder lange braucht bis zu mir.
Hab bei solch schönem Material allerdings immer Schiss, mich zu verschnippeln. Schneide den Kielschutz für das Schlauchboot also erstmal nur grob zu. Lege dann die LKW-Plane über den umgedrehten Bootskörper und nehme mit weißen Punkten die Form des Unterschiffs auf. Aus den Resten der LKW-Plane kann ich noch D-Ringe und Kajak-Beschläge basteln.
Mit einer kräftigen Schere ist es kein Problem, die 1,5 mm dicke LKW-Plane passend zum Unterschiff zu schneiden. Ein Cuttermesser geht auch, aber da muss man ganz schön aufdrücken.
Das Verano California Duo hat ja eigentlich gar keinen richtigen Kiel, sondern einen flachen Boden aus Drop-Stitch. Das ist gut, weil die LKW-Plane als Kielschutz dann flach aufliegt. Muss nur bei den Aussparungen für die beiden Lenzventile und die Finnenhalterung aufpassen. Schneide die wieder nur grob aus und taste mich dann mit der Schere an die richtige Ausschnittgröße ran.
Kielschutzplane auf das Schlauchboot kleben
Tja, und dann kommt der Kleber ins Spiel. Und so ein vollflächiger Kielschutz für bessere Haltbarkeit des Drop-Stitch-Bodens braucht viel Kleber. Hab ja mit dem Bindulin PVC-Kaltschweißkleber schon Erfahrung gesammelt. Den gibt es auch aus der großen Dose.
Wichtig ist, den Untergrund vorm Aufkleben des Kielschutzes zu entfetten und keine zu große Fläche einzustreichen. Denn der PVC-Kleber zieht recht schnell an. Muss ja beide Flächen einstreichen. Noch dazu möglichst gleichmäßig. Am besten wären eine große Spachtel über die volle Bootsbreite und 4 Hände.
Um die Kielschutzplane möglichst blasenfrei auf das Unterschiff zu kleben, bewährt sich ein altes Nudelholz. Kann damit die LKW-Plane ganz gut und vor allem gleichmäßig aufpressen. Der zusätzliche Schutz für den Drop-Stitch-Boden am Luftkajak soll ja nicht nur haltbar, sondern auch glatt und blasenfrei werden.
Nacharbeiten am Kielschutz mit PVC-Kleber
Der Kielschutz ist nach ca. 5 Minuten Arbeit mit dem Nudelholz schon ordentlich fest. Trotzdem klebt die Panzerung aus LKW-Plane vor allem an den Seiten und Ecken noch nicht ganz sauber auf dem Unterschiff.
Kann aber mit dem PVC-Kleber nachträglich noch Lücken schließen und Spalte überbrücken. Bindulin AK5 ist da völlig problemlos. Nur was einmal zusammenklebt, geht nie wieder auseinander.
Brauche letztlich für das Verkleben einer Kielschutzplatte von ungefähr 3 m² auf das Unterschiff ziemlich genau zwei 670-g-Dosen PVC-Kleber.
Haltbarkeit des Drop-Stitch-Bodens mit Kielschutz
Durch die nachträgliche Panzerung des Unterschiffs mit einem Kielschutz aus LKW-Plane ist der Drop-Stitch-Boden jetzt zwar schwerer, aber wesentlich besser geschützt. Der Test über 200 km ist schon abgeschlossen. Konnte das Verano California Duo bedenkenlos und ohne Beschädigungen über jeden Untergrund ziehen. Gefällt mir jetzt.
Infos zum Kielschutz am Drop-Stitch-Boden
Mit dem aufgedoppelten Kajak-Schutz aus LKW-Plane ist das Verano California Duo jetzt genauso robust wie das Grabner Riverstar. Und das zu einem Drittel des Preises vom Schlauchbootprimus.
- Heytex-LKW-Plane: RAL 9005 tiefschwarz, 1400 g/m²
- PVC-Kaltschweißkleber Bindulin AK5 (2 x 670 g): Klick
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Hey Tom,
werde dieses Kajak auch bald haben, d.h. eigentlich hatte ich schon eins, bin damit in den Urlaub gefahren und habe leider erst dann gemerkt, dass eine Naht nicht zugeklebt war 🙁 Der Reklamationsumtausch ist in die Wege geleitet.
Meine Frage zum Kielschutz:
Warum hast Du den so schmal gemacht? Es sieht für mich auf den Bildern so aus, als ob nur die waagerechte Unterseite des Bootes die Plane abbekommen hat. An der Seite scheint nichts davon angekommen zu sein, obwohl die doch bei „Ziehen über Sand oder feinen Schotter“ ja durchaus mit belastet / „abgeschmirgelt“ wird und auch bei Grundberührung im Wasser ja nicht ausschließlich der tiefste Punkt des Bootes die dicken Steine trifft.
Und: mindestens auf der Angebots-Internet-Seite von Hermann Meyer liegt das maximale Gewicht bei ungefähr 900 g/m2 – weißt Du noch, welche Sorte Folien die 1400 g/m2 auf die Waage gebracht hat? Wäre für mich eine beruhigende Info, wenn ich bei denen anrufe und nach der Folie frage …
Vielen Dank – ich liebe Deine Seite – und liebe Grüße
Anselm
Klar, man kann das Boot auch ringsrum panzern. Aber dann wird das natürlich zusammengelegt immer unhandlicher. Ich habe mich tatsächlich nur für die Unterseite entschieden. Und wo du die LKW Plane beziehst, ist letztlich völlig egal. Eigentlich gibt es in jeder Stadt einen Laden oder eine Werkstatt, die LKW Planen anfertigen. Und es müssen auch keine 1400 g sein. 900 g reichen wahrscheinlich vollkommen aus. Die Plane ist auch so extrem robust.
Hey Tom,
nun bin ich endlich dazu gekommen, die „Panzerung“ vorzunehmen.
Denkfehler: „Viel hilft viel“ – ich habe die LKW-Plane etwas weiter hochgezogen, etwa die ursprünglich schwarze Fläche. Mittschiffs war das kein Problem, aber an Bug und Heck doch: ich hätte wissen können oder müssen, dass eine völlig un-elastische Plane sich nicht wirklich um Ecken formen lässt. Nun habe ich da ein paar Falten – darum kümmere ich mich morgen wenn dir übrige Klebung getrocknet und abgebunden ist.
Und auf den ebenen Flächen sieht man durch die fette Plane noch dir Drop-Stitch-Punkte hindurch – krasse Klebung!
Nebenbei 1: Das Bindulin klebt oder schweißt wirklich prima. Aber in der Anwendung kommt man doch irgendwann ins torkeln, von wegen „Klebstoff-Schnüffeln“. Geöffnete Fenster sind Pflicht oder besser doch gleich bei gutem Wetter unter freiem Himmel.
Nebenbei 2: Bei mir hat eine Dose Bindulin 670g ausgereicht (bis jetzt). Die zweite habe ich kaum angefangen. Da ich aber die Falten noch werde bearbeiten müssen, bleibt am Ende noch etwas über für D-Ring-Beschläge – umso besser.
Nebenbei 3: (hätte ich vielleicht vorher fragen sollen) verschlechtert sich eigentlich die Möglichkeit zum Zusammenlegen des Bootes durch die aufgeklebte Plane sehr?
Herzliche Grüße
Anselm
Den PVC-Kleber kannst du wirklich nur draußen verwenden. Und zwar mit Atemschutz. Und ja, je dicker und steifer die Plane ist, umso steifer wird auch das Boot. Das ist es mir aber wert.
Hey Tom,
nun habe ich das Boot tatsächlich ein paar Male benutzt: im letzten Jahr einmal auf den Feldberger Seen (danach war das Wetter für uns und das Boot zu schlecht) und in diesem Jahr in fünf Etappen die Lahn herunter.
Das erste Boot hat es vor zwei Jahren nicht einmal ins Wasser geschafft, weil bei einer Drop-Stitch-Kammer eine Klebenaht aufgegangen war – glücklicherweise vor der Verstärkung mit der LKW-Plane, so hat der Austausch mit dem Händler problemlos geklappt.
Gerade eben ist nun aber erneut eine Kammer, dieses Mal der Boden. mit lautem Pfeifen leck geschlagen – auch hier wohl wieder eine Klebenaht an der Bilge zum Boden. Weitere Fahrten sind also erst einmal nicht möglich.
Meine Frage: Hast Du wegen des Verano California Duo schon mal von derlei Montags-Produktions-Problemen gehört?
Ich hatte auch nach Deinen Berichten, das California für ein ordentlichs Boot gehalten und nicht mit solchen Maleschen gerechnet (verstehe mich bitte ric htig, das soll kein Vorwurf an Dich sein, Du bist nicht der Hersteller :-), aber vielleicht sind bei Dir ja mehr „Rückmeldungen“ wie meine aufgelaufen.
Liebe Grüße
Anselm
Wie geschrieben habe ich die Kielpanzerung ja deswegen aufgeklebt, weil es schon die ersten Beschädigungen am Boden gab. Und beim Paddeln auf der Freiberger Mulde hatten wir auch Luftverlust im Boot. Da braucht man sich nichts vormachen, PVC ist kein hochwertiges Material für Boote. Aber aus meiner Sicht hat PVC den Vorteil, dass es sich sehr leicht und haltbar kleben lässt. Naja, und der Preis liegt natürlich auch nur bei höchstens einem Drittel von unserem Grabner Riverstar XXL. Da kann man schon mal den ein oder anderen Flicken LKW-Plane aufkleben.
Hallo, auch dieser Bericht gefällt mir sehr gut! Danke für diese perfekte Beschreibung der Verbesserung des Unterschiffs 😉
Schöne Grüße aus Potsdam, Ingo
Im Rückblick hätte für den Kielschutz LKW-Plane mit 900 g/m² auch gereicht.
Hallo – ich hab das hier schon vor längerer Zeit gelesen und es hat mir sehr gut gefallen! Ich habe ein praktisch baugleiches 2er Full-Dropstitch „Nordmann“. War eigentlich immer zufrieden – bis das Lösen der Klebungen begann… Nun sind der hintere Auslaß und die rechte Kammer „entklebt“ – also keine mechanischen Schäden. Da ich nicht so der Bastler bin, möchte ich das Boot gerne abgeben. Es ist bis auf wenige Gebrauchsspuren in Ordnung, Sitze und Steueranlage mit dabei.
Ich hoffe, daß ich mit dem Anliegen hier nicht völlig falsch bin.
Grüße Uwe
Interessant für diesen Beitrag ist das Problem, dass sich der Kleber der Dropstitch-Platten löst. Das habe ich noch nicht beobachtet. Aber das soll ja nichts heißen. Ansonsten ist der Blog hier eher ungeeignet für solche Anzeigen, da man nicht kommunizieren kann. Aber dafür gibt es ja Plattformen…
Ich hab mir das schon gedacht – war halt die Hoffnung auf „Bastler“. Mit „entkleben“ hab ich mich nicht korrekt ausgedrückt – es lösen sich nicht die Dropstitch-Fäden, sondern eine Verbindungsstelle und die Luft entweicht.
Diese Undichtigkeit kriegst du aber mit dem Bindulin PVC-Kleber und vielleicht einem Stück LKW-Plane oben drüber relativ gut und einfach in den Griff. Du schmierst einfach den Kleber dazwischen, wartest kurz und drückst das zusammen. Das funktioniert ausgezeichnet und ist kein Grund, das Boot wegzugeben.
Gerade diese einfache Reparaturmöglichkeit ist es ja, die so für diese Boote spricht. Die teuren Boote klebst du nicht so einfach. Aber PVC kleben ist mit dem Kaltschweißkleber (Bindu AK5) überhaupt kein Problem.
Die Seitenteile sind mit dem Bodenteil „im Zwickel“ miteinander verbunden – und unsichtbar irgendwo da drin ist rechts das Leck – ich habe keine Ahnung wie dort rankommen um erstmal zu suchen. Aufschneiden? Das erscheint mir als handwerklich durchschnittlich Begabtem schwierig. Und wenn erstmal „unqualifiziert“ zerschnippelt und nicht hingekriegt wird ein Verkauf nicht leichter.
Ach so, das ist natürlich was anderes. Das ist aber auch eine dumme Stelle. Meinst du, dass dir jemand das Boot in diesem Zustand abkauft? Okay, das hängt natürlich vom Preis und dem Zubehör ab.
Ich habe es noch nicht probiert, aber ich denke, dass die Dropstitch-Teile durch aufgeklebte LKW-Plane verbunden sind. Die könnte man, wenn das so wäre, natürlich aufschneiden, die Kammer reparieren und dann alles wieder verkleben. Aber wie gesagt, ich habe das noch nicht gemacht und noch nicht einmal untersucht. Ist nur so eine Idee, um das Boot vielleicht doch noch zu retten.
Bevor du es aber auf den Müll wirfst, schicke es mir. Dann untersuche ich das und wir lernen wenigstens was dabei. Am besten wäre aber, du findest jemanden, der sein Handwerk versteht. Viel Glück dabei!
P.S.: Und was sagt eigentlich der Hersteller/Händler dazu?
Vllt gibt es doch noch einen Bastler wie dich, der sich dran versuchen will – Müll ist eigentlich keine Option. Vllt könnte ich es im Bus haben, wenn ich mal in DD bin 😉
Der Händler war eine Negativ-Erfahrung… Nach dem Kauf wurden kritische Fragen und berechtigte Reklamation rigoros geblockt – inzwischen auch aus Garantie raus.
Klar du kannst das auch hier untersuchen. Aber eine Sache kaputt basteln sollte immer nur der Eigentümer. Deswegen kann ich dich nur ermutigen, das selber zu versuchen. Wo ist das Risiko? Niemand wird dir ein ehrlich beschriebenes, delaminiertes Boot im Niedrigpreissegment zu einem für dich akzeptablen Preis abkaufen, wenn es solche Boote in jedem Baumarkt für ein paar Euro gibt. Du verlierst also nichts. Kannst aber viel gewinnen.
da sollte ein „Daumen hoch“ stehen 😉 – danke
Aber lass dich nicht runterziehen. Steueranlage, Sitze und Paddel kannst du auch bei defektem Boot sicher gut verkaufen.