Selber Sandstrahlen mit Sandstrahlpistole und Rückführung
Selber Sandstrahlen zu können, verbessert selbst mit der handlichen Sandstrahlpistole Buran plus die Möglichkeiten beim Rostschutz.
Sandstrahlen ist nun mal das Beste
Schon vor einiger Zeit hatte ich für den Rostschutz meines alten Mercedes 1124 eine fixe Idee und wollte das ganze Fahrgestell sandstrahlen und neu lackieren. Und zwar nicht irgendwo in einer Kabine und als Fremdleistung. Sondern selber. In der Wüste. Denn beim Sandstrahlen ist das Strahlmittel am teuersten. Luft hat der LKW genug. Also warum nicht?
Hab also als erstes Zubehör für den LKW einen 10m langen Druckluftschlauch mit Kupplung für das Anhängerbremsventil gekauft. Brauchte nur noch ein mobiles Sandstrahlgerät für den Druckluftkessel am LKW. Und eben Sand. Doch den gibt es am Erg Chebbi in rauen Mengen.
Sandstrahlen ist eigentlich Glasstrahlen
Allerdings bin ich mit dem Selbst-Sandstrahl-Wohn-Mobil dann doch nicht so richtig warm geworden, weil mir etwas die eigentliche Selbstausbauidee abhanden gekommen und der Kauf eines großen Allrad-LKW mit Doka für uns die falsche Wahl war. Fensterbus ist besser.
Doch leider hat der 711er keine Druckluft, sondern eine Unterdruckanlage. Kann da nicht mehr so einfach zum Sandstrahlen in die Wüste fahren. Müsste ja einen Druckluftkompressor und auch noch einen Stromerzeuger mitnehmen. Und sowieso hab ich zwischenzeitlich gelernt, dass man nicht mit Sand strahlt, sondern mit weniger gesundheitsgefährlichem Strahlgut. Gab also klassischen Rostschutz am Bus.
Hab aber jetzt an einer ganz dummen Stelle Rost. Und zwar am Karosseriefalz links vor den Kotflügeln. Und Rost im Falz ist ohne Sandstrahlgerät dumm. Hatte schon beim VW-Bus T3 viel Ärger mit Rost an Karosseriefalzen. Man kommt mit nichts so richtig gescheit in den Falz rein oder zerstört die Abdichtung zwischen den Blechen. Sowas ist genau die richtige Anwendung für eine Sandstrahlpistole.
Sandstrahlpistole mit Sandrückführung
Nun habe ich ja keine Halle, sondern schraube draußen. Da kann ich mir auch nicht einfach selber eine Sandstrahlkabine bauen, aber das Strahlgut auch nicht wild in der Gegend herumblasen. Und extra in die Wüste zu fahren, um eine Roststelle sandstrahlen zu können, ist nun auch nicht die wirtschaftlichste Idee.
Hatte schon vor einiger Zeit im Katalog vom Korrosionsschutz-Depot eine handliche Sandstrahlpistole mit Sandrückführung entdeckt. Fand diese Lösung fürs selber Sandstrahlen eigentlich nicht schlecht, war aber auch skeptisch. Und hatte ja eh keine Druckluft mehr fürs selber strahlen.
Seit ich aber den Druckluftkompressor habe, merke ich, wie einfach, preiswert und robust Druckluftzubehör ist. Da gibt es alleine im Korrosionsschutz-Depot drei verschiedene Sandstrahlpistolen. Aber das Problem mit dem Strahlgut bleibt.
Da die nächste Sandwüste weit weg ist, nehme ich also am besten die „Buran plus“, weil ich da das Strahlgut auch ohne Strahlkabine auffangen und wiederverwenden kann. Und beim Sandstrahlen auch weniger Sauerei auf meiner Außenbaustelle entsteht.
Der Buran ist übrigens ein gewaltiger Sturm in der Wolgasteppe – im Sommer mit Staub und Sand, im Winter mit Schnee. Ein großer Name also für die kleine Sandstrahlpistole Buran plus, die erst mal wie eine normale Druckbecherpistole aussieht.
Der Clou ist aber das Gummimundstück rund um die Strahldüse, durch die das Strahlmittel wieder im Auffangsack landet. Ist eigentlich ein einfaches Prinzip. Die Frage ist, wie die Sandstrahlpistole und das Auffangen des Strahlmittels in der Praxis funktionieren.
Test der Buran plus
Wie bei Druckluftgeräten üblich, ist der Aufbau der Sandstrahlpistole denkbar einfach. Robust scheint das Sandstrahlgerät auch zu sein. Aber entscheidend ist der Test beim Sandstrahlen am Problemfalz. Mache also für den ersten Test den Metallbehälter voll mit Strahlsand.
Tatsächlich ist das kein Strahlsand, sondern Glasgranulat. Quarzsand ist gesundheitsschädlich, also gibt es verschiedene ungefährliche Sandstrahlmittel wie Nussschalen, Schlacke, Korund oder eben Glasgranulat. Wichtig ist halt immer, dass das Strahlgut nicht viel kostet, trocken ist und trotzdem eine ordentliche abrasive Leistung bringt. Um Strahlgut zu sparen, nehme ich die oberste Rostschicht mit der Bandfeile weg. Mache aber vorsichtig, denn damit verschleift man den Rost eigentlich nur.
Nun ist Glasgranulat ziemlich fein. Ich drehe für den Test der Sandstrahlpistole die Düse also nicht besonders weit raus. Merke schon nach dem ersten Test, dass die Luftleistung von meinem kleinen Kompressor mit 140 l/min Liefermenge nur für etwa die Hälfte der empfohlenen Leistung ausreicht. Aber auch in meinem kleinen Kessel sind 8 Bar und ich habe Zeit.
Selber Sandstrahlen zu können, hat schon was. Für professionelle oder großflächige Anwendungen wären so 300 bis 500 Liter auf der Abgabeseite des Kompressors besser. Dann lässt sich noch einmal wesentlich schneller und auf größeren Flächen arbeiten.
Einstellung der Strahlpistole und Recyclingquote
Bin eigentlich schon mit dem ersten Test der Sandstrahlpistole mit eingeschraubter Düse ziemlich zufrieden. Lack und Rost sind absolut sauber runter gestrahlt. Der Falz sieht fast aus wie neues Blech. Das Karosseriedichtband zwischen den Blechen ist aber unbeschädigt. So hab ich mir das vorgestellt. Perfekt.
Und auch vorne an der Motorhaube kann ich einen rostigen Steinschlag selber sandstrahlen. Wenn der Kompressor sowieso aufgebaut ist, lässt sich Rost schnell und perfekt behandeln. Vor allem bleiben beim Sandstrahlen keine Übergänge, Schleifspuren oder Kratzer. Das ist einfach neues Blech danach. Na ja, nicht ganz neu, denn das Eisenoxid kommt ja irgendwo her. Aber zumindest ist das Restblech nach dem Sandstrahlen rostfrei.
Die Recyclingquote an Strahlgut ist beim ersten Mal selber Sandstrahlen aufgrund mangelnder Erfahrung noch ausbaufähig. Aber etwa 50% des Strahlgutes kann ich direkt zurückgewinnen. Das System mit dem Auffangbeutel an der Buran plus funktioniert also.
Wenn ich den Gummischutz über der Sandstrahlpistole richtig auf das Metall drücke und die Ränder mit den Fingern abdichte, landet sicherlich noch viel mehr Strahlgut im Auffangbeutel. Vor allem aber reduziert die Strahlpistole die Staubbelastung beim Sandstrahlen. Kann da sogar innen im Wohnmobil kleine Stellen behandeln.
Könnte aber auch mal eine Strahlkabine selber bauen. Bräuchte dazu ja nur ein altes Wasserfass mit Schraubdeckel, eine Sichtöffnung und zwei Öffnungen für Gummihandschuhe. Vielleicht noch einen Staubsaugeranschluss. Aber bevor ich den ganzen Bus fürs Sandstrahlen einhause, komme ich doch mit der Sandstrahlpistole mit Rückführung wesentlich besser.
Hab nach dem Test der Sandstrahlpistole zwar keine Bedenken mehr, dass mein kleiner Flüsterkompressor mit zwar 2 Zylindern, aber nur 140 l/min Liefermenge beim Sandstrahlen überfordert sein könnte. Denn die Luftleistung an der Sandstrahlpistole lässt sich gut einstellen.
Bei meiner Spareinstellung habe ich ja nicht viel Sandstrahlmittel verbraucht. Für eine optimale Einstellung empfiehlt das Korrosionsschutz-Depot, die Strahldüse komplett einzuschrauben, dann wieder 5-7 Umdrehungen herauszudrehen und zu kontern. Damit ist mein Kompressor überfordert. Mit 3 Umdrehungen funktioniert die Buran aber auch.
Nur für professionelle Anwendung ist das zu wenig. Jedenfalls hat die Strahlpistole noch genug Leistungsreserven. Dafür reicht bei mir der 25-kg-Sack Glasgranulat eine Weile. Und mehr als lokale Rostbehandlung mache ich sowieso nicht. Passt.
Jedenfalls brauche ich nach dem Sandstrahlen nicht mal die übliche Rostschutzbehandlung mit Owatrol als Basis, sondern kann gleich mit Brantho Korrux 3 in 1 aufs selber sandgestrahlte Blech gehen.
Das gibt’s sogar in Wunschfarbe, was in Verbindung mit dem Sandstrahler die Rostbehandlung am Gruppenkraftwagen echt einfach macht. Nun ist das Brantho Korrux 3-in-1 in RAL 6012 schwarzgrün nur mit dem Pinsel aufgetragen. Aber der Farbton ist schon nicht schlecht.
Wahrscheinlich könnte man den Lackaufbau auf den sandgestrahlten Flächen auch ganz normal mit Grundierung und Fahrzeuglack machen. Aber auf die Lackierung rostfreier Flächen bin ich materialmäßig gar nicht vorbereitet. Owatrol und Brantho hingegen gehören zur immer einsatzbereiten Standardausrüstung. Und jetzt eben auch meine neue Sandstrahlpistole.
Selber Sandstrahlen: Infos
Bin mal gespannt, ob der Rost am Falz durch Sandstrahlen und Brantho besiegt ist. Aber sowas zeigt kein Test, sondern nur die Zeit. In Bezug auf Rostbehandlung, Handling und Strahlerfolg in dummen Ecken bin ich jedenfalls mit der Sandstrahlpistole schon mal zufrieden.
- Mein relativ leiser und handlicher, aber für richtige Strahlarbeiten zu kleiner Druckluftkompressor Fairair KFA 1.5-8-20 OF (Druckluft-Fachhandel): Klick
- Sandstrahlpistole Buran plus mit Sandrückführung (Korrosionsschutz-Depot): Klick
- Strahlgut (Glasgranulat): Klick
- Brantho Korrux 3 in 1 in Wunschfarbe (RAL 6012 schwarzgrün): Klick
- Staubmaske 3M (6002C): Klick
- Geschlossene Schutzbrille: Klick
Gutes Ergebnis an einer schwierigen Stelle! Und dann auch noch mit einem recht kleinen Kompressor, feine Sache. Meine Beifahrertür schwächelt an der Unterkante ein wenig und auch sonst gibt es da ein paar Stellen…
Also wieder was gelernt, das brauche ich auch.
Und weil mir das wirklich gefallen hat, musste ich ebenfalls das Korrosionsschutz-Depot bemühen. An sich war die Sandstrahlpistole nur für den 711 gedacht, den Jungfernflug hat die Buran dann aber anderweitig absolviert. Als hauptsächliche 08/15-Familienkutsche fahren wir einen Passat Variant B7, an sich ein freundliches Auto mit etwas Drehmoment. Vor der fälligen HU hat mich fast der Schlag getroffen, die Hinterachse sah aus, als hätte sie zwei Jahre in der Nordsee verbracht. Der erste Gedanke war, das Ding auszubauen und wegzuschmeißen. Dann kam mir die kleine Sandstrahlpistole in den Sinn…
Was soll ich sagen – das Ding funktioniert mal richtig gut! Klar, an Rückgewinnung von Strahlgut war bei den unmöglichen Strahlwinkeln nicht zu denken. Trotzdem war das Ergebniss richtig gut, man kommt auch prima in kleine Ecken und der Verbrauch an Strahlgut ist recht gering. Die Buran-Pistole hat mich restlos überzeugt, ärgere mich nur, nicht selbst auf diese Idee gekommen zu sein.
Danke Tom, mal wieder ein Volltreffer.
Ich war auch erst skeptisch. Nicht wegen der Strahlpistole, sondern wegen der Leistung meines kleinen Kompressors. Aber wenn man nicht auf Tempo arbeiten muss, funktioniert das schon. Wirkt jedenfalls an manchen Stellen Wunder.