Wildcampen in Estland: Offiziell und direkt am Meer
Wildcampen in Estland ist nicht verboten und wird sogar offiziell durch Infrastruktur unterstützt. Und für jeden ist genug Platz da. Am Meer und im Wald.
Abschied von Riga und Start auf die lettische Via Baltica
Zum Frühstück noch mal den Reiseführer durchgehen, ob wir auch alles gesehen haben. Ja, das müsste es gewesen sein. Riga ist abgehakt. Also packen. Nochmal Vorräte auffrischen.
Und los. Weiter nach Norden. Waren lange nicht mehr am Meer. Also am richtigen Meer. Mit Strand und so. Davon gibt es ja in der Altstadt von Riga relativ wenig. Die Stadt zieht sich. Trolleybusse, Straßenbahnen, Pflasterstraßen. Aber der Verkehr recht diszipliniert. Das Zentrum ist geschafft. Jetzt auf die Fernstraße nach Norden. Die ist breit und gut asphaltiert. Langsame LKWs fahren auf der Standspur. So wie dieses Geobohrgerät auf ZIL-131 6×6. Überholen im Gegenverkehr ist so kein Problem.
Stellplatz am Sandstrand der Rigaer Bucht
Ein paar Kilometer vor dem lettischen Svētciems läuft die Fernstraße ein paar Kilometer unmittelbar am Meer entlang. Gibt da zwei sehr gut gefüllte Parkplätze. Eignen sich fast schon als Wohnmobilstellplätze. Liegen aber direkt an der Fernstraße. Und selbst echte Trucker nutzen den Parkplatz zwischen Wald und Wasser für eine Pause. Muss also auf den ersten Stellplatz zurückfahren. Reinzirkeln. Stehen.
Aber das gilt noch nicht als Wildcampen. Das ist höchstens ein Wohnmobilstellplatz für eine Nacht. Ist aber dennoch wirklich schön hier. So mit dem breiten Sandstrand der Rigaer Bucht.
Doch im Wasser schwimmen hunderte verunglückte Schmetterlinge. Ist unklar, warum sich die Schmetterlinge einfach ins Meer stürzen.
Die Kinder sind die ganze Mittagspause damit beschäftigt, Schmetterlinge zu retten und auf einem Baumstamm zum Trocknen aufzureihen. Irgendwann machen auch viele andere Touristen am Strand mit. Ukrainer, Letten, Esten. Zumindest, soweit sie sich zu erkennen geben. Denn die merken natürlich schnell, dass die Kinder nicht so richtig hierher gehören. Alle freuen sich und machen Fotos.
Und die Kinder sind ganz stolz, dass die anderen Touristen jetzt auch bei der Rettung der Schmetterlinge mithelfen. Da bleiben die Spaten liegen.
Tatsächlich fliegt die Hälfte der Geretteten innerhalb einer Stunde dann auch weg. Hoffe, die haben ihre Lektion gelernt. Und das es nicht so schlimm ist, mal gegen die Evolution zu arbeiten.
Offiziell Wildcampen in Estland
Dann weiter. Nix neues Estland. Und trotzdem ist hier alles anders. Man merkt, dass die Esten ein eigenes Völkchen sind. Nicht nur an der Sprache.
Nach der estnischen Grenze dann raus in ein Waldstück. Wald und mehr ist ja hier sowieso überall. Wildcampen in Estland ist auch kein Problem. Manchmal wird sogar die Infrastruktur bereitgestellt. So richtig mit Schildern und so.
Also ist auch ein Stellplatz nicht schwer zu finden. Keine große Besonderheit. Aber unter den Bäumen am Strand ist es schon schön.
Einige Esten mit Zelten sind auch schon da. Scheint ein regelmäßig genutzter Platz für das Wildcampen in Estland zu sein. Das hat Vorteile, denn so gibt es die üblichen Trockentoiletten. Dadurch wiederum saubere Wälder.
Kinderfreundlicher Badestrand an der estnischen Rigaer Bucht
Der Strand ist extrem kinderfreundlich. Breit, sandig und flach. Paar große Findlinge. Das Wasser ziemlich warm. Hätte nie gedacht, dass man mal in der Ostsee bei 26° baden könnte. Kenne das eigentlich immer nur mit 10 Grad weniger. Kann man zwar auch baden. Macht aber nur halb so viel Spaß.
Jedenfalls planschen die Kinder bis zum Sonnenuntergang im Wasser.
22 Uhr ist immer noch keine Ruhe. Das Meer wird irgendwie immer wärmer.
Am besten ist aber, dass es beim Wildcampen in Estland zumindest hier und heute keine Mücken gibt. Ein Teil der Familie schläft also draußen in der Hängematte. Die beiden kleinen Hängematten waren noch vor Sitzgruppe, Hubbett und Aufstelldach die ersten Schlafgelegenheiten im Bus. Ach ja. Damals. Marokko 2016.
Riga – Saulkrasti – Svētciems – Treimani | Estland | 137 km | 2.028 km
Infos zum Wildcampen in Estland
- Wildcampen in Estland ist nicht verboten. Wildcampen scheint sogar ein beliebtes Hobby der Einheimischen zu sein.
- In Estland finden sich immer wieder Stellen, an denen man offiziell Wildcampen kann, sogar mit Ausschilderung.
- Den Platz sauberer als vorher zu hinterlassen, ist Ehrensache. Sowas muss man eigentlich nicht zur Mission erheben.
- Selbstverständlich sollte auch sein, Wildcampingplätze nicht in irgendwelchen Stellplatz-Apps zu posten. Das gehört ja dazu. Seinen Platz für das Wildcampen in Estland selbst zu finden.
Hallo Tom, wieder ein sehr schöner Bericht. Zum Thema Wildcampen, vll. noch ein Hinweis zum schnellen Auffinden der Plätze, zum Beispiel über Google Maps. Der von dir beschriebene Platz, wie auch die anderen Waldcampingplätze werden vom estnischen Forstbetrieb RMK errichtet und bewirtschaftet. Sucht man nun über Maps nach „RMK“ findet man in ganz Estland die feinsten Plätze. Unser Tipp sind auf jeden Fall noch die Inseln Estlands. Wir haben uns auf Saaremaa und Hiiumaa zwei Wochen aufgehalten und auch dort wunderbare RMKs gefunden, teilweise sogar mit uriger Schutzhütte und Kaminofen, alles zur freien Verfügung.
Viele Grüße, Fred
Ja, Estland ist ein Paradies für Wildcamper. Wobei das eigentlich gar nicht mehr als Wildcampen in Estland durchgeht. Ist Luxus-Wildcampen.
Vielen Dank für diesen coolen Artikel. Habe ihn ganz gelesen und mich sehr darüber gefreut. Werde in den kommenden Monate ins Baltikum aufbrechen.
Viele Grüße
Florian
Diese Infrastruktur in Estland kann man schon nicht mehr Wildcampen nennen. Das ist Luxus pur.
Tolle Infos, die wir auf unserer Tandemtour inkl. Zelt im Juni/Juli 2023 im Baltikum gut gebrauchen können.
Mit dem Fahrrad durch Estland ist bestimmt schön. Viel Spaß dabei.