Saint-Malo und die große Schräge
Das Parken in Saint-Malo und ganz besonders in der Altstadt hinter den Mauern ist für große Wohnmobile eine echte Herausforderung.
Bretonisches Bauernhofparken
Der enge Wohnmobilstellplatz von Mont-Saint-Michel ist jetzt am Morgen dicht an dicht belegt. Aber egal, passt schon. Staune sowieso, dass da bei Millionen Besuchern ein freier Wohnmobilstellplatz angeboten wird. Sogar mit Toilette für die Kleinbusse. Insofern vielen Dank an die Gemeinde Beauvoir bzw. die Normandie.
Noch mal zur Burg will keiner, also fahren wir über kleine Wege durch die Felder von hinnen. Hier wächst ziemlich viel, scheinbar vor allem Knoblauch. Da der bei uns nicht kommt, halten wir am erstbesten bretonischen Hofladen.
Nicht nur das Einkaufen, sondern auch das Übernachten scheint auf vielen Bauernhöfen in Frankreich sehr beliebt zu sein. Aber für heute gibt es nur einen Jahresvorrat Knoblauch und das, was man eben so auf einem Bauernhof zu kaufen kriegt.
Parken in Saint-Malo
Leider nur gibt es so einen Bauernhof nicht in Saint-Malo. Ist echt schwierig, in Saint-Malo einen Parkplatz für den Bus zu finden. Alles mit Höhenbeschränkung. Und wo das Wohnmobil drauf passen würde, ist nichts frei.
Aber das ist mir jetzt egal und ich parke das Wohnmobil halblegal am Fährhafen. Brauche natürlich wieder eine Weile, bis ich wieder eine neue Parkplatz-App downloade und feststelle, dass die gar nicht funktioniert und ich doch am Automaten Autonummer, Typ und Parkzeiten manuell eingeben und bar bezahlen muss. Mit dem Automaten kämpfen alle.
Aber wie auch immer. Jetzt liegt ein Zettel mit der bezahlten Parkgebühr hinter der Windschutzscheibe, und der Bus steht auch genau in der Parkbucht. Da kann sich eigentlich niemand beschweren.
Saint-Malo hinter der Mauer
Rein nach Saint-Malo. Erstmal hoch auf die Stadtmauer. Die Häuser im alten Saint-Malo sind alle recht neu, weil sich unsere Großväter hier unbedingt beweisen wollten und erst aufgegeben haben, als schon die halbe Altstadt in Schutt und Asche lag.
Mir gefällt vor allem das Meeresschwimmbad vor der Stadtmauer von Saint-Malo mit dem kleinen Sprungturm. Baden in solchen Gebieten mit extremem Tidenhub ist nämlich eine Herausforderung.
Aber statt Baden im kalten Meer ist uns lieber nach Essen in einem warmen Restaurant. Dank mangelnder Medienkompetenz dachte ich erst, das wäre ein ganz berühmtes Restaurant, aber das ist ja nur die Kleine und nicht die Krosse Krabbe. Also weiter.
Im Restaurant sitzen wir eine Stunde, bis das Essen kommt. Wären wir mal in die Kleine Krabbe gegangen. Aber ich will nicht meckern, denn für so einen Touristen-Hotspot wie Saint-Malo kann man echt zufrieden sein.
Trotzdem ist die Stadt jetzt nicht so der Burner. Am interessantesten bleiben immer noch der Hafen mit der verschiebbaren Hafenbrücke sowie die Stadtmauer.
Vario als verkappter Sprinter
Zurück am Parkplatz ist immer die Frage interessant, ob sich jemand an uns gestört hat. Aber nein, ganz im Gegenteil. Gegenüber steht ein noch längerer Vario 814 D. Wir unterhalten uns ganz nett, und der Brite erzählt davon, dass er sogar mit seinen 4,20 m Radstand in Frankreich immer als Sprinter durchgeht, weil hier niemand den Vario kennt. Er hat auch extra keine Toter-Winkel-Aufkleber und fährt jede 3,5-Tonnen-Beschränkung einfach durch. Na sowas.
Und tatsächlich verrät man sich in Frankreich vor allem mit den Schildern als LKW. Ohne könnte der T2N zumindest optisch so eine Art Sprinter sein. Und damit unter 3,5 Tonnen. Doch obwohl die Franzosen mit diesen komischen Schildern sowieso ein bisschen übertreiben, ist fraglich, ob das dauerhaft durchgeht.
Kein Stellplatz aus dem Wohnmobil-Reiseführer
Nun habe ich ja neben einem klassischen Reiseführer auch extra einen Wohnmobil-Reiseführer Bretagne auf dem Armaturenbrett. Das ist ganz praktisch, weil da tatsächlich die meisten interessanten Stellplätze drin stehen und kurz beschrieben sind. Dazu die wichtigsten Attraktionen der Bretagne.
So ein bisschen Vorrecherche ist nicht nur übersichtlich, sondern auch ziemlich hilfreich. Suche mir da interessante Punkte raus und markiere die in der Karte. Auch das macht sich ganz gut, weil sich die Karte vom Reise-Know-how-Verlag mit quasi jedem beliebigen Stift super beschreiben lässt.
Und so stehen auf dem aus dem Reiseführer ausgesuchten Stellplatz am Canon de la Pointe de la Corbière zwar schon sechs Wohnmobile, ich würde mich aber trotzdem dazustellen. Schließlich gibt es den versprochenen Blick auf das Meer („Sehr schön und ruhig gelegener Parkplatz mit Meerblick nahe der Landspitze Pointe de l’Iisle“, S. 57).
Aber eben nur den Blick und keinen Sandstrand. Staunen sowieso alle, dass ich mich hier zu all den anderen WoMos auf Keilen hinstellen würde. Na gut, dann eben nicht. Die nächste Stichstraße hat aber am Ende wirklich eine Höhenbeschränkung. Man müsste den Bus irgendwie auf zwei Meter Höhe zusammenklappen können. Also knappe Wendung und zurück. Die nächste Bucht ist besser, aber ein bisschen steil. Irgendwas ist eben immer.
Aber wir sind allein und auch das Übernachten ist nicht verboten. Klar, der Parkplatz ist so schräg, dass sich hier sowieso niemand hinstellen mag. So viele Keile kann man gar nicht unterlegen, damit ein Wohnmobil gerade steht. Dazu neigt sich der Bus mit den neuen weichen Vorderfedern gleich mal doppelt zur Seite. Für uns also genau richtig. Besser schräg als voll.
Bretonisches Strandvergnügen
Das Meer ist mit 18°C deutlich wärmer als die Luft.
Tja, willkommen in der Bretagne. Bis auf das Wetter ist da alles super.
Die Jungs gehen dann noch ein bisschen buddeln, während die Eltern über den bretonischen Strand spazieren. Das Wasser ist bestimmt schon sechs oder sieben Meter gefallen und fällt immer noch ziemlich schnell. Erst müssen wir noch über die Felsen klettern, nach 10 Minuten können wir schon unten an deren Fuß langlaufen.
Probleme am Hubbett
Danach stelle ich beim Ablassen des Doppelhubbetts fest, dass 3 Nieten abgeschert sind. Muss also neue Nieten setzen. Alles ist da, nur der Akkuschrauber fehlt. Muss also die Löcher mit dem Bohrer von Hand aufreiben. Macht ziemlich Arbeit. Aber das ist nur die Strafe dafür, dass ich dachte, auf so einer kleinen Zweiwochenreise in die Bretagne keine Bohrmaschine mitnehmen zu müssen. Aber die gehört eben selbst auf kleinen Touren ins Bordwerkzeug.
Schließlich hört der Regen mal auf und der Abend unten an der Plage ist ganz nett. Am Horizont ein Leuchtturm. Ein Lichtschein im Westen und ansonsten Meeresplätschern und Salz in der Luft. Ist nur ziemlich kalt hier und ich hab nichtmal lange Sachen mit. Diesmal lässt die Ausrüstung echt zu wünschen übrig.
Le Mont St. Michel – Hirel – Dinard – Canon de la Pointe de la Corbière – Saint-Cast-le-Guildo – Port Jacquet | Frankreich | 347 km | 1.907 km
Das Parken in Saint-Malo klingt wirklich nach einer Herausforderung, besonders mit größeren Wohnmobilen. Finde es interessant, dass du den Fährhafen als halb-legale Lösung gewählt hast – manchmal muss man eben improvisieren. Saint-Malo selbst hat mich auch immer wegen seiner beeindruckenden Stadtmauern und der Nähe zum Meer fasziniert.
Aber wie sieht es eigentlich mit Alternativen für längeres Parken in der Bretagne aus, vielleicht auf einem Bauernhof in der Nähe?
Klar, Bauernhof oder Campingplatz wäre das Beste in Frankreich. Und dann jeden Tag mit dem Fahrrad in die Stadt. Oder auf dem Zöllnerpfad mit dem Zelt auf dem Rücken rund um die Bretagne. Gibt jedenfalls viele bessere Alternativen, als mit dem Wohnmobil in St. Malo parken zu wollen.